Ausgabe 42

4. Quartal 2000

" Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
seitdem die Welt verrohte...."

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Info-Archiv


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder,

mit einer Lesung von Herta Müller und Jürgen Serke hat die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und –Stiftung am 8. September 2000 ein eigenes Büro eröffnet. Rechtzeitig zum 10-jährigen Bestehen. Und was für eine Adresse: An der Herzogstraße 42 in Elberfeld. Direkt vor dem Else Lasker-Schüler-Denkmal, an dieser Straße wurde die Dichterin 1869 geboren!


Herta Müller, Hajo Jahn und Jürgen Serke im neuen ELS-Büro

Der WDR, der seinem Wuppertaler Studioleiter die ehrenamtliche Nebentätigkeit für die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft und –Stiftung, die Arbeit gegen das Vergessen und Fremdenfeindlichkeit gestattet hatte, stand mit der Pensionierung von Hajo Jahn mit Büroraum nicht mehr zur Verfügung. Das provisorische Domizil im Dachzimmer der Stadtbibliothek, in der wir bislang ein ebenso freundliches wie räumlich beengtes Gastrecht genossen, reichte weder vom Platz noch von den technischen Möglichkeiten und wurde außerdem für Eigenbedarf benötigt. Die Stadt Wuppertal, die jährlich einen Zuschuß von 5.000 DM gewährt, hatte den vom Vorstand beantragten Büroraum abschlägig beschieden.

Deshalb sind wir – einmal mehr – selbst aktiv geworden. Zufällig entdeckten wir einen Raum, zu dem die Dichterin aus ihrem Mosaikbild im Denkmal heraufschaut. Miete und Nebenkosten des Büros teilen sich Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und –Stiftung, anders wäre diese notwendige Geschäftsstelle nicht finanzierbar.

Einrichtung und technische Geräte wie PC, Fax und Kopiergerät wurden von den Firmen Hewlett Packard, Einrichtungshaus Ostermann, Witten/Haan, sowie den Wuppertaler Unternehmen Hartmann Bürotechnik, Deutsche Telekom und KDT (Klaus Datentechnik) gesponsert. Wenn die öffentliche Hand ausfällt, muss sich die Kultur andere Partner suchen.

ACHTUNG

Mit der neuen Geschäftsstelle hat sich auch der Faxanschluß geändert: 0202 - 7475 433. Die Telefonnummer ist geblieben: 0202 - 305198.

An jedem ersten Montag eines Monats treffen sich künftig Mitglieder und Vorstand im Wuppertaler Büro zu einem Jour fixe. Thema wird das Internet-"Gedicht des Monats" sein, das Karl-Jürgen Skrodzki, Mitarbeiter der Kritischen ELS-Werkausgabe, regelmässig für unsere Homepage bearbeitet - beim erstenmal also "Weltende": 6. November, 19.30 Uhr, Moderation Klaus Becker, Remscheid.

Die Zusammenkünfte können aber auch genutzt werden zu Fragen und Anregungen an den Vorstand. Mitglieder von außerhalb können uns gern anrufen - jeweils ein Anrufer kann über Lautsprecher zugeschaltet werden. Wir freuen uns über Ihren Besuch oder Anruf.


Prinz Jussuf in Peking

Erster ausländischer Gast im neuen Büro war die Germanistin Aihong Jiang aus Peking. Sie stellte ihre Dissertation vor, einen Vergleich Else Lasker-Schülers mit traditonsreichen chinesischen Lyrikformen (siehe weiter unten "Asiatische Einblicke").

Die Bewährungsprobe für das Büro kam mit der offiziellen Eröffnung: Herta Müller, Vorstandsmitglied, zeigte während der Lesung eine Diaprojektion der Illustrationen aus ihrem neuen, von der Kritik hochgelobten Buch "Im Haarknoten wohnt eine Dame" – heitere Collagen, erschienen bei Rowohlt. Und Jürgen Serke, Kuratoriumsmitglied der ELS-Stiftung, las aus seinem Buch "Die verbrannten Dichter" die verschlungene Liebes- und Lebensgeschichte von Claire und Yvan Goll. Mit der STERN-Serie und dem Buch "Die verbrannten Dichter" hatte er vor einem halben Jahrhundert Else Lasker-Schüler und andere in Vergessenheit geratene Autoren wieder einer größeren Öffentlichkeit ins Bewußtsein gebracht. Beide Autoren waren auf eigene Kosten angereist, Serke aus Hamburg, Müller aus Basel, wo sie z. Z. als Stadtschreiber arbeitet. Wir danken beiden sehr herzlich.

Die räumliche Enge beinträchtigte keineswegs die Stimmung der Besucher in dem 14,5 m langen, 3,5 m breiten Büroraum, in dem es künftig auch Wechselausstellungen geben wird. Jetzt werden zu ELS-Gedichten Grafiken gezeigt, die von Künstlerinnen der GEDOK Leipzig stammen.

Extra angereist war Uli Nehls vom Regionalbüro "Aktion Courage", Mölln. Er arbeitet an einem Buch über den Brandanschlag in der schleswig-holsteinischen Stadt, bei dem am 23. November 1992 ein halbes Jahr vor dem Attentat von Solingen drei türkische Bürger ums Leben kamen. Uli Nehls hatte uns bei den "Dichterlesungen in Asylbewerberheimen – Gegen Gewalt und Fremdenhass" geholfen, am 28.11.1992 im türkischen Teehaus von Mölln die Veranstaltung mit dem Lyriker Werner Söllner durchzuführen, moderiert von Jürgen Serke. Dieses Geflecht von Autoren, Pädagogen, Wissenschaftlern, Journalisten und Mitgliedern der ELS-Gesellschaft und der kooperierenden Vereine, das inzwischen aufgebaut wurde, soll durch die eigene Geschäftsstelle intensiviert werden. Ein Anfang ist mit den erweiterten Aktivitäten gegen Rechtsextremismus bereits gemacht- siehe Homepage "www.Exil-Club.de" – wir senden, gegen Rückporto, auch gern weitere Informationen (Prospekt).


Mitgliedschaft in Wuppertal - wozu?

Gelegentlich werden wir per Mail, Telefon oder Brief gefragt, warum man denn in eine Literaturgesellschaft im Rheinland eintreten oder verbleiben solle, wenn man in Süd- , Nord- oder Ostdeutschland wohne und die Veranstaltungen in Wuppertal nicht besuchen könne.

Einen Fächer von Begründungen können wir aufblättern. Daß wir in Wuppertal domizilieren, der Heimatstadt von Else Lasker-Schüler, die sie trotz Anfeindungen und Antisemitismus liebte. Daß ein "eingetragener Verein" eine amtliche Adresse benötigt. Daß von hier aus auch Veranstaltungen anderen Orts organisiert werden. Daß alle überregionalen Literaturgesellschaften überwiegend ebenfalls nur an ihrem Stammsitz aktiv sein können. Daß es im Zeitalter der Mobilität und Globalisierung sekundär ist, von wo aus ein Unternehmen oder ein Verband gesteuert wird.

Entscheidend aber ist, daß jede(r) einzelne von Ihnen durch Mitgliedschaft unsere Arbeit unterstützt - die Arbeit der einzigen "politischen" Literaturgesellschaft in Deutschland mit rund 1.400 Mitgliedern im In-, und etwa 100 Mitgliedern im Ausland.


Die Reise nach Jerusalem

Die wenigsten Mitglieder können zur Veranstaltungen nach Wuppertal kommen, noch weniger mitreisen nach Israel, wenn sich dort vom 24. – 31. März 2001 erstmals eine deutsche Literaturvereinigung vorstellt. Mitwirkende sind u.a. MILVA, Angela Winkler, Ingrid Bachér, Herta Müller, Hans Joachim Schädlich und Jürgen Serke. Die Konzertsängerin Monika Fey wird u.a. Uraufführungen von Chaim Alexander vortragen – der aus Berlin stammende Komponist vertont extra für das Forum ELS-Gedichte.

Und der Musiker Manfred Lemm wird mit israelischen, deutschen, slowakischen und tschechischen Mädchen und Jungen jiddische Lieder einstudieren. Die Jugendlichen sollen an dem Langzeitprojekt "Erinnern für die Zukunft" bis zum Jahr 2004 an wechselseitigen Workshops in den jeweiligen Ländern teilnehmen, unterstützt von der ELS-Gesellschaft.

Friedensnobelpreisträger Shimon Peres unterstützt unser Anliegen als Schirmherr. Er wird zusammen mit dem deutschen Botschafter Rudolf Dreßler das IX. ELS-Forum am 24. März 2001 in Israels Hauptstadt eröffnen. Schon jetzt hat uns eine Welle der Sympathie jener Freunde aus Israel erreicht, die Überlebende des Holocaust sind und hoffen, daß es trotz der jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen Frieden gibt im Nahen Osten. Sie haben seit langem, so erzählten sie, auf eine solche Veranstaltung gewartet, die zudem anknüpft an den Else Lasker-Schüler-Wunsch von der Versöhnung zwischen Arabern und Juden in Jerusalem. An fünf Tagen gibt es Konzerte - darunter zwei Uraufführungen - , Dichterlesungen und eine Theateraufführung in Jerusalem; die beiden Abschlußtage führen in Landesinnere, u.a. zu einer Lesung ins Römische Amphitheater von Cesarea und zur Siedlung Nes Amim, wo Christen Versöhnungsarbeit leisten und ein Seniorenheim für Überlebende des Holocaust entsteht, das den Namen von Else Lasker-Schüler tragen wird.

Weitere Einzelheiten - siehe unter IX. Else-Lasker-Schüler-Forum. Anmeldungen sind noch möglich. Auch von Nichtmitgliedern.


Während manche deutsche Politiker im Sommer 2000 den Kampf gegen rechtsextremistische Gewalt zur "Ehrensache" erklären, Bürger zur Zivilcourage auffordern, arbeiten wir seit 10 Jahren beharrlich an diesen Themen. So berichtete die "Rheinische Post" am 28.August 2000 über unsere jüngste Aktion unter dem Titel:

www.exil-club.de

Schüler gegen den Hass

"So gut gemeint die täglichen Appelle sind – sie offenbaren vor allem eines: Hilflosigkeit. Denn die 'Betroffenen‘ bleiben unter sich. Jene zu erreichen, denen die primitiven, menschenverachtenden Parolen der rechten Szene die Zornes- oder Schamesröte ins Gesicht treibt, ist überflüssig. Und das berühmte 'Zeichen setzen‘? Dessen Wirkung, sofern vorhanden, verpufft nach kurzer Zeit. Der entscheidende Schritt gegen Gewaltbereitschaft ist Erziehung. Und die ist oft mühsam, besteht aus vielen kleinen Schritten. Einen davon geht der 'Exil-Club‘, ein 'Online-Magazin‘, das von dem Wuppertaler Gesamtschullehrer Heiner Bontrup betreut wird und hinter dem die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft (Stiftung) steht. Der Exil-Club hatte – ausgehend vom Leben der Dichterin – zunächst das Schicksal verfolgter und vertriebener Intellektueller im Blick. Schüler (sind) aufgefordert, sich mit dem Leben von Exilanten (aus ihrer Stadt) zu beschäftigen. Ihre Ergebnisse (werden) im Online-Magazin 'Exil-Club‘ veröffentlicht. Der pädagogische Gedanke dahinter: Wer sich mit der menschlichen Seite eines Vertriebenen-Schicksals befasst hat, wer gesehen hat, welches Leid Menschen zur Flucht bewegt, wie während der Nazizeit oder der kommunistischen Diktatur in Osteuropa Menschen verfolgt wurden, wird nicht so schnell vom 'Asylantenpack‘ sprechen."


 Pädagogisches Projekt gegen Rechts

Als unmittelbare Reaktion auf die rechtsextremistischen Gewalttaten in jüngster Zeit hat der Exil-Club sein Projekt, das unter der Schimherrschaft von Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis steht, ausgeweitet und vorgeschlagen:

  • Schulen übernehmen Patenschaften und Partnerschaften mit Menschen, die in ihren Heimatländern verfolgt wurden und nach Deutschland ins Exil gingen.

  • Dokumentationen der Begegnungen und Hintergrundrecherchen in Asylbewerberheimen und/oder in Form von Briefwechseln, Erlebnisberichten etc.

  • Schüler recherchieren die Menschenrechtssituationen in den Heimatländern.

  • In Projektarbeiten werden Porträts und Lebensgeschichten dieser Menschen verfasst.

Die Ergebnisse kommen "online" auf die Web-Site des Exilclubs. Als Anreiz für die Schüler. Ihre Arbeiten würden sich so nicht auf ein einmaliges Referat in der Klasse beschränken, sondern auch anderen zugänglich gemacht werden – als Informationsquelle und als Beispiel zur Nachahmung.

Vor Ort sollten Lokalzeitungen diesem Beispiel folgen und die Arbeiten ebenfalls publizieren. Ministerpräsidentin Simonis, die wir über die Ausweitung informierten, schrieb an die ELS-Gesellschaft mit Datum vom 10. August 2000: "Auch ich halte eine verstärkte Öffentlichkeitskampagne des Projekts 'Exil-Club‘ für sinnvoll und habe daher meine Kollegin, Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave gebeten, das Projekt in den Schulen bekannt zu machen und ggf. entsprechende Informationen im Landesbildungsserver einzustellen."

Wir haben dies als Anregung allen Bildungs- und Kultusministern der BRD brieflich zur Nachahmung empfohlen – Prof. Zöllner, Minister für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung in Rheinland-Pfalz hat inzwischen positiv reagiert und folgt dem Beispiel von Schleswig-Holstein.

Pressemeldung über Stellungnahme

des Bundespräsidenten Johannes Rau:

Das Projekt "Exil-Club" - Aufbau eines Online-Magazins verfolgter
Intellektueller initiierte die Stiftung "Else
Lasker-Schüler - Zentrum für verbrannte und verbannte
Dichter/KünstlerInnen" gemeinsam mit "Schulen ans Netz e. V.". In Projektgruppen recherchieren Schüler/innen
Biografien exilierter Intellektueller in Vergangenheit und Gegenwart.
Zugleich erkunden sie die geschichtlichen, gesellschaftlichen und
politischen Hintergründe, die zur Emigration der Intellektuellen geführt
haben.

Der Bundespräsident schrieb den Verantwortlichen:

"(...) Ihre Entscheidung, neue Kommunikationsmittel zu nutzen und Exil- Club mit einer
eigenen Homepage ins Internet zu stellen, macht die Besonderheit dieses
Projektes aus. (...) Ich begrüße es sehr, dass Sie nicht nur Lehrer und
Schüler auffordern aktiv zu werden und Patenschaften für Asylbewerber zu
übernehmen, sondern auch anbieten, Referate und Projektarbeiten online auf
Ihrer Webpage zu veröffentlichen. Ihr Engagement leistet einen wichtigen
Beitrag zur aktiven Auseinandersetzung junger Menschen mit der Situation von
Ausländern in unserem Land. Die Sensibilisierung für die Probleme und Not
fremder Menschen ist Grundlage für Toleranz und aktives Eintreten gegen
rechtsextreme Gewalt." Die Ergebnisse werden auf der Web-Site des "Exil
Club" präsentiert (http://www.exil-club.de)



Mit freundlichen Gruessen
Michael Drabe

********************************************
Verein Schulen ans Netz e.V.
Bereichsleiter Schule- Online

Max Habermann Str. 3
53123 Bonn

Tel.: (049) 228- 910 -4860
FAX: (049) 228- 910 -4867
E- Mail: mdrabe@san-ev.de
URL: http://www.SaN-eV.de
L-O: http://www.lehrer-online.de
********************************************


Else-Lasker-Schüler-Theater

Im Internet stellen wir alle vier bis acht Wochen unter "ELS.Gesellschaft. Wtal.de" ein Else Lasker-Schüler-Gedicht mit Interpretationen vor. Verfasser ist dankenswerterweise Dr. Karl Jürgen Skrodzki (und gelegentlich Dr. Ricarda Dick) – beide Mitarbeiter der Kritischen Gesamtausgabe der Werke und Briefe Else Lasker-Schülers. Die ELS-Gesellschaft hat die Werkausgabe als eines ihrer wichtigen Anliegen in ihre Satzung geschrieben. Sie unterstützt Forschungsarbeiten junger Wissenschaftler und künstlerische Adaptionen (Vertonungen, schauspielerische und tänzerische Aktivitäten). Die Gesellschaft hat vier Almanache, mehrere Bücher und weitere Publikationen herausgegeben; sie hat bei Verfilmungen über die Dichterin geholfen (etwa bei Helma Sanders-Brahms "Mein Herz - Niemandem") und setzt sich für eine Umbenennung des Wuppertaler Schiller-Theaters" in den Namen "Else-Lasker-Schüler-Theater" ein. Der designierte Wuppertaler Generalintendant Gerd Leo Kuck hat eine weitere Forderung der Gesellschaft zu seinem Anliegen gemacht: Seine erste Spielzeit wird im nächsten Jahr mit dem Lasker-Schüler-Drama "Die Wupper" beginnen - erstmals seit der legendären, beim Berliner Theatertreffen gefeierten Hans Bauer-Inszenierung von 1966.

Die ELS-Gesellschaft ist, wie diese Auflistung aus Anlaß des zehnjährigen Bestehens deutlich macht, regional, national und international tätig - alles gute Gründe, Mitglied zu sein, auch wenn viele nicht zu Veranstaltungen in die Geburtsstadt der Dichterin kommen können. Sie, die Mitglieder, unterstützen Gesellschaft und Stiftung auch durch passives Dabeisein. Dafür danken wir!


Vereins-Interna

Neue Mitglieder: Wolfgang Sauer, Köln; Dorothe Kleinherbers-Boden, Mülheim; Sigrid Wülfing, Cynthia Brenken-Meyke, Rüdiger Meyke, Angelika Wilkes, Nadine Bringewald, Eva Elling, Helmut Hartmann, Elke Elbe und Ulle Hees, alle Wuppertal; Frank Hohmann, Apolda; Ute Arndt, Hamburg, Ingrid Schneider, Olpe; Klaus Riehl, Monschau; Ursula Speh, Krefeld; Aijong Jiang, Peking, VR China.

Manfred Lemm ist mit zehn seiner Vertonungen von Mordechai Gebirtig-Gedichten im fünften Band der Jiddisch-Anthologie der Hebräischen Universität Jerusalem vertreten. Der Wuppertaler Musiker war maßgeblich an der Wiederentdeckung des Krakauer Tischlers und Liederpoeten Gebirtig beteiligt. Sein zusammen mit Angelika Rudolph in der Wuppertaler Edition Künstlertreff herausgegebenes Gebirtig-Buch diente als Vorlage für eine musikalische Gebirtig-Revue am Jiddischen Theater Tel Aviv, inszeniert von Joshua Sobol ("Ghetto"). Mordechai Gebirtig ist 1942 von Deutschen umgebracht worden.

Neue Sirene, Zeitschrift für Literatur, No. 12: In der Juni-Ausgabe 2000 finden sich mehrere Beiträge von Elazar Benyoetz, Jerusalem: Zu Getrud Kolmar "Leda und Salamander", zu Elske Lasker-Schülers Gedichtzyklus "Meinem so geliebten Spielgeführten Senna Hoy" sowie "Statements" zu seinem Buch "Filigranit" (Steidl Verlag, 1991) und zum Aphorismus.

Nominiert für den alternativen Nobelpreis

wurde die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft. Vorschlag und Nominierung für die in Stockholm beheimatete Stiftung "Right Livelihood Award" erfolgte vor allem für das Projekt eines Zentrums der verfolgten Dichter- und KünstlerInnen, das bereits im Internet mit der bundesweiten Schulaktion "Exil-Club" Gestalt annimmt, sowie wegen unserer Arbeit gegen das Vergessen und Rechtsextremismus. Ob wir eine Auszeichnung erhalten werden, wagen wir angesichts vieler anderer internationaler wichtiger Aktivitäten kaum zu hoffen. Doch schon allein die Nominierung empfinden wir als Anerkennung aller (ehrenamtlichen) Bemühungen, bei denen Sie, verehrte Damen und Herren, uns durch Ihre Mitgliedschaft unterstützen. -

Inzwischen stehen die Preisträger fest; wir gratulieren dem äthiopischen Forscher Tewolde Berhan Gebre Egzibher, dem indonesischen Juristen und Menschenrechtsaktivisten Munir, der türkischen Miljöaktivisten Birsel Lemke und dem Amerikaner Wes Jackson und wünschen ihnen viel Erfolg bei ihrer weiteren Arbeit.


Wir trauern um

Yehuda Amichai

Als der Friedensnobelpreis an Rabin, Shimon Peres und Yassir Arafat verliehen wurde, gehörte zum Rahmenprogramm der Feier in Oslo eine Dichterlesung: Yehuda Amichai las auf Einladung der beiden israelischen Politiker einige seiner Gedichte. Davon, und daß der am 22. September 2000 im Alter von 76 Jahren in Jerusalem gestorbene Autor der erste prominente Übersetzer von Else Lasker-Schüler-Gedichten ins Hebräische war, nahmen die Medien in der Bundesrepublik kaum Notiz. Immerhin würdigten die wichtigsten deutschen Medien den "deutschstämmigen" Schriftsteller . Er schrieb 14 Gedichtbände – darunter die 1999 in deutscher Sprache erschienenen "Jerusalemer Gedichte" -, Romane. Theaterstücke und Hörspiele.

1988 erschien eine erste Auswahl aus seinem Lyrikwerk unter dem Titel "Wie schön sind Deine Zelte, Jakob", mit einem Nachwort von Christoph Meckel. Auf Deutsch war auch sein autobiografisch gefärbter Roman "Nicht von jetzt, nicht von hier" erschienen. Darin nannte er seine Geburtsstadt Würzburg "Weinburg". 1958 traute er sich zum erstenmal wieder nach Deutschland, "um eine Tür zu schließen, die in meinem Leben nicht recht zugehen wollte". "Doch die Wunde blieb offen" (SPIEGEL), und so kehrte der Literaturprofessor auch in seinen Gedichten in die Kindheit zurück, aus der ihn die Nazis gerissen hatten. In Palästina, seiner neuen Heimat, wurde der scheue Ludwig Pfeiffer zum leidenschaftlichen Israeli Yehuda Amichai und lebte seit 1937 in der Stadt der Städte, in Jerusalem.

Seine Familie war orthodox und zionistisch. Der Vater erlebte den brauen Terror hautnah und brauchte dennoch zwei Jahre, ehe er alle Geschwister zum Verlassen Nazi-Deutschlnds überredet hatte. 1935 emigrierte die ganze Familie nach Palästina und nahmen den Namen Amichai an, was übersetzt "Mein Volk lebt" bedeutet.

Yehuda Amichai erlebte die Gewalt im neuen Land und nahm aktiv am Kampf um die staatliche Eistenz Israels teil. 1948 war er erstmals Kriegsteilnehmer, danach noch mehrere Male. "Noch mit 70 Jahren ging er nachts mit dem Gewehr in seinem Wohnviertel auf Patrouille", weiß sein Verleger Ernst Piper zu berichten: "Er tat dies mit heiterer Gelassenheit, die ich mir dadurch erklärte, daß er in seiner Familie keine Holocaust-Opfer zu beklagen hatte. Nur einmal erlebte ich. Daß jede Gelassenheit verschwunden war. Das war im Jahr des Golfkriegs, als zu befürchten war, daß der Irak Giftgas einsetzen würde, das ausgerechnet aus deutscher Produktion stammte. Amichais Gedichte sind in 40 Sprachen übersetzt. Durch ihn hart das moderne Hebräisch Anschluß an die Weltliteratur gefunden. Er ist ein Klassiker der Moderne und doch auch ein ganz und gar gegenwärtiger Autor.

'Einst war Hebräisch die Straßensprache Gottes,
jetzt spreche ich in ihr heilige Worte der
Leidenschaft‘

heißt es in einem der vielen Gedichte über Jerusalem"

Er hat schon 1995, beim III. ELS-Forum "Das Abendland im Morgenland" für den Friedensprozeß zwischen Juden und Araber plädiert. Auch engagierte er sich in der israelischen Friedensbewegung. Doch die Verhältnisse in diesem Teil des Nahen Ostens sind kompliziert. So wollte der ehemalige Reserveoffizier Amichai den strategisch wichtigen Golan unter israelischer Kontrolle behalten.

Yehuda Amichai lehrte an der Ben Gurion Universität in Wuppertals Partnerstadt Beer Sheva, dabei gab es auch Vorlesungen über Lyrik und Prosa Else Lasker-Schülers, "der Urmutter aller Hippies" (Amichai).

Der schon Sterbenskranke hat uns energisch bestärkt, das IX. Forum in Israel durchzuführen und gehofft, noch dabei sein, mindestens ein Grußwort sprechen zu können. Es hat nicht sollen sein. Das Forum jedoch sollte, so mahnte Amichai, auf jeden Fall stattfinden. Da wußten wir noch nicht, daß es Ende September 2000 wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und Israelis kommen würde.

Amichai hat mehrmals darauf hingewiesen, daß Else Lasker-Schüler ein Vermächtnis hinterlassen habe, das typisch für sie sei, scheinbar naiv. Aber aktueller denn je, wenn sie von "Versöhnung" zwischen Arabern und Juden bei einer Kirmes in der Altstadt von Jerusalem träumte.


Shana tova

ein gutes neues Jahr wünschen wir an dieser Stelle den jüdischen Mitgliedern und Freunden. Hoffentlich wird es ein Jahr des Friedens!


Buchtipps

Die Geschichte geht um eine Ecke - mit dieser Metapher beschrieb Rahel Varnhagen, die große Briefschreiberin und Philosophin des 19. Jahrhunderts, treffend und humorvoll ihre Wahrnehmung lebensgeschichtlicher Zäsuren durch Kriege, Krisen und Katastrophen. Die Beiträge des ersten Almanachs der Varnhagen-Gesellschaft spiegeln solche Umbrüche wider: Aldona Gustas hat Rahel Varnhagens Wetternotizen neu gelesen; es folgen Varnhagen-Gedichte, Lyrik und Prosa von Gegenwartsautoren, illustriert von Oliver Jordan, Rainer Ehrt, Kornelia Löhrer. Zum Prozeß der deutsch-polnischen Aussöhnung äußert sich der im Mai verstorbene Andrzej Szypiorski; Carola Stern schreibt über Zivilcourage. Wissenschaftliche Aufsätze (u.a. Renate Neumann über R. Varnhagen, Carola Gerlach über Sophie Tieck, Dieter Kuhn über Eduard Vehse) sowie ein Rezensionsteil beschließen den Band.

"Wenn die Geschichte um eine Ecke geht" (Nikolaus Gatter, Hg), Berlin Verlag Arno Spitz, 320 Seiten, 44 Abb., kart., 48,-- DM, ISBN 3-8305-0025-4

Asher Reich,

der am IX. ELS-Forum in Jerusalem teilnehmen wird und am 2, hat zwei neue Bücher in Deutschland veröffentlicht: "Erinnerungen eines Vergesslichen" (Bleicher Verlag, 39,80 DM, ISBN 9 783883 507484, ca. 240 S.), ein autobiographischer Roman, der Einblicke in die uns fremde Welt des orthodoxen Judentums gibt. Der Autor, 1937 in Jerusalem geboren und im orthodoxen Viertel Mea Shearim aufgewachsen, fügt hier eindrucksvolle Episoden, darunter auch die deutsche Wiedervereinigung, zu einem lebendigen, spannenden Bild. – "Tel Aviver Ungeduld" heißt sein neuer Lyrikband (95 S., Dielmann Verlag, Frankfurt, 30,-- DM, ISBN 3 929232 08 1), übertragen aus dem Hebräischen von Lydia und Paulus Böhmer sowie Werner Söllner. Reichs erster Lyrikband, bei Rowohlt erschienen, liegt lange zurück. Das neue Buch leitet er so ein:

Das Wasser spricht für sich selbst/ sein Fließen ist eine Sprache./ Der Stein spricht für sich selbst,/ sein Ruhen ist eine Form./ Ich hörte Regen, ich hörte Wind: Dichtung./ Ihr zuhören wie Deinem Schweigen. Asher Reich geht im November auf Lesereise durch Deutschland – in Wuppertal Sonntag, 26.November 2000, 11.30 Uhr im ELS-Büro, Herzogstr. 42.


Israels Staatspräsident

Ezar Weizman hatte während seiner Amtszeit Unverständnis über Juden geäußert, die in Deutschland leben. Warum und weshalb sie das dennoch tun, war zwar nicht vordergründig Anlaß, läßt sich aber dem neuen Buch "Jüdisches Leben..." unseres Mitglieds Ingrid Wiltmann entnehmen. Es ist fast gleichzeitig mit ihren Aufzeichnungen von Gesprächen für ihre "Lebensgeschichten aus Israel" (suhrkamp taschenbuch 2901) entstanden. Denn: "Wer keine Vergangenheit hat, hat keine Gegenwart und keine Zukunft". Die Autorin und Herausgeberin Ingrid Wiltmann hat 17 Gespräche mit Jüdinnen und Juden in der Bundesrepublik geführt und dabei Lebensgeschichten aufgezeichnet, die die Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegeln. Namen wie Ignatz Bubis, Salomon Korn, Nathan Peter Levinson, Max Mannheimer, Rachel Salamander, Trude Simonsohn und Michael Wolfssohn stehen neben anderen für jüdisches Selbstverständnis, ideelles und institutionelles Engagement.

"Jüdisches Leben in Deutschland", Ingrid Wiltmann (Hg.), st 3009, 330 Seiten, 16,80 DM.

"Unsere Vorbilder –

Von Else Lasker-Schüler bis Durs Grünbein" heißt die "Anthologie in Lyrik, Prosa, Bildern", die Waltraud Weiß im Verlag Wort und Mensch, Köln, herausgegeben hat ( 240 S., 25,-- DM, ISBN 3-9806002-1-1). Die sehr persönlichen Porträts reichen von Ingeborg Bachmann über Mascha Kaleko und Rainer Maria Rilke bis Erika Wisselinck.

Die Autorinnen werden im September 2001 an einer Hommage a Else Lasker-Schüler

im Theater Rex in Wuppertal teilnehmen. Titel: "Elses Töchter".


Stolz auf CD-Rom

Nadine Bringewald und Eva Elling, zwei junge Grafikerinnen aus Wuppertal, haben im Rahmen einer einjährigen Weiterbildung die erste CD-Rom über die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und die Stiftung Zentrum verbrannte und verbannte Dichter-/KünstlerInnen produziert. Es ist eine Projektarbeit im Rahmen einer Ausbildung zu Multimedia-Produzenten durch die TÜV-Akademie Rheinland. Die sehenswerte CD-Rom (ca. 20 Megabite) ist mit Musik unterlegt und gibt Auskunft über alle Aktivitäten der Gesellschaft, aber auch Informationen über die Dichterin selbst, einschließlich einiger Abbildungen ihrer Zeichnungen. - Die CD können Sie bei uns zum Preis von 25,-- DM bestellen.


Veronica Ferres,

Angela Winkler,

Otto Sander und

Christian Quadflieg

lasen beim XIII. Else Lasker-Schüler-Forum Texte "verbrannter Dichter", moderiert von Jürgen Serke, Titel: "Ich sah das Dunkel schon von ferne kommen". Der Mitschnitt liegt inzwischen als Doppel-CD vor, die gegen eine Spende (abzugsfühig) von mindestens 100 DM bei uns abgefordert werden kann. Es sind Texte von Else Lasker-Schüler (Angela Winkler, ca. 45 Minuten lang), Erich Fried (Veronica Ferres), Carl Einstein, Max Herrmann-Neiße und Albert Ehrenstein (Otto Sander) sowie Ernst Toller, Yvan Goll und Jakob Haringer (Christian Quadflieg), Dauer ca. 60 Minuten.

Der Live-Mitschnitt, ohne Zwischenmoderation, ist eine Rarität, hat lediglich eine Auflage von 20 Exemplaren und ist nicht im Handel erhältlich. Aber gegen eine Spende von mindestens 100 DM über das ELS_Büro (Herzogstraße 42, 42103 Wuppertal) zu beziehen


Der Kleist Preis 2000

geht an die Schriftstellerin Barbara Honigmann für ihre Werke "Soharas Reise" und "Alles, alles Liebe". Über die Preisvergabe entschied als Juror allein der Theaterregisseur Luc Bondy. Den 1912 gestifteten, 1985 neu eingeführten Preis erhielten u.a. Bertolt Brecht und Robert Musil, als letzte vor der Nazidiktatur Else Lasker-Schüler und als eine der ersten im demokratischen Deutschland Herta Müller. - Barbara Honigmann lebt in Strassburg. Der Preis wird ihr am Samstag, d. 14. Oktober 2000 im Deutschen Theater Berlin überreicht, wo sie 1975, also zu DDR-Zeiten, eine Kleist-Collage aufführen konnte. Im Wortsinn: Eine – denn nach der Premiere verschwand die Inszenierung auf politischen Wink hin vom Spielplan.


Letzte Meldung

(für Liebhaber von Vertonungen der ELse-Lasker-Schüler-Gedichte):


KAMMERMUSIKABEND MIT WERKEN VON ARTHUR DANGEL

STUTTGART   Rotebühlplatz, Robert-Bosch-Saal
24. NOVEMBER 2000, 20.00 UHR

Sonate für Sopransaxophon, Altsaxophon und Klavier op. 80 (1999)

IGleichmäßig fließend?
IIScherzo?
IILangsam?
IVGanz frei?
VMarcato?

Sopransaxophon:Anne Kaftan
Altsaxophon:Dieter Kraus
Klavier:Arthur Dangel

Sonate für Bratsche allein op. 39 (1976) UA

Bratsche:Tomoko Ariu

Else-Zyklus III

Zehn Lieder mit Gedichten von Else Lasker-Schüler
("Theben") für Alt und Klavier op. 61 (1993) UA

I GebetII
II Meine Mutter
III VersöhnungVIIIEin Lied
IV Mein Volk
V Senna Hoy
VI Marie von NazarethXGott hör?

Alt:Xenia Maria Mann
Klavier:Ansi Verwey

*


Zweites Streichquartett op. 74 (1996) UA

I 120
IISempre marcato?
IIIAgitato

1. Violine:Joachim Schall
2. Violine:Anna Rokicka
Bratsche:Tomoko Ariu
Violoncello:Jan Pas

Circuli et Inversi für Bläserquintett op. 52 (1989) UA

1. Teil: Circuli: tranquillo?
2. Teil: Inversi: marcato?

Flöte:Jutta Pulcini
Oboe:Washington Barella
Klarinette:Jürgen Demmler
Fagott:Paul Gerhard Leihenseder
Horn:Horst Ziegler

Else Lasker-Schüler

Schrift : Bild : Schrift

Exposé zur Ausstellung im August Macke-Haus, Bonn

Vom 29. Oktober 2000 – 18. Februar 2001

Nicht erst seit Gottfried Benns vielzitierter Äußerung über Else Lasker-Schüler (1869-1945) als 'die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte‘ wird die Künstlerin vor allem als Dichterin wahrgenommen und wertgeschätzt. Doch auch als bildende Künstlerin war Else Lasker-Schüler tätig: Um 1895 nahm sie Zeichenunterricht bei dem Liebermann-Schüler Simson Goldberg, ab 1911 veröffentlichte sie Texte mit eigenen Illustrationen, 1916 wurden erstmals ihre Zeichnungen im Hagener Folkwang-Museum ausgestellt. Es folgten Ausstellungen unter anderem in Berlin und London. Mit dem Verkauf ihrer Bilder konnte die ständig von großen finanziellen Sorgen Geplagte zeitweise ihren Lebensunterhalt besser bestreiten denn als Schriftstellerin. Sie fertigte handkolorierte Lithographien, collagierte Zeichnungen mit Silber- und Goldpapier und schmückte Briefe und Manuskripte mit Porträts, Vignetten, kleinen Szenen und Buchstabenverzierungen.

Wie der 'Prinz von Theben‘, so die bekannteste ihrer Selbstfigurationen, sich selbst als Teil eines Leben und Werk vermengenden Gesamtkunstwerkes inszenierte, so ist auch ihr Werk Ausdruck ihres gattungsübergreifenden, synthetisierenden Kunstverständnisses. 1911/12 schrieb und zeichnete sie mit den 'Briefen nach Norwegen‘ einen Roman, in dem Text und eigenhändige Zeichnungen eng verwoben und aufeinander verweisend nebeneinander stehen.

Dieser 'Liebesroman mit Bildern und wirklich lebenden Menschen‘, wie sein späterer Untertitel, ganz Else Lasker-Schüler implizitem ästhetischem Programm gemäß lautend, erscheint zunächst in der Wochenschrift Herwarth Waldens, "Der Sturm", der sich um 1911 zum Podium der literarischen und bildkünstlerischen deutschen wie internationalen Avantgarde entwickelt. Später folgten die "Briefe und Bilder", eine Reihe literarischer Briefe an den Maler Franz Marc, die erweitert als "Der Malik" veröffentlicht wurden. Die Titelblätter ihrer 1920 bei Cassirer herausgegebenen zehnbändigen Gesamtausgabe illustriert Else Lasker-Schüler eigenhändig, und 1923 erscheint ihr 'Luxusbilderbuch‘ "Theben", das zehn faksimilierte Gedichte ebensovielen handkolorierten Lithographien gegenüberstellt.

Das Zusammenspiel von Bild und Text bei Else Lasker-Schüler entspricht ihrem Verständnis von Kunst als umfassender Ausdrucksform, die vermeintliche Gattungsgrenzen ebenso überschreitet und damit negiert wie eine Grenze zur nichtfiktionalen Wirklichkeit. Als bindendes Glied zwischen Text und Bild sieht Else Lasker-Schüler die Schrift, welche, Medium des Schriftstellers, zugleich eigenständiges Kunstwerk sein kann.

'Wie ich zum Zeichnen kam? Ganz genau wie das Laub sich nach der Blume sehnt, so zaubert die Sehnsucht meiner lebendigen Buchstaben das Bild in allen Farben hervor‘, beschreibt sie 1927 den vermittelnden Charakter des Schrift-Zeichens. Und bis in den Buchstaben hinein vollzieht sich das Ineinander von Text und Bild, wenn sie einzelne Buchstaben etwa mit Kometen schmückt oder einzelne Worte durch Bilder ersetzt, wie es in ihren privaten Briefen immer wieder zu sehen ist.

Die Else Lasker-Schüler-Ausstellung des August Macke-Hauses Bonn, 'Schrift : Bild : Schrift‘ (Kuratorin Dr. Ricarda Dick unter Mitarbeit von Dr. Volker Kahmen und Prof. Dr. Norbert Oellers) widmet sich der Künstlerin Else Lasker-Schüler als Doppelbegabung und dem im Zeichen der Moderne stehenden und doch überaus eigenen gattungssynthetischen Charakter ihres Schaffens."

Ricarda Dick

Anmerkung der Redaktion:

Zu der Ausstellung, an der sich die ELse-Lasker-Schüler-Gesellschaft mit Leihgaben beteiligt , ist ein reich bebilderter Katalog erschienen: 255 Seiten, Nr. 35 der Schriftenreihe Verein August Macke Haus, Bonn - ein MUSS für die Fans von Else Lasker-Schüler-Zeichnungen. Autoren sind Sigrid Bauschinger, Itta Shedletzky, Ricarda Dick, Ulrike Marquardt, Roswitha Klaiber, Andrea Suppmann, Margarethe Jochimsen, Karl Jürgen Skrodzki, Markus Hallensleben und Rainer Stamm.

DM 28,--

Zu erwerben im August Macke Haus, Bornheimer Str. 96, 53119 BonnTel. 0228 - 655531


 Kontakte zu Mitgliedern und Interessenten ergeben sich bei der einen oder anderen Veranstaltung in und außerhalb Wuppertals.

Sie können uns aber künftig auch im neuen Büro anrufen

(49- 202 - 305198),

ein Fax schicken (49-202-7475433) oder eine

E-Mail ELS.Gesellschaft@Wtal.de.

Wir freuen uns auf Sie –

Herzlich Ihr

Hajo Jahn


Die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft lädt ein:

Veranstaltungen im Jahr 2000 finden Sie auf der
Seite für die Termine.

Einladung zur Jahreshauptversammlung am 4. Dezember 2000

Der Kassenbericht 1999 der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft

Vorschlag zur Satzungsänderung

IX. Else-Lasker-Schüler-Forum 23./24. - 28./31.März 2001
"Die Reise nach Jerusalem"
Schirmherr: Minister Shimon Peres, Friedensnobelpreisträger

Mitwirkende: MILVA, Angela Winkler, Ingrid Bachér, Herta Müller, Hans Joachim Schädlich, Jürgen Serke,

Elazar Benyoetz, Asher Reich, Jakob Hessing, Manfred Lemm-Ensemble, Monika Fey, Sabine Paas, Rudolf Haenel u.a. (Änderungen vorbehalten). Die Reiseteilnehmer erhalten freien Eintritt zu allen Veranstaltungen. Der Reisepreis ist leider an den zum Abschluß gültigen Dollarkurs gebunden. – Ausführliches Reiseprogramm, gegen Rückporto, bitte anfordern bei der ELS-Gesellschaft, Herzogstr. 42, 42103 Wuppertal (oder "downladen" von Homepage "ELS.Gesellschaft.Wtal.de"

Informationen für die Reiseteilnehmer
Es gelten die allgemeinen Reisebedingungen. Je nach Teilnehmerzahl können sich u.U. die Flugdaten geringfügig ändern. Eine anschließende (Urlaubs-)Verlängerung ist möglich. - Die Preise schließen folgende Leistungen ein :
Linienflüge in der Touristenklasse ab Düsseldorf nach Tel Aviv und zurück - Flüge ab anderen deutschen Flughäfen z.T. ohne Mehrpreis möglich - 20 kg Freigepäck pro Person. Unterkunft in Mittelklasse-Hotels inkl. Halbpension, wenn Einzelzimmer gewünscht wird, ist frühzeitige Anmeldung nötig. Deutschsprachige Reiseleitung sämtliche Busfahrten und Transfers. Nicht eingeschlossen sind Trinkgelder, Imbiß während des Tages und persönliche Ausgaben. Es ist ein Reisepaß erforderlich, der nach Beendigung der Reise noch mindestens 6 Monate gültig ist. – Herren werden gebeten, eine Kopfbedeckung mitzunehmen.
Deutsche Staatsbürger, die vor dem 1.Januar 1928 geboren wurden, benötigen ein Visum. Das Visa- Antragsformular senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu.

Anmeldungen erbeten an :
ALL-TOURS Alisa Fränkel GmbH, Saint-André-Str.10, 41542 Dormagen-Nievenheim
Tel.: 02133-299799 Fax: 02133-299797 oder 299294

Anmeldung zum IX. Else-Lasker-Schüler-Forum 23./24. - 28./31. März 2001


Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V. * Herzogstraße 42 * 42103 Wuppertal;
Telefon: 0202 30 51 98; Fax 0202 - 74754 33
e-mail: ELS.Gesellschaft@Wtal.de Homepage: http://www.els.gesellschaft.wtal.de
Vorsitzender: Hajo Jahn; Stellvertreter: Dr. Klaus Becker; Schatzmeister: Herbert Beil;
Schriftführerin: Renate Dohm; Pressesprecher: Christian Sabisch; Beisitzer: Wendla Boettcher-Streim, Monika Fey und Prof. Dr. Manfred Brusten sowie die Autoren Herta Müller, Hans Joachim Schädlich und Jiri Grusa.
Bankverbindungen: Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 330 500 00 Beitragskonto: 968 768 / Spendenkonto: 958 900
Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter-/ Künstler-innen": Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 330 500 00 Konto: 902 999
Homepage der Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter-/ Künstler-innen": www.Exil-Archiv.de

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