Zentrum für verfolgte Künste

und wie es dazu kam

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Eine Initiative der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft, Wuppertal, in Kooperation mit dem PEN Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland („Exil-PEN"). Im Entstehen unter dem Dach des Kunstmuseums Solingen.

 

Am 12.9.1994 stellte die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft im Raum der Landespressekonferenz im Landtag zu Düsseldorf die (aus Geldmangel) unselbständige Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter/Künstler - für ein Zentrum der verfolgten Künste" vor als Gemeinschaftsinitiative mit dem „PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland". Anwesend waren bei dieser Pressekonferenz Hajo Jahn, Gründer der ELS-Gesellschaft, Fritz Beer als Präsident des „Exil-PEN", dessen Generalsekretär Uwe Westphal und der Autor Jürgen Serke.

Vorgelegt wurde eine Dokumentation mit Unterschriften von rd. 50 AutorInnen, darunter Günter Grass, Siegfried Lenz, Johannes Mario Simmel, Tankred Dorst und die aus der DDR stammenden Schriftsteller Sarah Kirsch, Reiner Kunze, Jürgen Fuchs, Wolf Biermann sowie die aus dem kommunistischen Rumänien stammende Herta Müller und die Israelis Yehuda Amichai, Jakob Hessing, Prof. Paul Alsberg, Tuvia Rübner und Asher Reich. Die Unterschrift des weltweit bekanntesten verfolgten Dichters Salman Rushdie stand für die Aktualität des Themas: Schriftsteller, Journalisten und Künstler wurden und werden in Diktaturen verfolgt, zensiert, eingesperrt, getötet.

Ziel war und ist eine zeitgemäße Erinnerungskultur, jenseits der gängigen Rituale des Erinnerns an die barbarischen Verbrechen der NS-Diktatur, weil der Holocaust für junge Menschen aus Deutschland und aus Einwanderfamilien immer weiter zurückliegt. Und weil auch heute noch Künstler wie Ai Weiwei in China, Filmemacher im Iran, Punkbands in Russland und Journalisten in der Türkei verfolgt werden.

Weil Else Lasker-Schüler vor den Nationalsozialisten flüchten musste, ihre Bücher 1933 verbrannt, ihre Bilder 1937 als „entartet" aus den Museen entfernt, ihre Schauspiele verboten wurden, hatte die nach ihr benannte Gesellschaft am 9. November 1992 die bundesweite Aktion "Eine Nacht in Deutschland" organisiert, bei der rd. 50 Autorinnen u. Autoren in Asylbewerberheimen lasen – „gegen Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Antisemitismus": in Rostock, Moelln, Cottbus, Hünxe, Magdeburg, Schwerin, Dresden u.a. Städten.

Die Satzung der unselbständigen Stiftung wurde von der Bezirksregierung Düsseldorf am 11.10.1994 angenommen. Seit 1999 ist die Stiftung selbständig.

  • 2000 erschien das Buch „Gewissen gegen Gewalt" mit Beiträgen von Pädagogen, Schriftstellern, Journalisten, Museumsexperten u. a. Wissenschaftlern über ein „Zentrum der Verfolgen Künste".
  • 2001 startete die pädagogische Website www.exil-club.de, finanziert mit zwei Mio. DM aus Mitteln des Bundesbildungsministeriums, in Kooperation mit „Schulen ans Netz. e.V.", Bonn.
  • 2004 ging das das Virtuelle Zentrum www.exil-archiv.de online (mit inzwischen rd. 1.800 Biografien von einst und heute verfolgten Intellektuellen).
  • image0032004 wurde auch die Bilder-„Sammlung Gerhard Schneider", mit Hilfe einer Bürgerstiftung und Unterstützung des Sammlers erworben, mit rd. 475 Exponaten in der Ausstellung „Verfemt – Vergessen - Wiederentdeckt" dem Kunstmuseum Solingen übergeben.
  • 2007 wurde die Exilliteratur-„Sammlung Jürgen Serke" mit 2.500 Exponaten aus dem Vermögen der ELS-Stiftung für 300.000 Euro angekauft, da es keine öffentlichen Mittel für dieses national wertvolle Kulturgut gab. Weitere 140.000 Euro musste die Stiftung für die „Ausstellungsarchitektur" aufbringen.
  • 2008, im 75. Jahr nach der Bücherverbrennung, wurde die Exilliteratur-Sammlung als Dauerleihgabe dem Kunstmuseum Solingen übergeben – Grundstock des weltweit einmaligen „Zentrums für Verfolge Künste" - mit inzwischen 23 Originalzeichnungen von Else Lasker-Schüler und 6 Originalbriefen von Thomas Mann (ebenfalls als Leihgaben der ELS-Gesellschaft/Stiftung)
 

Einzigartige Sammlungen wurden so konzeptuell zusammengeführt, um Kulturgeschichten und Kulturgeschichte Deutschlands von 1914 bis 1989 aus der Perspektive der Künstler vorzustellen. Einzelpersonen wie Maler, Literaten, Musiker und Filmschaffende legen mit Leben und Werk Zeugnis ab über das Geschehene. Leitziel aller Bemühungen ist die Vermittlung eines kulturellen Erbes und Gedächtnisses, Erforschung, Aufarbeitung, Sicherung und Dokumentation.

Wuppertal war 1990 Gründungsort der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft. Neben Pflege des Werkes der aus Wuppertal stammenden, in Berlin berühmt gewordenen und in Jerusalem 1945 gestorbenen Künstlerin Else Lasker-Schüler, war es das politische Anliegen des aus der DDR stammenden WDR-Journalisten Hajo Jahn, eine Art Museum, besser: ein national und international wirkendes „Zentrum" ins Leben zu rufen, das an jene Kulturschaffenden, Wissenschaftler und Intellektuelle erinnern soll, die Gegner und Opfer vor allem der NS-Diktatur, aber auch anderer Regime waren (und sind), die im Namen ihrer Ideologie menschenverachtend die Freiheit von Kunst und Wissenschaft unterdrückt und die intellektuelle Elite ihres Landes ausgegrenzt, verfolgt, ins Exil getrieben oder ermordet haben.

Wie so ein ZENTRUM arbeiten könnte, hat die (ehrenamtlich agierende) ELS-Gesellschaft mit ihren bisherigen Foren in Wuppertal/Solingen sowie in Israel, Polen, Tschechien, der Schweiz, Italien und Österreich hinlänglich unter Beweis gestellt: Mit Zeitzeugen in Schulen, Lehrmaterialien, Ausstellungen, Uraufführungen von politischen Theaterstücken und Kompositionen, Diskussionen, Vorträgen, Lesungen sowie Aufführungen einst (und heute) verbotener Filme, Dramen und Kompositionen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Dass ein derartiges ZENTRUM auch im Vereinten Europa mehr denn je seinen Platz haben muss, beweisen die leider zunehmenden Tendenzen von Diskriminierung, Rassenhass und Antisemitismus. Dagegen will dieses Zentrum (auch und vor allem mit jungen Menschen) arbeiten: lebendig, interaktiv, vor Ort und überall dort, wo Demokratie stets aufs Neue verteidigt werden muss!

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