Ausgabe 64
2. Quartal 2006

 

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der
Kellertür,
seitdem die Welt verrohte.... “

Info-Archiv





ELSG-brief

> Etappenziel mit
Sammlung Serke
in Solingen, NRW

> Wohltäter, die zur Last werden für Beschenkte
- von Eduard zu Else

> Iranisches Exilarchiv unter dem Dach der ELS-Stiftung


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder,

eine wichtige Etappe ist erreicht: Seit dem 19. März 2006 hat die „Sammlung Serke“ (Exilbücher, Erst- und Widmungsexemplare, Autografen, Fotos) im Solinger „Museum Baden“ ein Domizil. Hier entsteht das vom Londoner „Exil-PEN“ und uns seit 1994 im Düsseldor-fer Landtag und in Berlin bei Bundes-präsident Roman Herzog als Idee vorge-stellte „Zentrum der verfolgten Künste“. Das „Museum Baden“ könnte seine jetzige Bezeichnung nach Oktober 2006 ändern. Dann bekäme das Haus eine zusätzliche Identität, die es zu einer Einrichtung von nationaler Bedeutung mit internationaler Wirkung machen könnte.


Iris Berben, Dr. Rolf Jessewitsch und Jürgen Serke


Reinald Noisten


Hajo Jahn und Iris Berben


Marianne Rogée

Noch sind finanzielle Hürden zu nehmen und Überzeugungsarbeit zu leisten:
„Weil von wahrer Kunst Schärfung des Gewissens, Stärkung des Geistes, Kritik an der Halbwahrheit ausgeht“, so Alfred Kerr, verhält sich Vater Staat eher wie ein Stiefvater, wenn es um mehr geht als um Denkmäler und stille Archive bei der Einbindung der Gegner und Opfer der deutschen Totalitarismen in moderne Erinnerungskultur. Aktive Institutionen könnten jene Unruhe verbreiten, wie sie immer wieder ausgehen von Schriftstellern, Journalisten, Theaterleuten und anderen Künstlern/Intellektuellen, die Wider-stand leisten gegen Zensur und Verfolgung. „Hitler wusste, warum er die Künstler, alle Künstler, durch den Schei-terhaufenprozeß der 'entarteten Kunst’ zum Schweigen verurteilte“, mahnt Alfred Kerr. Diese vorbildhaften Widerständigen des Exils sind in West-deutschland ungeliebt geblieben und in der DDR als Vorzeige-Antifaschisten für die Propaganda missbraucht worden.

Für den Ankauf
„einer der bedeutendsten Exil-Literatur-sammlungen Deutschlands“ (FAZ, 7.10.2005) bemühen wir uns um Drittmittel. Das Land NRW hat durch seinen Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff Beteiligung avisiert, wenn sich auch Andere engagieren.
Notfalls werden wir das beim Stifterver-band für die deutsche Wissenschaft in Essen verwaltete Vermögen der ELS-Stiftung „Verbrannte u. verbannte Dich-ter/Künstler“ für den Ankauf der Samm-lung heranziehen. Das hat der Stif-tungsvorstand einstimmig beschlossen.
Voraussetzung ist allerdings die ebenfalls einhellige Zustimmung der Kurato-riumsmitglieder Annemarie Renger, Ing- rid Bachér, Hans-Dietrich Genscher und Christoph Stölzl. Die Stifterin ist mit die-ser Notlösung einverstanden. Als Gutachter wurden die Germanistikprofessoren Heinz Rölleke, Wuppertal, und Ja-kob Hessing, Jerusalem, berufen.

Die Stiftung für den Ankauf der Exilliteratursammlung einzusetzen, wäre eine Umschichtung des Vermögens, aber nur die ultima ratio. Dabei gilt auch das Prinzip Hoffnung, dass nämlich Spender und Mäzene - auf einer Tafel im Museum/Zentrum namentlich erwähnt - helfen werden.
Denn die Zinserträge der Stiftung, die schon jetzt für die Aktivitäten der ELS-Gesellschaft (Büro, Internetportale, Foren) unerlässlich sind, werden künftig mehr denn je für das Zentrum benötigt, das unabhängig am besten arbeiten könnte, wenn es eine ausreichend dotierte Stiftung gäbe.

Wer Iris Berben
...mit ihren Interpretationen von Selma Meerbaum-Eisinger, „der Anne Frank der Lyrik“, in Solingen miterlebt hat, er-hielt einen Eindruck, wie die „Samm-lung Serke“ und die (Bilder-)Sammlung Gerhard Schneider kreativ und effektiv eingesetzt werden können.
In den bisherigen Wanderausstellungen der Serke’schen Sammlung („Liebes- und Musengeschichten. Das fragile Glück im Unglück von Verfolgung und Exil“) wurde „mit der Komplexität der Inhalte ein 'wissendes Publikum’ angesprochen“, so Jürgen Kaumkötter, der die Präsentationen in Berlin, Breslau, Prag und Jerusalem kuratiert hat. Die jetzige Dauerausstellung mit Else Lasker-Schüler, der Geschichte der Bücher-verbrennung sowie Leben und Werk von Wolfgang Borchert als Schwerpunkte wird künftig begleitet durch wechselnde, themenbezogene Präsentationen der überarbeiteten Materialien wie z. B. Ivan und Claire Goll, Selma Meerbaum-Eisin-ger oder Alfred Döblin.

„Die ewige Lust an den Tätern“
– so der Titel einer Diskussion beim XIII. Lasker-Schüler-Forum vom 26.– 29. Oktober 2006 in Zürich mit Henryk M. Broder, Georg Kreisler u. a. – ist Realität, wie der Erinnerungsdiskurs der letzten Jahre zeigt – bis hin zum fragwürdigen Ansatz des Konzeptkünstlers Santiago Sierra mit seiner Auto-Abgasaktion in der Synagoge von Pulheim. Das lässt sich an Malte Ludins Film „2, 3 Dinge, die ich von ihm weiß...“ festmachen oder an Straßen und Kasernen, mit deren Umbenennung eine differenziertere Sichtweise begonnen hat. So wies eine Schule in Süddeutschland trotz Finanz-not die Geldspende des Metro-Milliar-därs Otto Beisheim ab, weil der SS-Scharführer gewesen sei. Zürich wollte nicht die Kunstsammlung von Friedrich Christian Flick, weil er sich nicht am Zwangsarbeiterfonds beteiligt hatte, ob-wohl am Vermögen seines Großvaters Blut klebt.

Im Rathaus Wuppertal habe ich offiziell den Wunsch geäußert, den städtischen Kulturpreis nach Else Lasker-Schüler zu benennen, der in Sonntagsreden gefei-erten „großen Tochter“ der Stadt. Die aus Steuermitteln finanzierte Auszeich-nung dürfte die einzige ihrer Art in Deutschland sein, die nach einem „NS-„Opportunisten“ benannt ist: Doch der Mäzen Eduard von der Heydt wird den Beschenkten künftig zunehmend „zur Last fallen“ (Westdeutsche Zeitung).
Die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, der Dichter Reiner Kunze sowie vier bishe-rige Preisträger haben für eine Namens-änderung votiert. Solange Unterstützer der Nationalsozialisten geehrt werden, werden die Opfer beleidigt und die kommenden Generationen die Gespenster der Vergangenheit nicht los.

Herzlich –
Ihr Hajo Jahn

Von Eduard zu Else
Das Von-der-Heydt-Museum in Wupper-tal gehört zu den wichtigen Museen in Nordrhein-Westfalen, die reiche Gemäl-desammlung umfasst Wer¬ke von Vin-cent van Gogh und Pablo Picasso. Die Familie von der Heydt genießt großes Ansehen in der Stadt, ein Mitglied des Clans aller¬dings kommt immer wieder ins Gerede: Eduard von der Heydt (1882-1964), der letzte Spross der Kern-familie, der Teile der Sammlung gestif-tet hat. Eduard von der Heydt war Mit-glied (des Stahlhelmbundes und) der NSDAP, ein typischer NS-Opportunist, der sich auch als Devisenbeschaffer des Reichs betätigte. Das Von-der-Heydt-Museum trägt den Namen der ganzen Familie, der wichtigste Kultur-preis der Stadt aber ist 1957 explizit nach Eduard von der Heydt benannt worden und wird unter diesem Namen bis heute verliehen. Vor kurzem nun hat der Vorsitzende der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Hajo Jahn, vorgeschlagen, den Eduard- von-der- Heydt- Preis um¬zubenennen: in Else-Lasker-Schüler-Preis - die Dichterin stammt aus der Stadt. In Wuppertal herrscht nun Aufre-gung über diesen Vorschlag. Die Kultur-dezernentin Marlis Drevermann äußerte Befürchtungen, durch eine Umbenen-nung das Anse¬hen der bisherigen Preis-träger zu beschädigen; sie wolle aber den Vorschlag im Kuratorium des Kultur-
preises diskutieren lassen. (Spiegel, Nr. 7/13.2.2006)

Wir trauern um...
... Johannes Rau. Der Altbundespräsident war ein Bewunderer von Else Las-ker-Schüler, Mitglied seit 1991, Schirm-herr des II. Forums 1994 „Exil ohne En-de“ und Unterstützer eines „Zentrums der verfolgten Künste“. In diesem Info-brief erinnert Kuratoriumsmitglied Klaus Goebel in sehr persönlicher Form an den Politiker:

Morgen wird Johannes Rau beerdigt
In Berlin am 6.2.2006 aufgezeichnet

Es ist kalt an diesem Montag. Fünf Grad unter Null zeigt das Thermometer an. Spiegelglatten Bürgersteigflächen bin ich auf dem Weg zum Dorotheenstädti-schen Friedhof Chausseestraße ausge-wichen, wo Johannes Rau morgen be-graben wird. Eis- und Schneereste be-decken die Gräber. Hier liegen Berühmt-heiten des 19.Jahrhunderts, Hegel und Fichte, Schinkel, Schadow, Rauch. An einem andern Tag als dem heutigen hät-te ich mich in die wunderbare Grabstät-tenarchitektur vertieft. Ich hätte auch die Namen aus der Ostberliner Akademie der Künste näher betrachtet, Brecht, Heinrich Mann oder Anna Seghers. Jetzt suche ich aber nur nach dem für Johan-nes Rau bestimmten Grab und finde es bald. Ein Kraftfahrzeug ist vorgefahren. Im Wagen steht ein Sarg, den die schwarz-rot-goldene Flagge mit dem Bundesadler bedeckt. Im gefrorenen Sandboden ist die Grube ausgehoben, die den Toten morgen aufnimmt. Drei Männer machen sich zu schaffen, kon-trollieren die Abmessungen des Grabes und probieren die Beisetzung des Sar-ges durch. So etwas habe ich noch nicht gesehen, es geht mir nahe.

Gedankenketten kreuzen sich in Bruchteilen von Sekunden, vermengen sich mit Erinnerungsfetzen. Bin ich nicht gerade an dem Grabmal eines Gehei-men Oberbaurathes namens Spigga vorbeigekommen? War ich nicht selbst einmal ein Spiga, mit einem n geschrie-ben, ein Bischof, als 1952 das 250jäh-rige Bestehen der evangelisch- refor-mierten Gemeinde Barmen-Gemarke begangen wurde und wir das historische Bühnenstück „So entstand Gemarke“ spielten? Unter den Zuschauern saß Johannes Rau, um für die Zeitung zu berichten, daß ohne die Landesregie-rung, den Landesherrn in Düssel-dorf und ohne den Bischof von Spiga die Gründung seiner, meiner Gemeinde nicht möglich gewesen wäre. Das Jubi-läum war Anlaß, die Junge Gemeinde Gemarke ins Leben zu rufen. So lernte ich Johannes aus dem benachbarten Gemeindebezirk kennen. In diesem Jahr begann er als Mitglied der Gesamt-deutschen Volkspartei auch seine poli-tische Karriere und ließ den Bühnen-bischof hinter sich.

Ich schlendere auf glattem Weg weiter. Wenige Meter entfernt ist auf einem grauen Quader eingraviert, daß an dieser Stelle unmittelbar nach ihrer Ermordung Klaus Bonhoeffer, Friedrich Justus Perels, Rüdiger Schleicher und andere Inhaftierte aus dem Gefängnis Lehrter Straße am 23. April 1945 beer-digt worden sind. Wie diese hätten auch Dietrich Bonhoeffer, Justus Delbrück und Hans von Dohnanyi „den Tod im Widerstand gegen Unrecht und Gewalt“ erlitten, lese ich. Deren sterbliche Über-reste liegen jedoch nicht hier. Sie ver-schwanden in Flossenbürg und Sach-senhausen. Bonhoeffer, Schleicher, Dohnanyi – die Gedanken gehen zu-rück zum Wuppertaler Vortrag bei der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft anläß-lich Dietrich Bonhoeffers 100. Geburts-tag. Ich hatte Johannes Rau zitiert, für den der politische und der fromme Dietrich Bonhoeffer untrennbar zusam-mengehörten. Der morgen hier beerdigt wird, hat sich damit auch selbst be-schrieben. „Selig sind, die um Gerech-tigkeit willen verfolgt werden, denn das Himmelreich ist ihrer“ aus der Berg-predigt nach Matthäus steht als Schluß-zeile auf dem großen Stein. Wie oft ist Rau auf die Bergpredigt zurückgekom-men, die sein politisches Handeln bestimmte.

Nach einem Rundgang kehre ich zurück. Die Überprüfung des offenen Grabes ist beendet, der Wagen mit leerem Sarg und Fahne nicht mehr da. Zwei Bretter sichern die Sandgrube. Ich blicke hinein. Das ist buchstäblich das „enge Grab“, mit dem Johann Peter Hebel seine Kalendergeschichte „Kannitverstan“ schließt. Auf einem Flug von Berlin nach Düsseldorf und zurück im August 2003 hatten Johannes und ich, wie lange nicht mehr, zwei Stunden Zeit zum Erzählen. Der gemeinsame Freund Kurt Wolff soll-te in Kaiserswerth zu Grabe getragen werden. Er war ein außerordentlicher Buchgestalter und Schreibkünstler. Als der junge Verlagsbuchhändler Rau bei Emil Müller in Wuppertal-Barmen tätig war, schrieb Wolff für den Verlag Dich-terworte auf Postkarten und gestaltete damit auch ganze Bücher. Im Flugzeug haben wir die Dichter aufzuzählen ver-sucht: Gerhard Tersteegen, Albrecht Goes, Manfred Hausmann, Rudolf Alexander Schröder, Matthias Claudius waren dabei. Johannes Rau schätzte den stillen Bandwirker Tersteegen aus Mülheim an der Ruhr weniger darum, weil sein Choral Eingang in den Großen Zapfenstreich gefunden hat als wegen seines Liedes „Nun schläfet man“, das er neben das Abendlied des Wands-becker Boten stellte. Wir kamen auf Goes, Hausmann und Schröder zu sprechen, die er persönlich kannte, schließlich auf Hebel und seine Kalen-dergeschichten, zunächst auf „Kannnit-verstan“, den reichen Haus- und welt-läufigen Schiffsbesitzer, um den ein biederer Schwabe in Amsterdam bittere Tränen vor seinem vermeintlichen Grab vergoß und sich damit tröstete, daß auch der Reichste und Mächtigste dem Tod ausgeliefert ist. Ich brachte dann „Unverhofftes Wiedersehen“ als eine ebenso unvergängliche Erzählung He-bels zur Sprache, die ich liebte. Johan-nes Rau stimmte zu.

Jetzt blicke ich in das enge Grab. Die wenigen Friedhofsbesucher, die es an diesem eisigen Nachmittag auf den Do-rotheenstädtischen Friedhof verschlug, sind gegangen. Eine Besuchergruppe hatte sich die Grabstätten von Hegel bis Brugsch, Hufeland und Brecht erläutern lassen. Morgen nimmt Deutschland Abschied. Staatsakt und Trauergottes-dienst sind von Würde und Hoheit umkleidet. Aber vom prächtigen Dom zum engen Grab wird es nur ein kurzer Weg sein.
Es beginnt zu schneien. Der Schnee füllt noch schneefreie Wege und Ecken, legt sich auf den Friedhof wie ein weißes Tuch und bedeckt die Bretter über dem Grab. Klaus Goebel

...Hilde Domin
gestoben am 22.2.06. Die Teilnehmerin unseres I. Forums (1993) war die letzte Dichterin, deren Werk durch Verfolgung, Flucht und Exil geprägt wurde.

Die Letzte in der Reihe der großen jüdischen Poeten Else Lasker-Schüler, Rose Ausländer, Nelly Sachs, Paul Celan: Lyriker, die im Irrsinn des 20. Jahrhunderts das eigene Schicksal als Symbol einer aus den Fugen geratenen Menschheit erlitten und begriffen, die ihr zerbrechliches Wort hart an den Rand des Schweigens setzten, als ein zaghaftes, skeptisches, trotziges Dennoch.
Die 96jährige, Tochter eines jüdischen Rechtsanwalts, war während der Nazi-Diktatur mit ihrem Mann Erwin Walter Palm um die halbe Welt geflohen. Ihr erstes Gedicht schrieb sie 1951 in Santo Domingo, der Hauptstadt der Domi-nikanischen Republik. In Anlehnung daran änderte sie ihren Namen von Palm in Domin. Mit ihrem ersten Gedichtband "Nur eine Rose als Stütze" 1959 avancierte Hilde Domin zu einer der bedeutendsten Dichterinnen in Deutschland. Martin Jasper

...Tilo Medek,
ist am 3. Februar 2006 gestorben. Der Komponist wurde vor allem durch sein Chorwerk „Die Todesfuge“ bekannt, doch wird er auch als mutiger Mensch in Erinnerung bleiben, der den Protestbrief gegen die Ausbürgerung von Wolf Bier-mann unterzeichnet hat. Deshalb erhielt der am 22. Januar 1940 in Jena gebore-ne Musiker Auftrittsverbot in der DDR, die er 1977 verließ. - Tilo Medek hat u.a. Lyrik von Else Lasker-Schüler vertont.

...Lennart Meri
Der erste frei gewählte Präsident Estlands, gestorben am 14. März d. J., dis- kutierte 2003 beim XII. ELS-Forums mit Vaclav Havel und Lech Walesa über „den Versuch, in der Wahrheit zu le-ben“, veröffentlicht in „Manchmal habe ich Sehnsucht nach Prag“. Meri, in deutscher Sprache und Kultur gleicher-maßen bewandert, befürwortete unser Zentrumsprojekt, mit verfolgten Künst-lern und Intellektuellen eine zeitgemäße Erinnerungskultur zu schaffen, „weil Deutschland auf seine Exilanten viel stolzer sein sollte.“
____________________________________________________________

Partner in Österreich
Mit Vereinen wie der Rose-Ausländer-Gesellschaft unterhalten wir Mitglied-schaften auf Gegenseitigkeit. Hinzugekommen ist jetzt die Erika Mitterer-Gesellschaft, Wien. „Obwohl unsere bei-den weiblichen Hauptpersonen sehr unterschiedliche Persönlichkeiten waren“, schreibt Geschäftsführer Martin G. Petrovsky, „bin ich doch überzeugt, dass sie unsere Zielgruppen wechselseitig sehr interessieren müssten.“
Im „Zaunkönig“, dem Mitteilungsblatt der E. Mitterer-Gesellschaft, wird ein Beitrag über die ELS-Gesellschaft publiziert, während wir hier im Gegenzug eine Selbstdarstellung des neuen Partners veröffentlichen. Neue Mitglieder sind bei beiden Gesellschaften sehr willkommen.

Erika Mitterer wird neu entdeckt
Die im Jahr 2001 verstorbene österreichische Dichterin Erika Mitterer, deren 100. Geburtstag im März in Wien mit einem Symposium begangen wurde, wird derzeit von der Forschung und von den Lesern wiederentdeckt. Bereits früh als Lyrikerin anerkannt, gelang ihr 1950 der internationale Durchbruch mit der Veröffentlichung ihres "Briefwechsels in Gedichten mit Rainer Maria Rilke". Doch schon davor hatte sie ihr deutsch-sprachiges Publikum auch als Prosa-autorin überzeugt. Besonderen Erfolg hatte der große Inquisitionsroman "Der Fürst der Welt"; er erschien 1940 und wurde als gleichnishafte Darstellung der verheerenden Zustände im Dritten Reich verstanden. Heute gilt das Buch als Pa-radebeispiel für die Literatur der Inneren Emigration' - einer verdeckten Art des geistigen Widerstands gegen das NS-Regime.


Erika Mitterer

Auch der letzte Roman von Erika Mitterer, "Alle unsere Spiele", gilt als beeindruckend authentischer Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung. Die Dichte-rin hat sich nie einer vorherrschenden Meinung oder aktuellen literarischen Mo-deströmungen unterworfen; von der Kritik wurde insbesondere ihr psycholo-gisches Einfühlungsvermögen, ihr sub-tiler Umgang mit der Sprache und die Detailgenauigkeit bei der Schilderung historischer und gesellschaftlicher Zu-stände hervorgehoben. Prof. Wendelin Schmidt-Dengler, Wien, bescheinigt der Autorin, "nicht nur der Literaturge-schichte, sondern auch der Geschichte eines Jahrhunderts Konturen" verliehen zu haben und bezeichnet sie als eine "Auserwählte der Literaturgeschichte".
Erst 1968 vom evangelischen zum kat-holischen Glauben übergetreten, hat
Erika Mitterer in ihrer letzten Schaffens-periode vor allem religiöse und kritische gesellschaftspolitische Gedichte ge-schrieben. - Über die Erika Mitterer Gesellschaft können der Roman "Alle unsere Spiele", drei Taschenbücher mit je zwei Dramen, der Gedichtband „Ent-sühnung des Kain“ und die ameri-kanische Übersetzung des „Fürst der Welt“ (The Prince of Darkness) bezo-gen werden. Die deutsche Neuauflage dieses bedeutenden Schlüssel-Romans ist für das Frühjahr geplant.
Detailinformationen und Texte von und über Erika Mitterer finden, sich ebenso wie ein Bestellcoupon, auf der Home-page der Erika Mitterer Gesellschaft: www.erika-mitterer.org.

Die Laskers und die ELSG in Berlin Am 21. und 22. April sowie am 24. Mai 2006 finden Veranstaltungen statt (s. auch S. 6). Wir laden herzlich ein:


Emanuel Lasker, Schachweltmeister

1) Die Ausstellung „Emanuel Lasker – Die Lust am Denken“ ist Anlass, mehr über das wenig erforschte künstlerische Umfeld des einzigen deutschen Schachweltmeisters Emanuel Lasker (1868-1941) in Erfahrung zu bringen. Er selbst hatte auch künstlerische Ambi-tionen, verfasste ein Drama und stand der Berliner Theater- und Literatur-szene nahe, war womöglich sogar Teil von ihr. Inwieweit die Verwandtschaft mit Else Lasker-Schüler, deren Schwager Emanuel durch die Heirat seines Bruders Berthold mit Else 1894 wurde, dessen Sprache und Denken beein-flusste, soll am 21. April 2006 ab 19 Uhr in der Emanuel Lasker-Gesellschaft, Berlin-Kreuzberg, Leuschnerdamm 31, erstmalig diskutiert werden. Jörg Aufenanger führt in das Spannungsfeld Emanuel – Berthold Lasker und Else Lasker-Schüler ein. Manuela Runge gestaltet die biografische Lesung „Meine Träume fallen in die Welt“ mit dem Focus auf die Berliner ELS-Jahre.
2) „Manchmal habe ich Sehnsucht nach Prag“ – Herausgeber Hajo Jahn stellt den neuen Else Lasker-Schüler-Al-manach vor. Es lesen: Tania Morrison, Jörg Aufenanger, Jürgen Serke und Dieter Zimmermann. Kooperations-partner der Lesung am 22. April 006 um 17.00 Uhr im „Buchhändlerkeller“ Carmerstr.1 in Berlin-Charlottenburg ist die Deutsch-Tschechische und –Slo-wakische Gesellschaft, unter Partner-schaft der Emanuel-Lasker-Gesellschaft und pro arte vivendi.
3) Mit ihrem Poetry-Pop-Projekt 'Ich träume so leise von dir'
haben die beiden Musiker Björn Krüger und Julian Hanebeck ein außergewöhnliches Musik-Projekt ins Leben gerufen, das am 24. Mai 2006 ab 20 Uhr im Arena-Theater Berlin, Eichenstraße 4, erstmals live präsentiert wird. Inspiriert durch die einzigartige Lyrik von Else Lasker-Schüler haben die beiden Musiker Songs zu ihren Gedichten geschrieben und sie von hervorragen-den Künstlerinnen einsingen lassen. Das Resultat sind wunderschöne und zeitlose Popsongs, die die Lyrik Else Lasker-Schülers völlig neu erfahrbar machen. Die BILD-Zeitung hat die CD auf ihre IN-Liste gesetzt und die Kritiker sind sich einig: Dieses Projekt ist ein ge-lungener Spagat zwischen Pop und an-spruchsvoller Lyrik. Neben dem musi-kalischen Rahmenprogramm und einer Vielzahl prominenter Gäste die bei dem Projekt mitwirken, wird es Lesungen und Informationen rund um Else Lasker-Schüler geben - unterstützt durch die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft- und –Stiftung. Infos unter: www.elseprojekt.de

Leserbrief zur CD Ich träume so leise
vor Dir: „1. Diese Lyrik ist noch so frisch, dass sie lückenlos zu der zeitgenös-sischen Musik passt. Kein Bruch. 2. Es fällt gar nicht groß auf, dass hier eine echte "Dichterin" am Werk war, was den Rückschluss zulässt, dass die Lyrics in der Pop-Musik oft (erstaunlich für Menschen, die auf Unterhaltungsmusik hinabsehen) wohl oft recht gut sein müssen. 3. Zeigt es mal wieder, dass Pop-Sängerinnen keine 'Tussis’ sind, sondern solche Texte mit Verstand und Gefühl interpretieren können. Ich per-sönlich bin ja der Meinung, dass Else auch deshalb so genial ist, weil sie oft haarscharf an der Peinlichkeit vorbei-schrammt. Ihr Mut, starke (weibliche) Gefühle und Sehnsüchte zu thema-tisieren ist bewunderungswürdig. Das Wagnis war riesig. Ein Millimeter dane-ben und der Leser würde sich "beöm-meln" . Nur wer so voll auf Risiko geht, kommt mitten im Herzen UND im Kopf an. Renate Elamin, Wuppertal

Forum der Kreativen in der ELS-Gesellschaft


Tania Morrison

Tania Morrison, in Prag lebende deutsche Schriftstellerin, ist unter die Krimi-Autoren ihres Gastlandes gegangen:
Der Kriminalbeamte Leo März ist am Scheideweg: zwei Wochen vor seiner Ernennung zum Kommissar schmeißt man ihn raus – das muß er erst einmal verdauen. Doch März hat da schon so eine Idee, wie er die Zukunft gestalten wird… Da steht plötzlich Wilhelm, Jahr-zehnte in der Versenkung verschwun-den, uneingeladen und ungelegen, in Berlin vor Lenes Tür. Leos Begeisterung hält sich in Grenzen, er rettet sich in die nächste Kneipe und läßt Wilhelm zu Hause mit Lene allein. Was sich als bö-ser Fehler erweist. Tags darauf ist Wilhelms Frau Anne tot, Wilhelm selbst ist spurlos verschwunden, und auf dem Komposthaufen des Ehepaares findet man eine verkohlte Leiche. Doch das ist, wie sich bald zeigen wird, erst der An-fang eines grausigen Spiels. Leo März wittert hinter all dem Gründe, die tief in der Vergangenheit liegen, vor allem aber, was er am meisten hasst: schrei-endes Unrecht. Und wird aktiv…
Tania Morrison: Leo März, Kriminalroman, 271 S., Verlag bb art, Tschechien.

Waltraud Weiß, Autorin und Verlegerin in Köln, hat ihrem „wort&mensch-ver-lag“ ein musikalisches Standbein angegliedert. Ihr erstes Projekt ist eine CD mit Vertonungen von Else Lasker-Schüler-Gedichten, komponiert von Ralph Borchardt, der mit seiner Frau Christiane Borchardt auch den Gesang besorgt, begleitet auf der Klarinette von Simon Boos, moderiert von Waltraud Weiß. – Um das Projekt zu realisieren, hofft die Verlegerin auf möglichst viele Vorbestellungen zum Preis von zehn Euro. Interessenten wenden sich bitte an den Verlag. Ingendorfer Weg 71, 50829 Köln, Fax 0221-503010 oder per Mail: wortundmensch@web.de.
Angeregt durch das ELS-Forum in Wroclaw/Breslau sind in dem Verlag gleich drei lesenswerte Bände mit ins Deutsche übersetzter Lyrik polnischer Dichter erschienen: 1) „Punkt“ heißt der Band der zweisprachig in Posen aufge-wachsenen Danuta Kostewicz. 2) Ihr Kollege Dariusz Tomasz Lebioda wurde über den dornenreichen zweiten Bildungsweg und Arbeiter in verschie-denen Berufen Universitätslehrer für polnische Literatur. Er ist Träger ver-schiedener polnischer Autorenpreise und veröffentlichte in seiner Heimat, in den USA, Kroatien und der Ukraine mehr als 40 Bücher. 3) Christian Menardus Manteuffel wurde in Polen geboren als Krystian Menard Czerwinski.
Er engagierte sich in der polnischen demokratischen Opposition und schrieb für Untergrundzeitschriften. Ab 1988 publiziert er als deutscher Bürger in der Bundesrepublik und in Polen unter dem Familiennamen seiner deutschen Mutter. „Die Zwangsemigration nach Deutschland hat eine Reihe von epistolarisch geschriebenen Gedichten hervorgebracht, die in Polen als „Listy do Kamy“ („Briefe an Kama“) heraus-gegeben wurden, lautet das Vorwort seines ersten in der Bundesrepublik erschienenen Lyrikbandes – Lyrik, die mehr oder weniger politisch inspiriert ist.

So heißt es in den letzten beiden Strophen des Gedichts „...eine Landschaft auf dem Weg ins Nichtvorhandensein“: ...man kann sein Glück verachten, Bücher verbrennen lassen,/ missachten, ob ein Gott noch unsrer krummen Fährte folgt,/ erheben sich wie ein Schattenfürst – die Welt beflecken mit Begierde. / ...man kann den Groll verbergen, auffliegen wieder aus den Aschen,/ sich trügen, dass ein Gott uns noch an die richtige Reede holt;/ doch, dem Schatten sich entziehen – können wir nicht auf unsrer Erde.

Danuta Kostewicz: „Punkt“ 84 Seiten ISBN 3-981010447-0-3

Dariusz T. Lebioda „Descartes Schädel“. Eine Gedichtauswahl 1980-2005, 72 Seiten, ISBN 3-9808815-7-1

Christian Menardus Manteuffel: „GEDICHTE aus den scheidewegen“ , 82 Seiten, ISBN 3-9808815-9-8.
Die Bücher kosten je € 10,-- + Versand.

+ Jakob Hessing, Professor für Deutsche Literatur in Jerusalem, hat sein neues Buch der „Poetik des Scheiterns“ von Heinrich Heine gewidmet. Heinrich Heine, 1897 in Düsseldorf als Sohn jüdischer Eltern geboren, gehört der Enkelgeneration Moses Mendelssohns an und will sich in der deutschen Kultur etablieren — die „Heilige Allianz“ aber zwingt ihn ins Pariser Exil. Vor diesem Hintergrund entfaltet Jakob Hessing seine doppelte Lektüre von Heines Werk. Zum einen steht es in der sich seit Goethe etablierenden Tradition der Autobiographie. Zum anderen rückt es ins Licht, was mit dem Rabbi von Bache-rach von Heine verdrängt wird und in der Matratzengruft wieder auftaucht — die jüdischen Dunkelräume eines gedichteten Lebens. Zentrale Motive von Heines Werk sind Träume, die eine böse, ironische Wende nehmen, und der Tod, in dem sie oft enden. Diese Motivreihe wird zunächst als Versuch einer Wunscherfüllung interpretiert, der sich immer wieder selbst ad absurdum führt, und schließlich als schwierige Rückkehr zu einer jüdischen Tradition gelesen, mit der Heine das Scheitern einer säkularen Alternative anerkennen muß.
Jakob Hessing: „Der Traum und der Tod. Heinrich Heines Poetik des Scheiterns“., 293 Seiten, Wallstein Verlag, ISBN 3-89244-958-9, € 29,90
Manfred Lemm hat eine neue CD eingespielt: EK 171065 "Majn cholem“ – „Mein Traum“. Es handelt sich um jiddi-sche Liedliteratur des „Krakauer Tisch-lers“ Mordechaj Gebirtig (1877-1942), einem der bedeutendsten Dichtern jiddi-scher Sprache. Der Wuppertaler Musi-ker und Komponist Lemm hat sich mehr als zwei Jahrzehnte mit Gebirtigs Werk beschäftigt und ist zu einem interna-tional anerkannten Interpreten seiner Lieder geworden. Viele unvertonte Ge-birtig-Texte hat er in Musik gesetzt. In der Edition Künstlertreff ist zu Gebirtigs 50sten Todestag 1992 das Gesamtwerk als Buch erschienen, dazu gab es bisher drei CDs . Nach einer 12-jährigen Pro-duktionspause hat Lemm sich trotz des Zusammenbruchs des CD-Marktes ent-schlossen, „Mordechaj Gebirtig – Jiddi-sche Lieder Volume IV“ herauszuge-ben: Als Gemeinschaftsarbeit deutscher und polnischer MusikerInnen. Überset-zungen und Transkriptionen sind im Booklet festgehalten: Wenn man die Texte mitliest, wird einem die Tiefe die-ser Dichtung erst bewusst. - Die CD kostet 15,-€ plus 2,50 € Versand. Bezugsquellen: Edition Künstlertreff oder Buchhandel, ISBN 3-9803098-6-5.

Vereinsinterner Spiegel

Neue Mitglieder:
Detlef Franzen, Remscheid; Christian Walter, Schwerin; Ulrike Werner, Cloppenburg; Prof. Hartmut Klug, Norbert Baumgarten sowie Claudia und Josef Kurka, alle Wuppertal; Jürgen Stohlmann, Hans-Joachim Schneider und Ilona Wende-Dreyhaupt, alle Solingen; Robab Moheb, Stockholm; Helga Rothfuss, München; Sigrid Kannenberg, Boxberg; Ulrike Swerner, Cloppenburg; Klaus Aßhoff, Warendorf; Liliana Ruth Feierstein, Mannheim.


Ulla Hahn

Ulla Hahn, Lyrikerin und Romanautorin, ist in Alzey (Rheinland-Pfalz) mit dem Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis aus- gezeichnet worden. Die Germanistin sei eine "streitbare Autorin ohne Scheu vor der Kontroverse", deren Werke "Zeugnis höchster Kunst" seien, hieß es in der Begründung der Jury. Ulla Hahn ist unter anderem mit ihren Bestsellern "Herz über Kopf" (1981) und "Das verborgene Wort" (2001) einem großen Lesepublikum bekannt geworden. Seit vielen Jahren gehört sie dem Vorstand der ELS-Gesellschaft an.
Margot Ehrich hat Ende 2005 ihren vierten Gedichtband veröffentlicht. Die Autorin von „Schulterland“, „Manchmal ist der liebe Gott nicht zu Hause“, „Ein Fenster zur Traurigkeit“ u.a. Büchern, stammt aus Bautzen, ist aufgewachsen im böhmischen Leitmeritz und studierte nach ihrer Flucht aus der DDR in der Schweiz. Sie lebt heute als freie Schriftstellerin in Undeloh/Nordheide.
Margot Ehrling: „Nachts“, € 13,00, Rim-baud Verlag, ISBN 3-89086-620-4.

Tina Stroheker, Lyrikerin, verbrachte einen Spätsommer lang als Gastschreiberin im polnischen Lódz. Dank des Sti-pendiums, einer gemeinsamen Initiative der Partnerstädte Lodz und Stuttgart, entstand das zweisprachige „Lodzer Wörterbuch“. Es ist eine ganz besonde-re Publikation – nicht nur ist die Stadt Lodz ‚Heldin‘ des Buches, sondern auch der Verlag befindet sich in der Stadt, und sowohl die Übersetzerin Slawa Lisiecka als auch die Gestalterin des Buches, Joanna Wiszniewska-Domanska, leben und arbeiten dort. Beinahe wie eine „Pfadfinderin“ hat sich die Autorin auf den Weg gemacht mit einer erstaunlichen Beobachtungsgabe und nicht zuletzt der Fähigkeit, oft sogenannte unbequeme Fragen zu stellen und den Antworten höchst aufmerksam zuzuhören. Außerdem beherrscht sie Polnisch dermaßen gut, daß sie sich mit Polen verständigen kann ... Slawa Lisiecka

Tina Stroheker Lodzer Wörterbuch Slownik lódzki
Polen: Biblioteka 'Tygla Kultury‘, Lódz ISBN 83-88552-33-3
Deutschland: eislinger edition ISBN 3-929947-38-2
Das Buch ist in Deutschland von allen Buchhandlungen über die eislinger edi-tion oder direkt bei der Autorin, Heckenweg 2, 73054 Eislingen, tel/ fax 07161-812122 bestellbar: € 11,50.

Stiftung Verbrannte und verbannte Dichter/Künstler:

Unabhängige iranische Intellektuelle legen Grundstein für das erste Archiv der Iranischen Exil-Literatur
Mit einem “Archiv im Archiv“ startete die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft/ -Stif-tung ein einzigartiges Projekt. Gemein-sam mit dem im Kopenhagener Exil le-benden iranischen Schriftsteller und Li-teraturwissenschaftler Sam Vaseghi entsteht auf den Seiten des Internet-Portals EXIL-ARCHIV (www.exil-archiv.de) ein “Literarisches Zuhause“ für iranische Exil-Schriftsteller und KünstlerInnen.
Ganz im Sinne der von den Nazis ins Exil vertriebenen Dichterin Else Lasker-Schüler und der Kultur des “Litera-rischen Widerstands“ soll das Archiv zensierter, verbotener, verbannter und verbrannter Werke von ausgezeichneten SchriftstellerInnen nicht nur virtuell, sondern auch real verfügbar und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wer-den. “Denn“, so der Vorsitzende der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft, Hajo Jahn, “die Verfolgung von Intellektuellen ist bis in die Gegenwart weltweit ein brennendes Thema geblieben und wir wollen damit ein weiteres deutliches Zeichen des Widerstands gegen Antisemitismus, Gewalt, und Terror setzen.“
Das Iranische Archiv versteht sich als ein langfristig geplantes, taktisch-strategisches Projekt gegen die direkte und indirekte Zensur im Iran. “Dies geschieht ausdrücklich und im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der eingestellten und veröffentlichten Biographien und Werke, wobei die Exil-Schriftsteller selbst aktiv beim Aufbau mitwirken“ unterstreicht der Herausgeber des Irani-schen Archivs, Sam Vaseghi.
In Kooperation mit der Redaktion des EXIL-ARCHIVs – einem seit über zwei Jahren existierenden Gemeinschafts-projekt der Else Lasker-Schüler-Stiftung “Verbrannte und verbannte Dichter/ Künstler“ mit dem (Kunst-) Museum Baden der Stadt Solingen – wird das Iranische Exil-Archiv unter Mitwirkung und mit Werken von Mansour Koushan (Norwegen), Robab Moheb (Schweden) und Shahrnush Parsipur (USA) eröffnet. Weitere Nominierungen laufen bereits. Ab 2007 soll das Archiv durch ein Netzwerk renommierter Verlage erwei-tert werden. www.exil-archiv.de/ Irani-schesExil-Archiv
Ulrike Müller (Redakteurin)
Dr. Sam Vaseghi (Hsg. Iranisches Ar-chiv/Kopenhagen),Tel.:0045-25-126578.

Neuer Vorstand beim „Exil-P.E.N.“

Das P.E.N.-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland (PEN Centre of German-speaking Writers Abroad) hat nach einigen internen Schwierigkeiten einen neuen Vorstand gewählt: Präsi-dent wurde Günter Kunert, Sekretär Chaim Noll, Schatzmeister Fred Vie-bahn. Weitere Vorstandsmitglieder sind: Peter Finkelgruen, Freya Klier, Hans-Christian Oeser, Guy Stern und Inge von Weidenbaum. – Mit dem „Exil-PEN“ unter der Präsidentschaft von Fritz Beer, London, hat die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft 1994 den Stiftungsaufruf für ein „Zentrum der verfolgten Dichter und Künstler“ initiiert.

Projekt im Internet
Die modellhafte Datenbank "Verfolgte des Nationalsozialismus in Wuppertal" entstand aus zwei umfangreichen em-pirischen Forschungsprojekten, die an der Bergischen Universität Wuppertal durchgeführt wurden: Die 'Kinder des Widerstands'. Lebensbedingungen und Sozialisation der Kinder von politisch und religiös Verfolgten des NS-Regimes
Leitung: Prof. Dr. Heinz Sünker, Dr. Die-ter Nelles. Jüdische Bürger in Wuppertal und Umgebung zur Zeit des Nationalso-zialismus - eine Dokumentation über ihr Leben und ihre Verfolgung zwischen 1933 und 1945, Leitung: Prof. Dr. Man-fred Brusten. Die vorliegende Datenbank gliedert sich daher in zwei Teile: Politisch Verfolgte in Wuppertal (mit 2.229 Datensätzen) und Jüdische Verfolgte in Wuppertal (mit 1.086 Datensätzen)
In Zusammenarbeit mit dem Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen in Wuppertal wurde die Datenbank für eine Internetpräsentation aufbereitet. Sie kann sowohl zu individuellen Re-cherchen und Nachfragen als auch zur allgemeineren Erforschung von Verfol-gung und Widerstand im National-sozialismus eingesetzt werden. Sie ist darüber hinaus besonders für Projekte in Schulen sowie in der außerschulischen Bildungsarbeit geeignet. Aus daten-schutzrechtlichen Gründen wurden nur Personen in die Datenbank aufgenom-men, die vor 1916 geboren wurden. Einzelinformationen über jüngere Perso-nen können bei den jeweiligen Projekt-leitern nachgefragt werden.

Termine

Mittwoch, 5. April 06, 20 Uhr. Wuppertal, Kipdorf 29, Forum Maximum im Rex-Theater. Jaromir Konecny mit dem neuen Bühnenpro-gramm „Hip und Hop und Trauer-marsch“. Info: www.rex-theater.de, 0202 441159 (Tickethotline) - Eine Veranstal-tung der Else-Lasker-Schüler-Gesell-schaft. - In Buchform erscheint "Hip und Hop und Trauermarsch" bei "cbt" (Bertelsmann).
"Konecny entdeckt im Alltag das grotes-ke Abenteuer mit Mr. Beanschen Aus-maßen", schrieb der Kölner Stadtanzei-ger, "und verfügt über die frappante Fä-higkeit, den Kalauer als Literatur zu adeln." Seine Fans danken es ihm: Seit Jahren begeistert der in Prag geborene promovierte Chemiker mit seinen Ge-schichten und seinem "behmisch"-bay-erischen Akzent das Publikum bei Poet-ry Slams, aber auch bei traditionellen Lesungen. Jaromir Konecny hat über sechzig Slam-Wettbewerbe und weitere Literaturpreise gewonnen und wurde zweimal Vizemeister des gesamt-deutschen Poetry Slams.

…in Berlin
Freitag, 21. April 2006, 19.00 h Berlin-Kreuzberg, Leuschnerdamm 31

„Emanuel, Berthold & Else – die Laskers in Berlin“.

Samstag, 22. April 2006, 17.00 Uhr
Buchhändlerkeller,Berlin-Charlottenburg, Carmerstr. 1

„Manchmal habe ich Sehnsucht nach Prag“: Der neue ELS-Almanach wird vorgestellt von den Autoren Jörg Aufenanger, Tania Morrison, Jürgen Serke und Hans-Dieter Zimmermann.


Bis zum 25. Juni 2006 Ernst-Barlach-Museum Ratzeburg, Ausstellung
„Der Prinz von Theben. Else Lasker-Schüler. Dichterin, Zeichnerin, Rebellin.

XIII. Else-Lasker-Schüler-Forum 26. – 29. Oktober 2006 in Zürich. „Jedes Wort hab ich vergoldet“. Mit Uraufführungen im Schauspielhaus Zürich und von ELS-Vertonungen. Auskünfte über ELS-Büro (s. Impressum) oder RVR-Tours, Kaiserstr. 91-93, D-42477 Radevormwald, 02195-9105-0, Fax – 9105 55, rvr@rvr-tours@.de


Impressum
Redaktion: Hajo Jahn

Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V. Herzogstr. 42; D-42103 Wuppertal
Tel: 0202-305198; Fax: 0202-7475433; vorstand@else-lasker-schueler-gesell-schaft.de.
www.else-lasker-schueler-gesellschaft.de
Vorsitzender: Hajo Jahn; Stellvertreter: Heiner Bontrup; Schatzm.: Klaus Otto ; Pressesprecherin: Michaela Heiser; Schriftführerin: Anne Grevé; Beisitzer: Prof. Manfred Brusten, Monika Fey, Dorothee Kleinherbers-Boden, Wolfgang Drost sowie die Autoren Ulla Hahn und Jiri Gruša. - Bankverbindung: Sparkasse Wup-pertal, BLZ 33050000, Konto: 968768.

Stiftung „Verbrannte- und verbannte Dichter-/ KünstlerInnen“
www.exil-archiv.de. Vorstand:
Hajo Jahn, Herbert Beil, Dr. Rolf Köster und Dr. Rolf Jessewitsch. – Kuratorium: Ingrid Bachér, Hans-Dietrich Genscher, Prof. Dr. Klaus Goebel, Annemarie Renger, Ursula Schulz-Dornburg, Jürgen Serke, Prof. Dr. Christoph Stölzl.
Konto: Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 33050000, Kontonummer: 902999.

Redaktion Exil-Archiv: Ulrike Müller
Telefon: 0202 – 946 38



[Home] [Seitenanfang]