Pressearchiv 2009 bis 2010

17.12.2010 SOLINGER TAGEBLATT
Rat sagt Ja zur "verfolgten Kunst" 
Von Hans-Peter Meurer 


Das Kunstmuseum in Gräfrath. Foto: Archiv Nach monatelangem Verhandlungsmarathon ist der Vertrag zwischen der Stadt Solingen und dem Landschaftsverband endlich perfekt: Vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden des Landschaftsverbandes (LVR) und der für die Klingenstadt zuständigen Bezirksregierung in Düsseldorf wird Solingen ein bislang in Deutschland einmalige „Zentrum für verfolgte Künste“ erhalten. Standort des LVR-Netzwerk-Projektes wird – wie geplant das Museum Baden sein.
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20.08.2010 SOLINGER TAGEBLATT 
Verfemte Kunst: „Kein Anlass zur Kritik“ Die Stadt möchte bis zum Herbst alle offenen Fragen klären, damit eine Gesellschaft für die Sammlung verfemter Kunst von Dr. Gerhard Schneider dann zügig gegründet werden kann. Archivfoto: Christian Beier 
MUSEUM BADEN Stadt reagiert auf ST-Bericht.
„Die Verwaltung der Stadt Solingen hat seit dem Herbst 2009 mit Nachdruck an einer Lösung dieser Aufgabe gearbeitet. Es gibt keinerlei Anlass, dies in Frage zu stellen.“ So reagierte Oberbürgermeister Norbert Feith auf einen gestern im ST erschienenen Bericht über die Sorge um den Verbleib der Sammlung Schneider und die Verhandlungen zwischen Stadt und Landschaftsverband. Es gebe keinen Anlass zur Kritik.
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Kultur und Wissen 
Else-Lasker-Schüler-Forum erinnerte in Israel an dessen europäische Wurzeln
60 Absagen aus Protest
Von Peter KleinertEtwa 600 Besucher bei 15 Veranstaltungen zählte die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft aus Wuppertal bei ihrem XVII. Forum – dem zweiten in Israel. Ausverkauft war das vor allem bei jungen Leuten beliebte Tmu-Na-Theater Tel Aviv bei der Uraufführung eines zweisprachigen, autobiografisch geprägten Stücks der israelisch-deutschen Autorin und Schauspielerin Sara von Schwarze. Vor allem das israelische Publikum feierte die „mutige Inszenierung“ von „HIER UND DORT oder DAZWISCHEN“. Dabei ging es um einen vermeintlichen Mord an einem israelischen Soldaten, um ein palästinensisches Kind zu retten.
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"Der Fels wird morsch, dem ich entspringe"
Ein Meilenstein: Mit dem letzten Briefband ist die Werkedition der Dichterin Else Lasker-Schüler nach Jahrzehnten abgeschlossen
von Jakob Hessing
Else Lasker-Schüler (1869-1945) wurde so alt wie das politische Gebilde, das Bismarck als "Deutschland" aus der Taufe hob und Hitler als "Drittes Reich" in den Abgrund riss; und da sie als Jüdin ein Opfer dieser Geschichte war, sind ihre Lebensspuren lange im Dunkel geblieben. Das hat sie teils selbst gewollt.
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17.07.2010 Werke und Briefe.von Tilman Krause
Von Else Lasker-Schüler. Band 11. Briefe 1941-1945. Hg. v. Karl Jürgen Skrodzki u. Andreas Kilcher. Suhrkamp, Berlin. 912 S., 124 Euro
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250 000 Euro für verfemte Kunst 
MUSEUM BADEN Der LVR hat die jährlichen Gelder im Haushalt. Form der Beteiligung wird noch diskutiert. 
Von Jan Crummenerl 250 000 Euro jährlich stehen im Haushalt des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) für das Museum Baden bereit. Das konnte Museumsdirektor Dr. Rolf Jessewitsch berichten. Das ist die Summe, mit der sich der LVR - neben den Zinsen aus den zwei Millionen Euro Stiftungskapital - am Museum und den verfemten Künsten beteiligen möchte.
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Frankfurt live com, 16.10.09
Gegen das Verdrängen der NS-Vergangenheit
Der Publizist, Dichter und Maler Arie Goral wäre am 16. Oktober 100 Jahre alt geworden(16.10.09) Arie Goral ist als streibarer Publizist im Nachkriegsdeutschland bekannt geworden. Als unbequemer Intellektueller kämpfte er nach 1945 vor allem gegen das Verdrängen der NS-Vergangenheit. Mit vielfältigen Aktivitäten von der Jugendarbeit bis zu Anti-Atomtod-Demonstrationen oder einer Initiative zur Wiedererrichtung eines Heine-Denkmals in Hamburg nahm er an den politischen Diskursen in der Bundesrepublik teil.Auch als bildender Künstler hat Goral ein umfangreiches und vielseitiges Werk geschaffen. Natürlich fanden politische Themen Eingang in Gorals Gemälde und Zeichnungen. Daneben finden sich jedoch auch sehr subtile Werke, in denen Goral sich mit rein ästhetischen Fragestellungen auseinandersetzt.Arie Goral wurde 1909 als Walter Sternheim im westfälischen Rheda geboren. Er verbrachte aber den größten Teil seiner Kindheit und Jugend in Hamburg. In den 20er und frühen 30er Jahren war er in der jüdisch-sozialistischen Jugendbewegung in Deutschland aktiv. 1933 floh Goral zunächst nach Frankreich und emigrierte 1934 nach Palästina. Dort verkehrte er im literarischen Kreis um Else Lasker-Schüler, veröffentlichte Lyrik und gründete Malstudios für Kinder. Nach dem Kunststudium an der Akademie in Florenz ab 1950 folgten zahlreiche Ausstellungen. 1953 kehrte er nach Hamburg zurück. Als Schriftsteller, Publizist, Galerist und Maler wurde er zum "Gewissen der Stadt". Er starb am 23. April 1996 in Hamburg.Gorals schriftlicher Nachlass befindet sich im Hamburger Institut für Sozialforschung. Das Jüdische Museum Frankfurt betreut seinen rund 1600 Werke umfassenden künstlerischen Nachlass. 2007 widmete ihm das Jüdisches Museum eine umfassende Ausstellung mit dem Titel "Kein Weg als Jude und Deutscher? Der Maler, Publizist und Dichter Arie Goral".
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„Himmel und Hölle” im Doppelpack
Heiligenhaus, 09.10.2009, Redaktion HeiligenhausHeiligenhaus. Kulturbüro offeriert Ausstellung und Konzert zu „verbrannten Dichtern”.
„Verbrannte und verbannte Dichter” heißt ein literarisches und musikalisches Highlight des Kulturbüros. Erstmals bieten die Initiatoren eine Veranstaltung im Doppelpack an: einem Museumsbesuch am 25. Oktober im Museum Baden in Solingen folgt am 28. Oktober im Club bei einem Konzert die musikalische Umsetzung des Gesehenen.„Wir übergeben den Flammen die Werke von Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Erich Mühsam, Else Lasker Schüler, Anna Seghers. . .”, schrie wenige Wochen nach der Machtübernahme der NSDAP Propagandaminister Josef Goebbels auf dem Berliner Opernplatz und ließ Tausende von Büchern verbrennen. Gleichzeitig geschah diese Vernichtung geistigen Kulturgutes in etlichen Universitätsstädten. Erst viele Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges ging der Journalist Jürgen Serke den Spuren dieser verfemten Dichter nach. Er ließ in einer Sammlung von Büchern, Malereien, Briefen, Fotos, Autographen und Typoskripten „gegen das Vergessen” Leben und Werk dieser Künstler wieder auferstehen. Zu sehen ist diese Dokumentation als Dauerausstellung im Museum Baden unter dem Titel „Himmel und Hölle zwischen 1918 und 1989”.Das Kulturbüro greift nun dieses Thema auf, bietet am 25. Oktober eine Busfahrt (14 Uhr ab Rathaus) in dieses auch architektonisch reizvolle Museum an. Nach einer Führung von Ruth Ortlinghaus folgen eine Kaffeepause und ein Gang durch den Solinger botanischen Garten.Texte dieser verbannten Dichter setzt die Band „Thomas Friz & Pankraz” dann am 28. Oktober um 20.30 Uhr in der Besetzung Gesang, Gitarre, Akkordeon, Geige und Kontrabass um. Sie bieten eine Hommage an die „verbrannten Dichter”. Thomas Friz begann seine musikalische Laufbahn an der Seite von Wolfgang Neuss, präsentierte später Soloprogramme mit jiddischen Liedern. Jetzt hat er in „Pankraz” ideale Partner gefunden. Die Vorstellung wird Vertonungen u.a. der Dichter Walter Mehring und Erich Kästner enthalten.Die Veranstaltung kostet 20 Euro, nur die Fahrt nach Solingen 13 Euro und ausschließlich der Besuch des Konzertes 15 Euro. Infos und Karten gibt's im Kulturbüro oder unter 02056/13-194.
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SOLINGER TAGEBLATT 05.10.2009
„Was ist überhaupt ein Volk heute?“

Einen szenischen Einstieg in die hochkarätig besetzte Veranstaltung am Samstagabend gab es mit Mitch Heinrichs „innerem Schweinehund“ (rechts). Moderator im M useum Baden war der ehemalige ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen (3. von links). Foto: Christian BeierSOLINGEN – 20 JAHRE MAUERFALL 
Im Museum Baden gab es eine große Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen/ Veranstaltung der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft 
Wie man seinen inneren Schweinehund überwindet, ist schon schwer genug zu klären. Wie man ihn überwindet, um gegen eine Diktatur zu stehen, umso mehr: Mit dieser Frage läutete Hajo Jahn als Vorsitzender der gastgebenden Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft am Samstagabend eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion im Museum Baden ein. Sie war Höhepunkt einer Reihe von Veranstaltungen, die in Kooperation mit dem Zentrum für verfolgte Künste anlässlich des Mauerfalls am 9. November vor 20 Jahren stattfanden (ST berichtete).
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SOLINGER TAGEBLATT 2.10.2009
„Zum zweiten Mal geschwiegen“

Die Gesangsformation „Feyne Töne“, begleitet vom Komponisten Joe Schittino am Flügel, bot gestern Abend Einblicke in das Oratorium „Wasser das zur Mauer wurde“ von Klaus Rohleder (Text) und Joe Schittino (Musik). Foto: Christian Beier SOLINGEN – MUSEUM BADEN
Gestern Abend wurde ein Oratorium zum Mauerfall vor 20 Jahren uraufgeführt. 
Von Jan Crummenerl
„Kleiner Zettel, komm zurück mit einer Nachricht von ihr.“ - „Ich warte auf das Wort von ihm.“ Ein Bach trennt das Paar, das den Wind bittet, den Zettel über das Wasser zu tragen. Aber das Wasser wird zur Mauer. „Wir brauchen Mauern, um Grenzen zu setzen“, verteidigt der Ideologe. Keine guten Voraussetzungen für ein gutes Ende. „Liebster! Ich höre Schüsse nahe der Quelle.“ Und das Wasser färbt sich rot.
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SOLINGER TAGEBLATT 30.09.09
Mit Fritz Pleitgen und Peter Sodann
 
Fritz Pleitgen wird die Podiumsdiskussion moderieren. Fotos: Veranstalter 
SOLINGEN – TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT 
In dieser Woche gibt es eine Reihe hochkarätig besetzter Veranstaltungen im Museum Baden. 
„Es ist die wichtigste Einrichtung, die wir haben“, sagt der Regisseur und Schauspieler Peter Sodann gegenüber dem Tageblatt über das Zentrum für verfemten Künste im Museum Baden. „Denn in Deutschland wird sehr schnell vergessen.“ So dreht sich um den Tag der Deutschen Einheit eine ganze Serie hochkarätig besetzter Veranstaltungen im Museum Baden: „20 Jahre Mauerfall - Was bleibt vom Aufbruch nach dem Abbruch?“
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Krimi: Nach 60 Jahren wiederentdeckt 20.09.2009

Ingrid Bachér. Foto: ELSG
SOLINGEN – VERÖFFENTLICHUNG Ingrid Bachér las im Museum Baden aus verschollenem Buch von Ernst Kaiser. 

Von Simone Theyßen-Speich
Das Buch ist ein Krimi. Und die Geschichte, die sich darum rankt, erst recht. 1947 hat der in Österreich geborene jüdische Schriftsteller Ernst Kaiser „Die Geschichte eines Mordes“ geschrieben. Jetzt - nach mehr als 60 Jahren - erscheint das Buch im Verlag Ralf Liebe. Der Düsseldorfer Autorin Ingrid Bachér ist die späte Entdeckung des Buches zu verdanken. Am Donnerstagabend las sie, eingeladen von der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, im Zentrum für verfolgte Künste im Museum Baden aus dem Buch.
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Ganz eigenartig – sagen auch die Maler
Das bildnerische Werk von Else Lasker-Schüler
Als Literatin ist Else Lasker-Schüler ein Klassiker. Weniger bekannt ist indes, dass sie zeitlebens auch als bildende Künstlerin tätig war und nebst Illustrationen auch viele freie Zeichnungen schuf. Max Slevogt sah ihre Blätter als «Ausfluss einer tiefinnerlichen Künstlerpersönlichkeit» an.
Else Lasker-Schüler, heute in ihrer Bedeutung unumstritten, wird als herausragende literarische Vertreterin der avantgardistischen Moderne gewürdigt. Als bildende Künstlerin aber wird sie nur am Rande wahrgenommen.
Wahrscheinlich sogar noch vor der Entwicklung ernsthafter literarischer Bestrebungen hatte sie begonnen, ihr bildkünstlerisches Talent auszubilden. Bald nachdem sie 1894 aus Elberfeld nach Berlin gekommen war, nahm sie bei Simson Goldberg, einem Schüler Max Liebermanns, Zeichenunterricht und mietete sich ein Atelier.
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RHEINISCHE POST Solingen
Hajo Jahn: "Wir bleiben hartnäckig"
29.06.2009
Solingen (RP) "Unsere Petition für ein politisch und historisch korrektes Zentrum gegen Vertreibung an den Deutschen Bundestag war ein grandioser MissERFOLG", schreibt Hajo Jahn, Vorsitzender der Else-Lakser-Schüler-Gesellschaft, auf der Website der Wuppertaler Gesellschaft. Die vom Gesetzgeber geforderten 50 000 Unterschriften in sechs Wochen habe man "grandios verfehlt". Zum Stichtag Mitte Juni waren 1023 Stimmen per Online-Abstimmung abgegeben worden. "Hinzu kommen 1193 schriftliche Eingaben, überwiegend von Menschen, denen es nicht gelungen ist, die technischen Schwierigkeiten beim Registrieren auf der Bundestags-Website zu überwinden", erklärt Jahn. Mit ihrer Initiative wollte die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft erreichen, dass das in Berlin geplante Zentrum für Vertreibung um das Thema der Vertreibung der Künstler und Intellektuellen ab 1933 ergänzt wird. "Die großen Vertreibungen begannen bereits 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Künstler, Intellektuelle, Wissenschaftler, Politiker, Gewerkschafter und sogar Sportler wurden als erste vertrieben", so Jahn.
Jahn erklärt, die "Reputation der Unterzeichner" der gescheiterten Petition zu nutzen: "Wir bleiben hartnäckig, fühlen uns durch das positive Echo ermuntert." Unterzeichner der Petition waren unter anderen Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Polens Ex-Außenminister Wladyslaw Bartoszewski, Bischöfin Maria Jepsen, Johannes Gerster, Ralph Giordano, Reiner Kunze, Norbert Blüm, Sylvia Löhrmann, Hannelore Hoger und Iris Berben. Und deshalb sei die Initiative trotz ihres negativen Ausgangs auch ein Erfolg.----------------------------------------------------------------------------------------------------------
Zum 140. Geburtstag der Dichterin und Künstlerin Else Lasker-Schüler
Forum in Berlin und virtuelles Museum im Netz
Von Peter Kleinert
 Über eine viertägige literarische Veranstaltung vom 5. bis 8. März anlässlich ihres 140. Geburtstags kehrte die 1945 im Exil in Jerusalem gestorbene und 1869 in Wuppertal geborene Dichterin und Künstlerin Else Lasker Schüler wieder nach Berlin zurück, wo sie bis 1933 eine wichtige Figur der Boheme gewesen war. Es war das XV. Else Lasker-Schüler-Forum und das erste, das in der Berlin stattfand. Zwei Tage nach dem Forum, am 10. März, wurde ein “Virtuelles Museum der verfolgten Künste“ online gestellt.

Selbstporträt von Else Lasker-Schüler
Da Else Lasker-Schüler in Berlin maßgeblich für die wichtigste expressionistische Zeitschrift “Der Sturm“ tätig gewesen war, eröffnete die Schauspielerin Angela Winkler mit Rezitationen von ELS-Texten und Gedichten von Freunden aus dem Umkreis der Dichterin das Forum. Auf dem Programm stand ein neues Theaterstück über die Autorin, das als inszenierte Lesung in der Tschechischen Botschaft vorgestellt wurde. Dort präsentierte die Schauspielerin Nina Hoger mit einem Musikensemble auch Lyrik und Prosa der Dichterin. Experten sprachen über das zeichnerische Werk der Künstlerin und ihre Freundschaften mit den berühmten Künstlern jener Epoche in Berlin.

ELS – Dichterin, Zeichnerin, Flötespielerin
Ein Jahr vor ihrer Flucht ins Exil hatte sie 1932 den Kleist-Preis, die damals wichtigste Literaturauszeichnung in Deutschland, erhalten, 1937 wurden 104 ihrer Zeichnungen als “entartet“ von den Nazis aus der Berliner Nationalgalerie entfernt. Die hätten - so Hajo Jahn, Vorsitzender der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft und der namensgleichen Wuppertaler Stiftung - „von einem anderen Wuppertaler gerettet werden können. Denn seine eigenen schweren Ölbilder, Werke berühmter Maler, hat er in Sicherheit gebracht und später seiner Heimatstadt geschenkt: Baron Eduard von der Heydt. Der “Bankier der Nazis“ mit Schweizer Pass war nämlich einflussreicher Vorsitzender des Freundeskreises der Berliner Nationalgalerie. Seine wertvolle Sammlung dürfte er zu erheblichen Teilen aus den Provisionen seiner Geldwaschgeschäfte für das “Dritte Reich“ finanziert haben. Immerhin hat es die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft nach jahrelangen Kämpfen geschafft, daß der Kulturpreis der Stadt in diesem Jahr erstmals ohne den belasteten Vornamen des NSDAP-Mitglieds Eduard von der Heydt verliehen wurde.“ Den Preis nach der vertriebenen Künstlerin Else Lasker-Schüler zu benennen, wie es Hajo Jahn und einige wenige Wuppertaler Stadtverordnete gern gesehen hätten, dazu war die Mehrheit von CDU und SPD im Rat der Stadt nicht bereit.

Bei der Mehrheit im Stadtrat nicht beliebt 
– ELS-Archivfoto aus der Berliner Zeit
International beliebter als in Wuppertal
Dabei ist Else Lasker-Schüler, wie NRhZ-LeserInnen wissen, heute international anerkannt und beliebter als in ihrer Geburtsstadt. Hajo Jahn hat auf Einladung einer Pekinger Hochschule Vorträge über die Künstlerin auf Deutsch in Peking halten können, dazu einen Vortrag über Deutschlands “verbrannte Dichter“. Im Stockholmer Ersatz-Verlag ist gerade ein bibliophil aufgemachtes Buch mit deutschen Originalgedichten und deren schwedischen Übersetzungen sowie mit Essays von Else Lasker-Schüler in der Landessprache erschienen. Im Goethe-Institut Prag wurde der “Prinz von Theben“ - so einer der vielen alias-Namen der Künstlerin - vor vielen Gästen in einer Doppelveranstaltung ausführlich vorgestellt, gut besucht von Tschechen und Deutschen, die in Prag wohnen und arbeiten. Gefördert wurde dieses stark beachtete Symposium vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, während das Berliner ELS-Forum keine öffentliche Unterstützung bekam. Lediglich die Stiftung Preußische Seehandlung förderte das ELS-Forum. Ähnliche Foren wie das in Berlin hatte die Wuppertaler Else Lasker-Schüler-Gesellschaft in den vergangenen Jahren unter anderem in Breslau, Prag, Zürich und Jerusalem organisiert. Die Literatur-Organisation hat nach Angaben ihres Vorsitzenden international mehr als 1.400 Mitglieder (www.else-lasker-schueler-gesellschaft.de). Virtuelles Museum der verfolgten Künste Hebräisch ist die achte Fremdsprache des Internetprojekts www.exil-archiv.de, das am 10. März unter dem Dach des “Virtuellen Zentrums der verfolgten Künste zur Förderung demokratischer Kultur“ (www.exil-zentrum.de) online geschaltet wurde. Vor fünf Jahren, im Frühling 2004, startete die Wuppertaler Else Lasker-Schüler-Gesellschaft mit ihrer „Stiftung verbrannte und verbannte Dichter/Künstler“ zuerst das “Exil-Archiv“, dem inzwischen die pädagogische Plattform www.exil-club.de angegliedert wurde. Nun steht diese einmalige Erinnerungseinrichtung im weltweiten Netz. In dieser Zeit sind auch die Sprachen jener Länder hinzugekommen, die Exilanten während der NS-Zeit aufgenommen hatten oder von der deutschen Wehrmacht besetzt worden waren: Englisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Tschechisch und Farsi im angeschlossenen „Iranischen Exilarchiv“, das von Schweden aus bearbeitet wird. Aufgearbeitet sind hier inzwischen 1.300 Biografien, 100 weitere Lebensläufe vorbildhafter widerständiger Persönlichkeiten stehen bereits in der „Warteschlange“. Keinerlei staatliches InteresseSie sind im weltweiten Web das Pendant eines realen Zentrums, das unter dem Dach des Kunstmuseums Solingen (Museumsdirektor Dr. Rolf Jessewitsch) mit einer Exil-Literatursammlung, einer Bilder-Sammlung, mit Thomas-Mann-Exilbriefen und Zeichnungen von Else Lasker-Schüler wächst. „Also in der sogenannten Provinz, weil sich bislang nirgendwo in der Welt ein Platz für diese einmalige Einrichtung gefunden hat, in der die 1933 begonnene Vertreibung von Künstlern und anderen Intellektuellen dargestellt wird“, sagt Hajo Jahn. Heinrich Heines Satz, dass dort, wo man Bücher verbrennt, auch Menschen verbrannt werden, habe sich unter den Nationalsozialisten erschreckend bestätigt. „Ab 1933 wurden Schriftsteller, Journalisten, Maler, Musiker und sogar Sportler aus Deutschland und später aus den besetzten Ländern vertrieben. Es waren die besten der deutschen und damit abendländischen Kultur. Mit ihren Biografien und ihren Werken lässt sich eine moderne Erinnerungskultur und Arbeit gegen Fremdenhass und Antisemitismus besser verbinden als mit steinernen Denkmälern und dem geplanten Zentrum gegen Vertreibung in Berlin.“ Die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft habe ihr “Zentrum der verfolgten Künste“ mit Ausstellungen in Israel, Polen und Tschechien vorgestellt und sei dort im Gegensatz zu dem Projekt des Bundes der Vertriebenen auf Sympathie gestoßen. Vaclav Havel und Wladislaw Bartoszewski waren Schirmherren dieser Veranstaltungen. Fernziel der Gesellschaft sind solche Ausstellungen auch für Holland, Dänemark und Norwegen. Partner nicht nur des realen Zentrums, sondern auch des virtuellen ist das Kunstmuseum Solingen, an dem sich inzwischen als einzige öffentlich-rechtliche Institution in Deutschland der Landschaftsverband Rheinland beteiligt.Hoffen auf SponsorenHajo Jahn, Initiator und Motor dieses ungewöhnlichen, ehrenamtlich organisierten Projektes bedauert, dass es ansonsten keinerlei staatliches Interesse für die vertriebenen Besten aus der deutschen und abendländischen Kultur zu geben scheint. Das Internetprojekt und das reale Zentrum/Museum litten immer wieder unter akuter Geldnot. „In den USA hätten längst Mäzene oder Unternehmen erkannt, welches (Werbe-)Potential in dieser Thematik liegt.“ Er und mit ihm die 1.400 Mitglieder der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft hoffen aber trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf Unterstützer und Sponsoren, „auf weitere Zustiftungen und Sammlungen, mit denen Gönner sich, wenn man so will, verewigen können.“ (PK) Alle Bilder: www.exil-archiv.de Das reale Zentrum der verfolgten Künste mit der (Bilder-)Sammlung Schneider und der (Exil-Literatur-)Sammlung Jürgen Serke befindet sich im Kunst-Museum Solingen, Wuppertaler Straße 160 (42 653 Solingen-Gräfrath)Zugang zum virtuellen Zentrum: www.exil-zentrum.de, www.exil-archiv.de, www.exil-club.deTelefonkontakt: Hajo Jahn (0202-305198) / Dr. Rolf Jessewitsch (0212-25814-0)

 

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