Ausgabe 47

1. Quartal 2002

" Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
seitdem die Welt verrohte...."

Türkischer Protest




Ulla Hahn (neu)
und Jiri Grusa
im Vorstand



Doppelband über
Jerusalem-Forum




"Exil-Club" auf
Bildungsmesse
mit Rolf Hochhuth

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Info-Archiv

Wieviel ist Ihnen unsere Homepage wert?
Konto-Nr.: 968 768, BLZ 330 500, Stadtsparkasse Wuppertal
Spenden sind abzugsfähig.

Im Winter (I)
dein karger Mund und derselbe Winter hungert aus deinen Augen hervor flach schürft die Stille wenn wir über sie fallen dieses leise Trommeln beginnt
Eva Corino (Aus "Keine Zeit für Tragödien", Berlin Verlag. Eva Corino liest am 7. März 2002 in Wuppertal, siehe Termine).


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder und "Fans" des "Prinzen Jussuf"

zum Neuen Jahr entbietet Ihnen der Vorstand alle guten Wünsche.
Das Jahr 2001 ist mit einer von der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft organisierten Ausstellung über den "vergessenen Humanisten" Armin T. Wegner zu Ende gegangen, zusammengestellt von dem Literaturwissenschaftler Martin Rooney. Der Engländer hatte den vor 115 Jahren in Wuppertal geborenen Schriftsteller Wegner vor dem Vergessen bewahrt. Wegner wiederum hatte nach dem Ersten Weltkrieg den Völkermord an den Armeniern öffentlich bekannt gemacht. Zwischen 1915 und 1922 sollen diesem Genozid etwa 1,5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sein.
Gegen den Besuch von "unseren Schülern" hatten der türkische Schüler-Eltern-Förder-Verein und eine Deutsch-Türkische Initiative aus Wuppertal sowie der für Erziehungsfragen zuständige Gesandte beim türkischen Generalkonsulat in Düsseldorf bis hin zur NRW-Schulministerin Gabriele Behler protestiert und rechtliche Mittel angedroht. Die Gesamtschule Else Lasker-Schüler und das Carl-Duisberg-Gymnasium, Wuppertal, liessen sich jedoch nicht einschüchtern und alle Veranstaltungen wie angekündigt durchführen. Die Gesamtschule wird darüber hinaus künftig jedes Jahr ihren Oberstufen im Rahmen einer Facharbeit anbieten, über Armin T. Wegner zu forschen. Die Ausstellung - ein Beispiel für die künftige Arbeit eines "Zentrums der verfolgten Dichter- und KünstlerInnen" - wurde als einseitig empfunden, weil die "terroristische" Gegenwehr nationalistischer Armenier nicht vorkam. Doch es war keine Dokumentation über den inzwischen von Staaten wie Belgien, Frankreich, Schweden oder England anerkannten Völkermord, sondern über den Dichter, Journalisten und Pazifisten Wegner. Wir haben die protestierenden türkischen Vereine und die Diplomaten zu Diskussionen eingeladen. Denn die Türkei wird sich ebenso ihrer Geschichte stellen müssen wie Deutschland – im Sinne Lessings, dass die Vergangenheit nicht das Gewissen belasten, sondern den Verstand erhellen solle.
Der aus Rom angereiste Wegner Sohn Mischa in Wupertal erklärte bei der Ausstellungseröffnung: "Das Bekenntnis der Türkei zur Schuld der Vorväter ist Voraussetzung zur Aussöhnung mit den Armeniern, ähnlich wie zwischen der Bundesrepublik und Israel, um den letzten Eisernen Vorhang in Europa zu überwinden, den an der türkisch-armenischen Grenze".

Ihr Hajo Jahn


Wechsel und Kontinuität

Auf der Hauptversammlung kandidierten am 8. November 2001 Herta Müller, Hans Joachim Schädlich und Renate Dohm nach vier Jahren nicht mehr für den Vorstand. Sie haben in schwierigen Zeiten der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft geholfen. Dafür sind wir dankbar, ebenso für die Bereitschaft, weiterhin mit Rat und Tat zu helfen. Renate Dohm hatte vor ihrer Funktion als Schriftführerin für die Gesellschaft jahrelang Büroarbeiten erledigt. Ohne ehrenamtliches Engagement könnte die ELS-Gesellschaft nicht existieren. Und dass wir eine Reihe von Künstlern, Schriftstellern zumal, für den Vorstand bzw. für die Lasker-Schüler-Stiftung gewinnen konnten, ist eher Ausnahme unter den Literaturgesellschaften.
Neu im Vorstand ist die Dichterin Ulla Hahn, Hamburg. Die Lyrikerin, die mit ihrem ersten großen Roman "Das verborgene Wort" in die Bestsellerlisten gelangte, ist seit Gründung der ELS-Gesellschaft Anfang der 90er Jahre Mitglied und hat an mehren Foren teilgenommen.

Das gilt ähnlich für Jiri Grusa, Botschafter der Republik Tschechien in Wien. Der in deutscher Sprache schreibende Jiri Grusa gehört dem Vorstand ebenso weiter an wie Klaus Becker (stellv. Vorsitzender, Oberstudiendirektor), Herbert Beil (Schatzmeister, Steuerberater), Christian Sabisch (Pressesprecher, Journalist), Wendla Boettcher-Streim (Ornithologin i.R.) und Monika Fey (Konzertsängerin, Gesangspädagogin) sowie Hajo Jahn (Vorsitzender, WDR-Studioleiter i.R.). Hinzugewählt wurde Anne Grewé (Studentenwerks-Angestellte) als Schriftführerin sowie Wolfgang Drost (Kaufmann) und Andreas Niebel (Journalist) als Kassenprüfer. Turnusgemäß ausgeschieden sind ihre Vorgänger Till Söling und Günter Lesche, die vier Jahre lang amtierten. Herzlichen Dank.


Rückblick: 2001 - das waren rund ein Dutzend Lesungen, Konzerte mit Gedichtvertonungen und Theater-Aufführungen wie die mit Topsy Küppers in dem Motti Lerner-Stück "Else in Jerusalem". Höhepunkt war das IX. Else-Lasker-Schüler-Forum in Israel vom 24.-31.März 2001. Dazu erscheint die zweibändige Dokumentation "Momente in Jerusalem": Mit Schwarzweißfotos von Gisela Scheidler und Texten deutscher und israelischer Autoren, die in Israel an Schriftsteller erinnerten, die verfolgt waren und von denen so viele vergessen sind beim großen Lesepublikum.

Lust auf mehr Bilder aus den beiden Bänden?:

Uri Avnery, der mit dem Alternativen Nobelpreis 2001 ausgezeichnet wurde, ist mit seiner kontrovers aufgenommenen Rede über den Staat Israel vertreten.

Der Doppelband, der im Bleicher Verlag erscheint, ist auch als Katalog zu einer geplanten Fotoausstellung von Gisela Scheidler gedacht. (Mitgliederpreis 15,00 Euro, Buchhandel 30,00 Euro plus 3,00 Euro Versandkosten). Vorbestellungen nehmen wir gern entgegen.


Osteuropa interessiert sich

Weitere Highlights 2001 waren die Werkstattlesungen "Elses Töchter" in vier Städten sowie die Ausstellung "Der vergessene Humanist" mit rund einem halben Dutzend Veranstaltungen, auch in Schulen, über Armin T. Wegner. Viermal ist der "ELSG-brief" verschickt worden, zwischen 4 und 8 Seiten, noch ausführlicher jedoch im Internet. Die Homepage der Gesellschaft erhielt die neue "Adresse": Else-Lasker-Schueler-Gesellschaft.de" und dürfte eine der umfangreichsten auf dem Literatursektor sein. Anfragen, vor allem von Schülern, Studenten und von Künstlern kommen per Mail inzwischen aus allen Erdteilen, relativ häufig aus Ost- und Südosteuropa.


Büro als Kontaktstelle

Mit einem Zuschuß förderten wir die Dissertation von Thomas Hoefert, Freiburg (Else Lasker-Schüler: Signaturen kritischer Intellektualität), sowie die Inszenierung des Dramas "Arthur Aronymus und ihre Väter" durch die Gesamtschule Else Lasker-Schüler in Wuppertal. Wir waren Kooperationspartner bei Veranstaltungen in Dresden, Iserlohn, Köln, Thessaloniki und Berlin: Angela Winkler konnte während der Eröffnungs-Veranstaltungen des Jüdischen Museums in Berlin an zwei Abenden ihr Lasker-Schüler-Stück "Die Reise nach Jerusalem" spielen; Leihgaben von uns vervollständigen die Berliner Museumsbibliothek. Im Haus selbst ist eine große Vitrine zur Hälfte der Dichterin gewidmet. Wechselnde Kunstausstellungen und von den Teilnehmern überaus geschätzte Interpretationen von Lasker-Schüler-Gedichten durch Klaus Becker ergänzten die Jour fixe-Abende im Büro der Gesellschaft: Dieses Büro, mit den Halbtagssekretären Sabine Kerkemeyer/ Brendan Botheroyd

und dem Vorsitzenden täglich geöffnet, wird zunehmend zur Anlaufstelle für Besuchergruppen, Schulklassen, Wissenschaftler und Künstler. Durch die Nähe zur Stadtbibliothek Wuppertal konnte die gute Zusammenarbeit mit dem dortigen Else-Lasker-Schüler-Archiv weiter intensiviert werden. Der Suhrkamp Verlag in Frankfurt, bei dem die Lasker-Schüler-Rechte liegen, hat die früheren Vereinbarungen zwischen dem Jerusalemer Nachlassverwalter der Dichterin, Prof. Paul Alsberg, dem Münchner Kösel-Verlag und der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft voll übernommen. Wir haben weiterhin die alleinige Erlaubnis, mit den Werken der Künstlerin zu arbeiten.
Es dürfte nicht viele Literaturgesellschaften geben, die Vergleichbares leisten – doch dies wäre nicht machbar, gäbe es nicht einen Vorstand, der den Vorsitzenden loyal, aber nicht unkritisch, unterstützt – Menschen, die Tag für Tag ihrem Beruf nachgehen müssen und dennoch für diese ehrenamtliche Tätigkeit zur Verfügung stehen. Last but not least dankt der Vorstand den rund 1.400 Mitgliedern, von denen die Mehrzahl kaum je nach Wuppertal kommen wird, die aber die Anliegen der Gesellschaft mittragen – Dank für jeden Beitrag, für die Teilnahme an unseren Veranstaltungen, für Zuspruch, Anregungen und Kritik.


Hinweise zur Euro-Umstellung

"Eurös-chen", heißt es witzig, sei der neue Begriff für die neuen Münzen, wenn der Euro kommt. Nicht scherz-, sondern sehr ernsthaft hat die Hauptversammlung darüber diskutiert, wie wir bei der Anpassung der Mitgliedsbeiträge an die neue Währung verfahren sollten. Der Beitrag ist ohnehin sehr niedrig, doch haben die Befürworter einer sozialverträglichen Lösung damit argumentiert, dass viele Schüler, Studenten und Renter unter den Mitgliedern, aber auch so manche Familie sehr genau kalkulieren müssten. Zudem wollten wir uns nicht dem erkennbaren Trend anschließen, von der Umstellung durch Preiserhöhungen zu profitieren. Andererseits ist der Beitrag seit Gründung der Gesellschaft im November 1990 unverändert geblieben – wo gibt’s das noch... Die Mehrheit beschloss deshalb, eine geringfügige Anhebung nur hinter dem Komma vorzunehmen. Dabei ergeben sich folgende Werte:

  • Einzelmitgliedschaften 16,00 Euro (statt 30,00 DM entsprechend 15,34 Euro)
  • Ehepaare/Partner 26,00 Euro (statt DM 30,00 entspr. 25,56 Euro)
  • Schüler/Studenten/ Arbeitslose/Rentner 8,00 Euro (statt 15,00 DM enspr. 7,67 Euro).
  • Firmen/Verbände 130,00 Euro (statt 250,00 DM entspr. 127,82 Euro)

Für eine – auch geringfügige – Aufrundung nach oben sind wir Ihnen sehr dankbar. Es erleichtert die Buchführung und erhöht das Spendenaufkommen.


Ausblick: "Mein blaues Klavier": X. Forum vormerken!

Vom 14./15. – 17. November 2002 findet das X. Else-Lasker-Schüler-Forum statt. Unter dem Titel "Mein blaues Klavier" wird es eine Reihe von Uraufführungen vertonter Else-Lasker-Schüler-Gedichte geben. Partner der ELS-Gesellschaft ist dabei die Musikhochschule Wuppertal/Köln mit sinfonischem Orchester und Solisten. Komponisten wie Mauricio Kagel, Thilo Medek, Peter Michael Braun (mit einem Peter Hille-Poem), Jürgen Löchter, Reinhard D. Flender, Thomas Beimel, Markus Stockhausen und Tsippi Fleischer haben zugesagt, Gedichte von Else Lasker-Schüler für dieses Jubiläumsforum in in Noten zu setzen. Werner Ludwig Weiand und Gilead Mishori ("Hebräerland") sind mit Zyklen dabei. Wolfgang Rihm hat bereits die Partitur seiner Vertonung von "O, meine Seele war ein Wald" zur Verfügung gestellt. Die Künstler unterstützen damit dieses Forum als eine Veranstaltung gegen Extremismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt, zugleich als Benefiz zugunsten des Zentrums der verfolgten Künste.
Der Schauspieler Udo Samel hat sich bereit erklärt, zum Auftakt des Forums am 14. November 2002 Texte verbrannter Dichter zu lesen.
Neben E- ist auch U-Musik vorgesehen: Ein Konzert mit HipHop, Rock-und Popmusik. Damit möchten wir vor allem Jugendliche ansprechen. Die Bands sollen in ihrem Standardprogramm mindestens ein vertontes ELS-Gedicht einarbeiten. Ein "DV" (Discjockey für Videoclips) aus Köln wird diese Konzertnacht (16. November) gleichsam zusammenbinden durch Videobilder auf der Leinwand. Zugesagt haben schon die Gruppen "Uncle Ho" (Wuppertal), "Moana" (Köln/Berlin) sowie Sandra Kreisler und Roger Stein (Wien).
Die ELS-Vertonungen sollen möglichst auf CD veröffentlicht werden. Der Reinerlös von CD und Konzerten fließt in die Else-Lasker-Schüler-Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter-/KünstlerInnen", die im Internet mit dem Aufbau eines Archivs der verfolgten Künste begonnen hat.


Uraufführung: "Herunter weltmüde etc"

Dieses Zitat von Else Lasker-Schüler ist der Arbeitstitel für ein Theaterstück über das Exil der Dichterin in Zürich (Info 46). Möglicherweise findet noch eine Umbenennung statt. Autor ist Ulrich Zaum, Premiere des Stücks bei den Wuppertaler Bühnen unter der Regie von Thomas Jansen ist am 23. Februar 2002. Vera Lippisch, München, spielt Else Lasker-Schüler. Weitere Aufführungen siehe unter "Termine". – Die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft unterstützt dabei die Bemühungen Wuppertaler Bürger, die Else Lasker-Schüler gewidmete Bronzeplastik "Das zerbrochene Herz" der Bildhauerin Ulle Hees aus Anlaß der Uraufführung im Schauspielhaus der Schwebebahnstadt aufzustellen.


Auszeichnung

Die Homepage der ELSG ist ein Gütezeichen geworden. Die Redaktion des Elektronischen Branchenbuchs (EBB) im MM Verlag hat unsere Website zur "Top-Business-Site" gekürt. Die Auszeichnung wird laut EBB-Redaktion "einmal jährlich und zeitlich begrenzt für ein Jahr" vergeben und bedeutet, daß die Website "die Kriterien des EBB erfüllt und damit in unseren Augen zum Besten im deutschen Internet zählt. Unter der Vielzahl der Web-Awards ist die PrädikatspaletteTop-Business-Site eine begehrte Auszeichnung. Die Statistik weist für das vergangene Jahr 117.185 "erfolgreich bearbeitete Anfragen" aus, pro Tag 164, die Zahl der bearbeiteten Seiten-Anfragen lag bei 43.775. Es gibt starke Schwankungen, die von unserem Webmaster Uwe Platzek positiv gedeutet werden: "Es sind unterschiedliche User, die sich informieren. Großes Interesse genießt das Gedicht des Monats mit den Interpretationen von Karl-Jürgen Skrodzki" – den Mitgliedern Platzek und Skrodzki gilt der Dank des Vorstands.


Forum der Kreativen

Unter dieser Rubrik stellen wir künftig regelmässig Neuerscheinungen von Autoren unter unseren Mitglieder vor oder andere künstlerische Aktivitäten:
Am 16. November 2001 fand im "Metropolis"-Kino in Antwerpen, Belgien, die Premiere des Films "Olivetti 82" von Rudi van den Bosche statt. Zentrales Thema des Films ist der jiddische Tango "Kum, Lejbke, tanzn" des Krakauer Dichters Mordechai Gebirtig (1877-1942). Die Musik dazu hat der Wuppertaler Manfred Lemm mit seinem Ensemble eingespielt. Die belgischen Produzenten hoffen, dieses Leinwandwerk im Februar beim Internationalen Filmfestival in Berlin zeigen zu können. Manfred Lemm hat den von den Nazis ermordeten Gebirtig einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht.

Mit dem Doppelband "Momente in Jerusalem" legt die ELS-Gesellschaft bereits ihre siebte Buchveröffentlichung vor. Mit Texten und Fotos vom IX. Else-Lasker-Schüler-Forum sowie über die Stadt Jerusalem. Begleitet wurde diese erste Präsentation einer deutschen Literaturgesellschaft in Israel von der Fotografin Gisela Scheidler, Berlin/Potsdam. Sie arbeitet für Stern, Spiegel, Zeitmagazin, Arte und Focus, ihre Aufnahmen von Bergman-, Tabori- und Zadek-Inszenierungen sind von Fachkritik und Publikum gefeiert worden. Christa Ludwig stellt im Band I erstmals eine Art Stadtführer durch Rehavia vor. In diesem Jerusalemer Stadtteil lebten Else Lasker-Schüler und andere Flüchtlinge mit bekannten Namen wie etwa der Verleger Salman Schocken. Es ist eine politisch-poetische Jerusalem-Annäherung: Mit Textbeiträgen und 62 Fotos als Dokumentation des IX. Else-Lasker-Schüler-Forums (Band I) sowie 38 doppelseitige Schwarzweissaufnahmen von Gisela Scheidler im Bildband (II). Den Spuren des Abendlands im Morgenland folgten Autoren wie Herta Müller, Hans Joachim Schädlich, Jürgen Serke und Ingrid Bachér mit den Israelis Uri Avnery, Tuvia Rübner, Jakob Hessing, Asher Reich und Elazar Benyoetz im März 2001. Auf dem Ölbergfriedhof in Jerusalem ruht Else Lasker-Schüler (1869-1949). Die Schriftsteller erinnerten in Lyrik und Prosa an vergessene Dichter – eine Geste der Solidarität wie die gesamte "Reise nach Jerusalem". Hajo Jahn (Hrsg.): "Momente in Jerusalem" (Gesamttitel, 2 Bände):
Band I: "Momente in Jerusalem - Welchen Inhalt birgt das Wort", ca. 144 Seiten, 62 s/w-Fotos von Gisela Scheidler mit Texten der oben genannten AutorInnen;

Band II: Gisela Scheidler: "7 Tage in Jerusalem/ Fotografien im Dialog mit Texten von Else Lasker-Schüler".
Hajo Jahn (Hrsg.): Momente in Jerusalem, Leinen, gebunden mit Schutzumschlag. Doppelband im Schuber. EUR 30,00 (für Mitglieder EUR 15,00), plus 3,00 Euro Versandkosten. ISBN 3-88350-059-3.

Die Stadt voller Trümmer, die Häuser verwüstet, schwarz von Bränden. Ausgelöscht die Zeugnisse der Geschichte, der Kultur, verstört die menschlichen Kontakte, Tretminen unter den Wegen. In dieser Stadt, in Sarajewo im Jahr 1996, soll der Mann eine Rede halten zur Eröffnung einer Buchausstellung, eine Friedensrede natürlich. Aber je mehr er sich damit beschäftigt, um so mehr merkt er, dass keines seiner Wörter seine Empfindungen ausdrückt angsichts der Folgen des Krieges. Lang unterdrückte Erinnerungen tauchen auf an 1945, als er siebzehn war und Soldat. Er merkt, dass der Krieg immerfort in ihm weiterlebt, dass er nicht vorbeigeht, immer wieder auflebt. Er fühlt sich wie im Haus eines ermordeten. Der Krieg und nicht der Frieden müsste eigentlich das Thema seiner Rede sein... Ingrid Bachér: "Sarajewo 96", Erzählung mit Bildzeichen und Offsetlithographien von Günther Uecker. 52 Soppelseiten, DM 38,--, Verlag Eremiten-Presse. Lesung: Montag, 4. Februar 2002, 19.30 Uhr, ELS-Büro, Herzogstr. 42, Wuppertal.

Mit meiner Heimat will ich wandern. So endet das Gedicht Rast von Else Lasker-Schüler. Mit diesem Zitat hat Matthias Buth einen Beitrag überschrieben, in dem es um den Begriff Heimat geht. Auf der Suche nach einer neuen Identität sei das geeinte Deutschland, und das mache mehr aus als das, was unser Land im Innersten zusammenhalte, meint Matthias Buth. Bezeichne der Begriff Deutschland nicht auch ein geistiges Gefilde, ein Sprach-Land, das eine größere Dimension habe als die Summe von BRD und DDR?, fragt er in seinem Prosaband "Der weite Mantel Deutschland". In Essays, Feulletons, Portraits und Reden macht der als Lyriker bekannte Verfasser einige Fäden jenes Mantels sichtbar, dessen Enden gehalten werden von Gräbern polnischer Zwangsarbeiter, von historischen Passagen in die DDR des Jahres 1988, vor allem jedoch von deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa. Die Aufsätze zu Rumänien, zu Nikolaus Lenau, Andreas Gryphius oder Hilde Domin, zu deutschen Erinnerungsorten in Danzig, Posen und Breslau, in Böhmen, Schlesien oder in Siebenbürgen sowie zur Bildenden Kunst und zur Musik sind Annäherungen an den Begriff deutsch. Oder mit den Worten von Reiner Kunze an den Autor: "Sie haben den noch nicht gestifteten Brücken-Orden verdient, und zwar für jeden Landstrich und jedes Land, die Sie in Ihrem Buch in den ihnen zustehenden europäischen Zusammenhang stellen, einen Orden extra." Matthias Buth: Der weite Mantel Deutschland", 182 S., Taschenbuch, DM 36,--, be-bra verlag, ISBN 3-930ß863-98-7. – Lesung: Montag, 8. April 2002, 19.30 Uhr, ELS-Büro, Herzogstr. 42, Wuppertal-Elberfeld.

Er reist durch die Bundesrepublik, liest aus seinem Buch und diskutiert mit den Zuhörern – bei seinem jüngsten Besuch mit Schülern für das Online-Magazin "Exil-Club" der ELS-Stiftung: Hellmut Stern. Er war Erster Geiger bei den Berliner Philharmonikern mit dem wegen seines Verhaltens in der Nazizeit nicht unumstrittenen Herbert von Karajan. Brüche in seiner Biographie haben auch Hellmut Stern geprägt. Der 1928 in Berlin geborene Musiker, der nach dem Ende der Diktatur in den USA und Israel lebte, überlebte als Exilant in Harbin, Mandschurei. Dass dort vor den Nazis geflohene Menschen Schutz fanden, war auch Thema des V. Else-Lasker-Schüler-Forums von 1997 über die "Shanghai-Flüchtlinge", denn die dortige jüdische Exilgemeinde war die größte in Asien. Hellmut Stern hat seine Lebenserinnerungen als "Hardcover" zuerst im Transit Verlag Berlin herausgegeben. Jetzt sind sie als Taschenbuch im Aufbau Verlag erschienen. Ein spannendes Leben und interessantes Zeitdokument. Hellmut Stern: "Saitensprünge", 304 Seiten, DM 16,90, Aufbau Verlag Berlin, ISBN 3-7466-16840

Geld, das den ganzen Blick will/ so hineingesetzt in das Land/ Raps, also Frühe, oder Sonnenblumen, für später/ oder ein Wald hellen Haares/ das als Farbe nur blieb. So beginnt das Gedicht "Vorausgeworfener Schatten", das dem neuen Lyrikband von Tina Stroheker den Titel gab. Ihre Lyrik stellt ist eine Methode des Bewusstwerdens: eine Suchbewegung nach möglichem Sinn. Jenseits des gerade Gängigen, aber doch ganz in der Gegenwart sprechen ihre poetischen Stücke so sensibel wie zupackend vom 'vorausgeworfenen Schatten’, also von der befristeten Spanne Leben, von der Melancholie, vom Zweifel, aber dann auch wieder vom Wagnis und neuem Aufbruch in ein illusionsloses Glück. – Tina Stroheker wird im Herbst 2002 wieder einmal in Polen sein, und zwar in Lodz, der Partnerstadt von Stuttgart, um dort zu arbeiten, nennen wir es als "Stadtschreiberin", finanziert von beiden Kommunen. Die Autorin hatte 1998 nach ihrem ersten längeren Aufenthalt in diesem Nachbarland ihren Prosaband "Polnisches Journal. Aufzeichnungen von unterwegs" vorgelegt, mit einem Vorwort von Andrzej Szczypiorski. Tina Stroheker: Vorausgeworfener Schatten, 136 Seiten geb. mit Schutzumschlag, DM 28,--; Verlag Klöpfer & Meyer, ISBN 3-421-05709-5 – Lesung: Montag, 22. April 2002, 19.30 Uhr ELS-Büro, Herzogstr. 42, W.-Elberfeld.

DANK Ist der Sturm vorbei, wird es still. Nichts bekommt man für durchlittenes Elend. Nur, dass man überlebt. Karl Otto Mühl
Mit 78 Jahren stellt der Dramatiker Karl Otto Mühl ("Rheinpromenade" u.a.) seinen ersten Lyrikband vor. Bislang sind nur gelegentlich Gedichte des Wuppertalers in Anthologien veröffentlicht worden. Karl Otto Mühl: Inmitten der Rätsel . Die handgebundene und handsignierte Ausgabe (ISBN 3-935421-09-5) kostet 23 Euro, die broschierte Ausgabe (ISBN 3-935421-10-9) 10,50 Euro. Nordpark Verlag, Wuppertal.
Seit Goethes Zeiten erfasst die Menschen in Europa immer wieder eine "Keltenwelle": Damals war eine Bardendichtung der Auslöser, heute geben Comics wie "Asterix", Musicals wie "Riverdance", Filme wie "Braveheart", Fantasy-Romane, Musik von Folk bis Druiden-Rap und selbst das Internet den Anstoß, sich mit der Kultur, mit ihren Ritualen, Gesängen, Epen und Zaubersprüchen zu befassen. Das haben Sylvia und Paul Botheroyd, in Deutschland lebende Schriftsteller aus England, in einem kenntnisreich geschriebenen Taschenbuch getan. Sylvia und Paul Botheroyd: "Kelten", 103 S., DM 13,50 Diederichs, ISBN 3-7205-2268-7

Stellt man sich die Frage, was den Erfolg von Anant Kumars Veröffentlichungen ausmacht, kann die Antwort nur heißen: Es ist die Aktualität seiner Themen und nicht zuletzt sein Gespür im Umgang mit der deutschen Sprache, die eigentlich für ihn eine fremde ist. In seinem neuen Buch versteht er es in besonderer Weise, mit seiner so unterschiedlichen Prosa, seine stilistische und sprachliche Begabung unter Beweis zu stellen. Dabei variiert er von exzellenter Poesie, wie in dem bemerkenswerten Zyklus "Das verrückte Millenniumswetter oder die Davoser Koordinaten", über spannende Reiseberichte, in denen es nicht nur um das reine Reisevergnügen geht (Die galoppierende Kuhherde in der Herbströte), bis hin zu gekonnten Essays, wie z.B. Muttersprache, Fremdsprache und Dichtung. Hans Jürgen Heimrich Anant Kumar: Die galoppierende Kuhherde, Essays und andere Prosa, Wiesenburg Verlag, Schweinfurt 2001, DM 22, 00, ISBN 3932497589.

Im Lager Theresienstadt sang sie die Aninka in Hans Krásas Kinderoper "Brundibár". Seither hat die Musik die in Wien geborene Greta Klingsberg ihr ganzes Leben lang begleitet. Nur einmal, in Auschwitz, ist die Musik ganz verstummt. Frau Klingsberg, die bis zur Pensionierung in der Musikredaktion des israselischen Rundfunks gearbeitet hat, wird gern als Zeitzeugin zu "Brundibár"-Inszenierungen nach Europa eingeladen – im November 2001 nach München, wo sie mit den Kindern spricht, die heute auf der Bühne stehen.

Auf der CD "Als die Musik verstummte" schildert sie ihr Leben in Form eines Features, das im Frühjahr 2001 im Österreichischen Rundfunk (ö1) gesendet wurde. Die Aufnahmen wurden in Wien und Israel gemacht. Produzent Werner Pöschko hat die O-Ton und Musik-Collage auf einer CD im Eigenverlag "cabira" veröffentlicht. Hier seine Postanschrift für unsere mitglieder, die sich eine Platte bestellen möchten: Werner Pöschko, Düregasse 4/10, A 1060 Wien, Fax 581 7126, mail: cabira@gmx.at - eine CD kostet DM 24.- plus porto. Sammelbestellungen – auch über das ELS-Büro möglich - sparen Ihnen Geld und und dem Verleger Pöschko Zeit.

Siegfried Becker hat zum Jahresende im Eigenverlag zwei von K.-J. Burandt illustrierte volkstümliche Bücher über Wuppertal und Berlin herausgebracht, auch mit lokalen Bezügen zu Else Lasker-Schüler. Meriten jedoch erwarb sich der ehemalige Markthändler durch seinen Band "Theater in Wuppertal", mit dem er die Schöngeister beschämte: In diesem Buch, das nicht mehr im Handel ist, porträtiert der Theaterfan die Künstler, die in Wuppertal engagiert waren, darunter Max Ophüls, Harald Leipnitz, Erich Ponto, Horst Tappert, Bernhard Minetti oder den legendären Bühnenbildner Teo Otto.
Lyrik und Prosa der vier Autorinnen Helga Hochmann, Barbara BaLo Lorenz, Heike Reiter und Nele Mint sowie Photos von Heike Reiter sind kurz vor Redaktionsschluß des ELSG-briefs als Taschenbuch erschienen: "Komm und entdecke", Euro 9,40, ISBN 3-00-008638-2.


Vorankündigung

Im Frühjahr wird der Band 5 der "Kritischen Ausgabe" Else Lasker-Schüler im Jüdischen Verlag/Suhrkamp erscheinen, der als einzigen Text "Das Hebräerland" enthält. Er schließt die eigentliche Werkausgabe ab. Wir haben also eine Zäsur, auf die dann die Briefausgabe folgt. Mit den Herausgebern und Mitarbeitern planen wir aus dem genannten Anlaß eine öffentliche Veranstaltung.


Vereinsinterna

Neue Mitglieder Trude Meis, Christine Lutter-Link und Olaf Link, alle Solingen; Roman D. Metzner, Werl; Katharina G. Oehlert, Hilden; Käthe Kreusch, Irmgard Haenel und Ingrid Frechenhäuser-Mainz, alle Wuppertal; Ute Remus, Brühl; Hemma Papathemelis, Thermaikos, Griechenland; Reingard Braun, Heidelberg; Reinhard D. Flender, Hamburg; Benjamin Tittmann, Berlin; Martin Rooney, Bremen; Ulrike Pontani, Wiesbaden; Sylvia und Paul F. Botheroyd, Bochum; Anna-Maria und Wolfgang Klaghofer, Kirchstetten, Österreich; Helga Müller, Leverkusen; Ellen und Dieter Görs, Ratingen – eingetreten zum "Dank für die Nutzung der ELSG-Internetseiten";Thomas Hoefert, Freiburg; Gisela Claudius, Köln
Briefe an die Gesellschaft
"Aus dem letzten ELSG-Brief ersah ich, dass eine neue Armin T. Wegner-Gesellschaft geplant sei. ...Mich hat es sehr gefreut, dass ihr so viel zum Gedenken an Armin T. Wegner unternommen habt. Da ich persönlich mit Lola Landau sehr befreundet war – sie wohnte viele Jahre bei uns zur Untermiete – lernte ich auch A. T. Wegner bei einem Besuch in Israel kennen, es gibt immer mehr Gemeinsamkeiten. - Je älter man wird, desto mehr Menschen 'kannte’ man. Hermann Kesten sagte einmal in einem Vortrag: 'Ich habe mehr Freunde unter als über der Erde’. Damals waren wir noch jung und hatten es nicht ganz verstanden. Umso mehr freue ich mich, wenn Ihr Jüngeren unsere Aufgabe übernehmt. Mit herzlichen Grüßen Avital Ben-Chorin, Jerusalem
Anmerkung: Die Witwe des Dichters Schalom Ben-Chorin dürfte die letzte Zeitzeugin sein, die Lesungen von Else Lasker-Schüler im "Kraal" erlebt hat und bei ihrer Beerdigung am 23. Januar 1945 auf dem Ölberg-Friedhof dabei war. Beim IX. ELS-Forum in Jerusalem ahmte Frau Chorin die (getragene) Stimme der Dichterin in eindrucksvoller Weise nach: Ein Erlebnis für die Anwesenden, denn es gibt kein überliefertes Tondokument von Else Lasker-Schüler.

Sehr geehrter Herr Jahn,
für die Durchführung der Veranstaltung mit dem Film von R. Giordano möchte ich Ihnen herzlich danken. Der Tatsache, daß die ELS-Gesellschaft dem Dichter A.T.Wegner in Wuppertal wieder ein Podium gegeben hat, ist sehr anzuerkennen.
In der Armenier-Frage: am 3.9. 01 kam ein Beitrag in der Report Sendung (ARD), indem auf das Problem hingewiesen wurde, daß vom Lepsius-Verein ein Joh. Lepsius-Museum im ehemaligen Wohnhaus des Pfarrers und Forschers in Potsdam eingerichtet werden sollte. Trotz Zusagen von politischer Seite (Stadt/Land) wurden diese dann auf türkischen Druck wieder zurückgezogen. In der Sendung wurde das Projekt dann von Prof. H. Goltz, Halle, vorgestellt und die Widerstände beschrieben; so äußerte sich der türkische Botschafter, daß er von einem Massaker an den Armeniern nichts wüßte. Goltz verwaltet das Archiv von Lepsius (an geheimen Ort) und hat 1999 eine große Ausstellung mit dem Kirchenschatz der armenisch-orth. Kirche, der sich im Libanon befindet, aus Anlaß der 1700 Jahrfeier nach Halle geholt im Rahmen eines großen Symposiums. Zu dieser Ausstellung gibt es ein hervorragend gestalteten Bildband. Goltz erzählte mir, daß nach der Sendung signalisiert wurde, daß die ursprünglichen Zusagen doch wieder eingehalten werden sollen. Soweit zu dem Thema.
Nochmals Dank für Ihre mutigen Bemühungen und mit besten Grüßen
Gerhard Dilschneider, Wuppertal

"Elses Töchter" hieß eine Veranstaltungsreihe im Herbst 2001, die am 24. Februar im Niederbergischen Museum in Wülfrath endet. In Ausstellungen und Werkstattlesungen stellten die Künstlerinnen Traute Bühler-Kistenberger, Radka Donell, Margit Farwig, Maria Köchling-Graafen, Barbara Lorenz, Bettina Witte, Ute Zydek, Rita von Styp, Karin Götz und Pini Christin Coqui Texte und Bilder in Wuppertal, Leverkusen und Solingen - hier mit Originalzeichnungen von Else Lasker-Schüler im Museum Baden - vor. Die Anregung kam von Waltraud Weiß vom Verlag Wort und Mensch, Köln. Hannelore und Nina Hoger rezitierten Lyrik und Prosa von Else Lasker-Schüler; Peter Kowald, Siegfried Gerlich und das englisch-deutsche "Yeomanns-Streichquartett" gestalteten den musikalischen Rahmen. Die Besucher des Forum Rex in Wuppertal feierten Christa Ludwig, die aus ihrem noch unveröffentlichten Roman über die letzte Liebe von Else Lasker-Schüler zu Ernst Simon las; man darf gespannt sein auf die Veröffentlichung. Die Mischung aus Dichtung, Malerei, Rezitation und Tanz machte den Reiz dieser Veranstaltungen aus. Doch ohne weitere öffentliche Förderung – in diesem Fall von der vom NRW-Ministerium für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport geförderten Einrichtung "Regionale Kulturpolitik Bergisch Land" - lassen sich solche umfangreichen Programme kaum andernorts wiederholen. Die Künstlerinnen Margarete Wohlfarth und Traute Bühler-Kistenberger stifteten die sepiatische Rohrfederzeichnung "Else" bzw. die Bleistift-Kreidezeichnung "Ich beweine die blaue Tote". Sie zeigt die Totenmaske von Else Lasker-Schüler. Danke!


Termine / Kalendarium

Jour fixe: Interpretationen von Else Lasker-Schüler-Gedichten durch Klaus Becker: 7. Januar, 4. März, 6. Mai und 3. Juni 2002. , jeweils 19.30 Uhr im ELS-Büro, Herzogstr. 42, Wuppertal-Elberfeld
Dienstag, 22. Januar bis Sonntag, 26. Mai 2002 "3003 Sterne für Jerusalem" Installation von Katharina N. Eitel, Klingspor-Museum Offenbach, Herrnstr. 80 (www.Klingspor-Museum.de). Lesungen ab dem 22. Januar bis 8. Februar 2002 täglich um 16 Uhr. Titel "Wir erinnern an Else Lasker-Schüler"

Samstag, 2. Februar 2002 Theater Stuttgart, Kleines Haus "Die Reise nach Jerusalem" Hommage à Else Lasker-Schüler mit Angela Winkler
Montag, 4. Februar 2002 19.30 Uhr, ELS-Büro Herzogstr. 42, W.-Elberfeld Ingrid Bachér liest aus ihrem neuen Buch "Sarajewo 96"
Samstag, 16. Februar 2002 8.05 Uhr WDR 4 "Tanze, meine späte Liebe – Die Dichterin Else Lasker-Schüler" Ein Feature von Gretel Rieber über das IX. Else-Lasker-Schüler-Forum vom 24. – 31. März 2001 in Jerusalem und die letzten Jahre der Dichterin in Israel (1939- 1945).
Freitag, 22. Februar 2002 19.30 Uhr Stadtbibliothek Wuppertal, Kolpingstr. 8 Autorenlesung Jiri Grusa liest aus seinem Buch "Gebrauchsanweisung für Tschechien" Eine Veranstaltung der Else-Lasaker-Schüler-Gesellschaft in Kooperation mit der Deutsch-Tschechischen und -Slowakischen Gesellschaft e.V. und den Naturfreunden Wuppertal.
Samstag, 23. Februar 2002 19.30 Uhr Schauspielhaus Wuppertal Uraufführung eines Schauspiels über Else Lasker-Schüler im Zürcher Exil. Weitere Aufführungen: Mo. 25.2.; Die 26.2.; Sa. 3. 3.; Mi 13.3.; Do 14.3.; Fr 15.3.; So 17.3.; Fr 22.3.; So 24.3.; Sa 4.5., So. 5.5. 2002.
Sonntag, 24. Februar 2000 11 Uhr Niederbergisches Museum Wülfrath "Elses Töchter" Claudia Gahrke, Rezitation, und Roswitha Dasch/Regina Neumann, Musik
Donnerstag, 7. März 2002 20 Uhr Forum Rex, Kipdorf 29, Wuppertal Dichterlesung mit Eva Corino, Berlin Keine Zeit für Tragödien in Kooperation mit der Buchhandlung Finke
Montag, 8. April 2002 19.30 Uhr, ELS-Büro Herzogstr. 42, W.-Elberfeld Matthias Buth, Rösrath, liest aus seinem neuen Buch "Der weite Mantel Deutschland"
(Änderungen vorbehalten)

Mitteilungen der ELS-Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter-/KünstlerInnen"

Exil-Club eröffnet Redaktionsbüro

Bildungsnetzwerk für Toleranz im weltweiten Netz
Nachdem das Bundesministerium für Bildung und Forschung (bmb+f) im September beschlossen hatte, das von der Else-Lasker-Schüler-Stiftung initiierte Bildungsprojekt gegen Fremdenfeindlichkeit mit erheblichen finanziellen Mitteln zu fördern, hat das erweiterte Redaktionsteam im Oktober seine Arbeit aufgenommen. Und zwar in einem extra dafür angemieteten Büro in Wuppertal-Elberfeld. Leitung und Koordination des Projekts hat die freie Journalistin Ulrike Müller (51) übernommen. Christof Köhler (35) zeichnet für die redaktionelle Betreuung der Webseiten verantwortlich; Heiner Bontrup (41) begleitet das Projekt als pädagogischer Betreuer. Mit zum Redaktionsteam gehört Brandon Botheroyd und Hajo Jahn (60), der Vorsitzende der ELS-Stiftung.

Kommunikationsplattform für Exilierte
Zu den wichtigsten Zielen des Exil-Clubs gehört der Aufbau eines internationalen Bildungsnetzwerks zum Thema Exil. Das Online-Magazin Exil-Club (www.exil-club.de) soll zur Kommunikationsplattform ausgebaut werden, durch die die unterschiedlichen Zielgruppen (Schulen, Universitäten, freie Bildungsträger, Menschenrechts- und Literaturorganisationen) miteinander vernetzt werden. Das Online-Magazin wird zugleich zu dem Ort im "worldwide Web", in dem Schriftsteller, bildende Künstler, Musiker und Journalisten in Wort, Bild und Ton über ihre Exil-Erfahrungen berichten und ihre Werke publizieren können.

Magazin für Schüler und Lehrer
Der im Jahr 2000/2001 unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Heide Simonis erfolgreich gestartete bundesweite Bildungswettbewerb ist für zunächst drei weitere Jahre gesichert. Dabei hofft die Redaktion, noch mehr Schulen als bisher zur Teilnahme bewegen zu können. Ein erster sehr hilfreicher Schritt in diese Richtung ist die Kooperation mit den "rassismusfreien Schulen" (SOR) der Partnerorganisation AktionCourage. Doch über den Wettbewerb hinaus sollen Schülerinnen und Schüler sich aktiv am Exil-Club beteiligen, beispielsweise in Form von Patenschaften mit Asylbewerberheimen oder der Beobachtung und Auswertung der Berichterstattung in den lokalen Medien zum Thema Exil und Verfolgung von Intellektuellen in Vergangenheit und Gegenwart. Daher wird auf www.exil-club.de ein eigenes Schüler-Magazin eingerichtet. Macher dieses Magazins sind letztlich die Schülerinnen und Schüler, die jedoch vom Redaktionsteam unterstützt werden. Daneben wird es auch ein eigenes Magazin für Lehrerinnen und Lehrer geben. Darin können sie sich über Unterrichtserfahrungen beim Einsatz der neuen Medien im Unterricht austauschen und auf Unterrichtsreihen zum Thema sowie eine stetig wachsenden Fundus von Materialien zugreifen.

Technik auf dem neuesten Stand
Damit all diese Ideen technisch realisiert werden können, wurde das Redaktionsbüro auf den (internet-)technisch neuesten Stand gebracht. Dieses Büro, in einem unter Denkmalschutz stehenden alten bergischen Fachwerkhaus befindet sich an der Obergrünewalder Straße in Wuppertal-Elberfeld, unweit unweit des "Mutterhauses" der Else-Lasker-Schüler-Stiftung und –Gesellschaft, der Herzogstraße 42. Es liegt damit auch symbolisch in unmittelbarer Nähe zum Geburtshaus der Dichterin.
Die moderne Technik ermöglicht neue internetgerechte Darstellungsformen auf der Website des Exil-Clubs: Neben Texten können nun auch vermehrt Fotoserien, Hörspiele, Videoproduktionen gezeigt werden. Über den Zugriff auf sogenannte Tools (deutsch: Internet-Werkzeuge) des Partners Schulen ans Netz e.V. (www.lehrer-online.de) können Schülerinnen und Schüler "online" eigene Webseiten erstellen.
Derzeit überarbeitet die Redaktion am Online-Magazins, das rechtzeitig zur Bildungsmesse in Köln vom 19. – 23. Februar (siehe nebenstehenden Artikel) abgeschlossen werden muss.
Heiner Bontrup

Kontakt:
Redaktion Exil-Club
Obergrünewalder Straße 13
42117 Wuppertal
Tel.: 0202/94 63 867 (Ulrike Müller)
Tel.: 0202/94 63 868 (Christof Köhler)
Fax: 0202/94 63 869
URL: www.exil-club.de (Homepage)
Email: redaktion@exil-club.de

Vom Umgang mit dem Fremden...
Programmatisches von Rolf Hochhuth / EXIL-Club auf Bildungsmesse in Köln

Lange vor der 68er Studentenbewegung und der Wehrmachtsausstellung stellte Rolf Hochhuth mit seinen Schauspielen "Der Stellvertreter" und "Juristen" die Fragen nach Mitwissen, Verschweigen und Mittäterschaft von Kirche und Justiz an den Naziver-brechen. Der Dramatiker, Jahrgang 1931, befasst sich noch immer mit Themen und Problemen nicht aufgearbeiteter deutscher Vergangenheit – eine seiner Lebensaufgaben. Seine Werke sind mit dokumentarischem Beweis- und Belastungsmaterial angereichert, die Hochhuth in umfangreichen Recherchen zusammengetragen hat.
Hochhuth, Hauptvertreter des sogenannten Dokumentartheaters, eröffnet am 19. Februar 2002 auf der Bildungsmesse in Köln um 10.30 Uhr mit einem Vortrag die Präsentation des Internet-Projekts "Exil-Club", das vor allem Jugendliche erreichen und mit dem ein virtuelles Zentrum der verfolgten Küste entstehen soll.
Erste Präsentation
Die Bildungsmesse findet jedes Jahr in einer anderen deutschen Großstadt und in einem anderen Bundesland statt. Angesprochen werden Lehrer und Jugendliche, aber auch Schulbuchverlage, Eltern und Politiker. Zum erstenmal ist die Else-Lasker-Schüler-Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter-/KünstlerInnen" dabei, und zwar mit dem von ihr und "Schulen ans Netz" e.V., Bonn, initiierten Online-Magazin "Exil-Club.de" als Aktion gegen das Vergessen und gegen Extremismus.
Dabei stellt sich in den Messehallen Köln das Team des Exil-Clubs vor, das bereits engagiert an die Arbeit gegangen ist: Ulrike Müller, Christof Köhler, Heiner Bontrup und Brendan Botheroyd. Im Rahmen der Sonderschau "Schulen ans Netz Klasse im Internet" wird von Dienstag, 19.2., bis Samstag, 23.2. 2002, mit und von SchülerInnen vor Ort gezeigt, wie per Computer die Biografien verfolgter und verbannter KünstlerInnen und anderer Intellektueller spannend und vielfältig zum Leben erweckt werden können. Diese Arbeiten sollen nicht nur für andere Schulen Anreize zum Mitmachen bieten, sondern vor allem ein virtuelles Beispiel dafür geben, wie wichtig "Erlebte Geschichten" von Verfolgten auch und gerade in diesen politisch unruhigen Zeiten - nicht nur für Schüler - sind.
Eigenes Logo
Vorgestellt wird auf der Messe aber nicht nur der Internet-Auftritt des Exil-Clubs mit neuer Web-site und einem eigens dafür entwickelten Logo: Präsentiert wird dazu auch ein Programm, das sich sehen und - im wahrsten Sinne des Wortes - hören lassen kann. Für den Eröffnungsvortrag am 19.2. haben Else Lasker-Schüler-Stiftung und EXIL-Club den Dramatiker Rolf Hochhuth gewinnen können, der sich - nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der Ereignisse am 11. September - mit der "Rolle des Fremden: zwischen Aggression und Faszination – Bedrohung oder Bereicherung?" auseinandersetzen wird.
Einer der EXIL-Club-Gäste ist der international renommierten Computerwissen-schaftler und Gesellschaftskritiker Prof. em. Dr. Joseph Weizenbaum/MIT (Mass./USA). Er stammt aus Deutschland und hatte sich als Kind mit seinen Eltern vor dem Holocaust retten können. Prof. Weizenbaum gilt als einer der Väter der "künstlichen Intelligenz". Im Laufe der Messe-Woche werden unter anderem die ELS-Mitglieder und Schriftsteller Jiri Grusa (tschechischer Botschaftler in Wien), Peter Finkelgruen (geboren in Shanghai, mit deutscher, israelischer und tschechischer Staatsangehörigkeit) und der Inder Anant Kumar auf der Messebühne für Schülerinterviews zur Verfügung stehen.
Zugesagt haben ferner die Autorin Safeta Obhodjas, die aus Pale bei Sarajevo stammt, Muharem Serbezovski (Sinto, Sänger und Schriftsteller aus Mazedonien), der kurdisch-türkische Maler Ismail Coban, der Fotograf Einar Bangsund (norwegisch-deutsches "Kriegskind") und einer der wenigen noch lebenden Häftlinge des Fälscherkommandos im KZ Sachsenhausen, Adolf Burger aus Prag.
Workshops für Schüler
Ergänzend zum Hauptprogramm bieten der Wuppertaler Liedermacher und Jiddish-Experte Manfred Lemm sowie Joseph Weizenbaum workshops im eigens hergerichteten Internet-Klassenzimmer an.
Jugendliche aus verschiedenen Schulen werden während der Woche als EXIL-Club-Reporter die täglichen "events" und Prominentengespräche fürs Internet aufbereiten und am jeweils folgenden Tag auf der Bühnenleinwand dem Publikum präsentieren. Alle Berichte, Interviews und workshops finden Sie dann selbstverständlich auch auf den Internet-Seiten des EXIL-Clubs wieder, und zwar unter: www.exil-club.de

Letzte Warnung

Übrigens: auch MusikerInnen sind während der Messe beim EXIL-Club zu Gast: neben Mitgliedern der Rapper-Gruppe "Brothers Keepers" (mit ihrem Video-Clip "Adriano - letzte Warnung") wird auch der bekannte Entertainer Ron Williams am letzten - Publikums- Tag, Samstag, 23.2., mit SchülerInnen über Möglichkeiten und Grenzen der Arbeit von Künstlern gegen Rechts diskutieren. Die Rapper und Ron Williams sind Farbige, die in Deutschland leben und die Problematik aus eigener Anschauuung kennen, die in den Beitrag von Rolf Hochhuth einfließen wird. Williams, der aus Kalifornien stammt, war als Mitglied des Kleinen Renitenz-Theaters Stuttgart erster US-amerikanischer Kabarettist in Deutschland.

EXIL-Club-Termine auf dem Messegelände Köln-Deutz:
(Stand B30/C31, Halle 12, Ebene 1)

Dienstag,19.2.02 (Eröffnungsvortrag Rolf Hochhuth): 10.30-11.30 Uhr
und 14.30-15.15 Uhr.

Mittwoch, 20.2.02:
11.00 – 11.45 Uhr

Donnerstag, 21.2.02:
10.30 – 11.15 Uhr

Freitag, 22.2.02
11.00 – 11.45 Uhr
Mit Jiri Grusa, Botschafter der Republik Tschechien in Österreich. Ehemaliger Exilant, der vor dem Kommunistischen Regime der CSSR in die Bundesrepublik geflohen war. Lebte hier als staatenloser Flüchtling, schreibt vor allem Lyrik – und zwar in deutscher Sprache.
Samstag, 23.2.02:
10.30 Uhr – 11.15 Uhr Auftritt des Enteratianers Ron Williams und der Rapper "Brothers Keepers"

(Änderungen sind immer noch möglich! – Die Autrittstermine der Schriftsteller und Künstler geben wir auf den Websites "Exil-Club.de" und der "Else-Lasker-Schuler-Gesellschaft.de" rechtzeitig bekannt.)


Kontakte zu Mitgliedern und Interessenten ergeben sich bei der einen oder anderen Veranstaltung in und außerhalb Wuppertals.

Sie können uns aber künftig auch im neuen Büro anrufen

(49- 202 - 305198),

ein Fax schicken (49-202-7475433) oder eine

E-Mail vorstand@else-lasker-schueler-gesellschaft.de.

Wir freuen uns auf Sie –

Herzlich Ihr

Hajo Jahn


Die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft lädt ein:

Veranstaltungen im Jahr 2002 finden Sie auf der
Seite für die Termine.


Else-Lasker-Schüler-Gessellschaft e.V. * Herzogstraße 42 * D- 42103 Wuppertal; Telefon: 0202-305198 / Fax:-7475433
e-mail: Hajo.Jahn@Else-Lasker-Schueler-Gesellschaft.de Homepages: http://www.Else-Lasker-Schueler-Gesellschaft.de http://www.Exil-Club.de
Vorsitzender: Hajo Jahn; Stellverteter.: Dr. Klaus Becker; Schatzmeister: Herbert Beil, Pressesprecher: Christian Sabisch,
Schriftführerin: Renate Dohm, Beisitzer: Wendla Boettcher-Streim, Prof.Manfred Brusten, Monika Fey sowie die Autoren
Herta Müller, Hans Joachim Schädlich und Jiri Grusa, Tschechien.
Bankverbindung: Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 330 500 00, Beitrags- u. Spendenkonto-Nr. 968 768; Stiftungskonto 902 999
ELS-Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter-/KünstlerInnen". Vorstand: Hajo Jahn, Christian Sabisch, Herbert Beil, Dr. Rolf Köster – Kuratoriumsmitglieder: Hans-Dietrich Genscher, Annemarie Renger, Dr. Jörg Mittelsten Scheid, Dr. Robert G. Guttmann, Jürgen Serke, Ingrid Bachér, Ursula Schulz-Dornburg.

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