Skulptur für Else
Ausstellung von Zeichnungen – Aktionen für ein ELS-Theater

Werkzeichnungen der Bildhauerin Ulle Hees entstanden im Rahmen ihrer Arbeit an der Else Lasker-Schüler-Plastik "Das zerbrochene Herz”. Die Skulptur, ein Geschenk der Enno- und Christa Springmann-Stiftung an die Stadt Wuppertal, wurde am 13. Dezember 2000 in der Eingangshalle des Rathauses in W.-Barmen aufgestellt. Ihren endgültigen Platz sehen die Initiatoren im Wuppertaler Schauspielhaus, das dann umbenannt werden soll in "Else Lasker-Schüler-Theater”.
Die Originalzeichnungen für die Skulptur sind bis Ende Januar 2001 in den Räumen der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft in W.-Elberfeld, Herzogstraße 42, ausgehängt. Zur Ausstellungseröffnung am 4. Dezember 2000 stellte die Journalistin Ulrike Müller die in Wuppertal lebende Künstlerin vor:


"Ich muß die Plastik jetzt machen. Die wollte ich immer machen...!” sagt Ulle Hees, die Else Lasker-Schüler nie persönlich hat kennenlernen dürfen, und sich ihr doch so seelenverwandt fühlt. Und ich frage: was wäre gewesen, wenn die beiden Frauen einander tatsächlich getroffen hätten? Denn es trennen sie ja nur 72 Lebensjahre. Aber die deutsche Geschichte stand dagegen, wie jeder von den hier Anwesenden weiß.

Genauso wie Else Lasker-Schüler ist Ulle Hees ein Kind dieser Stadt. Geboren im Kriegsjahr 1941, studiert sie Bildhauerei an der Werkkunstschule Wuppertal und geht 1958 zu Prof. Joseph Henselmann an die Akademie der Bildenden Künste nach München. Der Weg weg vom Tal. Hinaus aus allem, was Enge ist. Auf der Suche nach neuen Perspektiven in der Fülle der Eindrücke eines Studiums, das sie in den frühen 60ern nach Rom an die Akademie der Schönen Künste führen wird. Erst 1964 kehrt Ulle Hees wieder in ihre Geburtsstadt zurück und bleibt ihr seitdem verbunden.


"Ich bin Bildhauerin” sagt sie. "Das ist mein Beruf, und das mache ich!” Ulle Hees’ Plastiken widerspiegeln Momente von menschlicher Größe, Einsamkeit, Verfolgung, sozialer wie persönlicher Not, Glück, Auflehnung und Empörung. Ihre Liebe zur Bildhauerei, das ist immer wieder aufs Neue eine Liebe auf dem schwankenden Boden der Ungewißheit. Ideen werden zu Form, und formen sich doch nicht. Zerstörung und Neuanfang, bis es denn gut ist. Formale, schöne Dinge sind ihr wichtig, ja, aber vor allem eben auch das, was an Aussage dahinter steht. Das, was die Bildhauerin Ulle Hees gemacht hat, finden Sie an vielen Stellen in dieser Stadt. In Elberfeld. In Barmen. In Wuppertal-Langerfeld ebenso wie vor der Klosterkirche in Beyenburg. In Remscheid-Lüttringhausen erinnert eine Brunnenplastik an die Geschichte der heimischen Bandindustrie. Eine Stele in Hemer - Aus der Tiefe - thematisiert Leben und Kultur der Region. Und nicht zuletzt die Fingerzeige der Geschichte, die denjenigen, der es sehen will, bis ins westfälische Ahlen führen, wo die Wuppertalerin Ulle Hees ein Mahnmal für die jüdische Gemeinde erschaffen hat. Kunst war und ist für sie nie Selbstzweck, sondern in erster Linie Ausdruck dessen, was in ihr durch visuelle Erlebnisse und Erfahrungen, auch und vor allem durch ihre Konfrontation mit der Zeitgeschichte, ausgelöst wird. Die Teilnahme am Wettbewerb Gedenkstätte Synagoge in den späten 80er Jahren ist dabei nur ein - aber wichtiger – Aspekt ihrer künstlerisch-politischen Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit. Ein weiterer sind die bereits vorhin erwähnten Fingerzeige der Geschichte, die Ulle Hees, gemeinsam mit Herbert Hees, entworfen hat und die Sie - zum Beispiel auf dem Werth in Barmen oder, in Erinnerung an die Gewerkschaftsprozesse 1936, vor dem Wuppertaler Landgericht - sehen können: diese Fingerzeige weisen nicht zuletzt aus uns, die wir in dieser Stadt leben, und sie entlassen uns nicht aus der Verantwortung für das, was auch hier in der Zeit des Nationalsozialismus geschehen ist. Denn: auch hier sind Bücher verbrannt worden. Bücher von Söhnen und Töchtern dieser Stadt. Töchter wie Else Lasker-Schüler...!
Ich habe Liebe in die Welt gebracht
Das blau zu blühen jedes Herz vermag


Diese Worte der Dichterin hat Ulle Hees dem zerbrochenen Herzen mit auf den Weg gegeben. Für die Bildhauerin war es ein langer Weg von den ersten Gedanken und Entwürfen bis zu der Stele, die von der Enno und Christa Springmann-Stiftung der Stadt Wuppertal geschenkt worden ist und kommende Woche in der Vorhalle des Barmer Rathauses ihren - wohlgemerkt: vorübergehenden! – Standort finden wird. Nach Beendigung der Renovierungsarbeiten im Schauspielhaus zieht Else Lasker-Schüler dann endgültig dorthin um. Ganz nah zur Wupper und zu den Menschen dieser Stadt und in ein Theater, das dann nun endlich (!) den Namen der wohl größten expressionistischen Dichterin deutscher Sprache tragen wird. Man hat es eben auch Else Lasker-Schüler lange nicht sehr leicht gemacht in ihrem Elberfeld. Aber nun ist sie da. Ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Und – die Stadt muß sich mit Else Lasker-Schüler auseinandersetzen. Nicht zuletzt auch dank des Engagements Ihrer Gesellschaft, die eben mehr sein will als nur eine literarische. Und das, denke ich, wäre durchaus und sehr im Sinne von Else Lasker-Schüler, dieser klugen, politisch wachen, widerspenstigen und durchaus auch an den aktuellen Tagesereignissen interessierten Frau, die sich auf die ihr eigene Art eingemischt hat, wann und wo es ihr paßte. Else Lasker-Schüler also auch eine im besten Sinne unbequeme Frau, die zeit ihres Lebens gegen den Strom bürgerlicher Konventionen angelebt und -geschrieben hat.


"So kann kein Mann schreiben. Ich bin sehr sicher: sie würden sich nicht trauen, so zu schreiben...!” sagt die Bildhauerin Ulle Hees über die Dichterin Else Lasker-Schüler. Haben die beiden Frauen einander womöglich doch getroffen?


Dies zu beantworten, möchte ich jedem von Ihnen überlassen, und Sie damit gleichzeitig einladen, sich auf die bis ins kommende Jahr im "Else-Büro" in Wuppertal-Elberfeld, Herzogstr. 42, aushängenden Werkzeichnungen bzw. den hier abgebildeten Originallithografien zur Bronze-Stele von Ulle Hees einzulassen..


Die fünf handsignierten und nummerierten Lithografien sowie das Blatt mit der Abbildung der Stele sind in einer bibliophil gestalteten Kunstmappe aus blauem Leinen - Auflage 50 Exemplare - zu erwerben: DM 480,-- zuzüglich DM 12 Versandkosten.

Bestellungen sind zu richten an:
ELse-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V

Herzogstr. 42, 42103 Wuppertal

Potentielle Besucher der Ausstellung sollten sich bitte telefonisch anmelden: 

0202 - 305198