die nachricht

lieber heinrich heine!

. . . und wenn es wahr ist

und du noch wie wir im exil,

so schreib doch bitte, zu guter letzt

ein kleines lied von uns,

im einundzwanzigsten jahrhundert,

wir völker, die vom kriege

westwärts auf der flucht . . .

du wirst es nicht bedauern,

das will ich dir beteuern . . .

viel zeit gewährt mir nicht,

das sinkend floß im sturm . . .

für diese letzte flaschenpost . . .

aus meinem tagebuch lass dir berichten:

". . . im kaltnacht der orangenblüten

flüchteten wir durch

unwegsamen wüsten, durstend

nach salzigen

und stürmischen gewässern,

die uns in ihren dunklen tiefen zogen . . .

und unsere kinder die wir in den fluten trugen

konnten wir nicht stillen . . .

leblos leise strandeten die körper

lieblos abgestoßen von der freiheit

an den ufern . . . ferner länder . . ."

 

Sam Vasheghi

Dichter, aus dem Iran geflohen, Mitglied der ELS-Gesellschaft

lebt in Schweden