Rezension über das Buch „Werner Peiner – Verführer oder Verführter, Kunst im Dritten Reich" von Dr. Dieter Pesch und Martin Pesch, erschienen zu gleichnamigen Ausstellung 2012 in Schleiden - Gemünd
Das Buch der beiden Autoren Dr. Dieter Pesch und dessen Sohn Martin Pesch erschien 2012 anlässlich einer gleichnamigen Ausstellung im KunstForum Eifel in Schleiden – Gemünd. Es war sogar die Grundlage der umstrittenen Ausstellung mit Bildern des hochrangigen NS-Künstlers Werner Peiner. Denn die in der Ausstellung präsentierten Texttafeln waren ausschließlich Auszüge aus diesem Buch. Somit ist dieses Peiner-„Buch" gleichzeitig als Ausstellungskatalog zu bezeichnen.
Die Ausstellung sorgte im Vorfeld für heftige Kritik. Es bildete sich eine Interessensgruppe „Eifler Bündnis gegen Rechtsextremismus", die gegen die befürchtete Lobpreisung des NS-Künstlers Werner Peiners öffentlich Kritik äußerte. Man bemängelte unter anderem den Ausstellungsort „KunstForum Eifel", der der aktuellen Kunst aus der Region zugedacht sei. Aber auch die von den Schülern der Hermann-Göring-Meisterschule isolierte Präsentation Peiners sah man als problematisch. Die Nähe zur NS- Ordensburg Vogelsang und zu Kronenburg hätte eine kritische Gesamtausstellung der Hermann-Göring-Meisterschule nahegelegt und wäre akzeptiert worden. Eine solche Protesthaltung suchte man 2010 in Langenfeld, unmittelbar in der Nähe von Werner Peiners Wohnsitz in Leichlingen, vergeblich. Dort wurde schon damals eine Ausstellung unter dem Titel „Werner Peiner – hofiert und verfemt" gezeigt, in der man die NS-Verbindung des Malers nicht nur verschleierte, sondern die Kunst aus dem Zusammenhang herauszog und lobte. Leicht kam für den weniger kundigen Besucher der Eindruck auf, dass auch Peiner ein verfemter Künstler gewesen sei.
Unklare Formulierung im Buchtitel
Dem Besucher beider Ausstellung fällt unmittelbar auf, dass die Titel sich ähneln. In beiden Fällen werden Gegensatzpaare aufgestellt, die den hochrangigen NS-Maler in einer passiven Rolle erscheinen lassen können. Denn sowohl das Hofieren wie die Verführung suggerieren eine Vereinnahmung Peiners seitens anderer Personen. Mag dahinter eine Vermarktungsstrategie für die Kunst Peiners stehen?
Bei einem hochrangigen Vertreter des Nationalsozialismus, wie es Peiner nun einmal für den Bereich der Kunst war, ist eine Frage nach der Verführung oder des Verführten völlig verfehlt. Peiner hat die Kunst des Dritten Reichs wesentlich mitgeprägt. In späteren Presseinterviews räumten die Autoren Pesch ein, dass der Titel sehr unglücklich gewählt sei und Werner Peiner sich „selber verführt hätte". Jedoch bleibt diese Korrektur sprachlich weiterhin nicht schlüssig.
Der zweite Untertitel „Kunst im Dritten Reich" kündigt geradezu ein groß angelegtes Kompendium an. Denn darunter sammelt sich jegliches künstlerische Schaffen während der NS-Zeit. Es beinhaltet die verfolgten und verfemten Künstler sowie die offizielle Staatskunst gemäß der NS-Kunstideologie. Auch das Schaffen Picassos im besetzten Paris würde unter diesen Begriff gefasst werden. Der Untertitel hätte also allenfalls „Kunst des Dritten Reichs" heißen dürfen. Wobei Peiner als Maler nur einen Teil der NS-Kunst ausmacht. Eine Monographie über Werner Peiner, wie sie uns hier vorgelegt wird, kann diese vielfältigen Ansprüche nicht erfüllen.
Das Autorenpaar
Dr. Dieter Pesch war der Leiter des Kommener Freilichtmuseum und damit ein Fachmann für Volkskunde. Als Pensionär hat er vor einiger Zeit die Ausstellungsplanung für das KunstForum Eifel übernommen. Sein Sohn Martin Pesch bereitete sich 2012 auf eine Promotion im Fach Geschichte vor. Beide haben aber keine besonderen Fachkenntnisse über die Zeit des Nationalsozialismus und erst Recht nicht über Kunstgeschichte im Allgemeinen und der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts im Besonderen. Gleichzeitig war Dr. Dieter Pesch der Ausstellungskurator und somit für die Auswahl der Bilder in der gleichnamigen Ausstellung verantwortlich.
Der Aufbau des Buches
Die Autoren haben sich dazu entschlossen, sich an den historischen Ablauf der Fakten zu orientieren. Sie verzichten auf Kapitel, die die Person und das Schaffen des NS-Künstlers Werner Peiner unter thematischen unterschiedlichen Schwerpunkten beleuchtet.
Das Buch ist in vier Abschnitte aufgeteilt. Der erste Teil widmet sich der Zeitspanne vom Studienbeginn 1919 bis zum Anbruch des Dritten Reichs 1933. Hier werden die künstlerischen Anfänge wie auch die Freundschaft zum Shell-Manager Dr. Kruspig und dem Düsseldorfer Architekten Emil Fahrenkamp und die gemeinsame Erkundung des Eifler Ortes Kronenburg thematisiert. Der zweite erörtert in drei Unterkapitel (Vorkriegszeit, Kriegszeit und Zeit der Entnazifizierung) die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. Dabei steht die Geschichte der Hermann-Göring- Meisterschule für Malerei im Mittelpunkt. Mit dem dritten Abschnitt weichen die Autoren vom Konzept einer streng am Zeitablauf orientierten Aufarbeitung ab. Das Kapitel ist mit „Rezeption in Presse und Wissenschaft" überschrieben und resümiert die Schriften aus den Jahren 1921 bis 1944, die sich mit Werner Peiner auseinandersetzten. Es handelt sich also nicht um eine kritische Aufarbeitung sämtlicher Veröffentlichungen über Werner Peiner, sondern lediglich um die Auswertung eines historischen Abschnittes. Die Autoren versuchen hier eine Einordung der Bedeutung Peiners für den Nationalsozialismus aus der damaligen Zeit zu erschließen. Kritische Veröffentlichungen über das Werk Werner Peiners aus der Nachkriegszeit finden hier keine Beachtung. Der vierte Abschnitt gliedert sich wieder ins Konzept des Zeitablaufes und thematisiert Peiners Verharren in seinen nationalsozialistischen Positionen nach 1945. Es ist mit „Kampf gegen den modernen Zeitgeist" betitelt und beleuchtet die „gesellschaftskritischen Themen", den „Christlichen Freundeskreis" und die Unterstützung durch deutsche Unternehmen in der Nachkriegszeit bis zu seinem Tod im Jahre 1984.
Aufarbeitung der Verflechtung mit dem Nationalsozialismus
Den Autoren wurde der Einblick in den Nachlass Werner Peiners gewährt. Dieser wird vom Enkel Marcus Albanus in der ehemaligen Peiner-Residenz Haus Vorst in Leichlingen verwaltet. Dadurch bringt das Autoren-Duo umfangreiche Quellen an die Öffentlichkeit, die bisher nicht leicht einsehbar waren.
So erstellen Dieter und Martin Pesch eine genaue Rekonstruktion der zeitlichen Abläufe und der Hintergründe, die zur Gründung der Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei führten, wie sie ab 1938 genannt wurde. Auch das „geistige Gesetz der Hermann-Göring-Malschule" ist im Anhang zu finden. Die Autoren betonen selber, dass sie zudem die frühe, bisher vernachlässigte Phase in Peiners Schaffen berücksichtigt haben. Ebenfalls werden die Freundschaften und Unterstützer sowohl vor der Zeit des Nationalsozialismus wie auch in der Nachkriegszeit offengelegt. Dabei lassen die Autoren auch keinen Zweifel, dass Peiner nicht nur seit 1937 NSDAP-Mitglied war, sondern auch jegliche Verflechtung nach 1945 verleugnete und gleichzeitig in seiner nationalsozialistischen Gesinnung verharrte.
Sie bestätigen auch eine nationalsozialistische Verbindung Werner Peiners schon vor 1933, legen sich dabei aber nicht auf einen Zeitpunkt fest. Damit weichen die Autoren Pesch von den bisherigen Dissertationen von Anja Hesse und Nicole Doll ab. Diese machen „NS-Ideologeme" in Werner Peiners Schaffen „relativ spät um 1936/37" fest, wie in der Zusammenfassung von Dieter und Martin Pesch erwähnt wird. Einen Zeitpunkt können sich die Autoren jedoch nicht angeben, ab dem Werner Peiner der Gesinnung nach als Nationalsozialist zu bezeichnen ist. Die ausgewerteten Quellen gaben anscheinend nicht genug Belege, aus denen man eine nationalsozialistische Gesinnung Peiners erschließen könnte. Man begnügt sich damit, dass die Beziehungen zu den Nationalsozialisten in wesentlichen durch den Shell-Manager Dr. Kruspig geknüpft seien. Dr. Kruspig verkehrte schon Mitte der 1920er Jahren mit führenden NS-Funktionären. War Werner Peiner doch nur ein Verführter?
Kann man Kunst und Künstler von einander getrennt betrachten?
Damit stößt man auf ein grundlegendes Problem dieses Buchs, das gleichzeitig als Grundlage einer Kunstausstellung diente. Beide Autoren sind keine Kunsthistoriker. Sie meiden sowohl im Buch wie in der Ausstellung eine intensive Auseinandersetzung mit der Kunst. Man merkt ihnen an, dass sie sich nicht die notwendigen Fragen stellen können, um die ausgewerteten Quellen mit der Kunst in Verbindung zu bringen. Die Autoren trennen die Person Werner Peiner von seiner Kunst ab und betrachten beides wie zwei unterschiedliche Phänomene. Symptomatisch dafür ist die willkürliche Verteilung der Bildbeispiele im Text, der wiederum an keiner Stelle auf die Abbildungen Bezug nimmt. Die Auswahl der Abbildungen überzeugt ebenfalls nicht.
Das Themenfeld insgesamt, wie es im Buchtitel angedeutet wird, ist einfach zu groß und weitgefächert gesteckt, als dass es von zwei Historikern, die zumal keine Fachwissenschaftler für Nationalsozialismus sind, bewältigt hätte werden können. Warum man kein Team aus unterschiedlichen fachspezifischen Autoren zusammengestellt hat, bleibt unerklärlich.
Auffällig ist zunächst, dass dieses Buch die „Kunst im Dritten Reich" als Thema nennt, aber dann ernüchternd wenig über die Kunst der Nationalsozialisten zu erfahren ist. Weder die großen Bildaufträge an Werner Peiner selber noch die Arbeiten der Hermann-Göring-Meisterschule und der Schüler werden in diesem Buch analysiert. Der Leser erfährt, wie auch der Ausstellungsbesucher, nichts über die NS-Bildpropaganda und Peiners eigenständige Mitgestaltung an dieser bildnerischen Propagandasprache. Peschs sehen Peiners anfangs „hochrangige Malerei" durch die Verflechtung mit den Nationalsozialisten zu einer reinen „Dekorationsmalerei verflacht" sei. Unter Berücksichtigung der wichtigen Bedeutung der Kunst für die Nationalsozialisten für die Verbreitung von Propaganda ist eine solche Einschätzung ungeheuerlich.
Die Autoren konzentrieren sich auf Peiners Schaffen in den 1920er Jahren und stellen ihn als einen der erfolgreichsten Maler dar, der den Geschmack des rheinländische Bürgertums bediente und es nicht nötig gehabt hätte, sich den Nationalsozialisten in „faustischer" Fatalität anzudienen. Obwohl sie von einer deutschnationalen und antimodernen Haltung Peiners seit 1921 ausgehen und Peiner stets sein Bemühung als Rettung und Gesundung der Deutschen Kunst bezeichnete, stellen sie einige Studentenarbeiten als experimentelle und kritische Auseinandersetzung mit den neuen Strömungen wie dem Expressionismus dar. Hier werden die unter Einfluss der Akademie entstandenen Studentenarbeiten in ihrer Bedeutung für einen eigenständigen Stil zu hoch eingeschätzt.
Fakten werden nicht gründlich untersucht. Sie erwähnen zum Beispiel, dass Peiners Kunstverständnis im Wesentlichen auf eine fünfbändige Kunstgeschichte zurückgeht, die er während des 1. Weltkrieges las. Den Titel dieses Werkes erfährt man aber nicht. Wenn diese kunsthistorische Enzyklopädie für Peiner ein Schlüsselwerk darstellte, hätte man diese kritisch untersuchen müssen, ob nicht hier schon Affinitäten zu den nationalsozialistischen Kunsttheorien eines Rosenbergs auszumachen sind. Ebenfalls hätte man den Personenkreis an der Kunstakademie untersuchen müssen, in dem sich Peiner bewegte.
Die Auseinandersetzung mit der Strömung der Neuen Sachlichkeit und die epigonale Aneignung von Brueghel werden als Suche eines eigenständigen Personalstiles interpretiert, obwohl man an anderer Stelle darauf hinweist, dass Peiner gerade eine Entpersonalisierung der Malerei anstrebte. Auch hier hätte man einen Bezug zur Blut-und Boden-Malerei untersuchen müssen. Zum einen stand Peiner schon 1927 in fester Beziehung zu Kruspig und Fahrenkamp und erkundeten die Eifel, die auch für das nationalsozialistische Weltbild eine große Rolle hatte. Zum anderen ist Peiner nicht der einzige Maler in neusachlichen Stil, der dem Nationalsozialismus nahe stand. Der epigonale Brueghel-Stil eignete sich hervorragend durch seine erzählerische Struktur zur Verbreitung von Propaganda. Diese Tatsache wird gerade durch Bilder wie „Deutsche Erde" belegt, welches 1933 Adolf Hitler geschenkt wurde und sofort als Massen-Postkarte unter die Bevölkerung verbreitet wurde. Solch naheliegenden Verbindungen werden von den Autoren nicht in Erwägung gezogen.
Stattdessen verwenden die Peschs eine Formulierung, dass Peiners „Gemälde, die bisher bei seinen bürgerlichen Kunden im Rheinland problemlos Absatz gefunden hatten, ... in das von den NS-Machthabern angedachte Schema einer neuen deutschen Kunst [passen]" (S.162) Dieses Bürgertum wird wiederum nicht auf seine politisches Haltung untersucht. Wie man an der Person Dr. Kruspig erkennen kann, darf eine nationalsozialistische Haltung nicht ausgeschlossen werden. Diese Wortwahl ordnet Peiners Mitgestaltung an der nationalsozialistischen Kunst unterschwellig eine passive Rolle zu. Solche unterschwellig relativierenden Formulierungen finden sich durch das ganze Buch hinweg.
Peschs Affinität zu Peiners Malerei
Dieter und Martin Pesch ziehen das Fazit, dass Peiner aus einer Geltungssucht nach Ruhm und Anerkennung dem Nationalsozialismus verfallen sei. „Werner Peiner, der sich in seiner Autobiographie als faustischer Mensch bezeichnete, hatte mit „Mephisto" Göring einen Pakt geschlossen, der ihm Ruhm und Geld, möglicherweise durch die Positionierung als Staatsrat auch Macht zusicherte." (S.164) Peiners durch Fatalismus und Faust-Mythos geprägte Weltsicht in die Beurteilungsformulierung über ihn mit einfließen zu lassen ist nicht ganz problemlos. Die Autoren verlieren dadurch eine kritische Distanz. Zudem widerspricht dieses Fazit der vorherigen Einordung, dass Peiner schon in den 1920er Jahren so erfolgreich war, dass er sich nicht den Nationalsozialisten hätte anschließen müssen.
Bei der Lektüre des Buchs lässt sich eine Affinität der Autoren zur Malerei Peiners feststellen. Obwohl sie ihn bis Mitte der 1930er Jahre als Suchenden charakteriesieren, stufen sie die Malerei vor 1933 als hochrangig ein. Sie sehen in Peiners Schaffen eine „technisch vollendete Malerei" (S.92) und schwärmen von seiner Innovation, indem er der Temperamalerei alle Fettanteile entzogen hätte. Er habe die Technik der Temperamalerei wie kein anderer seit dem Mittelalter beherrscht. Die Autoren scheinen hierbei der Faszination der Künstlerbeschreibungen über die eigene Arbeitsweise verfallen zu sein. Denn der Einblick in die Rezeptur der Farben erläutert nur ein Teil der Maltechnik und nicht die Malerei selber. Peiners Ablehnung der Ölmalerei ist auch eine rein subjektive Entscheidung. Daraus lässt sich kein Qualitätsurteil ableiten, wie es die Peschs machen. Bei einer kritischen Distanz hätte den Autoren auffallen müssen, dass man bei einer Farbe, die auf jeglichen Fettanteil verzichtet, per Definition gar nicht mehr von einer Temperafarbe sprechen kann. Denn gerade die Vermischung von wasserlöslichen und fetthaltigen Bindemittel zeichnet eine Temperamalerei aus, die zudem auch noch in der Renaissance ihre Verwendung fand.
Vielleicht lag es an dieser Affinität der Autoren zu Peiners Bilderbild, dass keine Bezüge zwischen der Person Werner Peiners und seiner Kunst hergestellt wurde. Dies ist eine unverständliche Auslassung, da Peiner gerade als Künstler eine tragende Funktion im Nationalsozialismus zukommt. Durch seine Kunst hat er seinen Beitrag zu diesem verbrecherischen Regime geleistet. Dieser Beitrag wird in dem Buch nicht genügend ausgeleuchtet. Die Malerei Peiners wird im Grunde von einer Schuld freigesprochen.
Auf Seite 164 findet man schließlich folgende spekulative Aussage: „Er wäre möglicherweise ein Maler geworden, dem mit seinem realistischen Stil auch in der jungen Bundesrepublik eine Karriere offengestanden hätte, der sich in seinem Stil als Suchender, der er bis zur Mitte der Dreißiger Jahre war, weiterentwickelt hätte." Worauf dieses abschließende Urteil basiert, bleibt dem Leser völlig unklar. Wie kann man die Bildthematiken bei der Beurteilung von Gemälden ignorieren? Es existieren keine anderen Bilder Peiners, auf die man eine solche Aussage aufbauen könnte. Da Peiner laut der Autoren seinen Stil erst 1935 gefunden hat, kann dies nur diese „entpersonalisierte Malerei" sein, die er an der Hermann-Göring-Meisterschule lehrte. Selbst nach Peschs Argumenten ist erst diese nationalsozialistische Malerei der eigentliche Stil des Künstlers.
Die Rolle des Peiner-Enkels Marcus Albanus
Im Kölner Stadtanzeigers findet sich im Oktober 2007 unter „ Werner Peiner aus der Sicht des Enkels" ein Artikel, der berichtet, dass Peiner-Enkel Marcus Albanus in Kronenburg einen Lichtbildvortrag hielt. Der Artikel beginnt wie folgt: „ ,Ohne die Nazis wäre mein Großvater ein weitaus bedeutenderer Künstler geworden´, resümierte Marcus Albanus". Albanus rechtfertigt sein Urteil mit der Feststellung, dass sein Großvater „bereits vor der Machtergreifung der Nazis ein erfolgreicher Künstler" war.
Es fallen sofort die Parallelen zwischen der Schlussfolgerung der hier besprochenen Untersuchung von Dieter und Martin Pesch und der fünf Jahre älteren Äußerungen von Marcus Albanus auf. Die Übereinstimmung lässt nur die Vermutung z, dass für die Autoren des Buches das Forschungsergebnis schon zu Beginn ihrer Arbeit feststand und es eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Nachlassverwalter gab.
In der Frage „Verführer oder Verführter" spiegelt sich die Arbeit von Dr. Dieter und Martin Pesch mehr wider, als dass er über Werner Peiner Auskunft gibt. Dies wird auch durch einen Zwischenfall während der Ausstellung bestärkt. Dr. Dieter Pesch rühmte sich gegenüber den Kritikern der Ausstellung im KunstForum Eifel damit, dass unter anderem der renommierte Professor Alexander Koch des Historischen Museums in Berlin sich lobend über das von ihm verfasste Buch geäußert hätte. Dieser hatte sich jedoch lediglich für die Zusendung des Buches bedankt und sich weder zur Ausstellung noch zum Katalog geäußert. Auf Nachfrage zeigte er sich äußerst empört. Eine Gegendarstellung wurde am 18. August 2012 im Kölner Stadtanzeiger abgedruckt.
Zu einer Podiumsdiskussion, die das „Eifler Bündnis gegen Rechtsextremismus" organisierte, erschienen trotz Einladung als Diskutanten weder Dr. Dieter Pesch noch Marcus Albanus.
Juni 2013
Norbert Küpper M.A., Kunsthistoriker und Maler, Köln
Dr. Dieter Pesch und Martin Pesch
Werner Peiner – Verführer oder Verführter
Kunst im Dritten Reich
Grin Verlag München 2012
172 Seiten teils bebildert
Leserbriefe stellen die persönliche Meinung des Verfassers dar. Die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft stellt diesen Raum für kontroverse Themen und Auseinandersetzung im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Verfügung, um eine Diskussion zu ermöglichen.