Ausgabe 43

1. Quartal 2001

" Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
seitdem die Welt verrohte...."

  • •... dennoch:
    IX. ELS-Forum -
    "Reise nach Jerusalem"
  • Mit Uri Avnery, Ingrid Bachér,
    Monika Fey, Manfred Lemm, Herta Müller, H.J. Schädlich, Jürgen Serke, Angela Winkler u. andere

  • 4. Band ELS-Werkausgabe

  • Museum für verfolgte Kunst
    in Raanana, Israel
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Info-Archiv

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Singen
...Doch als wir dann zu singen begannen
Unsere schönen, törichten Lieder,
Da plötzlich sah alles ganz anders aus:
Wie alles einst war, kam es wieder.

Ein Tag, der war nicht mehr als ein Tag,
Und sieben sind eine Woche.
Töten kam uns abscheulich vor
Und Sterben für eine ferne Epoche.

Und die Monate jagen so schnell dahin.
Aber vor uns liegen noch viele!
Wir waren wieder einfach nur jung.
Nicht Märtyrer, Heil’ge, Entehrte.

Dies und noch anderes kam in den Sinn
Beim geselligen Weitersingen;
Doch glich dies schönen Wolkengebilden –
Wer weiß schon, warum sie da hingen?
Primo Levi
(aus dem Italienischen übertragen von Moshe Kahn)

Friedensnobelpreisträger Shimon Peres -

Schirmherr des IX. ELS-Forums


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde des Prinzen Jussuf,

Primo Levi schrieb dieses Gedicht am 3. Januar 1946, kurz nach dem Ende der Diktaturen in Italien und Deutschland. Angesichts der Unruhen in Israel und den palästinensischen Gebieten haben diese Verse beklemmende Aktualität.

Während der Nahe Osten zum "Schlachthaus der Religionen” geworden ist (SPIEGEL), gab es in Deutschland Anschläge auf Ausländer, Synagogen und jüdische Friedhöfe. In dieser Situation sind wir von Überlebenden des Holocaust gebeten worden, am ELS-Forum in Jerusalem unbedingt festzuhalten. Der deutsche Botschafter Rudolf Dreßler schloss sich diesen Wünschen an. Und Bundespräsident Johannes Rau mahnte im ZDF am Grab von Lea Rabin, die Menschen in dieser Region und dieser Situation nicht im Stich zu lassen. Die Frau des ermordeten Premiers Itzhak Rabin sollte im Rahmen des Forums über ihre Kinder- und Jugendbücher erzählen, die sie in ihrer Geburtsstadt Königsberg gelesen hat.

Der ehemalige israelische Ambassadeur Johanan Bein schrieb uns: ”I hope that ‘Wie alles einst war’ (poem of Primo Levi) – peace will come again. I hope that reason and common-sense will prevail, in spite of all difficultes. The Peace Process got a 'heart attack‘ – and this was a great shock – but we should no work together to revive it. This is difficult with a 'partner‘ like Yassir Arafat, yet I believe it possible. Before March 2001 – we shall all, I pray, work for closer cooperation, and tighter, peaceful neighborly relations – so that the E. L. Shueler-Forum will take place here with all ist planned participants.” - Johanan Bein ist der Ehemann von Meira Bein, die als Mädchen mit der Mieterin im Haus der Mutter oft verbotenerweise ins Kino ging - mit Else Lasker-Schüler.

Uri Avnery wird neben Friedensnobelpreisträger Shimon Peres das Forum am 24. März 2001 eröffnen. Avnery, von 1950 bis 1990 Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "Haolam Hazeh” - eine Art israelischer SPIEGEL - wurde 1923 in Beckum geboren. Er emigrierte 1933 mit seinen Eltern nach Palästina. Seit 1948 ist der ehemalige Knesseth-Abgeordnete unermüdlicher Kämpfer für den Frieden zwischen Palästinensern und Israelis. Der Erich-Maria Remarque-Friedenspreisträger schreibt einen Exklusiv-Beitrag über die Situation im Nahen Osten für das Programmheft zum ELS-Forum. (Das literarisch anspruchsvolle Heft, für das auch die Ex-PEN-Präsidentin Ingrid Bachér einen Beitrag zugesagt hat, ist für DM 10,-- incl. Versandkosten über die ELS-Gesellschaft, Herzogstr. 42, 42103 Wuppertal, zu beziehen.)

Während der " zweiten Intifada" fand in der Bundesrepublik die Debatte um den unsäglichen Begriff "deutsche Leitkultur" statt. Unerwähnt blieb dabei, daß diese Kultur mit geprägt worden ist von jüdischen Intellektuellen und Künstlern. Einige von ihnen haben sich unter ungleich größeren Gefahren ins Gelobte Land retten können , als wir Besucher sie jetzt befürchten müssen. Diese Überlebenden des Naziterrors haben uns seit Jahren aufgefordert, ein Forum in ihrem Land zu veranstalten. Gerade jetzt sollten wir festhalten an dieser Absicht, so wie sie festhielten an der Hoffnung auf Frieden für Palästinenser und Israelis, damit "der böse Wahnsinn hier ein Ende nimmt und der gute Wahnsinn – ich meine die Dichtkunst – die Oberhand gewinnt", so der Lyriker Tuvia Rübner. Der deutschsprachige Jude aus Pressburg/Bratislava spricht aus Erfahrung. Und Haim Alexander hat extra zwei neue Vertonungen von ELS-Gedichten geschrieben. Die Uraufführung findet im Rahmen des Forums am 28. März statt. Gitta Sherover, gebürtige Berlinerin wie der Komponist, hilft durch Bereitstellen von Veranstaltungsräumen.

Diesmal also ein Forum vom 24. bis 28. bzw. 31. März 2001 in Israel, in Jerusalem: Die Stadt aller Städte. Die Unvergleichliche. Heilig den Juden, Christen und Muslimen. Letzter Zufluchtsort der Dichterin Else Lasker-Schüler. Und vieler anderer. Achtmal gab es Else Lasker-Schüler-Foren in Wuppertal, der Geburtsstadt der Dichterin. Dort ist sie bis heute nicht wirklich angekommen, wie u.a. die Missachtung ihres Elternhauses zeigt. In Jerusalem dagegen hatte sie bleiben müssen, weil ihr die Schweiz 1939 einen weiteren Aufenthalt verweigerte. Ihr Grab auf dem Ölberg wollen wir besuchen und ihren Nachlaß in der Nationalbibliothek anschauen. Umstrittene Gebiete stehen nicht auf dem Programm. Wir dürfen uns als Gäste nicht einmischen. Doch als Freunde Israels wünschen wir beiden Völkern einen gerechten Frieden und gegenseitige staatliche Anerkennung, den Palästinensern und den Israelis.


Langzeitprojekt mit Schülern
Bei allen Foren waren Zeitzeugen-Gespräche in Schulen ein wesentlicher Bestandteil. Israelischen Kindern brauchen wir jedoch nichts zu erzählen über Holocaust und Widerstand in Nazideutschland. Aber unter dem Titel "Erinnern für die Zukunft" fand - in Vorbereitung für ein Konzert im Rahmen der "Reise nach Jerusalem" - ein Workshop mit Jugendlichen aus Tschechien, der Slowakei, Polen, Israel und Deutschland in Wuppertal statt. Daraus entwickelt der Musiker Manfred Lemm - auch mit Hilfe der ELS-Gesellschaft - ein Langzeitprojekt. Jedes Jahr kommen die Beteiligten in einem anderen Teilnehmerland zusammen. Sie lernen jiddische Lieder und über diese fast untergegangene Sprache ein Stück Geschichte und Verständnis für andere Kulturen.

Jüdischer Tannhäuser?
Der Titel des IX. Else Lasker-Schüler-Forums ist der Inszenierung eines "theatralischen Portraits" von Brigitte Landes mit Angela Winkler entlehnt, die im Berliner Ensemble stattgefunden hat. Das "BE" war das Theater von Bertolt Brecht. Brecht/Weill-Songs stehen auf dem Programm der Eröffnungsveranstaltung – auch sie jüdische Emigranten, Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland wie "Prinz Jussuf".
1995 war der am 22. 9.2000 gestorbene Dichter Yehuda Amichai – der Name bedeutet "Mein Volk lebt" – mit Tuvia Rübner, Josef Burg, Jakob Hessing, David Schütz und anderen aus Mitteleuropa stammenden Israelis Teilnehmer des III. ELS-Forums. Der damalige Titel "Das Abendland im Morgenland – das Morgenland im Abendland" wäre jetzt wieder passend. In der Nationalbibliothek von Jerusalem finden sich Nachlässe vieler prominenter Juden aus Europa – hier seien nur Albert Einstein und Max Brod erwähnt; ohne Brod wüssten wir kaum, wer Franz Kafka war.
Else Lasker-Schüler träumte in einem ihrer "Exilbriefe" an den Verleger Salman Schocken von einer Versöhnung der Juden und der Araber bei einer Kirmes in Jerusalem. Igael Tumarkin, aus Dresden stammender israelischer Künstler, hat angesichts der Gewalttätigkeiten im Herbst 2000 verbittert und enttäuscht auf dieses Zitat reagiert: "Nie wird es Frieden geben: Eure Bemühungen gleichen einer christlichen Pilgerfahrt, erinnern mich an einen jüdischen Tannhäuser". Und dennoch hat Tumarkin unserer Bitte entsprochen, den Versöhnungsgedanken der Dichterin bildnerisch umzusetzen (zusammen mit seiner Frau Naana):

Ingrid Bachér, Herta Müller, Hans Joachim Schädlich und Jürgen Serke wollen bei ihren Lesungen "erinnern an..." einen Menschen aus ihren Büchern. Herta Müller etwa an den jüdischen Dichter Theodor Kramer. Für die vier SchriftstellerInnen und die übrigen Mitreisenden stand die "Reise nach Jerusalem" trotz der jüngsten Gewalttaten nie zur Disposition.


Amichais Vermächtnis
Yehuda Amichai ist am 22.September 2000 gestorben und hat die Eskalation nicht mehr erlebt. Amichai, erster prominenter Übersetzer von ELS-Gedichten ins Hebräische und Mitglied unserer Gesellschaft, war ein wehrhafter Israeli. Dennoch gab es auch für ihn keine Alternative zur Aussöhnung, also zum Frieden. Yitzhak Rabin und Shimon Peres, die 1994 zusammen mit Yassir Arafat den Friedensnobelpreis erhielten, hatten zur Verleihung Yehuda Amichai nach Oslo mitgenommen. Mit Lesungen seiner Gedichte umrahmte der mehrfache Kandidat für den Literaturnobelpreis die Zeremonie.

Der Dichter Amichai, der an der Hoffnung Else Lasker-Schülers auf Versöhnung bis zu seinem Tode festhielt, hat uns ermutigt, ein Forum in Jerusalem zu veranstalten. Mehrmals hat er gemahnt, damit nicht mehr zu warten. Es sei höchste Zeit, damit Leute wie er und andere Schicksalsgefährten das noch erleben könnten. Der aus Würzburg gebürtige Ludwig Pfeiffer hatte sich 1958 erstmals wieder nach Deutschland "getraut", um "eine Tür zu schließen, die in meinem Leben nicht recht zugehen wollte." Doch die Wunde blieb offen, und so kehrte er mit seiner Lyrik in die Kindheit zurück, aus der ihn die Nazis gerissen hatten.
Amichai kannte die scheinbar kindliche Lasker-Schüler-Versöhnungsvorstellung vom "Karossell-Jahrmarkt für das Volk Judas und des Arabers". Und er kannte aus fernen Würzburger Tagen das Kinderspiel "Die Reise nach Jerusalem". Allen Kindern und Erwachsenen in diesem Land, in dieser Stadt ist zu wünschen, dass sich Else Lasker-Schülers 1939 formulierte Vorstellung erfüllen möge.
Anmeldungen noch möglich
Die Zahl der Mitreisenden nach Jerusalem liegt bei etwa 60. Weitere Buchungen nimmt das Reisebüro ALL-TOURS, Alisa Fränkel GmbH, Saint-André-Str. 10, in 41542 Dormagen-Nievenheim entgegen. Ansprechpartner ist Dieter Brosseit, Telefon 02133-299799. Er schickt Interessenten gern das gesamte Veranstaltungsprogramm und berät über die Möglichkeiten eines Anschlußurlaubs.


Buchtipps

Else Lasker-Schüler:
Werke und Briefe. Kritische Ausgabe.
Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar herausgegeben von Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. - Prosa 1921-1945. Nachgelassene Schriften. Bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki und Itta Shedletzky. Band 4.1: Text; Band 4.2: Anmerkungen. Zusammen etwa 950 Seiten. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag, 2001.
Der vierte Band der "Kritischen Ausgabe” der "Werke und Briefe” Else Lasker-Schülers enthält die Prosaveröffentlichungen der Dichterin aus den Jahren ab 1921 und die nachgelassenen Schriften, die hier erstmals vollständig veröffentlicht werden. - Else Lasker-Schüler brachte in den Jahren 1921 bis 1937 vier selbständige Buchveröffentlichungen heraus, von denen im Band 4 die beiden Erzählungen "Der Wunderrabbiner von Barcelona” (1921) und "Arthur Aronymus. Die Geschichte meines Vaters” (1932) und die Streitschrift "Ich räume auf!” (1925) abgedruckt werden. Die vierte Buchveröffentlichung, der 1937 erschienene Reisebericht "Das Hebräerland”, zu dem im Nachlaß umfangreiche Entwürfe erhalten sind, wird in einem eigenen Band der Ausgabe erscheinen. Band 4 enthält ferner die Beiträge der Dichterin zu Zeitschriften und Zeitungen aus den Jahren 1921 bis 1941, von denen Else Lasker-Schüler 1932 eine Auswahl in ihr Buch "Konzert” aufnahm; erstmals in einer Buchausgabe erscheinen die kleineren Schriften, die von der Dichterin nach 1932 verstreut in Zeitschriften veröffentlicht worden sind. Die zu Lebzeiten Else Lasker-Schülers unveröffentlichten Texte stammen fast ausnahmslos aus der Exilzeit und werden im Nachlaß in der Jerusalemer Nationalbibliothek verwahrt. Meist handelt es sich um Aufzeichnungen, in denen die Dichterin sich mit dem Exil, dem Judentum und der Besiedlung Palästinas auseinandersetzt: Diese bisher nur in Auszügen bekannten Schriften werden in der "Kritischen Ausgabe” erstmals vollständig ediert. - Band 4 erscheint in zwei Teilbänden: Der erste Teilband enthält die Texte der Dichterin, der zweite die Anmerkungen, gegliedert in die Abschnitte "Überlieferung”, "Varianten und Lesarten” und "Erläuterungen”.

Autoren in der ELSG

Die Sekundärliteratur über Else Lasker-Schüler ist um ein Werk reicher. WissenschaftlerInnen, die sich mit der Else Lasker-Schüler-Forschung befassen, sind Autoren eines "Jahrbuchs”, darunter Vivian Liska ("Biblische Frauen in der Lyrik ELS), Elisabeth Paefgen (Grüngelbblaulilarot – Funktion und Wirkung von Farben im ELS-Werk), Hans Otto Horch (Zu einem emblematischen Bild bei ELS) , Hartmut Binder, Holger A. Pausch sowie Christine Radde (zum Gedicht "Ein alter Tibetteppich”), Ricarda Dick (Onit von Wetterwehe und die ELS-Forschung), Christine Sander, Markus Hallensleben und Andreas Meier (ELS und Gottfried Benn).
"Else Lasker-Schüler-Jahrbuch zur Klassischen Moderne”, Hg. Lothar Bluhm und Andreas Meier, Wissenschaftlicher Verlag Trier, Bergstr. 27, 54295 Trier, DM 48,00, für ELSG-Mitglieder DM 36,00.

Die verdienstvolle Reihe der internationalen Jahrbücher zur Exilforschung ist mit Band 18 fortgesetzt worden. Zwar sind mit Beiträgen von Shi Ming zu chinesischen, Irmtrud Wojak und Pedro Holz zu chilenischen oder von Milos Trapl zu tschechischen und von Peter Meleghy zu ungarischen Exilanten die Bezüge zur jüngeren Vergangenheit und Gegenwart noch in der Minderheit. Aber Karl Holl hat Recht, wenn er ín seinem Beitrag "Exil und Asyl als Gegenstand universitärer Lehre” in einem Erfahrungsbericht über ein Projekt an der Universität Bremen schreibt: "Es bedarf keiner rechtfertigenden Erklärung, weshalb sich die Exilforschung, sowohl die deutsche – im zweigeteilten wie im wiedervereinigten Deutschland – als auch die ausländische, bisher auf jenes Exil deutscher Sprache in allen seinen Erscheinungsformen konzentriert hat, das durch die Errichtung der NS-Diktatur ausgelöst wurde. Und für unabsehbare Zeit noch, so ist zu erwarten, wird es keinen Anlaß geben, die Geschichte jenes ‘Exils’ als ausgeforscht zu betrachten. Gleichwohl scheint die Zeit für die Exilforschung gekommen, von der Basis des Erreichten aus neue Aufgaben und Arbeitsziele ins Auge zu fassen.”
"Exile im 20. Jahrhundert”, internationales Jahrbuch, Band 18, edition text + kritik, ISBN 3-88377-645-9, ca. 280 Seiten.

Dass das Thema Frauen im Exil inzwischen ein eigenständiges, anerkanntes Forschungsgebiet ist, läßt sich Beate Schmeichel-Falkenberg zuschreiben. Sie ist Mitherausgeberin eines Sammelbands, der sich mit der gesellschaftspolitischen und pädagogischen Aufgabe beschäftigt, wie Erinnerung an den Holocaust, an die Verfolgten, Widerständigen und Exilierten im kollektiven Gedächtnis unserer Gesellschaft zu verankern ist. Unter Antizipation des Geschlechterverhältnisses wird nach Formen des Erinnerns und der Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit gesucht, die geeignet sind, auf wissenschaftlicher Ebene den lebensgeschichtlichen Zeugnissen der Opfer und der Überlebenden gerecht zu werden, auf kultureller Ebene gegen Verdrängung und Vergessen zu wirken und auf politischer Ebene den zunehmend rechtsradikalen Tendenzen der Ausgrenzung von "Anderen” und der Stimmungsmache gegen Fremdes in der Jugend entgegenzuwirken.
Inge Hansen-Schaberg / Beate Schmeichel-Falkenberg (Hrsg.): Frauen erinnern. Widerstand – Verfolgung – Exil 1933-1945 Mit einem Vorwort von Christa Wolf. ISBN 3-89693-151-2 (06/2000) 250 Seiten, Ebr., DM 49,00.

Auf den ersten Blick sind die "Erinnerungen an die jüdische Gemeinde Nümbrecht” (Untertitel) ein Buch über lokale Ereignise am Rande, und doch ein allgemein gültiges Spiegelbild der Judenvernichtung und des nationalsozialistischen Größenwahns. Der bekannteste Nümbrechter war Robert Ley. Der "Reicharbeiterführer” wollte im idyllischen Oberbergischen ein zweites Wolfsburg schaffen, eine Ordensburg und riesige Traktorenwerke errichten. Bei genauerem Lesen entfaltet die Autorin Voglmayr ein Abbild der Schwierigkeiten im demokratischen Deutschland, wie die Bürger mit der Vergangenheit in ihrem engsten Umfeld umgehen, wo jeder jeden kennt. Da ist der Vorgang des "Ehrenmals”, das die Geschichte des "1000jährigen Reiches” erzählt und bei einer Modernisierungsaktion die Bürgerschaft polarisierte. Der Gemeinderat ging in die Knie und widerrief seine Entscheidung, Textauszüge aus der berühmten Rede von Bundespräsident Weizsäcker zum 40. Jahrestag des Kriegsendes auf dem Ehrenmal zu verewigen. Dem zunächst zustimmenden Beschluss im Rat folgte eine Feierstunde zu Ehren einer ehemaligen jüdischen Bürgerin: Eine kleine Gasse war in Meta-Herz-Straße unbenannt worden, "stellvertretend für alle Opfer der Gewaltherrschaft 1933 – 1945”, wie es auf dem Straßenschild heißt. Der Redeauszug des Bundespräsidenten landete statt auf dem Denkmal versteckt im Rathaus. – Dass die freie Journalistin Anne Voglmayr in einem Nümbrechter Verlag dieses Buch herausgeben konnte, ist angesichts des Lokalkolorits bemerkenswert. Eine Lebensstation der Autorin war Wuppertal. In der Geburtsstadt von Else Lasker-Schüler gab es im Sommer 2000 einen Neonazi-Angriff auf Besucher einer Feier am KZ-Denkmal Kemna. Andererseits konnte nur im letzten Moment die Umsetzung des Beschlusses des Verkehrsausschußes des Rates verhindert werden, einen journalistischen Steigbügelhalter Hitlers öffentlich zu ehren: Heinz Wolf - einer der ranghöchsten NS-Journalisten, PG seit 1931 (!), Chefredakteur der Studentenzeitung "Die Bewegung” und Gaupropagandaleiter in Österreich der 1976 wegen seiner "braunen Vergangenheit” als Sprecher des Deutschen Presserates zurücktreten mußte (SPIEGEL) - sollte durch die Benennung einer Treppe zur Bergischen Universität für sein Nachkriegswirken, auch für seinen Einsatz zugunsten von Behinderten ausgezeichnet werden. Eine provozierende Instinktlosigkeit im Sommer der Anschläge gegen Ausländer und jüdische Einrichtungen. "Leitkultur”? Was wäre die deutsche Kultur eigentlich ohne ihren jüdischen Anteil?
Anne Voglmayr: "Mein Name ist Meta Herz. Erinnerungen an die jüdische Gemeinde Nümbrecht”, Martina Galunder-Verlag, ISBN 3-931251-66-7, 152 S., DM 36,00 DM.

Erst Mölln. Dann Solingen. Die Brandanschläge auf türkische Bürger in unserem Land gehören zu den ausländerfeindlichen Taten, die Mahnung bleiben. Jetzt erscheint ein Buch über den Anschlag auf das türkische Teehaus und die Folgen. Die Vorabmeldung dazu lautet "Lesereise durch Schleswig-Holsteins Schulen”. Autor und Herausgeber Ulrich Nehls wird mit SchülerInnen diskutieren. Nach den Ereignissen vom 23. November 1992 organisierte er diverse Aktionen, u.a. half er der ELS-Gesellschaft im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Dichterlesungen in Asylbewerberheimen”. In Mölln las für uns der aus Rumänien stammende Lyriker Werner Söllner und türkische Bürger zitierten aus seinem Lyrikband, der in der Türkei erschienen war. - Dem Buch von Ulrich Nehls ist zu wünschen, dass es auch an Schulen anderer Bundesländer vorgestellt wird. Es beschreibt Projekte, die der Autor mit Freunden in und um das Thema "Mölln” iniitierte. Sein Credo, sich in die Verhältnisse einzumischen ehe es andere tun, ist unüberhörbar: "Während des Schreibens sind immer wieder kleine Verse über Diskriminierung und Rassismus entstanden. Die Begegnung mit fremder Kultur wird fraglos auch die Mehrheit der Deutschen verändern, wir werden den anderen Geschichten zuhören, diese Vielfalt begrüßen und als zugehörig verstehen lernen – irgendwann ohne deutschtümelnde Leitkultur oder Überfremdungsängste.”
Ulrich Nehls: "Zuhause in Almayada. Die Mordanschläge von Mölln. Berichte, Kommentare, Zitate, literarische Reflexionen”. Edition Nordwindpress, Verlag A. u. M. Kubowsky, Schwerin, ISBN 3-934411-06-1, 150 S., DM 18,00.

Die ELS-Gesellschaft plant eine Lesung mit Ulrich Nehls während einer Veranstaltung mit Veronica Ferres

zum Erinnern an die Opfer der Brandanschläge in Mölln und Solingen (29.März 1993). Die Schauspielerin, die sich im Kampf gegen Rechtsextremismus engagiert, wird Texte von Erich Fried rezitieren. Dazu werden bildnerische Auseinandersetzungen von Künstlern und Schulkindern mit dieser Thematik ausgestellt. Aufführungsort könnte in Solingen das "Deutsche Zentrum der verfemten Künste in Gründung” werden.

"Prinz einer Dynastie des Wortes” nannte die Süddeutsche Zeitung Frido Mann. In seinem neuen Roman befasst sich der Autor mit Verfolgung und Vertreibung – einem Thema, das auch zu seiner Familiengeschichte gehört, wurde er doch 1940 im californischen Exil der Familie Mann geboren: Die Indianerin Tituba wird Ende des 17. Jahrhunderts von Menschenjägern als Sklavin verschleppt. Damit nimmt eines der unheilvollen Dramen in der Geschichte der USA seinen Anfang: Die Salemer Hexenprozesse. Mit diesen Ereignissen beschäftigt sich die Übersetzerin Judith Herbst im Zuge einer Aufführung des Arthur Miller-Dramas "Hexenjagd” . Als sie ein Mädchen zur Welt bringt, zeigt dieses viele unerklärliche Auffälligkeiten. Judith ist besessen von der Einbildung, ihre Tochter könnte eine Wiedergeburt dieser "Hexe” Tituba sein. Souverän spielt Mann mit den Zeitebenen. Je tiefer Judith in die Salemer Hexengeschichte eintaucht, desto klarer werden ihr die Parallelen zur eigenen Vergangenheit, zur Geschichte ihrer Eltern, die als Juden aus Europa fliehen mussten.
Frido Mann: "Hexenkinder”, 342 S., Verlag Nymphenburger, ISBN 3-485-00849-4, 39,90 DM

Der Idiot, Roman von Dostojewski, ist von Thomas Blomenkamp vertont worden. Die Oper wird am 18. Februar 2001 in Krefeld uraufgeführt; die zweite Premiere findet am 22. April in Mönchengladbach statt (die beiden Städte unterhalten eine Theaterkooperation). Thomas Blomenkamp, Teilnehmer des I. Else-Lasker-Schüler-Forums und Mitglied der ELS-Gesellschaft, hat sich seit 1985 mit der Idee befaßt, dieses Stück Weltliteratur zu vertonen, aber erst durch glückliche Fügungen ist jetzt die Realisierung ermöglicht worden.


ELS-Vertonungen
Das "Ensemble <belcanto> - Dietburg Spohr” führt schon lange Vertonungen von Lasker-Schüler-Gedichten des in Jerusalem lebenden, 1936 aus Berlin geflüchteten Komponisten Haim Alexander im Repertoire. Aus Anlass eines Konzerts schrieb die FAZ am 27. 5. 1991: "Alexander deutet eher zurückhaltend, aber gerade dadurch kongenial die Sprachmusik der Dichterin und ihren (möglichen) Hintersinn, indem er etwa im scherzando-artigen "Mein blaues Klavier” bedrohlichen Lärm ("Seitdem die Welt verrohte”), Wohllaut ("Die Mondfrau sang im Boote”) und dessen Zerreißen in Wortfetzen ("Zerbrochen ist die Klaviatür”) mit einem Zitat aus dem Horst-Wessel-Lied zu einem beklemmenden, schwarzhumorigen Abbild von der kulturzersetzenden Wirkung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft amalgiert. Solch eher behutsame, aber eindringliche Ironie herrscht auch in den übrigen Stücken. .. Haim Alexander verarbeitet die Gedichte einerseits unangetastet, benutzt sie gleichzeitig aber auf mehreren Klangebenen als Wortmaterial mit eigener, dennoch dem Wortsinn verblüffend naher Bedeutungsaura.
Jetzt hat das "Ensemble <belcanto> Dietburg Spohr” eine CD aufgenommen mit Werken von Konrad Boehmer, Fabricio Casti, Wolfgang Rihm. Und von Haim Alexander, der vier Gedichte aus dem Zyklus "Mein blaues Klavier” vertont hat (1990/1999).
Die CD ist bei ECM / New Series 1739 aufgenommen worden. Sie wird etwa 35,00 DM kosten.

Neu bei uns:
Claudia Urselmann, Oberhausen; Petra Schmidt-Kröger, Solingen; Arcum Medien GmbH, Köln; Sabine Kohlik, München; Dagmar und Stefan Seeling, Cornelia Lender, Haki Sönmez, Annegret Piwinger-Rosendahl, alle Wuppertal; Wolfgang Hoffmann, Dortmund; Mike Breitbart und Günter Regenberg, Bonn; Gerhard Seisser, Keltern; Rosemarie Goertz-Koch und Theresia Birkenhauer, Berlin; Gabriele Nehring, Halver; Ruth Schubert, Düsseldorf; Joachim Harbarth, Radevormwald; Bernd Woidtke, Bergheim..

Mitglieder werben Mitglieder
Die Arbeit der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft bedarf einer noch breiteren Unterstützung und größerer Bekanntheit. Während die Politiker sich darin überbieten, wie man die "Anständigen” dazu bringt, "aufzustehen”, arbeiten wir seit langem gegen Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt. Sie helfen uns dabei durch Ihre Mitgliedschaft. Aber wir müssen mehr werden, denn Vater Staat ist ein Stiefvater. Also helfen wir uns selbst. Doch sind wir auf Sie angewiesen. Für jedes neue Mitglied, das für mindestens zwei Jahre in die ELS-Gesellschaft eintritt, schenken wir Ihnen entweder einen Almanach (II, III, oder IV, der erste ist fast restlos vergriffen)

oder eines unserer Bücher "Gewissen gegen Gewalt” beziehungsweise "Zwischen Theben und Shanghai” oder die CD "Verbrannte und verbannte Dichter”. Bitte schreiben Sie uns an die Herzogstr. 42, 42103 Wuppertal, oder faxen Sie uns: 0202 – 7475433. E-Mail: ELS.Gesellschaft@Wtal.de
Sobald die Anmeldung vorliegt, erhalten Sie das Geschenk.
Unsere Tätigkeit ist ehrenamtlich. Verwaltungskosten entstehen nicht. Der steuerlich absetzbare Jahresbeitrag beginnt bei 15,-- DM (für Schüler/Studenten) bzw. 30,-- DM für eine Einzelmitgliedschaft und 50,-- DM für Paare. Firmen ab 250,-- DM.


Jahresbericht
"Erfolg gibt Sicherheit, Sicherheit gibt Erfolg.” Mit diesem Zitat von Ulrich Schamoni eröffnete ELSG-Vorsitzender Hajo Jahn auf der Hauptversammlung am 4. Dezember 2000 den Jahresrückblick. Wichtigstes Ereignis: Trotz ausgepowerter öffentlicher Kulturetats hat die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft wieder ein dreitägiges Forum durchführen können. Thema war zum Milleniumswechsel die Verfolgung von Intellektuellen unter dem Titel "Dann kreiste zurück die Jahrhundertuhr”. Höhepunkte vom 7. bis 9. April 2000: ein Konzert mit MILVA, Rezitationsveranstaltungen mit Veronica Ferres, Angela Winkler, Otto Sander und Christian Quadflieg, moderiert von Jürgen Serke, dem Autor der "Verbrannten Dichter”, aufgezeichnet und gesendet vom 3. Fernsehprogramm des WDR. Eine Doppel-CD des Livemitschnitts kann über die Geschäftsstelle ebenso bezogen werden wie eine CD-Rom als Porträt der "ersten politischen Literaturgesellschaft” – eine Arbeit von Eva Elling und Nadine Bringewald, Wuppertal.
"Fäden möchte ich um mich ziehen” heißt der neue Almanach, der vierte inzwischen. Er dokumentiert mehr noch als die früheren Ausgaben die Arbeit der Gesellschaft, bringt Beiträge von Autoren wie Herta Müller (über Jürgen Fuchs und die posthume Verleihung des Hans Sahl-Preises in Berlin) oder ein Gespräch zwischen Reiner Kunze und Heinz Czechowski, das in Wuppertal stattgefunden hat. Wir sind ein wenig stolz darauf, diese Diskussion in gedruckter Form festgehalten zu haben (Mitgliedspreis DM 20,00 DM statt DM 28,80).
Die Gesellschaft hat wieder einige Autoren und Künstler bei Veranstaltungen im Bundesgebiet unterstützen können. Sie hat Lesungen mit Büchnerpreisträger Arnold Stadler und mit Hans Joachim Schädlich veranstaltet, und sich an der ELS-Ausstellung im August-Macke-Haus in Bonn mit Leihgaben beteiligt.
Aus Gründen der Vereinfachung lösen wir das bisherige Spendenkonto auf – Spenden- und Mitgliederbeiträge sind dank einer fiskalischen Änderung abzugsfähig von der Steuer. Bis zu DM 100,00 erkennen die Finanzämter Kontoauszüge von Beiträgen für gemeinnützige Vereine an. Bei Summen darüber stellen wir Spendenquittungen aus. Die Beitrags- und Spendenkontonummer lautet also 968 768, BLZ 330 500 00.

Skulptur für Else von Ulle Hees
Kunstmappe für Fans & Sammler, die Sie sich hier schon einmal anschauen können.
Die Bildhauerin Ulle Hees, Wuppertal, hat eine Bronze-Stele geschaffen zur Erinnerung an die Dichterin Else Lasker-Schüler. Titel der Arbeit, die eigene bildnerische Arbeiten und Zitate des Prinzen Jussuf einbezieht: "Das zerbrochene Herz". Die farbigen Werkskizzen zum Entwurf und zur Realisierung der Skulptur wurden auf der Hauptversammlung der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft am 4. Dezember 2000 vorgestellt. Die Arbeiten – Kreide und Tusche auf Packpapier - verbleiben etwa 6 Wochen im Büro der Gesellschaft, Wuppertal-Elberfeld, Herzogstr. 42 im Rahmen einer ersten öffentlichen Ausstellung.
Eine bibliophil gestaltete Mappe, in Leinen gebunden und mit fünf Lithografien - den Skizzen zur Stele - ist in einer Auflage von nur 50 Exemplaren erschienen. Die Blätter sind handsigniert. Die Mappe ist zum Preis von DM 480 im Büro der Gesellschaft zu erwerben, kann aber auch postalisch bestellt und geliefert werden (DM 12,-- Versand).
Die Skulptur wurde am 13. Dezember im Rathaus Wuppertal-Barmen feierlich vorgestellt. Das ist jedoch hoffentlich nur vorläufiger Standort. Im Laufe des Jahres 2001 soll die Stele ins Schauspielhaus Wuppertal aus Anlaß der Umbenennung in "Else-Lasker-Schüler-Theater".

Der Vorstand wünscht Ihnen ein gutes neues Jahr –
Herzliche Grüße Ihr
Hajo Jahn

Mitteilungen der ELS-Stiftung
Verbrannte und verbannte Dichter-/KünstlerInnen
Im Rahmen einer Wanderausstellung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen ist auch die "Stiftung Else-Lasker-Schüler - Zentrum Verbrannte und verbannte Dichter-/Künstler” vorgestellt worden. Auftaktveranstaltung war im Plenarsaal des nordrhein-westfälischen Landtags in Düsseldorf, zweite Station war Essen. Die weiteren Wege: 9. – 24. 1. 01 Nixdorf Museumsforum, Paderborn; 7. – 28. 2. 01 Sparkasse Bochum, Dr. Ruer-Platz 5; 9. 5. – 1. 6. 01 Sparkasse Köln, Hahnenstr. 57. Zu der Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog mit 262 Seiten und vielen Abbildungen erschienen: "Stiftungslandschaft NRW. Die Gesellschaft von morgen gestalten”, ISBN 3-927645-39-7.

Bundespräsident Johannes Rau hat in einem Brief an den Vorsitzenden der Else-Lasker-Schüler-Stiftung die Initiative Exil-Club.de als beispielhaft empfohlen. Diese bundesweite Schulaktion wird aus den Zinsen der Stiftung finanziert. Partner ist "Schulen ans Netz".
Den Brief können Sie hier lesen.

Der Katalog "Verfemt. Vergessen. Wiederentdeckt” ist annähernd vergriffen. In Planung ist eine Neuauflage mit veränderter Struktur. Der neue Titel lautet: "Expressive Gegenständlichkeit – Schicksale figurativer Bildkunst im 20. Jahrhundert. Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider”. Anlass: Eine Reihe spektakulärer Neuerwerbungen des Sammlers Gerhard Schneider und die Nachfrage verschiedener Museen, Teile der Kollektion auszustellen. Zusagen liegen bereits vor vom Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück/Felix-Nussbaum-Haus (Beginn 25. Februar 2001), von der Staatlichen Galerie Moritzburg/Halle Saale, dem Gustav-Lüncke-Museum, Hamm, dem Augustinermuseum Freiburg im Breisgau sowie vom Kunst und Kulturgeschichtlichen Museum der Hansestadt Lübeck. Zu den maßgeblichen Neuerwerbungen gehören zwei Aquarelle des 1945 an den Folgen von Nazirepressionen verstorbenen Hubert Rüther und das Auschwitz-Triptychon von Otto Schubert. Die Entdeckungen dieser Bilder waren Abenteuer.

Internationales Museum für verfolgte Kunst
Das geplante " Deutsche Zentrum der verfolgten Künste” bekommt eine Schwestereinrichtung, nämlich das "Internationale Museum für verfolgte Kunst und Künstler”. Die von der ELS-Gesellschaft und dem "Exil-PEN” in London 1994 öffentlich erhobene Forderung nach einer Einrichtung, die das Thema der Verfemung von Dichtern und anderen Intellektuellen aufgreifen soll – unterzeichnet von rund 50 Autoren wie Günter Grass, Sarah Kirsch, Siegfried Lenz, Herta Müller bis Salman Rushdie -, hat überzeugt. Die Idee ist via Köln in Israel auf fruchtbaren Boden gefallen: Die Stadt Raanana hat ein Grundstück in einem Skulpturenpark zur Verfügung gestellt. Ein Architekturentwurf liegt vor und die Zusage der Kommune, ein Drittel der Baukosten zu übernehmen. Der Unterstaatssekretär S. Eisenstate aus der Clinton-Administration, der mit Graf Lambsdorff die Verhandlungen über die Zwangsarbeiterentschädigungen führte, wird nach Angaben des deutschen Fördervereins des "Internationalen Museums für verfolgte Kunst und Künstler” in den USA Sponsoren werben. Das Kölner Sammlerehepaar Kenda und Jakob Bar Gera wird seine Sammlung russischer Nonkonformisten, ergänzt um Werke verfolgter deutscher und spanischer Künstler aus den Jahren des Nazi-Regimes und der Franco-Diktatur, dem Museum in Raanana als Grundstock zur Verfügung stellen. Die Bilder sind u.a. in Moskau, Frankfurt/Main, Samara und Verona ausgestellt worden und bis zum 14. Januar 2001 im Märkischen Museum Witten zu sehen.


 Kontakte zu Mitgliedern und Interessenten ergeben sich bei der einen oder anderen Veranstaltung in und außerhalb Wuppertals.

Sie können uns aber künftig auch im neuen Büro anrufen

(49- 202 - 305198),

ein Fax schicken (49-202-7475433) oder eine

E-Mail ELS.Gesellschaft@Wtal.de.

Wir freuen uns auf Sie –

Herzlich Ihr

Hajo Jahn


Die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft lädt ein:

Veranstaltungen im Jahr 2001 finden Sie auf der
Seite für die Termine.

IX. Else-Lasker-Schüler-Forum 23./24. - 28./31.März 2001
"Die Reise nach Jerusalem"
Schirmherr: Minister Shimon Peres, Friedensnobelpreisträger

Mitwirkende: MILVA, Angela Winkler, Ingrid Bachér, Herta Müller, Hans Joachim Schädlich, Jürgen Serke, Uri Avnery.

Elazar Benyoetz, Asher Reich, Jakob Hessing, Manfred Lemm-Ensemble, Monika Fey, Sabine Paas, Rudolf Haenel u.a. (Änderungen vorbehalten). Die Reiseteilnehmer erhalten freien Eintritt zu allen Veranstaltungen. Der Reisepreis ist leider an den zum Abschluß gültigen Dollarkurs gebunden. – Ausführliches Reiseprogramm, gegen Rückporto, bitte anfordern bei der ELS-Gesellschaft, Herzogstr. 42, 42103 Wuppertal (oder "downladen" von Homepage "ELS.Gesellschaft.Wtal.de"

Informationen für die Reiseteilnehmer
Es gelten die allgemeinen Reisebedingungen. Je nach Teilnehmerzahl können sich u.U. die Flugdaten geringfügig ändern. Eine anschließende (Urlaubs-)Verlängerung ist möglich. - Die Preise schließen folgende Leistungen ein :
Linienflüge in der Touristenklasse ab Düsseldorf nach Tel Aviv und zurück - Flüge ab anderen deutschen Flughäfen z.T. ohne Mehrpreis möglich - 20 kg Freigepäck pro Person. Unterkunft in Mittelklasse-Hotels inkl. Halbpension, wenn Einzelzimmer gewünscht wird, ist frühzeitige Anmeldung nötig. Deutschsprachige Reiseleitung sämtliche Busfahrten und Transfers. Nicht eingeschlossen sind Trinkgelder, Imbiß während des Tages und persönliche Ausgaben. Es ist ein Reisepaß erforderlich, der nach Beendigung der Reise noch mindestens 6 Monate gültig ist. – Herren werden gebeten, eine Kopfbedeckung mitzunehmen.
Deutsche Staatsbürger, die vor dem 1.Januar 1928 geboren wurden, benötigen ein Visum. Das Visa- Antragsformular senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu.

Anmeldungen erbeten an :
ALL-TOURS Alisa Fränkel GmbH, Saint-André-Str.10, 41542 Dormagen-Nievenheim
Tel.: 02133-299799 Fax: 02133-299797 oder 299294

Anmeldung zum IX. Else-Lasker-Schüler-Forum 23./24. - 28./31. März 2001


Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V. * Kolpingstraße 8 * 42103 Wuppertal;
Telefon & Fax: 0202 30 51 98
e-mail: ELS.Gesellschaft@Wtal.de Homepage: http://www.els.gesellschaft.wtal.de
Vorsitzender: Hajo Jahn; Stellvertreter: Dr. Klaus Becker; Schatzmeister: Herbert Beil;
Schriftführerin: Renate Dohm; Pressesprecher: Christian Sabisch; Beisitzer: Wendla Boettcher-Streim, Monika Fey und Prof. Dr. Manfred Brusten sowie die Autoren Herta Müller, Hans Joachim Schädlich und Jiri Grusa.
Bankverbindungen: Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 330 500 00 Beitragskonto: 968 768 / Spendenkonto: 958 900
Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter-/ Künstler-innen": Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 330 500 00 Konto: 902 999
Homepage der Stiftung "Verbrannte und verbannte Dichter-/ Künstler-innen": www.Exil-Archiv.de

Redaktion: Hajo Jahn

Webmaster: Uwe Platzek


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