Ausgabe 44

2. Quartal 2001

" Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
seitdem die Welt verrohte...."

  • IX. ELS-Forum:

  • Paul Alsberg
    erinnert sich


  • Uri Avnery
    streitbar wie eh

  • Publikationen
    für Yad Vashem

  • DLF überträgt
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"Ich glaube, nur Barmherzigkeit ist imstande, die Heilige Stadt Jerusalem zu befestigen.”

Else Lasker-Schüler in einer nachgelassenen Aufzeichnung.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder, liebe Freunde,

wir haben Else Lasker-Schüler auf dem Ölberg in Jerusalem, wo sie ihre letzte Ruhe fand, besucht. "Das Hebräerland”, wie sie es sich in einem friedlichen Miteinander von Juden und Arabern erträumt, ist noch immer ein Traum. Und doch ist jenes Israel nicht nur das, was uns das Fernsehen in Deutschland dauernd zeigt. Manchmal verwandelt sich ein winziges Stück des Traumes in Wirklichkeit, wenn in Tel Aviv Araber auf die Straßen gehen und Blumen an die Juden verteilen: "Wir müssen einen Weg zueinander finden.” Wer auf dem IX. Forum der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft Wuppertal in Jerusalem vom 24. bis 31. März dabei war, sah ein anderes Israel als das, was einem die Medien daheim bieten.

59 Mitreisende aus Deutschland erlebten ausser Jerusalem auch Tel Aviv und Jaffo. Die Festung Massada und das Tote Meer, Cäsarea und Acco, den christlichen Kibbuz Nes Ammim - wo ein "Else-Lasker-Schüler-Seniorenheim” für Holocaustüberlebende entsteht - und den See Genezareth. Zahlreiche Interessenten der Reise hatten angesichts der politischen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und Israelis abgesagt. Wer mit der Gesellschaft kam, fühlte sich jedoch sicher in der Obhut der Gastgeber.

Angela Winkler rezitiert Gedichte von Else Lasker-Schüler am Grabe der Dichterin auf dem Ölberg in Jerusalem. Reporter Axel Behr nahm diese improvisierte Lesung auf für den WDR und den Deutschlandfunk.
An den Veranstaltungen des Forums nahmen 1.200 Besucher teil. Vorwiegend ältere Menschen. Es war das erste Mal, dass sich eine deutsche Literaturgesellschaft in Israel vorstellte. Und es war wohl auch eine der letzten Gelegenheiten, die noch einmal die deutschsprachigen Juden aus Israel mit Else Lasker-Schüler zusammenführten. So, als sei für ein paar Tage ihr "Kraal” auferstanden, in dem die Dichterin in den vierziger Jahren las und Vorträge halten liess.

Die "Israel-Nachrichten”, letzte deutschsprachige Zeitung im Lande, schrieb: "Die Jeckes haben lange warten müssen, bis eine deutsche Kulturveranstaltung ihnen die Möglichkeit bietet, aus ihrem Leben zu erzählen. Zu den Programmpunkten des Lasker-Schüler-Forums zählten jetzt endlich auch Gespräche mit Jeckes, die die Dichterin noch selbst erlebt haben. Spät, aber nicht zu spät, schenkt man ihnen Gehör.”

So wurde eine Nachmittagsveranstaltung im Haus des Augenarztes Dr. Abraham Ticho zu einem bewegenden Ereignis. Sabine Paas las aus dem Nachlass-Schauspiel "Ichundich”, dessen letzter Akt im Garten des Ticho-Hauses spielt. Shalom Ben-Chorins Witwe Avital – "ich habe ihre Stimme noch im Ohr” - erzählte von ihren Begegnungen mit der Dichterin, die das Fastengebot nicht einhielt, in der Synagoge eine Tafel Schokolade auspackte, genüsslich hineinbiss und auf den Protest der neben ihr sitzenden Frau mit den Worten reagierte: "Stören Sie mich nicht in meiner Andacht”. Von der Grosszügigkeit des Verlegers Schocken war die Rede, der ihren Lebensunterhalt finanzierte, und über ihre Unfähigkeit, mit Geld umzugehen. Als sie einmal zum Abendbrot eingeladen war, reagierte sie nicht mit der üblichen Anstandsformel "Machen Sie keine Umstände...”. Die Lasker-Schüler sagte: "Machen Sie Umstände. Butterbote kann ich mir allein machen.”

Paul Alsberg, Nachlaßverwalter von Else Lasker-Schüler. Der ehemalige Staatsarchivar Israels stammt wie die Dichterin aus Wuppertal- Elberfeld, hatte jedoch ELS erst in Jerusalem getroffen, nachdem sich beide vor den Nazis hatten retten können.
Professor Paul Alsberg erzählte: "Als ich die seltsame Dame zum erstenmal auf der Ben-Jehuda-Straße sah, wußte ich nicht, dass es sich um eine besondere Frau handelte. Sie war zwar mit unzähligen Ketten behangen und trug einen komischen Turban auf dem Kopf - doch die Stadt war damals übervoll mit seltsamen Menschen in merkwürdigen Trachten.” Alsberg, bis zu seiner Pensionierung Direktor des israelischen Staatsarchivs und heute Verwalter des Lasker-Schüler-Nachlasses, erinnerte sich bei der Eröffnung: "Else Lasker-Schüler war in Jerusalem in ihrem Element; denn Jerusalem wirkte damals wie eine Märchenstadt - fast wie eine Märchenwelt, in der die Künstlerin immer gelebt hat.”

Wuppertal gab sich bei der Eröffnungsveranstaltung im Rebecca-Crown-Auditorium im Theatron Jeruschalajim die Ehre: der deutsche Botschafter Rudolf Dreßler, ein Wuppertaler. Professor Alsberg, in Wuppertal geboren. Der deutsche Kulturattaché Hans-Dieter Stell, ein Wuppertaler. So weit, so harmonisch. Dann kam Uri Avnery, im nahen Beckum 1923 geboren, 1995 mit dem Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück ausgezeichnet. Er nannte die Dichterin "die letzte Blüte der deutsch-jüdischen Kultursymbiose”, bezeichnete ihr Leben in Israel als einen Zufall, denn "Zionistin war sie nie”, und meinte, Israel sei heute ein Staat, "in dem sich Else Lasker-Schüler fremd fühlen würde”. Dann zwängte Avnery die Dichterin gar nicht friedlich in ein Korsett seiner politischen Ansichten und schloß mit dem Wunsch, dass die Stimme der Dichterin in 50 Jahren wichtiger sein möge als heute das Kampfgeschrei.

Monika Fey sang in Jerusalem nicht nur ELS-Gedicht-vertonungen von Charles Kalman und Chaim Alexander, sondern hat auch gemeinsam mit Manfred Lemm vor Ort das IX. Forum vorbereitet.
Wir werden den unter Zuhörern umstrittenen Beitrag auf unserer Homepage "ELS.Gesellschaft.Wtal.de” ebenso dokumentieren (zur Rede) wie einen Protestbrief von neun Zuhörern zu Avnerys Thesen (zum Protestbrief).

Am Eröffnungsabend rezitierte Milva Else Lasker-Schüler in italienischer Übersetzung und sang Brecht-Weill-Songs. Doch zu einem weiteren Höhepunkt des Forums wurde eine ganz andere Veranstaltung: das Jiddisch-Konzert Manfred Lemms mit seinem Emsemble. Unter dem Titel "Gehat hob ich a hejm” stellte er die Lieder des Krakauer Dichters und Tischlers Mordechaj Gebirtig vor, den die Deutschen 1942 ermodeten. Lemm sang, rezitierte, übersetzte vom Jiddischen ins Deutsche, erzählte, wie er mit seinem Leben in das Leben Gebirtigs geriet. Die Besucher der Veranstaltung summten oder sangen mit. Euphorischer Beifall, als das Lemm-Ensemble Gebirtig mit jiddischem Tango präsentierte.

Mitreissend auch der Theaterabend "Die Reise nach Jerusalem”, in der Regie von Brigitte Landes. Das Publikum erlebte nicht, daß Angela Winkler spielte, es erlebte, daß da auf der Bühne Angela Winkler Else Lasker-Schüler war.

Sechs Schriftsteller stellten in einer Abendveranstaltung ihr eigenes Werk zurück und erinnerten an Dichter, die durch die Verfolgung des vergangenen Jahrhunderts gingen. Herta Müller erinnerte an Theodor Kramer, dessen Gedichte sie unter dem Titel "Die Wahrheit ist man hat mir nichts getan” herausgegeben hat, Ingrid Bachér erinnerte an einen jüdischen Schriftsteller, der schrieb, nie publizierte und nichts hinterliess, als er starb. Hans Joachim Schädlich gedachte Hans Sahls, der früh den kommunistischen Totalitarismus durchschaute. Jürgen Serke erinnerte an den Vagantendichter Hugo Sonnenschein (Sonka), der erst Opfer der Nazis wurde, Auschwitz überlebte und dann von den Kommunisten eingekerkert wurde und im Gefängnis starb - ein Kapitel aus Serkes Buch "Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft”, das in diesem Jahr in tschechischer Übersetzung erscheint. Unter den Zuhörern saß der Arzt Tomi Spenser, Sohn Sonkas, der im Kibbuz Sasa lebt. Asher Reich aus Tel Aviv gedachte Jehuda Amichais (dem das Forum gewidmet war), und Lev Berinski erinnerte an die jiddische Literatur, spickte sie mit hinreissenden eigenen Gedichten.

Moderiert wurde dieser Abend eindringlich von Jakob Hessing, Professor für deutsche Literatur an der Hebärischen Universität Jerusalem.

Chaim Alexander, Komponist in Jerusalem, geboren in Berlin. Von ihm wurden zwei ELS-Gedichtvertonungen beim IX. Forum uraufgeführt.
I
m Kibbuz Ma’agan lasen Tuvia Rübner und Chaim Noll aus ihren neuesten Gedichtbänden. Tuvia Rübner, seit 1941 im Land und in einem Kibbuz lebend, und Chaim Noll, eine Generation jünger, Sohn Dieter Nolls, aus der DDR stammend, seit 1995 in der Nähe von Beer Sheva. Noll las Gedichte aus der Negev-Wüste. Eine Erfahrung, die Tuvia Rübner bereits 1990 in seinem hervorragenden Band "Wüstenginster" ”festgehalten hat. Der Unterschied zwischen beiden ist der Unterschied der Vielschichtigkeit. Tuvia Rübner formuliert ihn in seinem Band "Zypressenlicht”: "Der Zwanzigjährige sieht einen kahlen Baum / als Wolkenharfe. / Eine andere Melodie / vernimmt der Siebzigjährige.”

In der Bibliothek der Gedenkstätte Yad Vashem überreichte Hajo Jahn die Publikationen der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und die Dokumentation der Bilder-Sammlung Schneider "Verfemt. Vergessen. Wiederentdeckt”.
Begleitet wurde das Forum von der Fotografin Gisela Scheidler, die die Reise nach Jerusalem für eine Foto-Dokumentation festhielt. Das Buch wird Beiträge von Ingrid Bachér, Herta Müller, Hans Joachim Schädlich und Jürgen Serke enthalten.
Der Deutschlandfunk sendet Ausschnitte aus den Forums-Veranstaltungen am Samstag, dem 19. Mai von 14.05 bis 16.00 Uhr in "Corso extra” und am 7. Juni von 2.05 bis 04.00Uhr in ”Nachtkonzert vom Deutschlandfunk”.

Die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft dankt dem Land Nordrhein-Westfalen, dem Auswärtigen Amt und der Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW, die bei der Finanzierung halfen. Sie dankt besonders herzlich der in Berlin geborenen Gitta Sherover aus Jerusalem, dass sie uns für das Forum das Rebecca-Crown-Auditorium überlassen hat. Frau Sherover will es bei dieser Hilfe nicht belassen. Sie hat uns zugesagt, die Else-Lasker-Schüler-Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter und KünstlerInnen” mäzenatisch zu unterstützen, damit ein Zentrum entstehen kann. Wir danken für diese Zuneigung.

Service 1:

Das Programmheft "Die Reise nach Jerusalem” ist das aufwendigste, das die ELS-Gesellschaft bislang herausgegeben hat: Auf 64 Seiten mit zum Teilmehrfarbigen Abbildungen (auch von Lasker-Schüler-Zeichnungen) finden sich Beiträge von Ingrid Bachér. Herta Müller, Jürgen Serke, Hans Joachim Schädlich, Asher Reich, Jakob Hessing und Lev Berinski sowie die Biografien aller aktiven Teilnehmer. Gegen Voreinsendung von DM 6,-- (auch in Briefmarken) schicken wir Ihnen die Publikation gerne zu. "Ein Muß für ELS-Fans” (Doris Rother, Wuppertal).

Service 2:

Ein "literarisches Fotobuch" ist in Vorbereitung.

Die renommierte Lichtbildnerin Gisela Scheidler, Berlin/Potsdam, bekannt geworden mit ihren Arbeiten über George Tabori, Peter Zadek und Ingmar Bergmann, war in Israel mit der Kamera dabei, als Angela Winkler auf der Bühne Else Lasker-Schüler spielte, MILVA sang, Zeitzeugen berichteten und Dichterlesungen an "verbrannte" Schriftsteller erinnerten. Ihre Schwarzweißaufnahmen werden ergänzt durch Texte der beteiligten deutschen und israelischen Autoren:

  • Uri Avnery, Ingrid Bachér, Lev Berinski, Jakob Hessing, Herta Müller, Asher Reich, Tuvia Rübner, Hans Joachim Schädlich, Jürgen Serke.

Ein Kapitel - auf den Spuren der Dichterin - ist dem Rechavia-Viertel vorbehalten, wo nicht nur Else Lasker-Schüler lebte, sondern auch viele Intellektuelle, die dem Holocaust entkommen waren. Ein sehr persönliches Buch mit eindrucksvollen Fotos, aufgenommen im März 2001, also während einer besonders schweren Zeit für Israel und den Nahen Osten.

Subskriptionspreis: DM 25,-- plus Porto

  • Vorbestellungen schon jetzt möglich über:  ELse-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Herzogstr. 42, 42103 Wuppertal - sichern Sie sich schon jetzt Ihr Exemplar!

Das Buch wird gefördert von der Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen


Eysoldt-Ring für Angela Winkler
Für "eine der überwältigendsten Menschenstudien der Saison”, so die FAZ am 5.2.2001, erhielt Angela Winkler den Eysoldt-Ring der Stadt Bensheim. Um präzis zu sein: Sie erhielt die Ehrung für die Rolle der Rebekka West in Henrik Ibsens "Rosmersholm”, einer Peter Zadek-Inszenierung am Wiener Akdemietheater. Der Ring soll an die große Reinhardt-Schauspielerin Gertrude Eysoldt erinnern und ist eine der ehrenvollsten Auszeichnungen für Schauspieler. Vor ELSG-Mitglied Angela Winkler wurden damit u.a. Edith Clever, Jutta Lampe, Sepp Bierbichler und Gert Voss geehrt.

ANSICHTSKARTE: DETTIFOSS
(Der größte Wasserfall Europas, Nordisland)
Es fällt und fällt und fällt und fällt
Und nimmt kein Ende.
Wer hält das auf?
Die stürzende Welt –
Und keine Hände.
-eines von 99 Gedichten aus dem neuen Lyrikband von Tuvia Rübner, ausgewählte Lyrik aus den Jahren 1957-1999. Seine frühen Gedichte mit dem Titel "Granatapfel” erschienen bereits 1995 im Rimbaud Verlag. – Tuvia Rübner wurde 1924 in Bratislava geboren. Seine Muttersprache war Deutsch, Slowakisch lernte er privat. 1938 Ausschluß vom Schulunterricht wegen seiner jüdischen Herkunft. 1941 gelangte er als einziger seiner Familie mit dem letzten Flüchtlingstransport aus der Tschechoslowakei nach Palästina. Er schrieb zunächst in Deutsch, seit 1950 in Hebräisch und, nach der Teilnahme am I. Else-Lasker-Schüler-Forum 1993 auch wieder in der Muttertsprache. Aus "Zypressenlicht” las Tuvia Rübner beim IX.ELS-Forum am See Genezareth.
Tuvia Rübner: "Zypressenlicht”, 95 Seiten, Rimbaud Verlag, Aachen, ISBN 3-89086-753-7, DM 34,--

"Gleich vier neue Gedichtbände legt der Grafenauer Erich Czernoch vor. ’In Unzufriedenheit verbleibt man, solange sich nichts zu Sprache formt’, schreibt der Lyriker, der immer knapper in seiner Ausdrucksweise wird, reduziert wie die abstrakten Bilder, die in den Bändchen mit integriert sind. Der Autor durchpflügt die Welt und erntet auf einer steinigen Wiese in harter Arbeit Vers um Vers. ‘Es entsteht so aus/ als ob alles/ durch Klänge/ und Geräusche/ zu uns sprechen würde/ Du mußt/ diese Chiffren entziffern’. Czernoch entschlüsselt und verschlüsselt, er verdichtet innerlich Geschautes. Ein lyrisches Subjekt teilt sich mit.” (Stefan Rammer, Passauer Neue Presse, 12.08.2000)
Erich Czernoch: "Zur Sprache gewendet”, 28 S., 11 DM, "Die Idee der Lyrik”, 31 S., 11,50 DM; "Fünf Gedichte für Marika und andere Frauen”, 33 S., 11.70 DM, "Entfremdetes Ich”, 35 S., 12 DM, ars poetica Verlag für Literatur und Kunst, Grafenau, Scharrerstr, 29a, 94481 Grafenau

Francesca Stafford aus dem schottischen Glasgow ist Autorin des Beitrags "Else’s Elsewhere – Reading Marginalities in the Work of Else Lasker-Schüler” in dem empfehlenswerten Buch "AufBrüche. Kulturelle Produktionen von Migrantinnen, Schwarzen und jüdischen Frauen in Deutschland”, Herausgegeben von Cathy S. Gelbin, Kader Konuk und Peggy Piesche. Ulrike Helmer-Verlag, ISBN 3-89741-042-7. 279 Seiten, DM 39,90.

Am 18. Februar 2001 fand in Krefeld die Uraufführung der Oper "Der Idiot” statt. Komponist Thomas Blomenkamp aus Merbusch, hatte bereits 1985 die Idee, den gewaltigen Roman von Dostojewski zu vertonen, der Düsseldorfer Journalistin und Dramaturgin Ulrike Gondorf vorgeschlagen. Doch das "Vorhaben landete in der berühmten Schublade, in der so manch ambitionierte Künstlertraum mangels Zeit und Geldes verschwindet”. In der "Rheinischen Post” beschrieb Regine Müller die geglückte erste Blomenkamp-Oper so: Blomenkamps ‘Sinfonischer Satz’ stand auf dem Programm eines städtischen Sinfoniekonzerts in Mönchengladbach unter der Leitung Anthony Bramalls, dem GMD der Theater von Krefeld/Mönchengladbach. Beim zwanglosen Umtrunk nach dem Konzert brachte Bramall den Stein ins Rollen: ‘Schon mal an eine Oper gedacht?’. Der Rest ist glückliche Fügung und viel, viel Arbeit. Anlässlich des 50jährigen Bestehens der Theater-Ehe Krefeld-Mönchengladbach wurde aus der Idee ein Kompositionsauftrag. Ulrike Gondorf hat die alte Skizze in beinahe symbiotischer Zusammenarbeit mit Blomenkamp zu einem Libretto geformt, und dieser hat 18 Monate lang in seiner einsamen Komponisten-Kemnate gesessen, um Töne zu finden für Liebe und Leid, Nihilismus und Drama. In zwei eisern durchgehaltenen Arbeitsetappen hat er sich langsam aber sicher dem Ziel entgegengearbeitet. – Das Team Gondorf/Blomenkamp hat den figurenreichen Roman auf ein Kern-Personal von 13 Personen eingedampft, Nebenhandlungen konzentriert: aus 800 Seiten Text wurden neun Bilder. Blomenkamps Komposition bedient sich eines weitgehend traditionellen romantischen Orchesterapparats, abgesehen vom Klavierpart und einigen exotischen Schlagwerkzeugen. Den Protagonisten sind bestimmte Soloinstrumente zugeordnet, der Chor tritt in einer Doppelfunktion auf. Auf die Darstellung des Innenlebens der Figuren und die Ausleuchtung ihrer seelischen Abgründe kam es Blomenkamp an.”
Thomas Blomenkamp (46), einer der Komponisten in der ELS-Gesellschaft, war Teilnehmer des I. Else-Lasker-Schüler-Forums 1993.

Angesichts der Katastrophenerfahrungen des 20.Jahrhunderts machen bedeutende AutorInnen der Moderne von der vielschichtigen Welttheatermetapher Gebrauch, um die Frage nach Sinn und Gestalt der Wirklichkeit zu bearbeiten. Diesem erklärungsbedürftigen Rückgriff auf eine Tradition, die in der europäischen Literatur vor allem mit einem jüdisch-christlichen Verständnis der Geschichte als Heilsdrama verbunden zu sein scheint, widmet sich die Autorin Irene Pieper in den – so der Untertitel - "Untersuchungen zum Welttheatermotiv zwischen Katastrophenerfahrung und Welt-Anschauungssuche bei Walter Benjamin, Karl Kraus, Hugo von Hofmannsthal und Else Lasker-Schüler” (Thema der Dissertation).
"Modernes Welttheater”, Band 13 der Schriften zur Literaturwissenschaft. Im Auftrag der Görres-Gesellschaft hrsg. von Bernd Engler, Volker Kapp, Helmuth Kiesel, Günter Niggl, 194 S., DM 98,--, ISBN 3-428-10077-8, Duncker & Humblot, Berlin. - Ein Hauptkapitel gilt Else Lasker-Schülers Drama "Ichundich”, erschienen als Sonderdruck im Band 14 der Schriften zur Literaturwissenschaft "Theodramatik und Theatralik”. Titel der Arbeit von Dr. Irene Pieper: "Und thront der Ewige noch auf seinem Thron?”: Else Lasker-Schülers "theatralische Tragödie” Ichundich.
Professor Marianne Schuller von der Universität Hamburg betreute eine neue Arbeit von Marina Krug, in der die Autorin den Versuch unternimmt, "bei der grammatologischen und rhetorischen Analyse der Gedichte Esther sowie David und Jonathan von Else Lasker-Schüler (aus dem Zyklus Hebräische Balladen), im Prozeß einer Selbstanalyse des Lesens den Gegensatz von poetischer Sprache und wissenschaftlichem Diskurs zu dekonstruieren und in der Folge phantomhaft aufzuzeigen. Die Arbeit postuliert, daß die Literaturwissenschaft ihre Kategorien nicht ohne weiteres der Literatur auferlegen darf, sondern vielmehr sich selbst erweitern sollte, indem sie sich mit dem poetischen Verfahren konfrontiert” (Buchprospekt).
Marina Krug "Die Figur als signifikante Spur”, 275 S., Europäische Hochschulschriften, Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur. Bd. 1771, ISBN 3-631-37065-2, br. DM 84,--

"Was unentwirrbar anmutet, bestenfalls tiefenpsychologisch auslotbar schien, bei Margot Ehrich ordnet sich mit dem textlichen Fortschreiten das Ungeordnete, scheinbar Unregelbare zur annehmbaren Planerkenntnis. Allerdings läßt immer wieder einer ihrer Langsätze etwas dräuend Herannahendes ahnen, ein Etwas, das wir gemeinhin verdrängen, nämlich die Schicksalhaftigkeit des Menschenlebens, die Gefahr des unerwarteten, unverhofften Schicksalsschlages” – so schreibt Franz Peter Künzel über den neuen Erzählband der Autorin Ehrich.
Margot Ehrich "Ein Fenster in der Traurigkeit”114 S., , Verlag Die Scheune, Dresden, ISBN 3-931684-48-2, DM 24,80
Ohne Jürgen Serke wüßten wir nicht, wer die Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger war. Auf der Basis des von ihm herausgegebenen Buches hat Fred Apke das Drama "Selma oder Die Reise um den Tisch” geschrieben. Die Proben für die Aufführung der Auftragsarbeit des Stadttheaters Fürth haben bereits begonnen. In Fürth lebten relativ viele Juden, weil sie in der nahen Großstadt Nürnberg nicht erwünscht waren. Die Familie des späteren US-Außenminister Henry Kissinger gehörte dazu.

"Sehr geehrte Damen und Herren, in Ihrem Info Nr. 41 (3. Quartal 2000) weisen Sie auf mein Manuskript ‘Ich, nein, bin ja kein Tristan und nicht Isolde’ hin, dazu der Hinweis, ein Verlag werde gesucht. Der Verlag ist gefunden: Der Text erscheint in leicht überarbeiteter Form unter dem Titel ‘Auf der Suche nach der verlorenen Identität. Perspektiven des androgynen Rollenspiels bei Else Lasker-Schüler’ im Jahrbuch für Literatur der Weimarer Republik (2001). - Mit freundlichen Grüßen Stefanie Stockhorst”

Buchtipp

Im Aufbau-Verlag ist ein Buch mit erotischen Gedichten erschienen, das nicht nur leidenschaftlich Liebenden und Verliebten empfohlen sei: Das in rotem Leinen gebundene Buch bietet nach Meinung seines Herausgebers Hansjürgen Blinn "die hundert schönsten erotischen Gedichte – hundert Stimmen der Leidenschaft, ein Fest der Sinnolichkeit und des Genusses”. Das Spektrum reicht von verhaltenen Versen, zarten Andeutungen des Köprerlich-Sinnlichen bis zur kräftigen Sprache eines Bertolt Brecht. Weitere Autoren sind u.a. Lessing, Goethe, Heine, Rilke, Dehmel, Fried, Karoline von Günderode , Ulla Hahn und natürlich Else Lasker-Schüler. Von der Verfasserin der für viele schönsten deutschen Liebesgedichte sind leider nur "Orgie” und "Trieb” ausgewählt worden. Dennoch ist dieses Buch - mit einem Nachwort des Herausgebers zum "Sexualitätsdiskurs” - nicht nur eine Nachtlektüre.
Hansjürgen Blinn (Hrg.): "Ich will dich”, Berlin 2001, Aufbau-Verlag, Leinen mit Leseband, ISBN 3-351-02899-7, DM 25,--

Neue Mitglieder

Christoph Prömper, Duisburg; Gaby und Hans-Werner Finke, Günther und Uta Dick, Cornelia Tausch sowie Ulrike Dorothea Düwel, alle Wuppertal; Liselotte und Nicolas Papastavrou, Bad Hersfeld, Axel Hegmann, Hattingen, Topsy Küppers, Wien; Brigitte M. Goldstein, Highland Park, New Yersey, USA; Thomas Mense, Bielfeld; Anant Kumar, Sandershausen; Gerda Koch, Recklinghausen¸Ursula Zöllner, Tübingen; Rita Binder, Bischoffingen; Cäcilia Haverkamp, Solingen; Edith Meier, Lenzburg, Schweiz; Ulrike Schäfer, Reichenbach; Gabrielle Berzecivzy-Bolz, Nordhorn; Avital Ben-Chorin, Jerusalem; Maria Barbero, Massachusetts, USA; Uli Lindwikowski, Friedberg.


Mitteilungen der ELS-Stiftung
Verbrannte und verbannte
Dichter-/KünstlerInnen

Verfemte Kunst wiederentdeckt
Das Felix Nussbaum-Haus/Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück stellte in diesem Frühjahr wichtige Teile der Sammlung Gerhard Schneider "Verfemt. Vergessen. Wiederdentdeckt” aus. Dazu ist bei Kettler Kunst ein neuer Katalog ("Expressive Gegenständlichkeit”, auch im Buchformat) erschienen. Die Sammlung Schneider könnte der Grundstock des geplanten Deutschen Zentrums der verfolgten Künste werden; die Ausstellung wird nach Osnarbürck in Halle an der Saale, Hamm in Westfalen, Freiburg im Breisgauz, Lübeck und Solingen gezeigt.

Seit den 1980er Jahren ist die vom Expressionismus beeinflußte Kunst zunehmend in das Blickfeld der Forschung gerückt. Es gab verschiedene Ansätze einer Darstellung und Bewertung dieser künstlerischen Strömung, die das 20. Jahrhundert durchzieht, sich jedoch nicht in die lange Reihe der Ismen einordnen läßt. Begriffe wie "expressiver Realismus”, "Postexpressionismus” oder "zweite Generation des Expressionismus” bezeugen die Schwierigkeiten einer zutreffenden Einordnung. Da das von der expressionistischen Bewegung ausgehende Schaffen beinahe zweier Künstlergenerationen im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts infolge ideologischer Verwerfungen, zweier Weltkriege und eines Jahrzehnte währenden kalten Krieges mitunter fast in Vergessenheit geraten wäre, können sie zu Recht als "verschollen” gelten. Der Sammler Gerhard Schneider, Olpe, hat sich konsequent über viele Jahre bemüht, jene verfemte und vergessene Kunst wiederzuentdecken und ihr öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. Daß aus dem Fundus einer privaten Kunstsammlung heraus die Gesamtschau auf ein solch umfangreiches Schaffen möglich wird, erscheint ungewöhnlich, zumal sich dies zunehmend als eine Aufgabe erweist, deren Erfüllung weit über die Möglichkeiten Einzelner hinausgeht. Die 1999 erschienene Publikation "Verfemt. Vergessen. Wiederentdeckt” gab in Verbindung mit einer Ausstellung im Museum Baden, Solingen, erstmals einen umfassenden Einblick in die Sammlung Gerhard Schneider und ist auf große Resonanz der Fachwelt und des Publikums gestoßen. Um die Rezeption der in der (inzwischen weiter gewachsenen) Sammlung vertreteten Kunst neue Perspektiven zu eröffnen, wurde der Begriff "expressive Gegenständlichkeit” (auch für den nu3on vorliegenden Katalog) geprägt.

Der erste Teil würdigt die "ignorierte Parallelkunst” im kunsthistorischen Kontex des 20. Jahrhunderts. Einzelstudien widmen sich der faschistischen Verfemungsaktion "Entartete Kunst” und dem stalinistischen "Formalismusstreit” in der DDR. Gerhard Schneider zeigt in seinem Text "Erinnern als Prinzip” die Entstehung seiner Sammlung sowie deren Struktur auf; er entwirft ein Konzept für den weiteren Umgang mit der verfemten und vergessenenen expressiv-gegenständlichen Kunst des vergangenen Jahrhunderts. Dabei entsteht das facettenreiche Bild des Schicksals fast zweier Generationen expressiv-gegenständlich arbeitender Künstler: ein Grundlagenwerk, das nun zu gebührender Ankerkennung gelangen kann. Im Anhang werden 260 der in der Sammlung Schneider vertretenenen Künstler mit biographischen Daten und deteillierten Angaben der 700 in dem Buch gezeigten Kunstwerke dokumentiert.

Beiträge: "Die ‘ignorierte Parallelkunst’. Kunst expressiver Gegenständlichkeit im 20. Jahrhundert” von Matthias Arnold. – "Neues Menschenbild wider ‘Karneval der Mißgeburten’. Zum ‘Formalismusstreit’ in der DDR unter besonderer Berücksichtigung der Kunsthochschulen” von Dorit Litt. – "Ein historisches Desaster. Verfemung von Kunst als entartet und ihre Folgen”, Gabriele Saure. "Verfemt. Vergessen. Wiederentdeckt. Zur Rezeption und Fortschreibung einer Sammlung.”, "Erinnern als Prinzip. Entstehung und Profil meiner Sammlung” – Gerhard Schneider.

Rolf Jessewitsch, Gerhard Schneider, Axel Wendelberger (Hrsg.) "Expressive Gegenständlichkeit. Schicksale figurativer Malerei und Graphik im 20. Jahrhundert. Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider. 24 x 31 cm, 616 Seiten mit 707 Abbildungen, davon 344 in Farbe. Druck Verlag Kettler, Bönen/Westfalen. DM 78,--, Hardcover-Ausgabe DM 128,50 plus DM 14,50 Versandkosten für das schwergewichtige Werk, zu beziehen über: Gerhard Schneider, Goldsiepen 12, D-57462 Olpe, Fax 02761-61215.



Der Exil-Club:

G'day allerseits,

zwischendurch möchte ich euch einen kurzen Blick auf die Statistik des Exils-Club geben:

Die folgenden Zahlen gelten nur für den Zeitraum 23.3. - 21.4.2001:

Die User sind durchschnittlich fünf Minuten auf unseren Seiten geblieben.

Die Seite über Rose Ausländer wurde 129 mal besucht, Hilde Domin 103 mal,
Elisabeth Langgässer hat 86 Besuche, Anne Frank 70, Else Lasker-Schüler 64,
Carl Raddatz 52, Meerbaum hat 27 und Paul Zech 20.

47mal sind Menschen von uns durchgewandert zu den Netdays2000 (Zensur).

Unsere Exil-Club Broschüre wurde im genannten Zeitraum 30 mal
heruntergeladen.

Die meisten finden uns über die Suchmaschine GOOGLE (356 mal)
Die Metager-Suchmaschine aus Hannover hat 34 Leute zu uns geschickt.
Fireball 30, Lycos 25, Yahoo 22. Dann noch 17 von www.learnetix.de und 14
von www.antiquariat-ffm.de
Geschichtsunterricht-online hat uns 52 Besucher gebracht.

Am meisten werden unsere Seiten besucht mit dem Internet Explorer (74%) und
Netscape (19%)

PCs (Win 95, 98, NT, 2000) haben einen Anteil von 80%, Macs 9%.

Die durchschnittliche Besucherzahl pro Tag ist auf 86 Personen gestiegen.

Es waren auch Tage mit über 200 Besuchern dabei (z.B. am 6.4.2001)

Wir haben also pro Monat rund 3000 Besuche!

cheers
Ingo Plückhahn AGD


Theodor Kramer-(Exil-)Preis
Lange hat es gedauert, aber jetzt gibt es einen "Theodor Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil”. Initiiert von der Theodor Kramer-Gesellschaft, die das Preisgeld von mindestens 50.000,-- öS garantiert.

Er ist ein Würdigungspreis, der nicht aufgrund von Einreichungen vergeben wird. Um den Preis zu dotieren, hatte die Theodor Kramer Gesellschaft 4.912 Briefe an politische Mandatsträger in Österreich geschrieben. Ähnlich wie die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft, die seit ihrer Lyrikpreisverleihung an Friederike Mayröcker im Jahr 1996 das Preisgeld von 30.000 DM plus 10.000 DM für den Förderpreis nicht mehr gespendet bekommt, war das Ergebnis in Österreich niederschmetternd deprimierend. Mehr Porto als Spenden. Besonders bemerkenswert, so die Kramer-Gesellschaft, "waren die Absagebriefe von mehrheitlich sozialdemokratischen Gemeinden der engeren Heimat Theodor Kramers.” Dass dennoch das Preisgeld aufgebracht werden konnte, ist dem (Bundes-)Land Niederösterreich, der Stadt Wien, dem Bezirk Wien-Leopoldstadt und der Grazer Autorenvereinigung zu danken.

Stella Rotenberg ist zur ersten Preisträgerin einstimmig gekürt worden. Die Preisträgerin, 1996 Teilnehmerin des IV. ELS-Forums "Frauen im Hebräerland”, wurde 1916 in Wien geboren. 1938 mußte sie ihr Medizinstudium in Wien wegen ihres Judentums abbrechen und über die Niederlande nach Großbritannien flüchten. Im Exil begann sie Gedichte zu schreiben, später auch Prosa, die sie in den Bänden "Gedichte” (Tel Aviv, 1972), "Die wir übrig sind” (Darmstadt 1978), "Scherben sind endlicher Hort” (Wien 1991), "Ungewissen Ursprungs” (Wien 1977) veröffentlichte. "Obwohl oder gerade weil ihr Gedichte von schlanker Schönheit und gedanklicher Prägnanz gelungen sind, die in ihrer Auseinandersetzung mit der Shoah und ihren Folgen von höchster Aktualität sind, blieb sie in ihrem Herkunftsland Österreich weitgehend unbeachtet... mit einem literarischen Preis wurde sie so wenig wie viele andere ExilschriftstellerInhnen gewürdigt. Stella Rotenberg, die mit einem gleich ihr aus Wien Vertriebenen verheiratet war, lebt seit 1948 in Leeds. Von ihrem Werk ist derzeit nur die gesammelte Prosa greifbar; eine Neuausgabe ihrer gesammelten Gedichte wird vorbereitet” – so die Zeitschrift für Literatur, Widerstand, Exil "Zwischenwelt” (Nr. 4, Dezember 2000).

Bis ans andere Weltende
Während des Nationalsozialismus flohen Musiker aus Deutschland und Österreich bis nach Australien, wo sie bis heute spürbare Einflüsse hinterließen. So geht etwa die größte Konzertorganisation dieses Kontinents, "Musica Viva Australiua”, auf eine Initiative von aus Berlin und Österreich geflohener Musiker zurück. Dieses kaum untersuchte Thema war inzwischen Gegenstand von Veranstaltungen. Teilnehmer waren u.a. die in Australien lebenden Komponisten George Dreyfus und Felix Werder, aber auch der inzwischen verstorbene Prof. Alfons Silbermann sowie der Historiker Klaus Loewald (Canberra) und der Schriftsteller Walter Kaufmann. Ihre Beiträge wurden ergänzt von Kennern der australischen Exilproblematik wie Prof. Wolfgang Benz, Prof. Andrew McCredie (Adelaide/München), Prof. Gerhard Stilz (Gesellschaft für Australienstudien), Prof. Johannes Voigt (Stuttgarter Arbeitskreis für historische Migrationsforschung) und Prof. Hanns-Werner Heister (Musikhochschule Dresden). Die Beiträge hat Albrecht Dümling, Berlin, herausgegeben, Urheber der Ausstellung "entartete Musik" (Düsseldorf 1988) und langjähriger Vorsitzender des Fördervereins "musica reanimata", der sich den NS-verfolgten Komponisten widmet. Während einer Lehr-und Forschungsreise durch australische Universitäten stieß er 1995 auf das Thema dieses Buches, das er mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft weiter untersucht.

"Zu den Antipoden vertrieben. Das Australien-Exil deutschsprachiger Musiker”, Bd. 17 der Reihe "Verfolgung und Wiederentdeckung”, Hgg. von Albrecht Dümling, Pfau-Verlag Saarbrücken, 162 S., ISBN 3-89727-100-1, DM 38,--

Mit dem Hinweis, daß die deutsche Reisegesellschaft aus Anlaß des IX. Forums zur Ausschmückung des Else Lasker-Schüler-Seniorenheims in Nes Ammim handsignierte Lithografien der Wuppertaler Künstlerin Ulle Hees übergeben konnte - Entwurfszeichnungen einer Stele, die dem Andenken der Dichterin gewidmet ist -
grüßt Sie herzlich
Ihr Hajo Jahn

 Kontakte zu Mitgliedern und Interessenten ergeben sich bei der einen oder anderen Veranstaltung in und außerhalb Wuppertals.

Sie können uns aber künftig auch im neuen Büro anrufen

(49- 202 - 305198),

ein Fax schicken (49-202-7475433) oder eine

E-Mail ELS.Gesellschaft@Wtal.de.

Wir freuen uns auf Sie –

Herzlich Ihr

Hajo Jahn


Die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft lädt ein:

Veranstaltungen im Jahr 2001 finden Sie auf der
Seite für die Termine.

Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V. * Kolpingstraße 8 * 42103 Wuppertal;
Telefon & Fax: 0202 30 51 98
e-mail: ELS.Gesellschaft@Wtal.de Homepage: http://www.els.gesellschaft.wtal.de
Vorsitzender: Hajo Jahn; Stellvertreter: Dr. Klaus Becker; Schatzmeister: Herbert Beil;
Schriftführerin: Renate Dohm; Pressesprecher: Christian Sabisch; Beisitzer: Wendla Boettcher-Streim, Monika Fey und Prof. Dr. Manfred Brusten sowie die Autoren Herta Müller, Hans Joachim Schädlich und Jiri Grusa.
Bankverbindungen: Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 330 500 00 Beitragskonto: 968 768 / Spendenkonto: 958 900
Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter-/ Künstler-innen": Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 330 500 00 Konto: 902 999
Homepage der Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter-/ Künstler-innen": www.Exil-Archiv.de

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