Ein gewolltes Scheitern?

VON ANDREA RÖHRIG - RHEINISCHE POST, 09.07.2011 Solingen (RP).

Sowohl die Zukunft des Kunstmuseums als auch des Zentrums für verfolgte Künste stehen auf des Messers Schneide. Am Donnerstag will sich der Stadtrat zum Zentrum für verfolgte Künste, das eine Standbein des Museums an der Wuppertaler Straße, positionieren.Bis dahin gibt es aber noch jede Menge Hürden zu überqueren. Allerdings sind in den vergangenen Tagen die Gräben zwischen den beiden Zentrums-Kooperationspartnern Stadt Solingen und dem Landschaftsverband (LVR) tiefer und breiter geworden. Vor allem beim LVR scheinen manche Protagonisten – bildlich gesprochen – eigenhändig zur Schippe gegriffen zu haben.

Die Forderung des LVR-Kulturausschusses, dass die Stadt Solingen den Kooperationsvertrag trotz der rechtlichen Einwände der Bezirksregierung unterschreiben soll, hat im Solinger Rathaus für Erstaunen gesorgt. Denn letztlich ist das nichts anderes als der Versuch einer Erpressung – frei nach dem Motto: Friss oder stirb. Das erste kann die Stadt Solingen nicht, weil die Aufsichtsbehörde unmissverständlich ihr Veto eingelegt hat.

Würde Oberbürgermeister Norbert Feith den Vertrag in der Urfassung unterschreiben, würde er sich zu Recht Ärger mit der Regierungspräsidentin einhandeln. Das weiß auch der LVR. Im übertragenenSinn sterben will man als Stadt Solingen verständlicherweise auch nicht, denn das würde bedeuten, dass man über kurz oder lang auch das Kunstmuseum finanziell nicht mehr am Leben halten könnte.

Doch warum agiert der LVR so? Wenn man es wüsste, wäre es einfacher gegenzusteuern. Vielleicht ist aber der entscheidende Hinweis dieser Satz aus dem Beschluss des LVR-Kulturausschusses: Für denFall, dass der Vertrag nicht unterschrieben wird, soll die LVR-Verwaltung Alternativszenarien vorbereiten, wie der LVR unter Einbeziehung des Landes sich des Themas verfolgte Künste annehmen könne.Sammler Schneider hätte der LVR dabei schon an seiner Seite.

Dieser Satz macht stutzig und wirft die Frage auf, ob es letztlich dem LVR nur noch darum geht, den Schwarzen Peter für ein Scheitern des Zentrums Solingen zuschieben zu können. Liebäugelt der LVR sogar schon mit einem Alternativstandort für das Zentrum, in dem man mit eigenem Personal und Konzept alleine schalten und walten kann?

An diesem scheinbar aussichtslosen Punkt nun wird es schwierig für Oberbürgermeister Norbert Feith zu agieren, vor allem unter dieser aufgedrückten Zeitnot. Jetzt wird der ein oder andere sagen, dieser habe nicht immer geschickt agiert. Das gilt aber auch für den LVR. Vom Votum des Kulturausschusses erfuhr die Stadt per Mail anderthalb Tage nach der Sitzung. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn die Bezirksregierung noch mal schnell den Ringrichter spielt. Denn diese hat dem alternativen Finanzkonzept der Stadt für das Kunstmuseum und damit auch einer auskömmlichen Zukunft des Zentrums bereits zugestimmt. Die Sparkasse soll die Finanzlücke schließen. Vielleicht war man beim LVR schon in dem Glauben, dass der OB keinen Ausweg findet.

Hat er nun aber irgendwie, wenn auch die Solinger Politik dabei ein wenig zerrissen ist. Das ist aber ein anderes Problem,das darin begründet ist, dass das Zentrum für verfolgte Künste noch nicht einmal ansatzweise mit Leben gefüllt ist. Man ist irgendwie dafür,weil man schlechterdings dagegen sein kann. Und weil man nicht will, dass das gesamte deutsche Feuilleton schief auf Solingen schaut, weil man hier ja nicht für Verfolgte ist.

Vor über sieben Monaten stand in einer Zeit-Lupe in dieser Zeitung, dass das Zentrum nur eine Hülle ohne Inhalt ist. Das gilt heute leider immer noch. Vielleicht wäre man auch mit dem LVR an einem anderen Punkt, wäre es nicht nur um Vertragsformulierungen, sondern um die Begeisterung für eine wichtige Sache gegangen. Wenn der LVR jetzt aber nicht mehr mit Solingen will, dann muss er das deutlich sagen.

Spenden Sie!

Spenden Sie für die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft.

Zum Spendenportal: Link

Wir auf Facebook!

Werden Sie Fan von uns auf Facebook!

Zur Facebook-Gruppe: Link