Ein Liebesdialog als Liebesduell

SOLINGER TAGEBLATT 09.07.2012

liebesdialog

Die Schauspielerin Nina Hoger las vor vielen Zuhörern im Kunstmuseum. Foto: Daniela Tobias

LESUNG Schauspielerin Nina Hoger liest Texte von Else Lasker-Schüler.

„Die künstlerische Freiheit ist in unserem Grundgesetz verankert, doch wir alle wissen, dass die Interpretation des Kunstbegriffs viele Jahre eben nicht frei war", sagte Professor Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, in seiner Rede am Sonntag im Kunstmuseum. Die „aufgezwungenen Schönheitsbilder" des Nazi-Regimes sind eines der Hauptthemen an diesem Vormittag, an dem sechs Zeichnungen der jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler von Mitgliedern der gleichnamigen Gesellschaft als Dauerleihgabe an das Museum übergeben wurden. Es handelt sich um sechs von insgesamt 104 Werken, die 1937 von den Nazis als ,entartet' beschlagnahmt und in der Schweiz weiterverkauft wurden", erzählt Hajo Jahn, Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft. Ein Jahr lang brauchte er, um die 54 000 Euro von Investoren zu sammeln. Jahn: „Es war eine anstrengende Zeit, ich hab mehrmals ans Aufgeben gedacht." Letztendlich schaffte er es aber doch: Ein Drittel zahlte der Bund, ein Drittel die Kulturstiftung der Länder und das letzte Drittel die Kunststiftung NRW.

23 Bilder von Lasker-Schüler im Kunstmuseum

Insgesamt befinden sich nun 23 Lasker-Schüler-Bilder im Kunstmuseum Solingen. Jahn: „Man muss aber ganz klar sagen, dass die Leihgabe nicht dem Museum, sondern dem geplanten Zentrum für verfolgte Künste gilt."Neben der Präsentation der Zeichnungen gab es noch mehr Kunst. Unter dem Titel „Der Prinz und der Barbar" las Nina Hoger mit Unterstützung von Hajo Jahn, der die Texte auch selbst zusammengestellt hatte, Auszüge aus Gedichten und Briefen, die Anfang des 20. Jahrhunderts zwischen Lasker-Schüler und Gottfried Benn hin und her gingen. „Es ist ein Liebesdialog, vielleicht könnte man es aber auch ein Liebesduell nennen", scherzt Jahn und nimmt damit Bezug auf den Herzschmerz, den diese Beziehung der Dichterin viele Jahre bereitete und sie schreiben ließ: „Könnte ich mich doch in mich verlieben – da weiß man, was man hat." Untermalt wurden die poetischen Worte von Wolfgang Schmidtke, der am Saxofon Vertonungen der Else-Lasker-Schüler-Lyrik spielte. gika

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