Ausgabe 54

4. Quartal 2003

 

 

 

" Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
seitdem die Welt verrohte...."


XI. ELS-Forum
12. – 19. 10.’03
8 Tage in Polen
Kabarett, Lyrik,
Jiddisch, Pop,
Buchausstellung
in
Wroclaw/Breslau


Einladung zur
JHV am 9.12.03

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Info-Archiv

Wieviel ist Ihnen unsere Homepage wert?
Konto-Nr.: 968 768, BLZ 330 500, Stadtsparkasse Wuppertal
Spenden sind abzugsfähig.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder,

die Auseinandersetzung um den Standort eines Zentrums gegen Vertreibung dürfte beim XI. Else-Lasker-Schüler-Forum in Wroclaw/Breslau ungewollt im Mittelpunkt der Diskussion stehen, an der sich prominente deutsche und polnische Politiker und Intellektuelle am 13. Oktober d.J. in der Barockaula der Universität beteiligen.

Dieses aktuelle Problem stand noch nicht zur Debatte, als wir Minister Otto Schily, SPD, den CDU-Politiker Kurt Biedenkopf und den ehemaligen Außenminister Polens, Wladislaw Bartoszewski, zur offiziellen Eröffnung des Forums in die „Leopoldina“ der Universität Wroclaw einluden. Das Thema der Diskussion - an der auch Ex-Botschafter Janusz Reiter und der ehemalige Präsident des Europaparlaments Klaus Hänsch, MdEP, teilnehmen - lautet „Die Ankunft des Ostens in Europa. Angst und Hoffnung der Deutschen, Hoffnung und Angst der Polen“.

Jetzt steht fast zwangsläufig auch die Standortfrage auf der Tagesordnung. Moderator ist unser Mitglied Cornelius Bormann. Der ehemalige ARD-Korrespondent in Warschau hat für das Programm-Magazin zum Forum einen Artikel über deutsch-polnische Sprachverwandtschaften geschrieben. Weitere Autoren sind u.a. Ulrich Renz (über Georg
Georg Elser – wo Kreisau so nahe liegt), Marek Zybura und Tina Stroheker.


Otto Schily

Liebe als Waffe des Lebens gegen den Tod lautet das Thema der Ausstellung „Liebes- und Musengeschichten. Das fragile Glück im Unglück von Verfolgung und Exil“, mit der wir 70 Jahre nach den Bücherverbrennungen nach Breslau gehen.


Cornelius Bormann

Im Jahr der EU-Erweiterung veranstalten wir dort das XI. Else-Lasker-Schüler-Forum. Der Titel „Güte ist unsterblich“ ist ein Gedichtzitat von Ryszard Krynicki.

Er war 1992/93 bei unseren Dichterlesungen in Asylbewerberheimen dabei, als sich die Anschläge von Neonazis häuften. R. Krynicki, Gegner des kommunistischen Regimes, schrieb in einem anderen Gedicht von den „Schatten der verbrannten Bücher, die bei der geringsten Berührung zerfallen“ und von den „Gespenstern unser alten und neuen, toten und lebendigen Verfolger“. Er ist jetzt Teilnehmer des Forums vom 12. bis 19. Oktober 2003, mit dem sich erstmals eine deutsche Literaturgesellschaft in Polen mit einem Programm präsentiert und zu dem wir viele Mitglieder und Interessenten aus Deutschland erwarten.


RVR Tours/Lufthansa/City Center in Radevormwald bei Wuppertal organisiert eine Busreise (über Kassel, Berlin, Dresden, Görlitz) zum Forum, wird die Stadtfahrten in Breslau durchführen und Tagesausflüge zu touristischen Sehenswürdigkeiten Schlesiens. Informationen wie REISEPASS (erforderlich) u.a. erfahren Sie über Tel. 02195 – 9105-0, Fax - 9105 55 oder e-mail: rvr@rvr-tours.de

Bei der ELSG, Herzogstr. 42, D-42103 Wuppertal, können Sie Auskünfte über (Mit-)Reisemöglichkeiten, Hotels etc. abrufen, Tel. 0202-305198, Fax – 7475433, e-mail: vorstand@else-lasker-schueler-gesellschaft.de

Erstmals auch dokumentieren wir in Polen in einer Ausstellung verfolgte und „verbrannte“ Dichter deutscher Sprache. Sie reicht von prominenten Namen wie Else Lasker-Schüler – die 1922/23 in Breslau zu Lesungen ist (Marbacher Magazin 71/95) - über Alfred Döblin, Joseph Roth, Ernst Toller und Max Herrmann-Neiße bis zu heute kaum mehr bekannten Autoren. Mehr als 2000 deutsche Schriftsteller mussten sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ins Ausland retten. „Vielfach wurde eine Liebesbeziehung, vom Drama des Exils und der Verfolgung überschattet, zum einzigen Haltepunkt“ (dpa, 13.11.2002).


Kurt Biedenkopf

Die Perspektive zwischen 1933 und 1945 ist die Aufgabe, die sich die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft gestellt hat. Wir wollen nicht das Besserwissen derjenigen darstellen, die von heute auf die Geschichte von damals schauen.
Erinnern ist wichtig. Aber diejenigen, die noch eine Erfahrung von der Zeit vor 1945 haben, werden immer weniger. Erinnerung läuft über das vermittelte Wissen. Und das vermittelte Wissen, so es einen Wert haben soll, findet nur bei denjenigen Anklang, deren Lust für dieses Wissen geweckt wird. Die Foren suchten diese Lust zu wecken.


Stella-Maria AdorfS
tella-Maria Adorf: Beim XI. ELS-Forum in steht sie erstmals gemeinsam mit ihrem Vater, Mario Adorf, auf der Bühne.
Vater und Tochter Adorf lesen Texte von Vater und Tochter (Alfred u. Judith) Kerr.

Mit Literatur, in Breslau rezitiert von Mario Adorf, der Alfred Kerr liest, und mit Lyrik von Else Lasker-Schüler, die ihren Weg in die Musik findet: Gerappt von amerikanischen und farbigen deutschen Künstlern, die so gegen Rassismus arbeiten. Die Gruppe ARTCORE stellt ihre englischen Popmusikvertonungen von ELS-Gedichten vor, und Schüler aus Freiburg, die unseren Internet-Wettbewerb „Exil-Club“ gewonnen haben, treffen auf Jugendliche aus Tschechien, die sich im Deutschunterricht mit Judith Kerr und dem Thema Fremdsein, Vertreibung, Exil befasst haben. Jugendliche aus Israel, Tschechien, der Slowakei, Polen und Deutschland nehmen an einem Jiddisch-Workshop in Krakau teil und gestalten mit Manfred Lemm, polnischen Schauspielern und Musikern das Abschlusskonzert am 18. Oktober um 19 Uhr im Funkhaus von Radio Wroclaw, das ebenso Medienpartner ist wie der Deutschlandfunk und die größte Zeitung Polens, die „Gazeta Wyborcza“.

Mit dem „Zentrum der verfolgten Künste“ können wir auf eine Vision verweisen, die ein Gedenken im Auge hat, das über museale Vorstellungen hinausgeht. Ein solches Zentrum würde nicht nur Sie alle schmücken, die uns durch ihre Mitgliedschaft unterstützen, sondern auch die Mäzene, die zur Realisierung beitragen. Und nicht zuletzt ehrt es die Widerständigen, die im Kampf gegen den Totalitarismus gestorben sind.

In Ashdod bei Tel Aviv hat Bundespräsident Johannes Rau mit seinem israelischen Amtskollegen im Juni d.J. ein „Museum der verfolgten Künste – Israel“ eröffnet. Wir haben den Initiatoren, der Witwe Kenda Bargera, Köln, und ihrem deutschen Freundeskreis gratuliert, fühlen wir uns doch durch diese Realisierung bestätigt, den Kampf für eine aktive Einrichtung als Zentrum der verfolgten Künste in Deutschland, in Mitteleuropa, nicht aufzugeben, wofür auch viele von Ihnen Mitglied geworden sind. Während in Israel verfolgte russische Nonkonformisten ausgestellt werden, wäre die Basis des Else-Lasker-Schüler-Zentrums die Büchersammlung „Verbrannte Dichter“ von Jürgen Serke und die Bildersammlung Gerhard Schneider, also überwiegend deutsche oder deutschsprachige Künstler.

Die Spaltung Europas ist überwunden. Wir sagen das so leichthin und merken nicht nur an der Standortdebatte für das Zentrum der Vertreibung, wie schwierig die Politik der Gemeinsamkeit, der ganz normale Interessensausgleich zu realisieren ist. Polen, seit 1945 dem Machtmonopol der Sowjets zugeschlagen, hat wie kein anderes Land gegen die Abtrennung vom Westen rebelliert und letztlich mit der Solidarnosc-Bewegung den Weg in die Demokratie gebahnt. Doch die Politik kann nur Grundlagen schaffen für das, was wieder zusammenwachsen soll.

Im Geistigen suchen wir nach den lange Zeit verschütteten oder untergrabenen Verbindungslinien des alten Europa. Wir sind davon überzeugt, daß dabei Wroclaw eine zentrale Rolle zufallen wird, gerade weil hier etwas Einzigartiges nach 1945 geschehen ist. Die Vertriebenen aus Lemberg und Umgebung bauten in der neuen Heimat nicht ihr verlorenes Lemberg auf den Trümmern der durch deutsche Schuld zerstörten Stadt auf, sondern das alte Breslau, das einmal deutsch war. Und Wroclaw betrachtet heute diese deutsche Vergangenheit als Teil der eigenen Identität. Hier möchten wir sein – mit Else Lasker-Schüler, die vertrieben aus Deutschland 1945 in Jerusalem starb, und mit ihren Dichterfreunden, deren Bücher vor 70 Jahren am 10. Mai 1933 auch im deutschen Breslau auf dem Schlossplatz verbrannt wurden.

Ihr Widerstand gegen die Diktatur ist in Zusammenhang zu sehen mit dem Widerstand, der geleistet wurde gegen den zweiten Totalitarismus des 20. Jahrhunderts in Europa.

Das XI. Forum in Wroclaw bezeugt diesen Zusammenhang.

Es ist die Begegnung zwischen Polen und Deutschen. Fast vergessen ist dabei schon, daß es dies alles bereits einmal gegeben hat: Nicht nur in Schlesien, dessen Literatur die Erfahrungen von Polen, Deutschen und Tschechen trägt, auf eine Art und Weise, die das eine nicht vom anderen trennt.

Auch Lemberg ist solch ein Ort, dem die deutschsprachige Literatur Joseph Roth, Soma Morgenstern, Bernhard Bernson und Alexander Granach verdankt. Fügen wir diesem Kreis noch den Polen Josef Wittlin hinzu mit seinem Roman „Das Salz der Erde“ und seiner Erinnerung an jene Stadt. Es ist jener Wittlin, der im von Deutschen besetzten Frankreich den Prager Romancier Hans Natoneck vor dem Zugriff der Gestapo rettete, indem er ihn in ein Auto des polnischen Roten Kreuzes steckte. Natoneck, der wie Wittlin im amerikanischen Exil überlebte, schrieb dort: „Der brüderliche Blick Josef Wittlins war wie ein himmlisches Licht im Inferno.“

Wir freuen uns auf ein Treffen mit Mitgliedern und Freunden in Breslau. Für all die, die nicht kommen können, empfehlen wir das literarische Programm-Magazin mit Texten von Tina Stroheker, Marek Zybura, Ulrich Renz, Jürgen Serke und Gedichten deutscher und polnischer Lyriker (ca. 200 Seiten, 5,-- € ) und das Begleitheft zur Buchausstellung „Liebes- und Musengeschichten“ mit Beiträgen von Jürgen Serke und Jirí Gruša an (44 Seiten, 2,50 €, jeweils plus Verpackung und Porto).

Unseren jüdischen Mitgliedern wünschen wir zum Neuen Jahr 576
„SCHANA TOWA!“

Herzlich
Ihr
Hajo Jahn


Erster ELS-Briefband – eine Trouvaille!
Im Rahmen der im Auftrag der Hebräischen Universität Jerusalem, des Deutschen Literaturarchivs Marbach und der Bergischen Universität Wuppertal herausgegebenen Else-Lasker-Schüler-Werk- und Briefausgabe ist jetzt im Frankfurter Suhrkamp Verlag der erste Briefband erschienen, dem noch fünf weitere folgen werden. Die Herausgeberin Ulrike Marquardt (Wuppertal) bietet den kompletten Abdruck der aus den Jahren 1893 bis 1913 erhaltenen Briefe der Dichterin vollständig und in originaler Orthographie sowie unter Beschreibung der zahlreich in die Briefe eingestreuten Zeichnungen. Von den 638 Schriftstücken sind hier mehr als die Hälfte, nämlich genau 343 erstmals veröffentlicht - eine Trouvaille für Lasker-Schüler-Forscher und -Leser!

Das kommentierte Namenregister aller Briefempfänger und sämtlicher in den Briefen genannter Personen umfasst nicht weniger als 65 Seiten und erweist allein durch seine Fülle, welcher Reichtum an größtenteils erstmals dokumentierten Kommunikationsgeflechten erschlossen ist. Die Briefe sind ein zeitgeschichtliches Zeugnis ersten Ranges und darüber hinaus oft von hohem poetischen Rang. Dem 382 Seiten umfassenden Abdruck der Briefe ist ein mit außerordentlicher Sachkenntnis erstellter Kommentar in etwa gleichem Umfang beigegeben, so daß persönliche Bezüge sowie die angesprochenen, literatur- und zeitgeschichtlichen Realia allenthalben dokumentiert und aufgeschlüsselt sind.- Neben den fünf bereits (in acht Einzelvolumen) erschienenen Einzelbänden, die das gesamte poetische Werk der Lasker-Schüler bieten, wird nun erstmals das komplette Briefcorpus veröffentlicht. Das viel beklagte Desiderat innerhalb der Dokumentation und der Erforschung der neueren deutschen Literaturgeschichte wie der Biographie Lasker-Schülers wird in absehbarer Zeit behoben sein, wenn es gelingt, die in der Bergischen Universität Wuppertal angesiedelte Redaktion bis zum Abschluß der editorischen Arbeiten zu erhalten.

Else Laker-Schüler: Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Band 6: Briefe 1893 bis 1913. Bearbeitet von Ulrike Marquardt. Suhrkamp Verlag Frankfurt/M 2003. 937 Seiten (Subskriptionspreis 124,- €).
Heinz Rölleke.
(Die Professoren Norbert Oellers, Bonn, und Heinz Rölleke, Wuppertal, sind mit Dr. Itta Shedletzky, Jerusalem, Herausgeber der Kritischen Ausgabe. Mit den deutschen Herausgebern planen wir eine Veranstaltung zur Kritischen Ausgabe Anfang 2004.)


Forum der Kreativen in der ELSG

Sarah Kirsch hat ein neues Buch geschrieben mit Prosatexten wie ein Miniatur-Mosaik: „Diese Mauer, auch Antifaschistischer Schutzwall, jetzt nur noch ironisch genannt, kommt von genieren, diese Mauer bewirkt, dass Ypsilon von vornherein und anscheinend für immer die Taube aufm Dach macht. Oh meine wahnsinnige Taube. Fliegt gerade nach Rom.“


Sarah Kirsch

...“Das Rote Rathaus klappert elfmal. Wie laut es hier ist. Bevor ich nach Petzow fuhr, hab ich an Gedichten gesessen. Danach ging es turbulent zu, dauernd Feiertage und eingearbeitete Wochenenden, dass der Kindergarten geschlossen ist und ich wenig zum Arbeiten, viel zum Spielen gekommen bin. Max ist sehr freundlich. Heute versammelt er seine Ritterfigürchen und singt einen Satz vor sich hin: ‚Dann wurden alle Bäume grün’.“ – Solche Erinnerungsfragmente aus DDR-Zeiten wechseln ab mit Passagen über den russischen Fürsten Igor wie „Ein altes Lied sagt: Kopf, es ist dir schwer ohne Schultern! Und dir ist auch schwer, Leib ohne Kopf. So war es dem russischen Land schwer ohne Igor.“ Das Igorlied leiht auch dem Büchlein seinen dunklen Titel, hinter Max kann der geneigte Leser den Kirsch-Sohn Moritz erkennen, im Lyriker Ypsilon den Dichter M., während die anderen Personen mit ihren Klarnamen erscheinen, Erich Arendt, Heiner Müller und Christa (Wolf).

Sarah Kirsch „Tatarenhochzeit“, DVA, Stuttgart, 73 S., gebd. 16.90 €. ISBN 3-421-05691-9

Gertrud Hanefeld, Komponistin aus Siegen, führt ihren Lyrischen Zyklus von Else Lasker-Schüler „Fliegen die Sterne auf“ mit weiteren Vertonungen nach Texten Hildegard von Bingens am 27. September 2003 in Frankfurt/M im Rahmen der Gedenkstein-Performance „Frauen-Gedenk-Labyrith“ auf. Die Aktion, initiiert von Dagmar von Garnier, widmet inzwischen 430 Gedenksteine einer bedeutenden Frau. Den Stein für Prinz Jussuf von Theben/ELS hat die Schweizerin Agnes Barmettler geschaffen.

Helga Koster, Saarlouis, ist in der Anthologie „Unter meiner Haut“ mit einigen Gedichten vertreten. Herausgeber: Kulturamt St. Wendel, ISBN 3-8330-0546-7, € 7,50.

Peter Michael Braun hat die Komposition einer fast einstündigen Else-Lasker-Schüler-Oper abgeschlossen. Die Handlung spielt vor etwa 100 Jahren im Berliner Freundeskreis der Dichterin wie Peter Hille und Gerhart Hauptmann. Eine Uraufführung ist einstweilen, leider, nicht in Sicht. Eine Anfrage von Prof. Braun bei der Wuppertaler Oper wurde negativ entschieden.

Tina Stroheker hat rechtzeitig zum XI. ELS-Forum in Wroclaw eine literarische Polenreise geschrieben - nach dem „Polnischen Journal“ (1998) ihr zweites Buch über das Nachbarland: „Pommes Frites in Gleiwitz. Eine poetische Topografie Polens“ versammelt feuilletonistische und poetische Texte zu Orten in Polen, lädt ein zu einer literarischen Reise von Breslau nach Lublin, von Bad Kudowa nach Danzig, von Warschau nach Lodz. Ein Denkmal ist ebenso Thema wie eine Pommes-Frites-Bude, ein See, ein Zimmer, ein Schloß, eine Schiffskajüte, eine Rikscha ...Die Hardcover-Ausgabe mit 34 Texten verspricht, für Polen-Kenner und für Polen-‚Neulinge‘ gleicher-maßen spannend zu werden: Information und Amüsement, alltägliche Begegnungen und Überraschungen, Porträts polnischer Autoren und Beschreibungen typisch polnischer Orte wechseln sich ab. In allen Texten geht es aber auch um existentielle Fragen. Hier schreibt eine Dichterin mit dem genauen Blick der Kennerin und der Phantasie einer Freundin.
„Pommes Frites in Gleiwitz. Eine poetische Topografie Polens“, ca. 19.- €, Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen. ISBN 3-421-05767-2.

Marion Brandt hat ab Frühjahrsemester 2003 eine Professorenstelle für Literaturwissenschaft am der Universität Danzig erhalten. Die junge Wissenschaftlerin hatte sich in Berlin mit dem Thema "Für eure und unsere Freiheit? Der Polnische Oktober und die Solidarnosc-Revolution in der Wahrnehm-ung von Schriftstellern aus der DDR" habilitiert. Thema ihrer Dissertation war die Lyrik von Gertrud Kolmar. Nach Gabriel Falkenberg ist sie das zweite Mitglied der ELS-Gesellschaft, das in Polen auf einen solchen Lehrstuhl berufen wurde.

Almuth Hammer ist Koordinatorin am Sonderforschungsbereich Erinnerungskulturen der Justus-Liebig-Universität Gies-sen. Promoviert hat sie im November 2000 in Gießen, der Titel der Dissertation lautete: „Elemente jüdischer Tradition im Werk von Else Lasker-Schüler und Joseph Roth. Zur Problematik jüdischen Selbstverständnisses im frühen 20. Jahrhundert". Die Arbeit erscheint nun unter dem Titel: „Erwählung erinnern. Literatur als Medium jüdischen Selbstverständnisses. Mit Fallstudien zu Else Lasker-Schüler und Joseph Roth“ in der Reihe "Formen der Erinnerung" im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind die Juden weitgehend in die deutsche Sprache und Kultur integriert. Was aber "Judentum" ausmacht, ist uneindeutig geworden: eine Konfession, eine Nation, eine antisemitische Konstruktion? In dieser Situation greifen deutsch-jüdische Autoren verstärkt auf die jüdische Tradition zurück, nicht zuletzt auf die Bibel. Die Untersuchung zeigt, welche Deutungsmuster die überlieferten Texte für dieses Spannungsfeld bereitstellen. Es wird deutlich, dass Aufklärung und Säkularisierung zu einem tiefgreifenden Bruch in der jüdischen Erinnerung geführt haben. Der Literatur - so weisen die Fallstudien zu Joseph Roth und Else Lasker-Schüler nach - gelingt es, die Herausforderungen der Moderne mit der jüdischen Tradition zu vermitteln und von daher jüdisches Selbstverständnis zu reformulieren.

Rosamunde Neugebauer ist der Autorinnen-Name von Rosa v. d. Schulenburg, die eine Habilitationsschrift in der Publikationsreihe der Guernica-Gesellschaft (Band 14) im Verlag VDG, Kromsdorf/ Weimar, veröffentlicht hat, zu der wir gerne gratulieren. Dieses Buch ist soeben erschienen und dürfte zu einem Standardwerk über Zeichnen im Exil werden. Wir werden dieses umfangreich bebilderte Buch in der nächsten Ausgabe ausführlich vorstellen.

Rosamunde Neugebauer "Zeichnen im Exil-Zeichen des Exils?", 527 Seiten, gebunden, ISBN 3-89739-329-8, € 73,50
Hermann Schulz, langjähriger Leiter des Peter Hammer-Verlags in Wuppertal, hat wieder einen Afrika-Roman veröffentlicht. Und wieder eine Vater-Sohn-Geschichte. Der Autor, 1938 in Ostafrika als Sohn eines Missionars geboren, hat seinen Vater nicht kennenlernen können.

In diesem Roman, der in dem gottverlassenen Dorf Kilimatinde in Tanzania spielt, erzählt er eine Geschichte vom Erwachsenwerden, vermittelt über eine „Reise ins Herz der Finsternis“. Hermann Schulz: „Zurück nach Kilimatinde“, 237 S., Carlsen-Verlag, 14,50 € ISBN: 3551581177.


Vereinsinterna

Wir trauern um Arno Wüstenhöfer, der im Alter von 82 Jahren am 19. Juli 2003 in Wuppertal gestorben ist. In dieser Stadt nannten ihn Freunde „Sir Arno“. Der „Hüter des Theaters“, wie ihn Günther Rühle in der FAZ nannte, war ein Prinzipal, wie es sie nicht mehr gibt. Das Theater hat er geliebt, gelebt und so nach dem Krieg in Deutschland mitgeprägt. Als Schauspieler zunächst, als Dramaturg, Regieassistent, Regisseur, Spielleiter, persönlicher Referent von Helmut Henrichs und dann selber Intendant. Zunächst in Lübeck, dann Jahre in Wuppertal und schließlich Bremen. Beide Häuser erlebten mit ihm erfolgreiche Zeiten, die denen, die dabei waren, in Erinnerung bleiben. Arno Wüstenhöfer holte Pina Bausch an die Wupper und Reinhild Hofmann an die Weser. Zu Else Lasker-Schüler hatte er ein besonderes Verhältnis. Als Generalintendant sorgte er für die Aufführungen der „Wupper“ und vor allem auch von „Ichundich“. Das Schauspielhaus wollte er 1966 mit dem Lasker-Schüler-Drama eröffnen, das sie ihrer Geburtsstadt gewidmet hatte. Doch überängstliche Kommunalpolitiker verscho-ben dieses Stück auf den nächsten Tag, weil sie es dem damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke nicht „zumuten“ wollten. Wüstenhöfer, der durch seinen legendären Protest gegen den Bremer Theatertod alle Bühnengrößen der Republik von Minetti über Flimm bis Peymann alarmiert hatte, war Gründungsmitglied der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft im Herbst 1990 und sollte auf Bitten von Initiator Hajo Jahn den Vorsitz übernehmen. Doch nach einer unerwartet kontroversen Grundsatzdiskussion, ob die zu bildende Vereinigung eine jüdische oder eine politische Literaturgesellschaft werden solle, verzichtete der Mann der leisen Töne auf diese Position (die dann Prof. Friedhelm Beiner dankenswerterweise übernahm, der damals Vorsitzender der deutschen Korczak-Gesellschaft war). Wüstenhöfer, der auch zur ELS-Gesellschaft gehalten hat als diese in Schwierigkeiten kam, „war kein Liebling der Medien, wer ihn übersah, betrog sich selbst. Kulturdezernenten holten sich Beulen. Er war, wie heute kaum einer mehr ist: ein Mann von stillem Mut.“ (FAZ, 26.Juli 2003).

Reiner Kunze vollendete am 16. August 2003 sein 70. Lebensjahr.


Reiner Kunze

Die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft hat dem Dichter, der an mehreren unserer Aktionen beteiligt war und auch am XI. Forum in Wroclaw teilnimmt, mit einem Gedicht von Ryszard Krynicki gratuliert, der in Breslau ebenfalls dabei ist, und das „wie für den deutschen Kollegen geschrieben sein könnte: Wie schreiben?/ So schreiben, daß der Hungrige/ meine, es sei Brot?/ Hungrigen muß man zu essen geben,/ und schreiben muß man so, daß der Hunger/ nicht vergeblich war. Es waren wunderbare Jahre mit Ihren Werken und Ihrer Unterstützung für die Anliegen der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft. Der Hunger war nicht vergeblich. Danke.“

Ernst-Andreas Ziegler, Prof. Dr. h.c. (Slowakische Republik) vollendet am 28. November 2003 sein 65. Lebensjahr. Damit scheidet er als Leiter des Presse- und Werbeamtes der Stadt Wuppertal nach 32 Jahren aus diesem Amt. Das Gründungsmitglied der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft (1990) und Initiator mehrerer deutsch-israelischer Städtepartnerschaften, wird sich als Kommunikationsberater selbständig machen. „EAZ“ arbeitet an einem neuen Buch mit dem Arbeitstitel „Glauwürdigkeit und Zuversicht“.

Neue Mitglieder
Katia Davis/Hasia Berliner, Albany, USA; Christiane Walesch-Schneller, Breisach; Ekkehard Wolff, Wesel; Barbara Schütza, Köln; Monika Knopp, Wuppertal.
Ausgeschieden: Brigitte D. Hartel, Barkelsby; Michael Benz, Giengen; Karl Jürgen Skrodzki, Lohmar; Ruthild Böltken, Wuppertal
Brigitte von Streit, verstorben – Mitglied seit 1992; Christa Fleischhauer, verstorben – Mitglied seit 1995.


Mails an den Vorstand

1) Ich bin ein junger Komponist und schreibe z. Z. an meinem 5-teiligen SATOR-Zyklus. Die erste Komposition (SATOR - Konzert für Klarinette und Orchester) wurde am 28. März d. J. in Zürich unter meiner Leitung mit grossem Erfolg uraufgeführt. Im Moment arbeite ich simultan an der zweiten (AREPO - Konzert für Violine und Orchester) und dritten Komposition (TENET). Die besagte Kompo-sition TENET für Solo-Sopran und Ensemble ist für Sie vielleicht von Interesse, denn ich werde vier Gedichte von Else Lasker-Schüler vertonen. Es sind dies "Weltende", "Versöhnung", "Leise sagen-" und "Weltflucht". Die vier Stücke oder Gedichte werden von einem Prolog und einem Epilog umrahmt. Die genaue Besetzung des Werkes ist: Solo-Sopran, Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Trom-pete, Horn, Schlagzeug, Klavier, 2 Violinen, Bratsche, Cello, Kontrabass. - Die Komposition wird diesen Herbst am 24. Oktober in Ribeirao Preto (Brasilien) durch das auftraggebende Ensemble "Mentemanuque" (spezialisiert auf zeitgenössische Musik) uraufgeführt werden. Weitere Aufführ-ungen sind in Zürich und Brasilien geplant. Die Komposition ist erst zur Hälfte vollendet, sie wird jedoch in einigen Wochen abgeschlossen sein. Vielleicht hätten Sie Interesse an einer Partitur? Sehen Sie zudem die Möglichkeit einer weiteren Aufführungen (ev. in Zusammenarbeit mit Ihrer Gesellschaft)? Sie finden übrigens alle Informationen zu meiner Person und Tätigkeiten im Internet unter: http://www.philip-hefti.ch/
David Philip Hefti, Zürich

2) Ich bin eine Doktorandin in Italien und habe die Lyrik Else Lasker-Schülers für meine Doktorarbeit gewählt (Der Titel ist „Musik, Bild, Wort: Mein blaues Klavier von Else Lasker-Schüler."). Ich bitte Sie um einen Gefallen: Ich brauche alle Studien und Dissertationen, die sich mit der Sammlung "Mein blaues Klavier" befassen und, wenn möglich, die Studien und Beiträge über Malkunst und Musik, die sich immer auf diese letzte Sammlung beziehen. Danke für Ihre gefällige Beachtung und Mitwirkung. Mit freundlichen Grüssen. Roberta Anselmi

3)ZUR DISKUSSION GESTELLT
„Hast Du das schon gelesen/ gewusst von Suhrkamps konservative Verwaltung des künstlerischen Erbes von Else Lasker-Schüler? Der Suhrkamp Verlag verweigert Abdruckrechte für Else Lasker-Schüler-Gedichte im Rahmen einer Anthologie erotischer Gedichte des Expressionismus. Darf man erotische Gedichte des Expressionismus nach Positionen, Situationen, Körperteilen, Organen und Perversionen ordnen? Nein, sagt der Suhrkamp Verlag, zumindest nicht Texte von Else Lasker-Schüler.‚Dies ist keine Zensur’, meinte Frau Dr. Petra Hardt (Leiterin der Lizenzabteilung Suhrkamp Verlag), sie wie Verlagsleiter Günther Berg hätten sich an der thematischen Einteilung der Gedichte gestört. Daher wurde das Abdruckrecht verweigert.“ Diese Mail erreichte uns von den Mitgliedern Waltraud Weiß (Verlag Wort und Mensch, Köln), Barbara Lorenz, zuerst aber von Hartmut Geerken, der Herausgeber dieser Anthologie erotischer Gedichte ist und der um die Abdruckgenehmigung von 10 ELS-Gedichten gebeten hatte. Er schrieb an Günter Berg vom Suhrkamp-Verlag u.a.: „als nachlassverwalter und rechteinhaber mehrerer Autoren des ex-pressionismus und langjähriges mitglied der else-lasker-schüler-gesellschaft (bin ich) über diese entscheidung ihres hauses mehr als erbost und habe mir erlaubt, in meinem vorwort eine entsprech-ende anmerkung anzufügen. ein verlag, zumal ein so mächtiger wie suhrkamp, sollte die ihm an-vertrauten autoren fördern und nicht aus nicht nachvollziehbaren gründen verhindern. die lasker-schüler hätte den suhrkamp verlag ohne zweifel in die streitschrift gegen ihre verleger‚ ich räume auf’ (1925) mit einbezogen.“

´4) Gedichte von Else Lasker - Schüler mit Bildern (verlinkt mit der ELSG-Homepage) – ein K(B)lick lohnt sich. Mit freundlichen Grüßen Inga Schnekenburger:
http://www.onlinekunst.de/lasker/

5) Lieber Hajo Jahn, Herr Wolfgang Schmidt hat die polnischen Übersetzungen von ELS-Gedichten mit einem Vorwort vervollständigt und auf seine Homepage gesetzt, wo sich auch französische und englische Übersetzungen ihrer Gedichten befinden. Ich glaube, das ist eine gute Arbeit für die Gesellschaft und die Dichterin.
Christian M. Manteuffel


Buchtipp

Rund 100 D-Mark würde dieser großdimensionierte Prachtband in der alten Währung kosten, der einen facettenreichen Bilderreigen aus sieben Jahrhunderten Literatur- und Kunstgeschichte vorstellt: 90 Dichter und Maler begegnen einander im Kurzporträt, „in der das Porträt nicht wichtiger als die abgebildete Person ist, die Literatur nicht die Bildkunst dominiert“ – hier stimmt der Klappentext. Bei Else Lasker-Schüler wird die von Friederike Schmidt-Möbus verfasste Biografie illustriert von der Zeichnung „Selbstporträt als Prinz Jussuf“. Schade, daß der Text wenig kritisch ist gegenüber den Widrigkeiten, die den Lebensweg von Else Lasker-Schüler und vielen anderen Emigranten überschattet haben. Kein Wort auch davon, daß ihre Zeichnungen als „entartet“ 1937 aus der Berliner Nationalgalerie entfernt worden sind.
Für Kunstinteressierte, die Platz für hochformatige Bücher und wenig Lesezeit für ausführlichere Texte haben, ein attraktiver Band.
Frank Möbius und Friederike Schmidt-Möbius (Hrgs.), „Dichterbilder. Von Walter von der Vogelweide bis Elfriede Jelinek“, Reclam, ISBN 3-15-010527-7, 49,90 €


ELS: Selbstporträt als Prinz Jussuf


Meldungen der Stiftung Verbrannte und verbannte Dichter/ Künstler

Museum für verfemte Kunst
„Fördergesellschaft“ in Solingen

Am 27. Juni 2003 wurde die „Fördergesellschaft ‚Museum für verfemte Kunst’ e.V., Solingen“ ins Leben gerufen. Die Gesellschaft sieht ihren Hauptzweck darin, die bereits paraphierte Stiftung zur Sammlung verfemter Kunst des Dr. Gerhard Schneider, Olpe, im Museum Baden in Solingen auf Dauer zu installieren. Die Kollektion gilt als bedeutendste zur expressiven deutschen Kunst der zweiten Generation der Moderne, die durch die wirren Zeitläufe des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit geriet, insbesondere durch die Verfemungsaktionen des Nationalsozialismus, die Kriegsfolgen und die Schmähung der sogenannten „Formalisten“ durch die Einforderung eines „Sozialistischen Realismus“ in der DDR. Aber auch die Überbetonung ungegenständlichen Schaffens in der Bundesrepublik während des Kalten Krieges ließ die Generation der um 1900 Geborenen, die in figurativer Expression ihr angemessenes Ausdrucksmittel sahen, lange Zeit zu einer „verschollenen Generation“ (Rainer Zimmermann) werden. Ein besonderes Merkmal der Sammlung Gerhard Schneider liegt in der durchgängigen Strukturierung auf historischer Grundlage mit von Künstlern selbst geschaffenen Beispielen ihrer Zeiterlebnisse und Leiden, etwa in Internierungs- und überlebten Konzentrationslagern oder auch den erlebten Schrecken des Krieges.

Die Sammlung ist bislang in den beiden Grundlagenwerken „Verfemt-Vergessen-Wie-derentdeckt“ und „Expressive Gegenständlichkeit. Schicksale figurativer Malerei und Graphik im 20. Jahrhundert“ in wesentlichen Teilen dokumentiert. Die Kataloge begleiteten bislang sechs Ausstellungen in der Bundesrepublik – vier weitere sind für 2003/04 vorgesehen - und hatten im In und Ausland ein großes Medienecho. Für die Jahre 2005 oder 2006 sind zudem Ausstellungen in Breslau und Danzig geplant.

Die Fördergesellschaft startete mit mehr als 80 Mitgliedern aus dem gesamten deutschen Bundesgebiet. Sammler Gerhard Schneider wurde zum Vorsitzenden gewählt, zwei Persönlichkeiten aus der Industrie, ein pensionierter Naturwissenschaftler und ein Auktionator ergänzen den Vorstand zusammen mit dem Solinger Museumsdirektor Dr. Rolf Jessewitsch.

Seit 1999 gibt es zwischen Gerhard Schneider und der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft eine intensive Zusammenarbeit. Die Fördergesellschaft ‚Museum für verfemte Kunst’ versteht sich zunächst als Initiative eines Schrittes, die überdauernden kulturellen Leistungen während der dunkelsten Zeit deutscher Geschichte ins Bewusstsein zu heben. Damals verbotene und verfolgte Kunst auf allen Gebieten wird für nachfolgende Generationen zu einem Aufruf der Wachsamkeit, die Gefährdung geistiger Freiheit durch keine politische Repression aufs Spiel zu setzen. Deshalb kooperiert die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft/-Stiftung mit der Fördergesellschaft und dem Sammler an einem „Deutschen Zentrum für verfemte (verfolgte) Künste“.

Drei Gutachten zur Sammlung Gerhard Schneider kommen zu dem Ergebnis, dass sie neue Blickwinkel auf die Kunst des 20. Jahrhunderts eröffnet sowie ihre Eingebundenheit in politische Kraftfelder und ihren Widerstand gegen sie dokumentiert.


Jesus vom Otto Pankok, 1933
Otto Pankok war mit Else Lasker-Schüler befreundet

Der Kustos der Neuen Nationalgalerie, Berlin, Dr. Fritz Jacobi, fordert in einer Schlussbemerkung seines Gutachtens: „Es sollte alles getan werden, diese Sammlung in ihrer Gänze zu bewahren und in angemessener Form der Öffentlichkeit - und das gilt insbesondere für die nach-wachsenden Generationen und ausländische Besucher, die sich mit deutscher Kunst und Geschichte vertraut machen wollen – zugänglich werden zu lassen.“ In der heutigen Zeit knapper öffentlicher Kassen kann dieses Ziel nur in einer gemeinsamen Anstrengung privaten und öffentlichen Engagements erreicht werden.
Franz G. Sartorius
Anmerkung d. Redaktion: Die (Bilder-)Sammlung Schneider könnte ebenso wie die (Bücher-)Sammlung Serke Bestandteil des „Zentrums der verfolgten Künste“ werden.


Termine / Kalendarium

Montag, 22. September 2003, 19.30 Uhr
Kath. Stadthaus, Wuppertal, Laurentiusstr. 7
„Else lasker-Schüler und Elberfeld“ stellt ihr Buch „Niemand hat mich wieder erkannt“ vor.

Samstag, 27. September, 15 Uhr
Eingangsportal Hauptfriedhof Frankfurt/M. „Fliegen die Sterne auf“ –
Lyrischer Zyklus von Else Lasker-Schüler,
Vertonung von Gertrud Hanefeld für Sopran,
Sprecherin, Violine und Cello.

Sonntag, 5. Oktober, 11 Uhr
Museum Baden, Solingen
Wuppertaler Str.160
Eröffnung der Ausstellung
EXPRESSIVE GEGENSTÄNDLICHKEIT
Begegnungen mit verfemter Kunst
- aus der Sammlung Gerhard Schneider

Sonntag, 12. Oktober 2003, 20 Uhr
Klub der Kulturschaffenden, Rynek-Ratusz 24, Wroclaw/Breslau
Auftaktveranstaltung zum XI. ELS-Forum mit dem Kabarettisten Steffen Möller.

Montag, 13. Oktober 2003, 9.30 Uhr
Wroclaw, Breslau: Treffpunkt Bonhoeffer-Denkmal, Elisabethkirche (Nähe Rynek)
Abfahrt zur Stadtführung

Montag, 13. Oktober 2003, 17.00 Uhr
Haus zur Goldenen Sonne, Rynek 6, Wroclaw/Breslau
Eröffnung der Buch-Ausstellung
„Liebes- und Musengeschichten. Das fragile Glück im Unglück von Verfolgung und Exil“ –
70 Jahre nach den Bücherverbrennungen.
Voraussichtliche Dauer der Ausstellung bis Sonntag, d. 9. November 2003.

Weitere Stationen der Ausstellung:
Berlin, Landesvertretung des Saarlandes, In den Ministergärten 4; 27.1.2004 (Eröffnung) bis 29.2.2004.

Prag, Nationalbibliothek ab 17. Oktober 2004 (im Rahmen des XII. Erlse-Lasker-Schüler-Forums vom 16. – 24. Oktober 2004 – „Manchmal habe ich Sehnsucht nach Prag“ (Else-Lasker-Schüler).
Schirmherr Hans-Dietrich Genscher.

Osnabrück, 2005 (geplant) Kunstgeschichtliches Museum

Jerusalem (geplant)

Montag, 13. Oktober 2003, 20.00 Uhr
Aula Leopoldina, Universität Wroclaw
Offizielle Eröffnung des XI. Else-Lasker-Schüler-Forums (12. – 19. Oktober 2003 in Wroclaw/ Breslau – siehe auch Gesamt-programm auf der letzten Seite dieses Infobriefs. Alle Veranstaltungen sind gratis. Wir hoffen auf möglichst viele Besucher aus Deutschland. Reisepass erforderlich!)

Mittwoch, 15. Oktober 2003, 20.00 Uhr
Buchhandlung Nettesheim, Wuppertal, Herzogstr. 29
Hermann Schulz stellt sein neues Buch vor: „Zurück nach Kilimatinde“

Freitag, 31. Oktober 2003, 11.30 Uhr
Kreuzkirche, Am Kaiserplatz 1, Bonn
Im Rahmen eines Gottesdienstes am Reformationstag Uraufführung einer neuen Komposition unseres Mitglieds George Dreyfus, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiern konnte. Der in Australien lebende Komponist, der aus Wuppertal stammt, hat dieses „kleine Stück“ für Orgel und sieben Blechbläser geschrieben und „Litanei“ genannt. Ausführende sind Mitglieder des Polizeiorchesters NRW und der Organist Prof. Dr. Joachim Dorfmüller. George Dreyfus ist dabei anwesend.


George Dreyfus

Dienstag, 4. November 2003, 19.30 Uhr
Museum Baden, Solingen,
Wuppertaler Str. 160
Konzert von und mit George Dreyfus (Fagott)
zu Ehren des 70. Geburtstags dieses
aus Wuppertal stammenden australischen Komponisten

Mittwoch, 5. November 2003, 20.00 Uhr
Wuppertal, Buchhandlung Nettesheim, Herzogstr. 29
(hier wurde Else Lasker-Schüler 1869 geboren!)
Stefanie Zweig – Lesung


Stefanie Zweig

Die Autorin des Buchs und Oscar-gekrönten
Films „Nirgendwo in Afrika“ kommt auf Einladung der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft. Die Veranstaltung wird ermög-licht in Kooperation mit der Buchhandlung Nettesheim im „Haus der Bücher“.

Mittwoch, 5. November 2003, Staatskanzlei, Mainz, Peter-Altmeier-Allee 1 – formlose Eröffnung der Ausstellung von Karin Götz „Hommage á Else Lasker-Schüler“
Donnerstag, 20. November 19.00 Uhr Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, Mainz, Peter-Altmeier-Allee 1
Verleihung des Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreises des Landes Rheinland-Pfalz durch Ministerpräsident Kurt Beck verbunden mit der Finissage der Ausstellung von Karin Götz „Hommage á Else Lasker-Schüler“


Wir laden die Mitglieder ein zur Jahreshauptversammlung

Dienstag, 9. Dezember 2002, 19.30 Uhr,
Mensa der Gesamtschule Else Lasker-Schüler,
Wuppertal-E., Else-Lasker-Schüler-Str. 30

Tagesordnung:
TOP 1: Begrüßung, Feststellung der ordnungsgemäßen Einladung, Fragen zum Protokoll der Mitgliederversammlung 2002, ggf. Ergänzung der Tagesordnung
TOP 2: Bericht des Vorsitzenden über Aktivitäten in 2003, Ausblick auf 2004, Aussprache
TOP 3: Bericht des Schatzmeisters, Aussprache
TOP 4: Bericht der Kassenprüfer, Aussprache
TOP 5: Entlastung des Vorstands
TOP 6: Neuwahlen des Vorstands
TOP 7: Verschiedenes
Änderungen vorbehalten


„AUF ELSES SPUREN...“

per pedes durch Elberfeld und Umgebung!
Zusammen mit dem ELS-Archiv an der Stadtbibliothek Wuppertal bietet die Gesellschaft in den kommenden Monaten sozial-historische und literarische Rundgänge auf den Spuren der größten deutschen Lyrikerin an. Dauer: ca. 1 ½ - 2 Stunden. Kosten und Termine nach Vereinbarung unter:
0202-30 51 98


www.wir-brauchen-Ihre-Hilfe.de...

...damit das Zentrum der Verbrannten und verbannten Dichter/Künstler lebendig-konkrete Formen annimmt, wollen wir das EXIL-ARCHIV im Internet ausbauen.

Wir hatten Erfolg, auf dem wir jetzt aufbauen möchten. Unser erstes „Kind“, der EXIL-CLUB (www.exil-club.de), hat sich als Unterrichts-Angebot für Schüler- und LehrerInnen bundesweit etabliert. Vor allem durch Ulrike Müller als Redaktionsleiterin. Das Ergebnis ist im Rahmen des letzten ELS-Forums von UN-Generalsekretär Kofi Annan gewürdigt worden. Das von der ELS-Gesellschaft und –Stiftung Verbrannte und verbannte Dichter/Künstler initiierte Projekt ist inzwischen von „Schulen ans Netz“ geändert und weitgehend in Eigenregie übernommen worden, und zwar als methodisch-didaktisches Unterrichtsmodell. Wir möchten darauf aufbauend weiterhin populär und journalistisch die Zentrumsidee im Internet umsetzen. Niemand ist dafür besser geeignet als die inzwischen freigestellte Publizistin und Expertin für Zeitzeugen- und Exilfragen, Ulrike Müller, mit ihren Kontakten , ihrem Wissen und ihrem Archiv. Sie hat in den vergangen knapp zwei Jahren regelmäßig in unseren Infobriefen sowie in verschiedenen Medien über die Aktivitäten berichtet, also Zeugnis abgelegt für eine Arbeit, die längst überfällig war. ELS-Gesellschaft und -Stiftung sind ein wenig stolz darauf, was in dieser Zeit entwickelt worden ist. Das möchten wir fortsetzen und ausbauen! Im Internet breiten sich die Neonazis pestilenzartig aus. Wir halten hier dagegen. Engagiert und als virtuelles Zentrum gegen das Vergessen! Mit unserem „Lieblingskind“: www.exil-archiv.de; Schirmherrin war beim Start Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis.
Das „Exil-Archiv“ im modernsten aller Medien möchten wir weiter großziehen. Besonders für junge Menschen.

Aber: dazu brauchen wir neben Herzblut und Engagement vor allem – wie immer – die nötigen Finanzmittel. Denn wir wollen die uns und unserer Arbeit bisher verbundene Journalistin und Sozialwissenschaftlerin Ulrike Müller auch als verantwortliche Koordinatorin für das Exil-Archiv (auf Werkvertrag-Basis) gewinnen. Die damit verbundenen Kosten (ca. 20.000 €/p. Jahr für Honorare, PC- und Serverkosten etc.) können von der Gesellschaft jedoch derzeit bei bestem Willen nicht finanziert werden. Wir bemühen uns daher bundesweit um Sponsoren und Geldgeber, aber wir brauchen auch und vor allem SIE und IHRE Unterstützung für ein Projekt, das es in dieser Form bisher noch nicht gibt! Das heisst:

WIR BRAUCHEN IHRE HILFE für die Finanzierung einer Koordinationsstelle EXIL-ARCHIV als lebendige Kommunikations- und Informationsplattform zu den Themen Zensur, Verbrennen und Verbieten von Büchern, Verfolgung und Emigration von SchriftstellerInnen, KünstlerInnen und anderen Intellektuellen. Arbeitsinhalte wären dabei u.a.
• Porträts von Literaten, Künstlern, Journalisten u.a., die an der Ausübung ihres Berufes gehindert wurden oder werden
• Berichte, Reportagen über Länder, in denen Meinungsfreiheit und Menschenrechte verletzt werden
• Berichte von Betroffenen
• Im Sinne der Nachhaltigkeit: journalistische Nachbereitung der ELS-Foren bzw. Dokumentation relevanter Beiträge
• Kalendarium: Erinnerung an Exilierte
• Interviews mit ZeitzeugInnen
• Auswahl, Dokumentation und Einarbeitung der ZeitzeugInnen-Interviews (z.B. als O-Ton)
• Akquisition externer Beiträge (Artikel, Essays, Reportagen, Buchbesprechungen) von ExilantInnen, SchülerInnen, FachautorInnen.
• Kontakte zu Universitäten, Schulen Forschungsstellen, Literaturgesellschaften, Dokumenations-Zentren, Menschenrechts-Organisationen, Museen etc. im deutschsprachigen / internationalen Raum
• Kooperation mit der Exil-Club-Redaktion in Bonn
• Vermittlung von ZeitzeugInnen-Kontakten an Schulen, Organisationen und interessierte Einzel-personen
• Dienstreisen in begrenztem Umfang (da z.B. NS-ZeitzeugInnen überwiegend sehr alt, vielfach im Ausland le-bend und oft nicht mehr reisefähig sind!)

HELFEN SIE UNS MIT IHRER SPENDE! GEMEINSAM KÖNNEN WIR ES SCHAFFEN!

DENN: „ES GIBT NICHTS GUTES – AUSSER, MAN TUT ES!“ (Erich Kästner, dessen Bücher 1933 von den Nazis verbrannt worden sind)

Für jede Spende (Stichwort: „Exil-Archiv“) die Sie auf das Konto der Else Lasker-Schüler-Stiftung: 90 29 99 bei der Stadtsparkasse Wuppertal (BLZ 330 500 00) überweisen, erhalten Sie von uns selbstverständlich eine Spendenbescheinigung!


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