Wehret den Anfängen – auch wenn es fast zu spät ist:

KStA472013_Kommentar_zu_Hans_ThomaHitlers Lieblingsmaler in Frankfurt

Im Frankfurter „Städel" wird eine Hans Thoma-Ausstellung gezeigt. Der beliebteste deutsche Maler und auch Lieblingsmaler von Adolf Hitler. Dass es bei Hitlers Urteil nicht nur um ein subjektives Urteil handelt, sondern diese Kunst sehr eng mit der NS-Kunstideologie verbunden ist, lässt sich daran ersehen, dass der Eifel-Maler Fritz von Wille 1931 in die NSDAP eingetreten war. Von Wille war wie Thoma wegen seines verwandten Malstils von Kaiser Wilhelm geehrt worden. Im Wuppertaler Von-der Heydt-Museums gibt es eine Reihe von Hans Toma-Selbstporträts. Der Museums-Stifter Von der Heydt war bekanntlich der Banker der Nazis. Hans Thoma taucht im Umfeld von Richard Wagner auf (s. WDR3-Mosaik). Diese Wurzelwerk der NS-Kunstideologie ist dicht, dass es von Laien gar nicht erkannt wird, sondern als typisch deutsch bezeichnet wird. Was natürlich nicht falsch ist, aber doch zu denken geben sollte.

Die Kuratoren beabsichtigen mit Kunstrasen eine Neubewertung des vergessenen Malers. Im Kommentar vom Kölner Stadtzeiger und den „Resonanzen" vom 3. Juli 2013 wird diese Bemühung kritisch gesehen. Christiane Vielhaber steht der Ausstellung und dem Werk wesentlich positiver gegenüber. Wenn man den Trailer ansieht, erkennt man im Grunde eine reine Bilder-Schau. Die Neubewertung erfährt der Betrachter wohl nur über den Katalog, in der Ausstellung ist der Betrachter den Bildern wohl allein überlassen (s. WDR3-Resonanzen). Die Aussage zum Schluss des Trailers vom Museumsdirektor Hollein klingen sybillisch. Er spricht von der ständigen Neubewertung durch die Kunstgeschichte, obwohl die Kunstwerke immer dieselben blieben. Was sagt dies über unsere Zeit, wenn man Hans Thoma unbedingt wieder neu bewerten möchte (s. Anhang KStA)? Man sollte dann natürlich auch im Hinterkopf behalten, dass gleichzeitig NS-Künstler wie Peiner in Gemünd, Breker in Schwerin, im Marcks-Haus in Bremen und neulich in MArtA in Herford gehuldigt werden.

WDR3 Resonanzen 3.7.2013

http://www.wdr3.de/kunst/malerhansthoma100.html

WDR3 Mosaik (Christiane Vielhaber) 3.7.2013

http://www.wdr3.de/kunst/hansthoma100.html

Trailer des Schirn-Museums:

http://www.staedelmuseum.de/sm/index.php?StoryID=1744

Nach Hans Thoma ist der Baden-Württembergische Staatspreis mit 20.000 € benannt, der alle zwei Jahre in Bernau/Schwarzwald, dem Wohnort von Hans Thoma, vergeben wird. 2011 erhielt in Karin Sander für ihre Figuren aus den 3D-Scanner. Die banalen Figürchen lassen sich durchaus in der Tradition einer heilen Welt einordnen.

Norbert Küpper, Köln

Leserbriefe stellen die persönliche Meinung des Verfassers dar. Die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft stellt diesen Raum für kontroverse Themen und Auseinandersetzung im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Verfügung, um eine Diskussion zu ermöglichen.