Ausgabe 61
3. Quartal 2005

 

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der
Kellertür,
seitdem die Welt verrohte.... “

Info-Archiv





ELSG-brief

LV Rheinland
fördert "Zentrum
verfemter Künste"

Thomas Mann-
Briefe gestiftet

Jakob Hessing:
Autobiografie

George Dreyfus:
Uraufführung


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder,

das „Zentrum der verfolgten Künste“, das Sie durch Ihre Mitgliedschaft, aktive Mitwirkung oder Spenden dankenswerterweise unterstützen, rückt näher: Der Landschaftsverband Rheinland hat mit Stimmen von SPD, FDP und Grünen einer Beteiligung an der Museumsge-sellschaft Solingen zugestimmt und eine finanzielle Unterstützung beschlossen – siehe den folgenden Beitrag.
Unterstützung aber benötigen wir von al-len demokratischen Parteien und Institu-tionen, gelingt doch ein großes Projekt nur nach der Devise „viele Fäden ma-chen einen Mantel“. Nur so kann in So-lingen eine Einrichtung entstehen, die eine andere Form der Erinnerungskultur schafft als in Berlin - eine eigenständige Einrichtung in Westdeutschland.
Dafür erhielten wir von Kurt Weber, Hamburg, als Sachspende Originalbriefe von Thomas Mann an die Redaktion der „Deutschen Blätter“ in Chile und Origi-nalkorrespondenzen zwischen Richard Janthur und Udo Rukser sowie signierte Bücher mit m Autographen von exilierten Autoren im Wert von 55.591 Euro.


T. Mann mit Original-Signatur seines Briefes an Udo Rukser vom 4. 11. 1951

Die Exponate geben wir als Dauerleihgabe an das Zentrum für verfemte Künste in Solingen. Diese Briefe sollen mit Autographen des Zürcher Thomas Mann-Archivs beim XIII. ELS-Forum im Oktober 2006 in der Schweiz ausgestellt werden.

Von Mark Twain stammt der Satz, dass es idiotisch sei, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben, „wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann“. Wir haben Romane und Sachbücher über Widerstand und Verfolgung im NS-Staat von jüdischen Autoren oder Exilschriftstellern nicht ge-kauft, sondern geschenkt bekommen: Grundstock einer Handbibliothek für das Zentrum. Spender ist Reinhard Strecker aus Berlin, der als Kind Nazi-Deutsch-land verlassen musste. Chile wurde sei-ne zweite Heimat. Später arbeitete er in Shanghai, also in einer anderen Diktatur - Gründe für ihn, das Projekt eines Zentrums der verfolgten Künste und Intellektuellen zu unterstützen.
Als notwendige Ergänzung der vorhan-denen „(Bilder-)Sammlung Gerhard Schneider“ versucht die ELS-Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter und Künstler“ die „(Literatur-)Sammlung Jür-gen Serke“ zu erwerben. Die wertvollen Exil- und Erstausgaben, Widmungs-exemplare, Autographen und Fotos sind unter dem Titel „Liebes- und Musen-geschichten. Das fragile Glück im Unglück von Verfolgung und Exil“ im Solinger Museum, in der Saarlandver-tretung Berlin, in Breslau und in Prag ausgestellt worden. Mit Hilfe des Mu-seumspädagogischen Dienstes Berlin, der die Ausstellung bereits in Polen und Tschechien betreut hat, , möchten wir die Serke-Sammlung noch in diesem Sommer in Jerusalem und im nächsten Jahr beim XIII. ELS-Forum ausstellen, das vom 26. bis 29. Oktober 2006 in Zürich geplant ist.

Der Erwerb der „Sammlung Serke“ stellt uns vor große Herausforderungen.

Auch deshalb benötigen und hoffen wir auf weitere Spenden respektive Zustif-tungen für die ELS-Gesellschaft oder die ELS-Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter und Künstler“. Soll doch das Zentrum unabhängig sein von „Vater“ Staat, der oft ein Stiefvater ist.

Mit besten Wünschen für einen schönen Sommer grüßt Sie
Ihr Hajo Jahn

Landschaftsverband Rheinland fördert „Zentrum für verfemte Künste“

„Gut 60 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sind Maßnahmen, die der Sicherung und öffentlichen Darstellung der Werke von Opfern und Gegnern der Nationalsozialisten dienen, von ganz besonderer Bedeutung für das Verständnis unserer heutigen Gesellschaft. Denn dort, wo immer weniger Zeitzeugen leben, kann eine möglichst umfassende Sammlung von Werken verfemter Künstler Grundpfeiler gegen das Vergessen des Leids der Opfer, ihrer Ver-folgung und ihrer Unterdrückung sein.
Es geht dabei um das Sichtbarmachen von bildender Kunst, deren kunsthistorischer Stellenwert über jeden Zweifel erhaben ist, die aber während der Nazi-Zeit, aber auch in der DDR aufgrund der dortigen Zensur und des befohlenen sozialistischen Realis-mus, nicht gezeigt werde durfte.
Es soll unter Beweis gestellt werden, dass wir die verfemten Künstler nicht vergessen haben. Lebensentwürfe wurden brutal geändert, Karrieren von Menschen, die Kunst produzierten, um sie zu zeigen, wurden gestoppt, Chancen verbaut – mit den härtesten Strafen: dem Verbot, der Verbannung, der Diffamierung, dem Tod im KZ.
Daran zu erinnern, das ist das Wichtigste der Sammlung. Damit die Nazis sowie die anderen Diktaturen und totalitären Regime keinen Erfolg haben mit ihrer Unter-drückung und Verfolgung!
Die unermüdliche Arbeit der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, der Stiftung „Ver-brannte und verbannte Dichter/Künstler“ und der Bürgerstiftung für verfemte Künste mit der Sammlung Schneider, Solingen, diese Werke zu sammeln und der Nachwelt zu präsentieren, verdient deshalb Unterstützung.
Die Gestaltungsmehrheit in der Land-schaftsversammlung Rheinland hat sich aus diesen Gründen für eine finanzielle Unterstützung zum Erhalt, zur Darstellung und zur Förderung „verfemter Kunst“ ausgesprochen. Der Landschaftsverband Rheinland wird sich an der dauerhaften Sicherung dieses besonders wichtigen Kulturgutes im Rahmen der Regionalen Kulturförderung finanziell mit bis zu 2 Mio. Euro beteiligen.
Auf diese Weise leistet der Land-schaftsverband Rheinland zusammen mit der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, der Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter und Künstler“, Wuppertal, und der Bürgerstiftung für verfemte Künste mit der Sammlung Schneider, Solingen, einen Beitrag zum Kunst-, Geschichts- und Demokratie-verständnis gerade junger Menschen.
Wir wollen dabei helfen, die für ein demokratisches Allgemeinwesen grund-legenden Werte von Kunst- und Mei-nungsfreiheit herauszustellen und ihre stetige Achtung zu bewahren. Sie sollen entscheidend dazu beitragen, dass Geschichte lebendig bleibt und nicht in Vergessenheit gerät.“

Dr. Jürgen Wilhelm (SPD), Vorsitzender
Landschaftsversammlung Rheinland, Köln


Diese Originalzeichnung von Hanna Höch ist ein Geschenk von Till Söling, Wuppertal, für das Zentrum der verfolgten Künste. Es zeigt den Hitler-Sym-pathisanten und Autor Ernst Hanfstengel, der in die USA emigrierte. Titel „Zwischen den Stühlen“. Hanna Höch hatte in der NS-Zeit Ausstellungsverbot.

Forum der Kreativen in der ELS-Gesellschaft

Josef Tal, Jerusalem, war am 22. Mai 2005 Ehrengast bei der Neueröffnung der Akademie der Künste in Berlin, jener Stadt, aus der er ebenso wie Else Lasker-Schüler von den Nationalsozialisten ver-trieben wurde. „Jetzt erklang Josef Tals Vertonung ‚Mein blaues Klavier’. Udo Zimmermann, der wie viele andere Komponisten ebenfalls Gedichte von Else Lasker-Schüler vertont hat, begrüßt den 95jährigen, und dann: Ein Bassakkord des Klaviers hallt durch den lichten Raum der Akademie, ist der erste Ton im neuen Haus, bevor der Sopran über glasper-lenartigen Klavierläufen ansetzt zu den ersten gesungen Worten an diesem Ort: >Ich/Ich...habe/habe...zu Hause ein blau-es/blaues<, sechsmal beschwört die singende Stimme die Farbe, >Klavier<“ (so Jörg Aufenanger in einem Beitrag für den neuen ELS-Almanach, der im Oktober erscheinen wird).


Alice Schwarzer...

...hat ein neues Buch veröffentlicht, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch. Der Titel verrät, daß die EMMA-Chefredak-teurin nicht alleinige Verfasserin ist: „Liebe Alice! Liebe Barbara! Briefe an die beste Freundin“. Am Anfang stand eine sehr private Korrespondenz. Nachdem sich die einst Unzertrennlichen aus den Augen verloren hatten, schrieb Barbara Maia nach 40 Jahren den ersten Brief, darin die Frage „Wie war das eigentlich damals?“. Damals, zwischen 1958 und 1964, als die beiden jungen Frauen eng befreundet waren. Die Frage führte zu einem inten-siven Schreibverkehr zwischen Berlin und Köln (2003 – 2004). Es ist nicht nur die kurzweilige Geschichte „einer normal-dramatischen Frauenfreundschaft und des unvermeidlichen Erwachsenwerdens“, sondern auch ein Blick auf die Rock’n’Roll-Ära, des Existenzialismus, der männlichen Heiratsanträge und der weiblichen Fluch-ten: Ein Zeitdokument. (€ 18,90, ISBN 3 462034588).

Caroline Tudyka, Autorin, Sängerin und Komponistin, hat in einem Pariser Verlag ihre Arbeit über Else Lasker-Schüler im Exil herausgebracht. Das Buch "L’EXIL D’ELSE LASKER-SCHÜLER" ist zu erwerben über Edition L’Harmattan, 16, rue des Ecoles, 75005 Paris, ISBN 2-7475-1500-1, 12,20

Vereinsinterner Spiegel

Neue Mitglieder: Christiane Rogge, Leichlingen; Claus Flemming, Wiesba-den; Theo Koll, Berlin; Theresia Schüll-ner, Düsseldorf; Käthi Schneider, Köln, Maria Köchling-Graafen, Attendorn; Marlies Steinberger, Leverkusen.
Grüßen ist Höflichkeit, Danken ist Schuldigkeit. Mit dieser Redensart, die nichts an Aussagekraft verloren hat, bedanken wir uns für Spenden von Heinz-Werner Schwarz, Hamburg, Doris Rother und Till Söling, Wuppertal, Avital Ben-Chorin, Jerusalem, Gertrude und Friedrich-Karl Christen, Düsseldorf, Jutta M. Klöwer, Hemer, Waltraud Weiß und Maria Heer, beide Köln.

ELSG-Personalien

Jiri Gruša ist als Direktor der diplomati-schen Akademie in Österreich berufen worden. Der ehemalige Dissident aus der kommunistischen Tschechoslowakei war nach der Wende Botschafter seines Landes erst in Bonn und danach in Wien. Der Autor, der in deutscher Sprache schreibt und seit Jahren dem Vorstand der ELS-Gesellschaft angehört, ist Präsident des internationalen PEN mit Sitz in London.

Gerhard Zwerenz wurde von der Süd-deutsche Zeitung zum 80. Geburtstag als „verhinderter Weichensteller“ bezeichnet: In der DDR war der Weg zu einem menschlichen Sozialismus versperrt, im Westen war ihm die SPD zu wenig sozialistisch. In seinem jüngsten Buch, „Sklavensprache und Revolte“, das er gemeinsam mit seiner Frau Ingrid verfasst hat – beide sind Mitglieder der ELS-Gesellschaft -, ist der Autor in die DDR von 1952 bis 1957 „zurückgekehrt, als er in Leipzig, dem Zentrum des intellektuellen Unbehagens am Stalinismus“, bei Ernst Bloch studierte, der aus dem USA-Exil zunächst in die DDR remigriert war. Die Sklavensprache, in der Bloch gegenüber den SED-Funktionären lavierte, hat Zwerenz dem Philosophen verziehen (SZ). G. Zwerenz ist seinem Lehrer in den Westen vorangegangen, als er sich 1957 den Drangsalierungen der Stasi entzog und nach Westdeutschland flüchtete, wo er als Schriftsteller ebenso erfolgreiche wie umstrittene Bücher publizierte. Parteilos saß er von 1994 bis 1998 für die PDS im Bundestag, den er wenig schmeichelhaft in „Krieg im Glashaus“ beschrieben hat. Als „verhinderter Weichensteller“ hat er sich „zuletzt bei der Kritik der 'Agenda 2010’ bewährt (SZ). - Wir gratulieren dem Autor ebenso herzlich wie
Klaus Rohleder, wurde am 9. Juni 70 alt. Aus diesem Anlass richtete ihm das Theater Rudolfstadt einen „Literarischen Salon“ aus. Er gehört zu jenen unbeque-men Geistern, die einst „eigenmächtig in der DDR“ blieben (Jürgen Serke).
Mit dem Schreiben hatte der Viehpfleger Rohleder begonnen, um „drohender Ver-blödung zu entgehen“. Drei Jahre lang be-suchte er eine Akademie für schreibende Arbeiter. 1977 legte er im Henschel-Verlag sein erstes Stück vor, wo man ihn fragte, ob er denn wisse, was er da Bedeutsames geschrieben habe. Es dauerte dann auch elf Jahre, bis „Das Fest“ in der Berliner Volksbühne vorgestellt wurde – wenig mutig abseits im 3. Stock, denn sehr realistisch beschrieb er hier wie in spä-teren Texten das Leben der Menschen in der DDR. Nach der Wende aber feierte man Klaus Rohleder als „Becket vom Lan-de“. Er lebt noch immer in seinem Thürin-ger Geburtsort Waltersdorf bei Greiz, wo er bis 1989 in einer „LPG“ arbeitete, bevor er den alten Familienhof wieder überneh-men und selbständiger Landwirt werden konnte.
Der „Fest“-Aufführung in Ostberlin folgten weitere Inszenierungen in der BRD, der Schweiz und in Österreich. Nach seinem Theaterstück „Die Neuberin“ hat der „dich-tende Bauer“ den Roman Egons Flucht. Oder vom Wasser verfasst, von dem er Auszüge beim ELS-Forum 2003 in Breslau gelesen und im Almanach „Zweiseelen-stadt“ veröffentlicht hat.


Sarah Kirsch

Sarah Kirsch wurde aus Anlass ihres 70. Geburtstag von ihrem Verlag besonders geehrt. „Glücksblättchen“ heißt die deko-rative Cover-Malerei, die „Sämtliche Gedichte“ ziert und von ihr mitgestaltet wurde - darin Else Lasker-Schüler nicht unähnlich. Das „Glücksblättchen“ ist Talisman für eine volkstümliche Leseausgabe der „poetischen Landschafterin“, die ihren Dichter-Traum 1996 bei der Verleihung des Büchner-Preises so formulierte: „Die Lettern, die Wörter sind Bäume und Landschaften nun. Den Gebilden, welche die Dichter erschaffen, wohnt deren eigene Körperlichkeit inne.“
Auch wenn die Einzelbände dieser Ge-burtstagsausgabe „auf editorischen Ehr-geiz verzichten“ (FAZ), so sind doch die Gedichte der aus der DDR stammenden Lyrikerin „ihrer Daten eingedenk“ (Celan): Im Zuge des Biermann-Protests, den auch Sarah Kirsch unterzeichnete, war sie 1977 mit ihrem Sohn Moritz in die Bundesrepublik gekommen.
Sarah Kirsch: „Sämtliche Gedichte“. Deutsche Verlagsanstalt, München 2005, 560 S., 19,90 €

Bernhard Rövenstrunck – ein Kompo-nistenporträt von Wolfgang Brandner als Mitschnitt eines Konzertes der Luzerner Musikhochschule im Oktober 2001 auf einer soeben erschienenen CD (www.b-roeven-strunck.de) 'verewigt', lässt keinerlei Zweifel daran, dass Röven-struncks Tonkunst nicht nur ein geistiger sondern ein höchst emotionaler, ja ein Prozess der Sinnenfreude ist. Bester Beweis dafür ist die wunderbare Ver-tonung und deutsche Übersetzung der Gedichte des spanischen Mystikers Johannes vom Kreuz, um nur ein besonders gehaltvolles unter den vielen Beispielen zu nennen. So hofft man gespannt darauf, daß diese oder jene Komposition des 85jährigen - er feierte im März 2005 Geburtstag - auch aufgeführt wird: Die Psalmen Martin Bubers, Gedichte von Else Lasker-Schüler, der 'Überlinger Weihnachtszyklus' oder eben die jüngst entstan-denen Byzantinischen Marienhymnen nach Texten von Kilian Kirchhoff.

Gerold Theobald, Wuppertal, hatte am 3. März 2005 die Uraufführung seines Schauspiels „Bruder Molliere“ in Köln. Ebenfalls uraufgeführt wird das Musical „Quo vadis?“ im Rahmen der Antiken-festspiele Trier am 16. Juni d. J.. Theo-bald schrieb Libretto und Songtexte, die von Konstantin Wecker vertont wurden. Bei dem Stück handelt es sich zwar um Nero und die Christen, aber mit durchaus aktuellen Bezügen.

Rudolf Dressler, deutscher Botschafter in Tel Aviv, verlässt seinen Posten Anfang September 2005. Er hat damit fünf Jahre die Bundesrepublik in Israel vertreten. Der ehemalige Bundestags-abgeordnete und gelernte Drucker geht in den Ruhestand. Als langjähriges Mitglied hat er uns unterstützt beim ELS-Forum „Die Reise nach Jerusalem“ und zum Ende seiner Amtszeit bei der Vorbereitung der Ausstellung „Liebes- und Musengeschichten. Das fragile Glück im Unglück von Verfolgung und Exil“. Diese Sammlung von Jürgen Serke versuchen wir noch im Jahr 2005 in Jerusalem auszustellen.

Brendan Botheroyd, der dreieinhalb Jahre lang als Assistent des ELSG- Vorstands gearbeitet und zugleich das Internetprojekt „Exil-Club“ betreut hat, musste diese Tätigkeiten aufgeben, weil die Fördermaßnahme aus Berlin beendet wurde und unsere Eigenmittel leider nicht ausreichen, ihn weiter zu beschäftigen. Viele Mitglieder haben ihn durch seine Arbeit bei den Foren und diversen anderen Veranstaltungen kennen- und schätzen-gelernt. Wir danken dem jungen Medien-wissenschaftler für seinen engagierten Einsatz und wünschen ihm alles Gute, vor allem viel Erfolg bei der Suche nach einer neuen Anstellung.
Miriam Möller arbeitet künftig sporadisch im Büro der ELS-Gesellschaft.
Tanja Reinhardt hat sich freundlicherwei-se bereit gefunden, die Mitgliederkartei zu betreuen, ehrenamtlich.
Monika Knopp, Schatzmeisterin im Vor-stand der ELS-Gesellschaft, musste leider aus privaten Gründen dieses Ehrenamt aufgeben, das sie unter tatkräftiger Mithilfe von Beisitzer Wolfgang Drost mit großem Einsatz ausgeübt hatte. Auf der Jahres-hauptversammlung am 21. März 2005 stellte sie ihren Posten zur Verfügung. Vor-sitzender Hajo Jahn dankte Frau Knopp herzlich und schlug als Nachfolger Klaus Otto vor. Der pensionierte Geschäftsführer des Einzelhandels- und Dienstleistungs-verbandes Rhein-Wupper mit Sitz in Solingen, wurde einstimmig bei einer Enthaltung gewählt. – Der Jahresbericht 2004, der auf der Hauptversammlung von Monika Knopp vorgestellt wurde, ist von den Kassenprüfern Dr. Dietrich Gafert und Gerd Stock als korrekt bestätigt worden. Die Mitglieder erteilten einstimmig Ent-lastung.

Christian Manteuffel, in Süddeutschland lebend und aus Polen stammend, ist Mitglied der ELS-Gesellschaft und neuer-dings auch der Redaktion der polnischen Zeitschrift für Literatur, Philologie und Kunst, „TEMAT“. Er schreibt: „Chefre-daktor ist Dr. Dariusz T. Lebioda von der Universität Brom-berg. Wir nehmen auch gern Beiträge von deutschen Autoren über Literatur-, Philologie- und Kunst-Themen in beiden Sprachen. Deutsche Manuskripte (auf CD bzw. Disketten oder per Mail) werden ins Polnische übersetzt. Wir suchen ebenfalls gerne Verlage und Redaktionen mit ähnlichem Profil, die mit uns kooperieren möchten.“ Die E-Mail Adressen: temet2004@wp.pl oder christian.man-teuffel@gmx.net“

Wir trauern um Thomas Kling und Siegfried Palm
Es war eine schockierende Nachricht, obwohl wir Freunde von Thomas Kling wussten, daß er sterben würde. Über sei-ne Lungenkrebserkrankung sprach er offen und deutlich in einer Form „die dem Gesunden enormen Respekt abforderte. Da war eine erloschene, nur mehr keu-chende Stimme, die darum bat, ‚auch in schweren Zeiten zusammenzuhalten’. Daß seine Stimme, die einmal so markant, so sanft und kräftig, so sicher und poetisch gewesen war, auf dem Anrufbeantworter erschien, passt zu Thomas Kling“, schrieb Ina Hartwig in der Frankfurter Rundschau. - Thomas Kling, der 1994 mit dem erst-mals verliehenen Else-Lasker-Schüler-Lyrikpreis ausgezeichnet worden war, wurde am 1. April 2005 nicht nur „aus dem Leben gerissen, sondern aus einem Werk, das längst groß, aber noch lange nicht vollendet war.“ Seinen letzten Band „Aus-wertung der Flugdaten“ mit Gedichten und Essays hat er seiner Frau, der Künstlerin Ute Langanky, gewidmet. In diesem Nach-ruf auf sich selbst „singt“ der Dichter, der auch ein Performance-Künstler von hohen Graden war, von seiner tödlichen Krank-heit. Im „Gesang von der Bronchoskopie“ heißt es: „jetzt ist es. Jetzt wird ich:/zum schacht, zum lungen-/schacht wird ich“. Mit dem rheinischen Tonfall des Krankenhauspersonals versuchte er gegen das Unabänderliche anzukämpfen: „So war dat aber/be-stempp! Schwester!/ Häär Dok-teer!/ Aber so war dat- /Dat war so – so war dat -/Zu Neuss am Rhein.“
Thomas Kling war 47 Jahre alt. Schreck-lich, dass er uns so früh fortgenommen wurde. 1997 schrieb er das Gedicht:
menschen gedenken eines menschen.

herz – brennendes archiv!
es ist erinnerung der engel;
erinnerung an alte gaben.
die formel tod, die überfahrt –
die wir zu übersetzen haben.


Thomas Kling

Siegfried Palm ist am 6. Juni 2005 im Alter von 79 Jahren gestorben. Der 1927 in Barmen geborene weltberühmte Cellist war auch erfolgreich als Manager: Direktor der Musikhochschule Köln, lntendant der Deutschen Oper Berlin oder als Präsident der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik. Doch Palms Bedeutung liegt in sei-nem „revolutionären Cellospiel, das sich weniger in 'schönem Ton’ und süffigen Cantabile zeigte, als in einer überbordend vitalen Experimentierlust“ (SZ). Mit neun Jahren gab ihm sein Vater Violincello-Unterricht in Wuppertal. Seiner Geburtsstadt blieb er eng verbunden. So wurde er Mitglied der ELS-Gesellschaft, für die er beim VII. Forum ein Konzert der „Theresienstädter Komponisten“ zusammenstellte, bei dem er selbst mitwirkte.

Auf Jubiläum folgt abrupt das Ende

Während der Feier zum 30jährigen Be-stehen des Verbandes deutschsprachiger Schriftsteller in Israel hat der Verein am 25. März 2005 „offiziell die Tätigkeit ein-gestellt. Dies wurde notwendig durch die altersbedingte Verminderung der Mitglie-derzahlen und durch das Fehlen von Nachwuchs“, heißt es in einer Mitteilung.
Und weiter:
Man hoffe Leute zu finden, „die die Vor- und Nachlässe des Verbandes sichten, sammeln und in ein Archiv einbringen. Dafür käme das Deutsche Literaturarchiv in Marbach infrage. Lobenswert wäre es, wenn Forschungsprojekte dieses Anliegen in allernächster Zeit aufgreifen. Nur so kann das Kulturgut deutscher Sprache in Palästina/Israel bewahrt bleiben.“
Auskunft geben: Josef N. Rudel, Postf. 2210, 4939 Petach Tikwa/Israel, E-Mail: iosef26@netvi-sion.net.il; Christine Hasenclever-Zbeida, Rachavat Han 6, 54056 Givat Shmuel / Israel, E-Mail: zbchris@netvision.net.il
Anmerkung der Redaktion:

Wäre das Zentrum der verfemten (verfolgten) Künste bereits entsprechend ausgerüstet, also mit Etat und Personal, wäre es keine Frage, wo die Nachlässe der deutschsprachigen Schriftsteller aus Israel aufbewahrt und bearbeitet werden könnten.
Die Dokumentation, die wir unseren Mitgliedern und allen Interessenten gern empfehlen, ist soeben von Tilly Boesche-Zacharow unter großen Mühen und Opfern als Buch mit dem Titel „Nicht das letzte Wort“ herausgegeben worden: ISBN 3-923809-83-2, € 45, --

Buchtipp I

Den Schutzumschlag ziert etwas melan-cholisch ein großes Glas Tee wie ein Schierlingsbecher. Das Bild erinnert an ein altes holländisches Stilleben. Die Genea-logie am Anfang und Ende des Buches macht auch zunächst wenig neugierig auf die fast 470 Seiten mit dem biblischen Titel „Mir soll’s geschehen“. Aber abwarten und Tee trinken:
Der Leser sollte sich keineswegs abschrecken lassen, denn der Autor, mit dem der Verlag nicht besonders freundlich umgegangen zu sein scheint, wenn man die Aufmachung als Maßstab nimmt, erzählt eine Geschichte voller Verstö-rungen bis hin zur Zerstörung aus der „Innenwelt von Juden, die der Hölle des Holocaust entronnen sind. In Deutschland scheinen sie wieder ein Leben zu führen, aber es ist nur ein Scheinleben“. Es ist die dialogreiche Lebensgeschichte einer Fa-milie, die im polnischen Versteck die Hitlerbesatzung überlebt hat und nach der Befreiung im zerbombten Berlin strandet. In Westberlin.
Die Auseinandersetzung zwischen dem Vater und dem nach Israel strebenden Sohn ist auch die Geschichte des Autors und seiner Angehörigen: Jakob Hessing, der in einem oberschlesischen KZ unter dramatischen Umständen zur Welt kam, in Berlin sein Abitur machte und nach Israel auswanderte, was den Vater keineswegs glücklich stimmte. Es kommt zu einer Auseinandersetzung.
Freunde von Jakob Hessing und Leser seiner früheren Veröffentlichungen haben lange auf dieses Buch warten müssen - ein Buch, das von einer Generation handelt, die sich bislang wenig zu Wort gemeldet hat: Ein deutscher Jude erzählt von der Nachkriegszeit. Selbst dann noch ist der Kampf ums Leben und Überleben stets gefährdet. Bis in den Traum ver-folgen die Toten die Lebenden. Die neue Existenz ist fragil und auch in Israel ist die Erinnerung stets präsent, und sei es nur, dass immer wieder deutsch oder jiddisch gesprochen wird. Wenn es im Text heißt, dass sich nach der Winteroffensive 1944 die Deutschen absetzten, die Russen noch nicht da waren und die junge Mutter endlich das Kellerversteck verlassen konnte, um ihr Baby im alten Kinderwagen unter dem endlosen Frühlingshimmel spazieren zu führen, dann bleibt die optimistische Vorstellung, für immer hier zu bleiben, nur ein Wunsch...
Jakob Hessing wird auf Einladung der ELS-Gesellschaft am 19. September 2005 in Wuppertal einen Vortrag über Peter Hille und die Folgen halten, am 20. September, in der Wuppertaler Buchhandlung Könd-gen (Elberfeld) aus seinem Buch „Mir soll’s geschehen“ lesen, und an den beiden fol-genden Tagen in Münster sowie Bremen auftreten – siehe „Termine“.


Jakob Hessing: „Mir soll’s geschehen“.
Roman. Berlin Verlag, € 24,90, ISBN 3-8270-0686-8

Buchtipp II

Wo die Politik schweigt, spricht die Kunst. Wenn sie sich noch dazu eines märchenhaften Stils bedient, mit Legenden spielt und trotzdem faktenreich ist, zugleich aber realistisch, dann wird Marcel Reich-Ranicki eines Besseren belehrt: Ein Roman wie dieser ist von der ersten bis zur letzten 624.(!) Seite Lesevergnügen pur, das uns Edgar Hilsenrath bereitet. Und dass hier ein deutscher Jude die Geschichte des ersten „Genozids“ - „Holocaust“ steht auf dem Schutzumschlag - im 20. Jahrhundert erzählt, die Ausrottung des armenischen, des ältesten christlichen Volks durch die Türken, erhöht den Reiz dieses Meisterwerks.
Dafür hat Hilsenrath bereits 1989 den Alfred Döblin-Preis bekommen. Ist doch das vorliegende Buch eine Neuauflage innerhalb der 11bändigen Gesamtaus-gabe im Dittrich-Verlag (der jetzt in Berlin ansässig ist, wo Edgar Hilsenrath seit langem wohnt). Ursprünglich hatte der Autor einen weiteren Roman über die Shoa schreiben wollen, bis er über Franz Werfels Roman „Die 40 Tage des Musa Dagh“ auf die Armenier-Türken-Thematik stieß.


Edgar Hilsenrath

Zu Lesungen in Düsseldorf und Wuppertal kamen viele junge Leute, für die der Autor Hilsenrath eine Entdeckung ist – ihre El-tern kennen natürlich seine Romane „Nacht“ (1964) oder „Der Nazi und sein Fri-seur“ (1971), obwohl er, wie die „Zeit“ schrieb, „wegen seines spöttischen, makabren Umgangs mit jüdischen Schicksalen verkannt, angegriffen oder auch ignoriert“ wurde.
Edgar Hilsenrath, der 1926 in Leipzig geboren wurde und 1941 mit seiner Familie in ein jüdisches Ghetto in die Ukraine kam, ist schon kurz nach der Gründung der Else-Lasker-Schüler-Gesell-schaft beigetreten: Um die Vereinsziele zu unterstützen, eingedenk seines eigenen Schicksals.

Edgar Hilsenrath: „Das Märchen vom letzten Gedanken“, Roman, Dittrich Verlag, € 24,80 ISBN 3-937717-04-8.

Meldungen der Stiftung Verbrannte und verbannte Dichter/Künstler

Das virtuelle Zentrum der verfolgten Künste und Intellektuellen ist inzwischen auf mehr als 700 Biographien ange-wachsen. Dabei helfen uns unter ande-rem sachkundige Mitglieder wie Rosa von der Schulenburg, Lev Berinski oder Hartmut Geerken. Die Kunsthistorikerin von der Schulenburg arbeitet vorwie-gend über bildende Künstler im Exil. Lev Berinski, der in Akko, Israel lebt, ist Experte für jiddische Dichter.
Jede Form von Mitarbeit ist hoch wil-kommen, denn es mangelt an Informa-tionen über Gegner und Widerständige aus der NS-Diktatur oder der DDR-Zeit, vor allem über Persönlichkeiten, die kaum über ihre Region hinaus bekannt wurden.
Die Website ist inzwischen etabliert, wird monatlich zwischen 600 und 1.200mal besucht.
Bei Google wird auf mehr als 200 Webseiten hingewiesen, die sich mit www.Exil-Archiv.de verlinkt haben.

Erinnerungen an Mynona/ Friedlaender von Hartmut Geerken

Der in Bayern lebende Autor Hartmut Geerken hat sich verdient gemacht um verfolgte Intellektuelle. Etwa durch die Nachlasspflege von Salomo Friedlaen-der. Seine autobiographischen Skizzen hat Geerken unter dem Titel „Ich“ (1871-1936) im Aisthesis Verlag heraus-gebracht. Der Philosoph Salomo Fried-laender, der unter dem Pseudonym Mynona zahlreiche Prosatexte veröffent-lichte, die zu den aggressivsten des literarischen Expressionismus zählen, endete 1946 in Paris unter unsäglicher Armut. In den letzten Kriegsjahren lebte er in ständiger Gefahr, nach Auschwitz deportiert zu werden. In jener Zeit schrieb Friedlaender/Mynona die „wichtigsten Werke“ seines auch sonst äußerst produktiven Lebens: „Das magische Ich“, „Vernunftgewitter“, „Ich-Helio-zentrum“, „Das Experiment Mensch“, „Kant und die sieben Narren“, „Ich. Auto-biographische Skizze“ sind nur einige wenige Titel aus der Zeit des Exils. In der Autobiographie sind innere Ent-wicklungen und äußere Begebenheiten miteinander verschlungen, verknotet, aufeinander bezogen oder hart gegen-einander geschnitten. Dieser Charme der harten Schnitte zwischen Innen- und Außenwelt macht den Reiz dieser Bio-graphie aus. Ohne jedes Tabu stellt Friedlaen-der/Mynona sein Sexualleben dar und zeigt deshalb nur die ersten (unverfänglichen) Seiten seiner (christ-lichen) Ehefrau. Daneben entdeckt der Leser aber auch den Juden Fried-laender/Mynona als zeitgenössischen Mystiker atheistischer Prägung. Immer wieder sind Anekdoten und Charakte-risierungen von Zeitgenossen einge-flochten, wie z.B. Paul Scheerbarth, Georg Simmel, Else Lasker-Schüler, Ernst Barlach, Samuel Lublinski, Anselm Ruest, Alfred Kubin, Herwarth Walden u.v.a.m. – Den Salomo Friedlaen-der/Mynona der Exilzeit neu entdeckt zu haben, ist Verdienst von Herausgeber H. Geerken. Man wird dem Autor mit seiner Theorie der „transzendentalen Empfindung“ und des ‚magischen Ich-Heliozentrums’ als Vordenker von Ru-pert Sheldrake, Jaques Derrida, Ste-phen Hawking oder Fritz Perls mit seiner Gestalttherapie nicht länger ignorieren können.
Salomo Friedlaender/Mynona „Ich (1871-1936). Autobiographische Skizze. Aus dem Nachlaß herausgegeben von Hartmut Geerken“, 155 S., ISBN 3-89528-394-0, Aisthesis Verlag, €14,80.

Hartmut Geerken ist auch der Herausge-ber des Nachlasses von Anselm Ruest (d.i. Ernst Samuel, 1879-1943). Dieser „Individualanarchist steinerscher Prägung“ gründete 1911 zusammen mit Franz Pfemfert und Kurt Hiller die epoche-machende Zeitschrift „Die Aktion“. Er war Mitherausgeber der „Bücherei Maiandros“


Mynona alias Salomo Friedlaender

und gründete 1919 die dem Dadaismus nahestehende Zeitschrift „Der Einzige“, die er im ersten Jahr ihres erscheinens zusammen mit Salomo Friedlaender/My-nona herausgab. Als Philosoph und Literaturhistoriker war Ruest Verfasser von Monographien von Shakespeare und Napoleon I. sowie Herausgeber der Werke von Julius Bahnsen und anderen. 1933 gelang ihm die Flucht nach Frankreich. Ein Jahr später rief er gemeinsam mit dem Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld die „Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, Kunst und Literatur im Ausland, Sitz Paris“ ins Leben und wurde deren Generalsekretär. 1939/40 folgte eine Odyssee durch mehrere Internierungs- lager. Ruest starb nach langer schwerer Krankheit 1943 in Carpentras/Vaucluse. Das von Hartmut Geerken bearbeitete Werk war bislang unveröffentlicht und die erste Buchpublikation von Anselm Ruest
seit 1935.

Anselm Ruest „Zum wirklichen Individuum. Prolegomena zum Pesonalismus“. Aus dem Nachlass herausgegeben von Hartmut Geerken. Aisthesis Archiv 5, ISBN 3-89528-374-6. Von Hartmut Geerken als Autor erschienen zudem die „25 gesänge zur verherrlichung des genitivs“ unter dem Titel „ogygia vom ende des südens“ (Aisthesis, argonautenpresse).

„Ethik der Erinnerung“

Der Sammelband, auf den wir hier werbend hinweisen, erscheint 60 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus und basiert auf der Tagung ’Ethik der Erinnerung – Zur Problematik der Vermittlung von Verfolgungs- und Exilerfahrungen’, die die Arbeitsgemeinschaft “Frauen im Exil“ in der Gesellschaft für Exilforschung zusammen mit der Else Lasker-Schüler-Stiftung 2004 in Wuppertal veranstaltet hat. Die Aufsatzsammlung versteht sich als Beitrag zur Entwicklung eines didaktisch-methodi-schen Konzepts für die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, das eine mündige Erinnerungskultur entwickeln und für die aktuelle Flüchtlingssituation sensibilisieren soll. Autoren sind u.a. Harald Roth, Dieter Nelles, Barbara Meyer, Ulrike Schrader, Heiner Bontrup.
Inge Hansen-Schaberg, Ulrike Müller (Hrsg.): „Ethik der Erinnerung“ in der Praxis. Zur Vermittlung von Verfolgungs- und Exilerfahrungen. Arco Wissenschaft, Wuppertal 2005, ISBN 3-9808410-6-5

Gedenken mit Rolf Hochhuth...
Im Info 60 informierten wir über die geplante Lesung mit Rolf Hochhuth. Anlass: 60 Jahre nach der Befeiung von der Nazi-Diktatur und im 60. Todesjahr von Else Lasker-Schüler am 24. April 2005, dem Nationalen Gedenktag der Armenier in Erinnerung an den ersten Genozid im 20. Jahrhundert. Gemeinsam mit dem DGB, Region Bergisch Land, der „Gemarker Kir-che“ - in der 1934 die „Bekenntnis-Synode“ tagte - und mit der Deutsch-Tschechischen und Slowakischen Gesellschaft haben ELS-Stiftung und –Gesellschaft an dem Vorhaben festgehalten, denn Hochhuth hatte sich von seiner unmöglichen Vertei-digung des Holocaust-Leugners David Irving distanziert.
Dazu die Deutsche Presseagentur:
Wuppertal (dpa/lnw) - Der Schriftsteller und Dramatiker Rolf Hochhuth (74) hat die Opferbereitschaft der westlichen Alliierten zur Befreiung Deutschlands von der NS-Diktatur gewürdigt. So habe Großbritan-nien unter riesigen Menschenopfern einen kompromisslosen Kampf gegen Hitler ge-führt. «Wir haben in der Geschichte kein anderes Beispiel einer solchen humanen Großtat», sagte Hochhuth bei einer Ver-anstaltung zum 60. Jahrestag des Kriegs-endes. Bewundernswert sei das Eintreten Englands für Polen als «fernes, fremdes Land» nach dem deutschen Überfall gewesen. Auch die USA wurden von ihm gelobt. «Die Amerikaner sind mit Abstand die anständigste Besatzungsmacht der ganzen Welt gewesen», unterstrich der durch zahlreiche zeitkritische Werke bekannte Autor am Sonntagabend in Wuppertal. Zu seinem umstrittenen Inter-view in der rechtsgerichteten Zeitschrift «Junge Freiheit», in dem Hochhuth für den britischen Holocaust-Leugner David Irving eingetreten war, sagte der Autor erneut, er habe sich lediglich zum «jungen Irving» geäußert. «Ich habe den frühen Irving sehr geschätzt und seine Bücher sind sehr gute Bücher», betonte Hochhuth. Irving habe «wahrscheinlich mehr Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht aufgedeckt als mancher deutsche Historiker».
Heute sei Irving «ohne Zweifel eher ein Fall für Freud als für seine Kollegen, die Historiker». Da auch zahlreiche andere angesehene Persönlichkeiten der «Jun-gen Freiheit» Interviews gegeben hätten, sehe er darin kein Problem, unterstrich Hochhuth. - Der Schriftsteller war wegen seiner Darstellung Irvings als «ehrenwerter Mann» u. a. vom Zentralrat der Juden hef-tig kritisiert worden. Mittlerweile hat sich der Dramatiker dafür in einem TV-Kul-turmagazin entschuldigt. dpa / 25.4.2005

Veronica Ferres ist 40 geworden. Die Solingerin hat sich mit viel Elan gegen erhebliche Widerstände und Besserwisser zu einer gefragten und anerkannten Schauspielerin entwickelt. Sie ist – mit Angela Winkler sowie Hannelore und Nina Hoger - Patin des „Exil-Archivs“, des virtuellen Zentrums der verfolgten Künste.

Termine

Samstag, 9. Juli 2005, 22.00 Uhr, Worms, Festival Jazz and Joy, Andreas-Stift

Nina Hoger liest Else Lasker-Schüler
Musik: Ensemble Noisten.

Sonntag, 28. August 2005, 17.00 Uhr, Galerie Janzen, Nordstr. 3, Gevelsberg

Vernissage Marlis Glaser „Und ich tauche in die Sterne“, Bilderzyklus zu Gedichten von Else Lasker-Schüler

Montag, 19. Sept. 2005, 19.30 Uhr Katholisches Stadthaus, Wuppertal Lautentiusstr. 7

Ausstellung mit Autographen v. Peter Hille und Else Lasker-Schüler. Künstlerisch bearbeitet von Theresia Schüllner, Düssel-dorf.
Eröffnungsvortrag: Jakob Hessing, Jerusalem: Peter Hille und die Folgen.

Dienstag, 20. September 2005, 20.08 h Wuppertal, Buchhandlung Köndgen, Karlsplatz 3 (Rathausgalerie)

Jakob Hessing, Jerusalem, liest aus sei-nem autobiografischen Roman Mir soll’s geschehen.
Jakob Hessing wird am 21. September in der Jüdischen Gemeinde Münster und am 22. September 2005 in Bremen lesen bzw. einen Vortrag halten; genauere Angaben entnehmen Sie bitte den Ankündigungen der jeweiligen Lokalzeitungen.

Dienstag, 27. September 2005
Museum Baden / Zentrum der verfem-ten Künste
Solingen, Wuppertaler Str. 160
sUraufführung vertonter ELS-Lyrik


ELSE . Für Frauenstimme und Gemischter Chor á capella. ELS-Lyrik-Vertonungen von George Dreyfus, Australien. Es ist, soviel lässt sich schon jetzt sagen, eine provokante Komposition! Dazu gibt es nach der Uraufführung ein „Werk-stattgespräch“ des Musikwissenschaftlers Albrecht Dümling, Berlin, mit George Dreyfus.
Weiter im Programm: Gegen den Krieg, Thema mit Variationen für gemischten Chor á capella von Hanns Eisler, op. 55 -
Text Bertolt Brecht.
Moderation: Hajo Jahn.
Veranstalter: ELS-Gesellschaft, Museum Baden, Solingen, und Musikhochschule Wuppertal/Köln. – Anlass: 60 Jahre Ende der NS-Diktatur und 60. Todesjahr von Else Lasker-Schüler.
Zur Uraufführung erscheint eine Festschrift mit Beiträgen von Jörg Aufenanger, Manfred Brusten, Albrecht Dümling und Hajo Jahn. Auswärtigen Gästen ist ein Besuch der im Museum (Zentrum der ver-femten Künste“) untergebrachten „Samm-lung Schneider“ wärmstens zu empfehlen.

Der Eintritt beträgt € 14,- für das Konzert, das gefördert wird durch die Arbeitsge-meinschaft literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie von der Kulturstiftung der GEMA..


George Dreyfus

Letzte Meldung
Die Wuppertaler Inszenierung der „WUPPER“ von Else Lasker-Schüler ist zum NRW-Theatertreffen eingeladen worden: Schauspielhaus Dortmund am Sonntag, dem 3. Juli 2005, 19.30 Uhr.

Impressum
Redaktion: Hajo Jahn

Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V. Herzogstr. 42; D-42103 Wuppertal
Tel: 0202-305198; Fax: 0202-7475433; vorstand@else-lasker-schueler-gesell-schaft.de.
www.else-lasker-schueler-gesellschaft.de
Vorsitzender: Hajo Jahn; Stellvertreter: Heiner Bontrup; Schatzm.: Klaus Otto ; Pressesprecherin: Michaela Heiser; Schriftführerin: Anne Grevé; Beisitzer: Prof. Manfred Brusten, Monika Fey, Dorothee Kleinherbers-Boden, Wolfgang Drost sowie die Autoren Ulla Hahn und Jiri Gruša. - Bankverbindung: Sparkasse Wup-pertal, BLZ 33050000, Konto: 968768.

Stiftung „Verbrannte- und verbannte Dichter-/ KünstlerInnen“
www.exil-archiv.de. Vorstand:
Hajo Jahn, Herbert Beil, Dr. Rolf Köster und Dr. Rolf Jessewitsch. – Kuratorium: Ingrid Bachér, Hans-Dietrich Genscher, Prof. Dr. Klaus Goebel, Annemarie Renger, Ursula Schulz-Dornburg, Jürgen Serke, Prof. Dr. Christoph Stölzl.
Konto: Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 33050000, Kontonummer: 902999.

Redaktion Exil-Archiv: Ulrike Müller
Telefon: 0202 – 946 38



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