Zentrum für verfolgte Künste

Solingen (epd). 26.02.2012

In Solingen soll ein "Zentrum für verfolgte Künste" zur Erinnerung an Künstler, die in der NS-Diktatur und in der DDR verboten, schikaniert und vertrieben wurden, entstehen. Dafür plädierten am Sonntag bei einer Podiumsdiskussion in Solingen Politiker, Schriftsteller und Bürger. Das Zentrum soll aus der bereits bestehenden Sammlung von Werken verfolgter Maler und Schriftsteller am Solinger Kunstmuseum hervorgehen.

 

"Der Aderlass der deutschen Kultur durch die Vertreibung von Künstlern in der Zeit des Nationalsozialismus ist unermesslich und schmerzt immer noch", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Siegmund Ehrmann. Deshalb brauche Deutschland ein Zentrum, in dem vor allem jugendliche Besucher "mit allen Sinnen Lebensgeschichten und Werke dieser Künstler kennen lernen" könnten.

Ehrmann setzt sich im Kulturausschuss des Deutschen Bundestages für die Gründung ein. Er verlangte ein Engagement der Stadt Solingen und des Landes Nordrhein-Westfalen für das Projekt sowie ein Konzept. Das "Zentrum für verfolgte Künste" müsse dazu beitragen, aus der Vergangenheit Lehren für die Zukunft zu ziehen und echtsextremistischen Tendenzen entgegen wirken.

 

Ehrmann wie auch die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin und Solinger Landtagsabgeordnete Sylvia Löhrmann (Grüne) äußerten sich optimistisch, dass in der Stadt, die 1993 Schauplatz eines Brandanschlages auf türkische Familien war, das Zentrum entstehen wird. Ehrmann warnte allerdings davor, dass die Erinnerung in Posen steckenbleibt. "Deswegen brauchen wir ein Konzept für einen sinnlichen Ort mit Erweiterung ins Internet."

 

Auch der ehemalige Intendant des Westdeutschen Rundfunks, Fritz Pleitgen, unterstützte das Anliegen. "Wir brauchen diese Einrichtung, damit wir Menschen emotional erreiche", sagte Pleitgen in der Podiumsdiskussion. Nur wenn sich viele Menschen, darunter Kinder und Jugendliche, mit dem Lebenswerk von Opfern der Diktaturen beschäftigten, könnten sie rechtsradikalen Strömungen trotzen.

 

Das seit Dezember 2010 zunächst im Solinger Kunstmuseum angesiedelte "Zentrum für verfolgte Künste" hat sich zum Ziel gesetzt, Exilgeschichten von Künstlern, Schriftstellern und Publizisten während des Nationalsozialismus und aus der DDR zu dokumentieren und zu erforschen und zum Thema von Seminaren, Diskussionen und Ausstellungen zu machen. Bisher verfügt das Zentrum über die Solinger Sammlung Gerhard Schneider mit Werken verfolgter Künstler und die Sammlung "verbrannter und verbannter Dichter" der Stiftung der Else Lasker-Schüler Gesellschaft. Im Dezember hatte der Landschaftsverband Rheinland (LVR) einen jährlichen Betriebskostenzuschuss in Höhe von 290.000 Euro für das Zentrum zugesagt.

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