Ausgabe 55

1. Quartal 2004

 

 

 

" Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
seitdem die Welt verrohte...."

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Nach Wroclaw:
Berlin und Prag

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Monströser Mengele

> Jelinek geehrt mit ELS-Preis
> Hahn und Gruša
wieder gewählt

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für die ELS-Gesellschaft!

Wieder ist ein Jahr vorbei; wir danken Ihnen für die Unterstützung unserer Aktivitäten. Dafür bedarf es auch Ihrer Mitgliedsbeiträge, die Anfang Februar für 2004 fällig werden.
Allen, die uns keine Abbuchungserlaubnis erteilt haben, bitten wir um Einzahlung von 8,-- € (Schüler/Rentner/Arbeitslose), 16,-- € bei Einzelmitgliedschaft und 26,-- € für Paare (Mindestbeiträge) – siehe Überweisungsformular. Die Durchschrift gilt bis zu € 100 als Spendenquittung – mit dem Formular können auch Spenden überwiesen werden. Danke.

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müssen bis Ende des 3. Jahresquartals erfolgen. Durch diese Satzungsklausel haben wir Etatsicherheit für die Jahresplanung. Schon jetzt bedanken wir uns für Ihr Verständnis!
Adressenänderungen: per Fax 0202 – 74 75 433 oder e-mail vorstand@-else-lasker-schueler-gesellschaft.de


 

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder,

am Holocaust-Gedenktag (27. 1. 2004) wird in der Berliner Vertretung des Saarlandes die (Buch-)Ausstellung „Liebes- und Musengeschichten - das fragile Glück im Unglück von Verfolgung und Exil“ eröffnet. Die Erstausgaben, Widmungsexemplare, Autografen und Fotos „verbrannter Dichter“ aus der „Sammlung Serke“ wurden beim XI. Else-Lasker-Schüler-Forum in Wroclaw/Breslau vorgestellt und sind ab 16. Oktober 2004 im Klementinum der Nationalbibliothek Mittelpunkt des XII. Forums in Prag.
Spontan hatte Polens PEN-Präsident Wladislaw Bartoszewski bei der Ausstellungseröffnung in Breslau auf die aktuellen Verfolgungen von Dichtern und Journalisten hingewiesen. Der 82jährige Schirmherr des Forums tat das temperamentvoll wie immer, stand doch die Veranstaltung im Zeichen der Debatte um ein Zentrum gegen Vertreibungen. Wir hatten zuvor als Veranstalter auf die historischen Kausalitäten hingewiesen - „die Vertreibung (der Intellektuellen und Künstler) hat 1933 begonnen“ - und auf die Notwendigkeit, das Leid der Opfer zu achten. Das von ELS-Gesellschaft und –Stiftung angestrebte „Zentrum der verfolgten Künste und Intellektuellen“ wurde in Wroclaw von Minister Otto Schily und Prof. Kurt Biedenkopf als „bedenkenswerter Vorschlag“ aufgegriffen.


Ralph Giordano

Damit es nicht bei solchen Unverbindlichkeiten bleibt, hat Ralph Giordano, an Erika Steinbach geschrieben. In seinem Brief an die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen stellte er unser Zentrums-Projekt vor. Und in einer TV-Reportage von „3sat“ über das Else-Lasker-Schüler-Forum hieß es: „Breslau, die polnische Stadt mit den deutschen Wurzeln, könnte eine integrierende Rolle einnehmen, zu einem Straßburg an der Oder werden... Was ist los mit den Polen? Das fragen sich viele in Deutschland. Was ist los mit den Deutschen, fragen sich noch mehr Menschen in Polen. Die Debatte um ein Zentrum gegen Vertreibungen, aber auch schon die Diskussion um den Irak-Krieg, hat die beiden Länder voneinander entfremdet. Wohin haben die Entspannungspolitik und deutsch-polnische Ver- söhnungsarbeit geführt? Über diese Fragen diskutierten der deutsche Innenminister Otto Schily, der ehemalige Außen-minister Polens, Wladislaw Bartoszewski, die Publizisten Helga Hirsch und Karol Sauerland beim deutsch-polnischen Forum in Breslau. Hier wurde auch die Ausstellung des Wuppertaler Lasker-Schüler-Forums über Deutschland und seine verbrannten Dichter in einem der schönsten Häuser der Stadt eröffnet. Die Ausstellung gedenkt der von den Nazis verfolgten und vertriebenen deutschen Autoren. ‚Viele dieser Schriftsteller deren Bücher hier aus-gestellt sind, kommen ja aus Schlesien’, sagt der Autor Jürgen Serke:
‚Alfred Kerr, Franz Jung, Max Herrmann Neiße, sie alle kamen aus Schlesien und haben in Berlin gelebt. Wie man immer sagt: Ganz Berlin war Schlesien.’

Aus Berlin ist Otto Schily zum Forum angereist, die deutsch-polnischen Differenzen werden buchstäblich mit dem Körper ausgetragen. Die Diskussion über die Ängste und Hoffnungen von Deutschen und Polen’ landet unausweichlich beim Zentrum gegen Vertreibungen. Deutsche, die langjährige Freundschaften mit Polen pflegen, sind enttäuscht darüber, daß sich so viele der Diskussion entziehen, wie die Publizistin Helga Hirsch. Bartoszewski unterstreicht erneut seine Ablehnung des Vertriebenen-Projektes. In kürzester Zeit sei so viel Porzellan zerschlagen worden, dass es in 10 Minuten nicht wieder zu kitten sei. Otto Schily zeigt sich im Grundsatz dafür, dass wir angesichts der Tatsache, dass Vertreibungen leider auch noch ein Thema der Gegenwart sind, uns mit diesem Thema auseinandersetzen.’ Er schlägt eine Geschichtswerkstatt’ vor, einen Austausch der Geschichtslehrer beider Länder. Ein Mahnmal erinnert an den in Breslau geborenen Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer, das Museum im Rathaus an einstige Bewohner wie Edith Stein, Ferdinand Lassalle und Gerhard Hauptmann. Doch mit einer differenzierten Wahrnehmung kommen auch die Schattenseiten der polnischen Geschichte zum Vorschein. Die heftigen Emotionen sind, so der Warschauer Intellektuelle Karol Sauerland, ein polnischer Abwehrreflex: Bisher stand es gleichsam fest, die größten Opfer waren die Juden, dann kommen die Polen, und die Deutschen waren eigentlich nur Täter. Jetzt stellt sich heraus, dass die Deutschen auch Opfer waren und es stellt sich heraus, dass die Polen nicht nur Opfer, sondern auch Täter waren.’ In diesem Diskurs habe man den Eindruck, dass ein Wettbewerb um die Opferrolle entstehe’ so Prof. Sauerland“.


Karol Sauerland

Mit seinen Eltern war er als Kind von den Nazis über Paris nach Moskau geflohen, wo Stalins Geheimdienst den Vater, einen jüdischen Kommunisten, erst einsperrt und dann erschießt. Nach dem Ende der Nazidiktatur geht Karol Sauerland ins angeblich bessere Deutschland, in die DDR. Vor deren kleinkariertem Mief im flüchtet er nach Polen. Das ist zwar auch eine Diktatur, nur die Menschen sind lebensfroher. Heute fühlt sich Karol Sauerland heimisch zwischen Bug und Rhein.

Nach Breslau eingeladen hatten ELS-Gesellschaft und –Stiftung etwa 100 Jugendliche: Schüler aus dem tschechischen Olmütz, die sich im Deutschunterricht am Beispiel Judith Kerr mit jüdischen Minder-heiten, Antisemitismus, Emigration und Exil befasst hatten. Aus Freiburg angereist war die Realschulklasse, die den Internetwettbewerb „Exil-Club“ gewonnen hat. Und das Abschlusskonzert im Funkhaus von Wroclaw gestaltete der Musiker Manfred Lemm mit Mädchen und Jungen aus Israel, Tschechien, der Slowakei, Polen und Deutschland.
Etwa 2.000 Besucher haben die 19 Veranstaltungen des Forums besucht, darunter den Kerr-Abend mit Mario Adorf, der für diejenigen, die in der Storchen-Synagoge dabei waren, unvergesslich bleiben dürfte – Fotos und Medienecho finden Sie ausführlich auf der Homepage „else-lasker-schueler-gesellschaft.de“.

Der Deutschlandfunk berichtet bundes-weit am 27. Januar 2004 von 21.05 h bis 22.50 h und der 6. ELS-Almanach wird die Vorträge von Wroclaw publizieren.

Wir bedanken uns bei allen, die das Forum ermöglicht haben und nach Polen kommen konnten. Ihnen und allen Mitgliedern wünschen wir ein gutes neues Jahr 2004.

Herzlich Ihr Hajo Jahn


Schülerinnen beim Abschlusskonzert „Erinnern für die Zukunft“

PS: Das literarische Programm-Magazin (200 Seiten) und das Begleitheft zur Ausstellung ist für € 5.- / € 2,50 (incl. Porto u. Verpackung) über die ELS-Gesellschaft, Herzogstr. 42, D-42103 Wuppertal, zu beziehen.

Korczak-Denkmal

In Günzburg, das immer noch am "monströsen Schatten" des KZ-„Arztes“ Josef Mengele leidet – er stammt aus dieser Stadt - wurde auf Initiative des Kinder- und Jugendtheaters "Experimentelles Theater Günzburg", des Maria-Ward-Gymnasiums und der Deutschen Korczak-Gesellschaft ein einzigartiges Denkmal für den polnisch-jüdischen Pädagogen, Schriftsteller und Kinderarzt Janusz Korczak errichtet.


Janusz Korczak-Denkmal in Günzburg
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Entworfen hat das Denkmal ein ehemaliger Schüler Korczaks, der heute in Israel lebende Bildhauer und Maler Itzchak Belfer. Die Bronzeskulptur zeigt Korczak, umringt von 16 Kindern. Finanziert wurde das Denkmal ausschließlich aus Spenden, der Künstler musste für Aufenthalt und Anreise selbst aufkommen - so die „Frankfurter Rundschau“ vom 2.12.2003. Einen (kleinen) Beitrag dazu spendete die ELS-Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter/Künstler - für ein Zentrum der verfolgten Künste". Kein Geld kam von der Stadt Günzburg, die jahrzehntelang einen Mantel des Schweigens über die eigene NS-Vergangenheit und den Auschwitz-Selektierer Mengele bereitet hat - er steht für tausendfachen Mord, perverse „Forschung“ über körperliche Abnormalitäten und Zwillinge. Hintergrund der Haltung des offiziellen Günzburg: Lange Zeit war die Maschinenfabrik Mengele wichtiger Wirtschaftsfaktor; nach Mitgliedern der Familie sind Straßen und eine Wohnsiedlung benannt. Obwohl die Fabrik 250 Zwangsarbeiter beschäftigt hatte, gab die Familie keine Beitrag in den Entschädigungsfonds; Dieter Mengele „sah sich nicht in der Verantwortung“ (FR).

Armutszeugnis zum Wegsehen

Die Stadt Wuppertal hat sich endlich entschieden, eine Art Denk-Mal einzurichten, das an die ersten Bücherverbrennungen im heutigen Nordrhein-Westfalen vom 1. April 1933 erinnern soll. Nicht einmal geschenkt wollte die Geburtsstadt von Else Lasker-Schüler ein Mahnmal am Ort des Geschehens haben: Vor dem Rathaus (in W.-Barmen). Mit formalistischen Begründungen war eine Lichtinstallation des Münchner Künstlers Wolfram Kastner 1998 abgelehnt worden. Ein erneuter Vorstoß zum 70. Jahrestag der Bücherverbrennungen 2003, basierend auf einem Antrag der FDP-Ratsfraktion und ebenfalls wieder als Geschenk, wurde vom CDU-Partner nicht mitgetragen; Christ-demokraten und Liberale bilden als Mehrheit im Wuppertaler Rat eine Koalition. Auch die PDS wollte am authentischen Ort ein Erinnerungszeichen. Doch die SPD-Oppositionsfraktion favorisierte den Vorschlag der Stadtverwaltung, der sich im Rat durchsetzte: Eine Plakette am Eingang der Stadtbibliothek (in W.-Elberfeld). Sie soll dort angebracht werden in Erinnerung an die „schwarzen (Bücher-) Listen“. Insofern haben die permanenten Aktionen der ELS-Gesellschaft einen Erfolg. Ob der Tafeltext darauf hinweisen wird, wo die tatsächlichen Bücherverbrennungen stattfanden, steht dahin. Ein angemessenes Zeichen zur Erinnerung an die Schande müsste anders wahrzunehmen sein, müsste irritieren und zu tätiger Erinnerung herausfordern. Jetzt wird dagegen ein Zeichen gesetzt, das der verbreiteten Neigung zum Übersehen entgegenkommt. Damit, immerhin, ist Wuppertal jedoch ein Schrittchen weiter als rd. 40 andere Städte in Deutschland, in denen nichts an die Bücher-Scheiterhaufen erinnert. Nur 10 Kommunen haben damit keine Schwierigkeiten, darunter Berlin und Köln. In der Domstadt ist auch Else Lasker-Schüler als „verbrannte Dichterin“ aufgeführt.

ELS-Preis für Elfriede Jelinek

In der Staatskanzlei Mainz richtete Ministerpräsident Kurt Beck am 20. November 2003 eine eindrucksvolle Feierstunde zur Verleihung des Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreises aus, der alle zwei Jahre im Auftrag der Kultur-Stiftung Rheinland-Pfalz vergeben wird. Den Hauptpreis erhielt am 20. November 2003 Elfriede Jelinek.
Die Laudatio hielt die Dramaturgin Brigitte Landes, die einst für Angela Winkler die
Inszenierung des Else-Lasker-Schüler-Stücks „Die Reise nach Jerusalem“ besorgt hat – solche Verflechtungen hätten dem „Prinzen von Theben“ gefallen.


Elfriede Jelinek bei der Preisverleihung
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Der „Stückepreis“ ging an Claudius Lünstedt. In einer Begleitausstellung wurden Collagen, Acrylbilder und Objekte von Karin Goetz gezeigt, Titel „Else Lasker-Schüler – Jerusalem“. Ironie der Geschichte: Weder in Wuppertal noch in Nordrhein-Westfalen oder gar Berlin gibt es einen Else-Lasker-Schüler-Preis; mit Rheinland-Pfalz verbindet die Dichterin jedoch kaum etwas.
In ihrer Dankesrede bekannte Elfriede Jelinek, daß sie den Prinzen Jussuf schon als Schülerin „geliebt“ habe. Ihr Manuskript werden wir ebenso im 6. ELS-Almanach veröffentlichen wie die Vorträge von Breslau. Das Taschenbuch wird zur Frankfurter Buchmesse im Peter Hammer-Verlag erscheinen und – wie stets - an Mitglieder zum Sonderpreis abgegeben.

Streit um Bremer Friedenspreis

„Es geht um meine Reputation, um meinen guten Ruf“, sagt der in Bremen lebende britische Germanist und Literaturwissenschaftler Martin Rooney (Mitglied der ELS-Gesellschaft). Deshalb hat er den Verein „Villa Ichon“ verklagt, der im Internet behauptet, sein „Kultur- und Friedenspreis 2003 geht als Spende an die Kriegskinder im Irak“. Tatsächlich hat derselbe Verein den Preis samt Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro Dr. Rooney zugesprochen. Weil der „streitbare Pazifist“ (Weserkurier), der sich Verdienste im Kampf um die Verdrängung des Genozids an den Armeniern in der Türkei und um das Werk von Armin T. Wegner erworben hat, sich über die Demonstrationen gegen den Irak-Krieg echauffierte, empörte sich der Villa Ichon-Vorstand. Er ließ Rooneys Namen aus den offiziellen Schriftstücken seines Vereins entfernen und die obskure Behauptung im Internet verbreiten, gegen die jetzt geklagt wird. Tatsache ist: Rooney hat den Preis samt Geld erhalten. Aber diesmal ist seine kritische Haltung unerwünscht. Aus Bewunderern wurden Gegner, die mit ihrem Demokratieverständnis jetzt bereuen, einen Mann ausgezeichnet zu haben, der andere politische Ansichten vertritt als sie.

Vereinsinterner
Kassenbericht

Ulla Hahn und Jirí Gruša
weiter im ELSG-Vorstand

Klaus Becker, stellvertretender Vorsitzender der ELS-Gesellschaft, bat nach sechs Jahren um Entbindung von diesem Ehrenamt, um sich seinen gewachsenen Pflichten bei der Lehrerausbildung in Düsseldorf widmen zu können. Aus ähnlichen Gründen kandidierten der bisherige Schatzmeister Her-bert Beil, Pressesprecher Christian Sabisch sowie die Beisitzerinnen Wendla Boettcher-Streim und Renate Dohm nicht mehr.

Herbert Beil und Christian Sabisch bleiben weiterhin im Vorstand der ELS-Stiftung aktiv. Hajo Jahn dankte im Bericht über ein „ereignisreiches Jahr 2003 mit zahlreichen Einzelveranstaltungen und dem zum 11. Mal in Folge durchgeführten Forum“ allen Mitgliedern, besonders seinen bisherigen Vorstandskollegen „für die bisherige Tätigkeit und für ihr Engagement in schwierigen Zeiten bei ihrer ersten Wahl im Jahre 1997“. Auf der von Klaus Becker souverän geleiteten Hauptversammlung am 9. Dezember 2003 in Wuppertal wurden wiedergewählt: Hajo Jahn, Vorsitzender, Schriftführerin Anne Grevé, Beisitzer Monika Fey, Prof. Manfred Brusten sowie die Autoren Ulla Hahn und Jirí Gruša.

Neu in den Vorstand gewählt wurden: Heiner Bontrup, stellvertretender Vorsit-zender, Monika Knopp, Schatzmeisterin, sowie als Beisitzer Dorothee Kleinherbers-Boden und Wolfgang Drost. Kassenprüfer wurden Dietrich Gafert und Gerd Stock. Das Rahmenprogramm der von etwa 50 Mitgliedern besuchten Versammlung gestaltete die japanische, in Deutschland lebende Künstlerin und Friedensaktivistin Rie Shiikawa: In asiatischer Else Lasker-Schüler-Kostümierung, mit eigenen Kompositionen am Blauen Klavier und mit Butoh-Tanz. - Die Anwesenden beschlossen die Anstellung von Ulrike Müller für das Internetprojekt „Exil-Archiv“ mit Hilfe der BfA, Eigenmitteln und Spenden – dafür ein herzlicher Dank an dieser Stelle allen Unterstützern.

Neue Mitglieder: Reinhard Strecker, Berlin; Oliver Brauer, München, Martin Leistner, Bremen, Korinna Scheidt, Bonn, Dorothea Eppen und Norbert Uhlenbrock, Uelzen; Hiltraut Deckert; Eva-Maria Holte beide Düsseldorf; Margret Hoffmann, Ratingen; Christoph Gödel; Eva Wieczorek, Potsdam; Karin Karschner, St. Augustin; Anna-Lisa Wiesbroch, Rietberg; Franziska Lauer, Görlitz; Dr. Bärbel Gafert, Berlin; Antonie Gurg-Zündorf, Ratingen; Ingeborg Messler, Lübeck; Maria Ostendorf, Bakum/Vechta; Rosita Dienst-Demuth, Vogts-burg; Gerhild Bär, Fürstenfeldbruck; Lisa Cash, Ari Nermin sowie Marianne und Rolf Kampschulte – alle Wuppertal; Doris Ihl, Wroclaw; Armin Piepenbrink-Rademacher, Bielefeld; Jochen Meibrink, Rheinbach; Stefanie Zweig, Frankfurt/M.

Ausgeschieden: Sabine Göpfert, Messel; Kerstin Miersch-Sokolowski und Katja Henkel, Berlin; Ortrun Heimann, Schinkel; Alexander Marinos, Wetzlar; Roman Weg-mann, Schwalmtal; Karla Schatzschnei-der, Bonn; Günther u. Inge Finkenrath, Burscheid; Wolf Becher, Köln; Hans-Jürgen Lichtenberg; Ingrid Henkels und Friedhelm Büchele, Wuppertal.

Forum der Kreativen
in der ELS-Gesellschaft:


Jirí Gruša ist auf der Vollversammlung des Internationalen PEN in Mexiko zum Präsidenten gewählt worden. Damit steht erstmals in der Geschichte dieser inter-nationalen Schriftstellerorganisation ein ehemaliger Dissident an der Spitze.


Jirí Gruša

In der Vergangenheit hat der Weltverband nicht immer kritisch auf Verfolgung von Dichtern in den verschiedenen Ländern reagiert, sondern eher weggeschaut. Die ELS-Gesellschaft gratuliert ihrem langjährigen Vorstandsmitglied und wünscht ihm Erfolg in dieser neuen Funktion – die verfolgten Autoren von heute dürften in ihm einen Anwalt finden.

Endlich: Werkausgabe E. Hilsenrath
Unter den Mitgliedern der ELS-Gesellschaft sind hervorragende Persönlichkeiten, darunter Autoren, Politiker, Verleger wie Stefan Weidle und Ernst Piper, Schauspieler wie Angela Winkler, Veronika Ferres, Hannelore und Nina Hoger. Dankbar und ein wenig stolz sind wir deshalb, denn sie unterstützen uns durch ihre Mitgliedschaft bei Aktionen, Foren und dem Einsatz für ein Zentrum der verfolgten Künste. Einige von ihnen auch dadurch, daß sie Mitglieder im Vorstand bzw. dem Stiftungskuratorium sind oder waren wie Jiri Grusa, Ulla Hahn, Ingrid Bachér, Jürgen Serke, Herta Müller, Hans Joachim Schädlich oder Hans-Dietrich Genscher. Mitglied seit langem ist ebenfalls Edgar Hilsenrath, einer der meistgelesenen deutschen Autoren der 70er und 80er Jahre, dessen Romane in 18 Sprachen übersetzt und in 22 Ländern veröffentlicht wurden. Der Dittrich Verlag Köln hat es sich zu seiner verdienstvollen Aufgabe gemacht, eine Werkausgabe von Hilsenrath herauszugeben.

Der am 2. April 1926 geborene Schriftsteller - der als 12jähriger mit Mutter und Bruder nach Rumänien flüchtete, 1945 in ein Ghetto in der Ukraine gelangte, nach dem Überleben zunächst in Palästina, später in den USA lebte und dann doch nach Deutschland kam, weil er die Sprache dieses Landes liebt - ist einer der wichtigsten jüdischen Holocaust-Autoren und einer der wenigen deutschsprachigen Schriftsteller, die international anerkannt sind. Doch „eine Folge von drei Schlaganfällen im Jahre 1992 riss Hilsenrath aus seinem kreativen Schaffen. Seitdem ist er Invalide, das mühsam aufrechterhaltene Schreiben ein Rinnsal“ – so Helmut Braun, der Herausgeber der Werkausgabe. Trotz aller Verkaufserfolge von Romanen wie „Der Nazi und sein Friseur“ oder „Das Märchen vom letzten Gedanken“ ist Hilsenrath „als Marktgröße für Großverlage nicht mehr von Interesse, fällt er aus dem Buchmarkt heraus. Es gilt, das grandiose, zur Weltliteratur zählende Werk für Gegenwart und Zukunft zu retten. Für kommende Generationen müssen seine Erfahrungen und Erzählungen bewahrt werden, sie gehören in unser kulturelles Gedächtnis.“

Eine Werkausgabe bietet hier eine Chance – und Sie alle, unsere Mitglieder, aber ebenso Förderer, Buchhandel und Medien müssen zusammenwirken, „um diese große Aufgabe zu bewältigen“.

Edgar Hilsenrath wurde u.a. mit dem Alfred-Döblin- und dem Hans-Sahl-Preis ausgezeichnet (Hans Sahl ist das einzige Ehrenmitglied der ELS-Gesellschaft). Zu Hilsenraths Werk gehören u.a. die Romane Nacht, Moskauer Orgasmus, Jossel Wassermanns Heimkehr, Die Abenteuer des Ruben Jablonski, die Satiren Zibulsky oder Antenne im Bauch, Erzählungen, Glossen und Rundfunkessays. Die Werkausgabe beginnt mit „Bronskys Geständnis“, über das DER SPIEGEL urteilte: „Ein bizarres, wüstes Nachtasyl-Personal zieht auf, Penner, Huren, Säufer, Kriminelle, Entgleiste und Entglittene, ein Rinnstein-Inferno. Der alltägliche Wolfskampf um den Dollar und einen Bissen kann zur Posse und zur Tragödie werden“. Mit der dem Milieu angemessenen Deftigkeit und dem ihm eigenen lapidaren Witz schildert Hilsenrath den Kampf seines Helden, eines deutschstämmigen Juden namens Jakob Bronsky. Die Collage aus Obsessionen, makabren Phantasien, krassem Realismus, Obszönitäten und poetischen Elementen macht auch betroffen wegen ihrer Aktualität angesichts der Zuwanderung von Emigranten im Deutschland von heute.

Edgar Hilsenrath: „Fuck America – Bronskys Geständnis“, Dittrich Verlag, 288 Seiten, € 19,80; ISBN 3-920862-48-1

Der Maler und Grafiker Christian Lang, Chemnitz, fertigt zu jedem Band der Werkausgabe Edgar Hilsenraths eine Farbradierung an, die in einer Auflage von jeweils 30 Exemplaren exklusiv vom Dittrich Verlag, M. v. Richthofenstr. 9, 12101 Berlin oder Blücherstr. 10, 50733 Köln, für € 250,00 angeboten wird.

Ingrid Bachér hat im Herbst 2003 ein ungewöhnliches „Tagebuch“ veröffentlicht, das inzwischen bereits viel Aufmerksamkeit in den Medien und bei den Lesern gefunden hat. Es ist eine „Annäherung an das Alter“, voller Gefühle, die nicht den üblichen Vorstellungen vom Alter entsprechen. Sie beschreibt das Älterwerden als eine Zeitzone, in die wir früher oder später einsteigen. Mit ihr, so heißt es in der Verlagsankündigung, werden wir schon früh bekannt gemacht durch Menschen, die uns nahe sind und ins Alter hinüberwechseln, bevor wir später selber erfahren, was mit uns alternd geschieht. Zuweilen werde das ironische Entsetzen über die Veränderungen der eigenen Gestalt deutlich, doch die Lebendigkeit des Verlangens bleibe und die Neugier auf das Ungewohnte. Der Leser werde herausgefordert, das Alter nicht zu verpassen: „Es ist Sommer und in bin in Italien und die Frage nach dem Alter ist nicht mehr zu umgehen. Lange Zeit habe ich mich daran gewöhnt, zu den Jüngeren zu gehören, für die das Alter ein entlegener Bezirk war. Wir sahen wie Eltern, Verwandte und Freunde dorthin übersiedelten und hörten ihre Nachrichten und Rufe, ohne dass wir recht darauf zu antworten wussten“.


Ingrid Bachér

Die Autorin erinnert daran, daß die Menschen auf den sanft glühenden Fresken in den Grabkammern der Etrusker „heiter und jung sind. Sie tanzen und musizieren und begleiten den Toten, der würdevoll Abschied nimmt. Auch er ist in den Darstellungen jung, als wäre der Zustand des Lebens unveränderbar... Das Alter zeigt sich im Triumph, das Leben gut überstanden zu haben.“

Ingrid Bachér: „Sieh da, das Alter“. Tagebuch einer Annäherung. 174 Seiten, Dittrich Verlag, ISBN 3-920862-49-X (WG 1 160), € 17,80
Achtung: Die Autoren Ingrid Bachér und Edgar Hilsenrath sind auf Lesereisen – s. unter Termine, auch auf der Homepage else-lasker-.schueler-gesellschaft.de

Herta Müller hat eine „nicht mehr biographische Autobiographie“ (Frankfurter Rundschau“) veröffentlicht. Dazu Sybille Cramer in der FR u. a.: „Der König verneigt sich heißt der titelgebende Erzählessay, der mitten in die Vorstellungswelt des Kindes und geradewegs wieder aus ihr heraus zu einem Collagetext der Autorin führt. Es handelt sich um die Worte König, Friseur, Haar und Leben, die das Kind (im rumänischen Nitzkydorf) gegen ihren lexikalischen Sinn tauft... Das multiple, variative Verfahren, das sie aus ihrem eigenen Collagewerk übernimmt, ermöglicht ihr, das Schreiben selbst in den Blick zu rücken. Die Analyse des kindlichen Sprachverhaltens wird mit dem der erwachsenen Schriftstellerin so verflochten, daß der Mechanismus in den Blick gerät, der das Schreiben in immerwährender Bewegung hält. Die Fäden, die im Fluss des erinnernden Erzählens und der begleitenden Meditation hin- und herlaufen zwischen Kindheit, erwachsenem Leben und Werk, werfen ein Licht auf die Energiequellen und Kraftlinien ihrer poetischen Sprache. Es kommt ein Glossar zum symbolischen, metaphorischen und semantischen Vokabular des Werks zustande, das einzelne Beispiele herausgreift, Wortfelder, Sprachakte, Kommunikationssituationen, um die poetische Symbol- und Übersetzungsarbeit zu zeigen, die von der Kindheitssprache direkt zur Poesie führen. Im Zusammenspiel der analogen Texte entsteht eine Art strukturaler Autobiographie.“

Herta Müller: „Der König verneigt sich und tötet“, Carl Hanser Verlag, München 2003, 205 Seiten, 17,90 €

Hans Joachim Schädlich hat in seinem neuen Roman Geschichten von Fälschungen und dem totalen Identitätsverlust einer Alzheimer-Kranken nachgespürt. Zwei pensionierte Meteorologen, altersverliebt in eine schöne Architektin, sammeln Fälle wie die den des DDR-Au-tors Bruno Apitz. Der hatte in seinem Ro-man „Nackt unter Wölfen“ eine antifaschistische Heldensaga gesponnen, in der Kommunisten mutig einen Vierjährigen im KZ Buchenwald versteckten, der dadurch angeblich als einziges Kind das Lager überlebte. Tatsächlich sind jedoch bei der Befreiung mehr als 900 Kinder und Jugendliche lebend gefunden worden. Eine weitere Fälschung ist die Biografie des Germanisten Hans Ernst Schwerte, der als Linksliberaler in Aachen Hochschulkarriere gemacht hatte, aber als Hans Ernst Schneider nicht minder erfolgreicher Nazi-Funktionär im Dritten Reich gewesen ist. Als „Dschidschi“ stellt Schädlich den „Schwatzrunden“-Virtuosen Gregor Gysi vor und „brilliert“ dabei als „zorniger Kartograf grotesker Maskierungen“ (SPIEGEL).

Hans Joachim Schädlich: „Anders“. Roman. Rowohlt Verlag, Reinbeck, 224 Seiten, €19,90

Elke Schumacher, Losheim am See, ist in einer Lyrik-Anthologie, für die 28 Autorinnen und Autoren ausgesucht wurden, mit den Gedichten „Tief in mir“, „Federspiel“ und „Jeden Abend sterbe ich der Welt“ vertreten. Herausgeber: Kulturamt St. Wendel, „Unter meiner Haut“, ISBN 3-8338-0546-7, € 7,50.

Wolf Erlbruch, Wuppertal, erhielt in 2003 gleich mehrere Auszeichnungen: Den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk, den Gutenbergpreis der Stadt Leipzig und den Von der Heydt-Kulturpreis der Stadt Wuppertal. Prof. Erlbruch, geb. 1948, hat die Titel aller fünf Almanache gestaltet.

Uri Avnery, israelischer Publizist, und der palästinensische Politologe/Philosoph Sari Nusseibeh haben in Köln den Lew-Kopelew-Preis 2003 für Frieden und Menschenrechte für ihren gemeinsamen Kampf um Versöhnung zwischen ihren beiden Völkern erhalten. Der in Westfalen geborene Uri Avnery, Gründer der israelischen Friedens- und Menschenrechtsbewegung „Gush Shalom“, setzt sich für die Anerkennung eines Staates Palästina durch Israel ein. Sari Nusseibeh ist Rektor der arabischen Universität Ost-Jerusalem.

Mails an die ELS-Gesellschaft

„Jörg Bremer hat in einem alarmierenden Artikel in der FAZ vom 09.10.2003 auf die dramatische Situation um die Villa Salman Schockens in Jerusalem aufmerksam gemacht. Der Bau des großen Architekten Erich Mendelsohn (u.a. auch Einstein-Turm, Potsdam) wurde zuletzt von der Rubin Akademie für Musik und Tanz genutzt und ist nun vom Abriss bedroht.


Sari Nusseibeh, WDR-Intendant Fritz Pleitgen und Uri Avnery (v.l.)

Erich Mendelsohn (u.a. auch Einstein-Turm, Potsdam) wurde zuletzt von der Rubin Akademie für Musik und Tanz genutzt und ist nun vom Abriss bedroht.
Die Villa war Ort für Austausch und Begegnung zwischen Schocken und ELS, die 1935 zum ersten Mal im Schweizer Exil brieflichen Kontakt zu dem berühmten Verleger, Unternehmer und Mäzen aufgenommen hat. Zeugnis davon legt nicht zuletzt der 1986 edierte Briefwechsel ab. Allen Mitreisenden des IX. ELS-Forums dürfte das Gebäude aus eigener Anschauung bekannt sein (siehe auch das dazu erschienene Buch „Momente in Jerusalem“). Bleibt nur zu hoffen, dass der außerordentliche architektur- und kulturgeschichtliche Wert dieses Baudenkmals von den Verantwortlichen in letzter Minute erkannt wird!
Mit freundlichen Grüßen aus Bonn
Günter Regenberg M.A.“

Lieber Hajo Jahn, das P.E.N. Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland wurde mit ueberwaeltigender Mehrheit (51 gegen 3 mit 4 Enthaltungen) auf dem Inter-nationalen PEN Kongress in Mexiko wie-der voll anerkannt. Somit bestehen wir nach wie vor und wollen wieder konstruk-tiv mit den anderen Zentren und verwandten Institutionen wie der Else-Lasker-Schueler Gesellschaft kollaborieren.
Mit herzlichen Gruessen und allerbesten Wuenschen zum Neuen Jahr,
Aliana Brodmann E. von Richthofen

Meldungen der Stiftung Verbrannte
und verbannte Dichter/Künstler:

Reaktionen – Resonanzen
auf das Forum in Polen

Schülerinnen der Lessing-Realschule Freiburg reisten vom 12.-19. Oktober zum XI. ELS-Forum ins polnische Wroclaw/ Breslau. Mit ihrem Beitrag „Überleben durch Emigration – was geschah mit den Schülern der Freiburger ‚Jüdischen Schule’ 1936-40?“ hatte die Geschichts-AG den ersten Platz beim Exil-Club-Wettbewerb 2003 belegt. Eine Schülerin fasste ihre Eindrücke aus Wroclaw in einem Brief an uns zusammen:

„Was ausnahmslos alle positiv fanden, war die zentrale Lage (der Herberge), die Gruppe, die Stadt, die Leitung der ELS-Stiftung, das Maß zwischen Vorlesungen und Freizeit, die Begleitung, und dass man sich oftmals z.B. auf Englisch durchschlagen konnte. Dass die tschechische Gruppe auch bei uns in dem Hotel war, fanden auch viele gut und interessant. Die Meisten fanden natürlich auch die Vorlesung von Mario und Stella-Maria Adorf toll.


Schülerinnen der Freiburger Lessing-Realschule

Die beste offizielle Veranstaltung war für viele definitiv die Exilbuch-Ausstellung (die hat mir persönlich auch am besten gefallen!), da man bei ihr direkt mit wahrhaftigen, persönlichen Schicksalen und z.T. auch tragischen Liebesgeschichten konfrontiert wurde. Oftmals meinten Schüler auch, dass sie durch diese Woche gewisse Vorurteile gegen Polen abgelegt hätten. Mit freundlichen Grüssen u. einem herzlichen Dankeschön! Ihre Sarah Rogg“.

Museum der Expression?

Seit dem von Günter Grass, Sarah Kirsch, Siegfried Lenz und Salman Rushdie mit rund 50 weiteren Intellektuellen unterzeichneten Aufrufs für die Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter und Künstler“ überlegen Initiatoren und Förderer, wie eine solche Einrichtung dermaleinst heißen könnte. Der Bilder-Sammler Gerhard Schneider - Mitglied der ELS-Gesellschaft und überzeugt von einer interdisziplinären Einrichtung zum Thema Verfolgung von Kunst und Intellektuellen – sieht mit einiger Berechtigung eine der Schwierigkeiten bei der Suche nach Sponsoren und Mäzenen im sperrigen Namen und in Begriffen wie „Verbrannte“ oder „verbannte“ bzw. „verfolgte“ Kunst. Jetzt, wo sein langer Kampf Aussichten für eine Realisierung unseres gemeinsamen Anliegens zu versprechen scheint, lautet seine Namensvorgabe: „Museum der Expression“. Untertitel: „Deutsches Zentrum für verfemte Künste“.
Meinungsäußerungen und eventuelle Namensvorschläge dazu sind willkommen.

– Die im Infobrief 54 angekündigte Rezension über Rosamunde Neugebauers
empfehlenswertes Buch „Zeichnen im Exil“ musste auf die nächste Ausgabe verschoben werden. Dann werden wir auch über den Fortgang des Internetprojekts „Exil-Archiv.de“ berichten.

Termine 2004

Mittwoch, 14. Januar, 16 Uhr
Deutsche Parlament. Gesellschaft
Berlin,
Friedrich-Ebert-Platz 2
Eröffnung der Ausstellung Helga von Loewenich (Aquarelle, Objekte, Fotografien) durch Bundestagsvizepräsident Hermann Otto Solms. Die Ausstellung dauert bis 23.2.2004

Dienstag, 20. Januar, 20.08 Uhr
(„Achtnachacht“ Buchhandlung Köndgen,
Wuppertal-E. Karlsplatz 3, Rathausgalerie
Ingrid Bachér - Lesung
„Sieh da, das Alter“
Tagebuch einer Annäherung

Sonntag, 25. Januar (bis 16. Mai)
St. Annen Museum in Lübeck
Expressive Gegenständlichkeit Schicksale figurativer Malerei und Graphik im 20. Jahrhundert
Ausstellung Sammlung Gerhard Schneider

Dienstag, 27. Januar, Holocaust-Gedenktag - 19.30 Uhr
Berlin, In den Ministergärten 4
Eröffnung der Ausstellung
Liebes- und Musengeschichten
Das fragile Glück im Unglück von Verfolgung und Exil. Diese Ausstellung der „Sammlung Serke“ wird bis zum 29. Februar in Berlin gezeigt und ab 17. Oktober 04 in Prag in der Nationalbibliothek. Sie soll Bestandteil eines Zentrums der verfolgten Künste und Intellektuellen werden.

Dienstag, 27. Januar
Deutschlandfunk – einschalten!
Sendung über das XI. ELS-Forum
in Wroclaw/Breslau
21.05 Uhr bis 22.50 Uhr

Dienstag, 3. Februar, 20 Uhr
„Bandfabrik“, Wuppertal-Langerfeld
Schwelmer Str. 133
"Nestbeschmutzung oder notwendige Kritik?“ Hajo Jahn stellt den 5. ELS-Almanach vor: "In meinem Turm in den Wolken" - Lesung aus seinem
Beitrag "Die Poesie ist Dynamit für alle Weltordnungen" und aus "Momente in Jerusalem" den Beitrag eines anderen "Nestbeschmutzers": Uri Avnery "Schalom. Salaam. Friede".

Mittwoch, 4. Februar, 19.30 Uhr
Recklinghausen,
Ruhrfestspielhaus Recklinghausen, Otto-Burrmeister-Allee 1


Hannelore Hoger

Hannelore Hoger liest Texte u. Gedichte von Else-Lasker-Schüler. Musikalisch umrahmt wird die Lesung vom Ensemble Noisten. Die Schauspielerin Hannelore Hoger und der Musiker Reinald Noisten sind Mitglieder der ELS-Gesellschaft.
Eder Abend ist eine Veranstaltung der Israel-Stiftung des Kreises Recklinghausen und der Stadt Recklinghausen. Karten unter Ticket-Hotline: 0209-3600152

Mittwoch, 11. Februar, 20.08 Uhr
Wuppertal-Elberfeld,
Buchhandlung Köndgen, Karlsplatz 3, Rathausgalerie (1.OG)
Zum 135. Geburtstag des Prinzen von Theben: "Wenn noch die Sonne schien, der einzige Engel über der Welt wäre, aber so. - -„ Der erste Briefband im Rahmen der Kritischen Else Lasker-Schüler. Werk- und Briefausgabe.
Vorgestellt und diskutiert von Dr. Stefan Neumann, Prof. Dr. Norbert Oellers und Prof. Dr. Heinz Rölleke. Moderation Chri-stian Sabisch - eine Gemeinschaftsveranstaltung von ELS-Gesellschaft, Stadtbibliothek Wuppertal und Buchhandlung Köndgen. Durch den Abend führt Hajo Jahn.

Dienstag, 16. März 2004, 19.30 Uhr
Ratingen-Hösel,
Bahnhofstr. 62
Oberschlesisches Landesmuseum
„Die mit dem Jubel in der Brust: Else Lasker-Schüler“. Gabriele Quast, Schauspielerin, Köln, rezitiert, und Hajo Jahn, Autor und Herausgeber, liest seine Lasker-Schüler-Biografie sowie den Uri Avnery-Text „Shalom. Salaam. Friede“ aus dem Doppelband „Momente in Jerusalem“ - eine Veranstaltung des Kulturkreises Hösel.

Donnerstag, 25. März, 20 Uhr
Bielefeld
– Theaterlabor
„Ich und ich“ – Wiederaufführung eines Stücks über Else Lasker-Schüler

Sonntag, 28. März, 10.30 Uhr
Bielefeld, Altstädter Nicolaikirche
In der StadtPredigt der Reihe „Zu uns selbst entlassen...“ zu Psalmen der Zeit befasst sich Pfarrer Armin Piepenbrink-Rademacher mit dem Gedicht „Ein Lied an Gott“ von Else Lasker-Schüler. Abschluss einer StadtPredigt-Reihe zum Thema "Zu uns selbst entlassen...- Dabei werden auch Gedichte von Wolf Biermann, Marie Luise Kaschnitz und Hilde Domin ausgelegt.

(Änderungen vorbehalten)

Letzte Meldung
Jüdisches Eigentum zurück

Die Stadt Wuppertal will drei Bilder aus der Sammlung des Von der Heydt-Museums an die Erben der ehemaligen jüdischen Eigentümer zurückgeben. Die Rückgabe sei juristisch und moralisch erforderlich, so Oberbürgermeister Hans Kremendahl. Sabine Fehlemann, Direktorin des Museums, möchte dagegen erst nach einer gewissenhaften Prüfung die Bilder herausgeben. In einer unabhängigen Untersuchung der Jutta-Limbach-Kommission sähe sie die beste Lösung. Eine Entscheidung dieser Kommission, die die Bundesregierung im Zusammenhang mit der Rückgabe ehemals jüdischen Kulturguts berät, würde Fehlemann akzeptieren. Sie müsse natürlich einer Entscheidung der Stadt folgen, andererseits fühle sie sich aber als Direktorin verpflichtet, die Sammlung des Museums zusammenzuhalten. Bei einer freiwilligen Rückgabe befürchtet sie, daß dann möglicherweise weitere Ansprüche auf Bilder gestellt werden könnten. Das Museum könnte zweimal geschädigt werden. Während der Nazizeit sei die Sammlung selbst gebeutelt worden.
Thomas Mau, WDR.

Wuppertal setzt mit diesem Beschluss ein spätes Zeichen, das anderen Städten dennoch als Vorbild dienen könnte. Die Direktorin des Wuppertaler Museums allerdings, die schon einmal Hitlers Lieblingsbildhauer Arno Breker ohne seine Nazikunst ausstellen wollte (ELS-Almanach 5), bleibt mit ihrer Verweigerungshaltung auf dem eingeschlagenen Kurs der Uneinsichtigkeit. Sie wird dabei vom Vorsitzenden des Kunst- und Museumsvereins, Eberhard Robke, unterstützt. Andere Museen und Trägervereine sind da einsichtsvoller, doch haben sie Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung ihres unrechtmäßigen Bestands, weil es an Fachpersonal dafür fehlt (Redaktion).

"Felsige Flusslandschaft" alias „Schwarzwaldlandschaft“. Das Bild von Otto Scholderer soll vom Wuppertaler Von der Heydt-Museum an die Erben des ehemaligen jüdischen Eigentümers zurückgegeben werden: Kopie aus dem Katalog des Auktionshauses Lange, wo das Bild am 18.11.1938 versteigert wurde. Ersteigert wurde es damals von der Galerie Abels in Köln, wo es das V. d. Heydt-Museum 1939 erwarb.

 

Impressum:
Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V.; Herzog-str. 42; D-42103 Wuppertal; Tel: 0202-305198; Fax: 0202-7475433; E-mail: vorstand@else-lasker-schueler-gesellschaft.de. Homepage: www.else-lasker-schueler-gesellschaft.de Vorsitzender: Hajo Jahn; Stellvertreter: Heiner Bontrup; Schatzmeisterin: Monika Knopp; Schriftführerin: Anne Grevé; Beisitzer: Prof. Manfred Brusten, Monika Fey, Drothee Kleinherbers-Boden, Wolfgang Drost sowie die Autoren Ulla Hahn und Jiri Gruša, Tschechien. Bankverbindung: Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 33050000, Kontonummer: 968768.
Stiftung „Verbrannte- und verbannte Dichter-/ KünstlerInnen“ – Kuratorium: Hans-Dietrich Genscher, Annemarie Renger, Dr. Jörg Mittelsten Scheid, Ingrid Bachér, Ursula Schulz-Dornburg, Jürgen Serke. Konto: Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 33050000, Kontonummer: 902999.

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