Die Geschichte einer verpassten Chance oder einfach nur Etikettenschwindel?
Solche Anfragen erreichen uns von Mitgliedern, Studenten, Wissenschaftlern und anderen Interessenten, nachdem von der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und –Stiftung im September 2000 ein gemeinsames Büro eröffnet wurde, das zu den normalen Öffnungszeiten und natürlich über e-Mail und Fax erreichbar ist. Diese Geschäftsstelle liegt an der Herzogstraße 42 in Wuppertal-Elberfeld, direkt neben einem ästhetisch sehr anspruchsvollen, aber relativ düsteren Denkmal, denn an dieser Straße wurde die Dichterin 1869 geboren.
Geburtstagsanzeige (Elberfelder Zeitung)
Doch auch ein "Grabmal" oder "Mausoleum" - wie die Doppelstele gelegentlich bezeichnet wird von Besuchern, die sich nicht selten erkundigen, ob hier die Dichterin begraben sei - ist ein Denkmal.
Dem Gedicht "Weltflucht" von Else Lasker-Schüler hat der Münchener Künstler Stephan Huber den Titel seines 1989 im Auftrag der Stadt Wuppertal geschaffenen Denkmals entnommen:"Meinwärts". In sich geschlossen bilden zwei Stelen aus schwarzem Granit das Denkmal, das auf eine Initiative von Heinrich Böll zurückgeht.
Die Antwort an die Fragesteller aber lautet, daß es nur ein authentisches Gebäude in Wuppertal gibt, das den Namen Else Lasker-Schüler-Haus zu Recht verdienen würde:
Das Elternhaus der Dichterin, wo sie ihre von Antisemitismus überschattete Kindheit und Jugend verbrachte. Dieses Haus und die steil ansteigende Sadowastraße hat die Dichterin beschrieben. Es ist also in die Literatur eingegangen. Es befindet sich in der Sadowastraße 7 im Stadtteil Elberfeld, leider jedoch in Privatbesitz; die vorhandenen Wohnungen sind vermietet. Die kleine Bronzetafel an der Fassade wurde initiiert und finanziert von dem Wuppertaler Juwelier Georg Abeler, einem ehemaligen Geschäftspartner unseres verstorbenen Mitglieds Ignatz Bubis.
AUFRUF
Wer würde sich verpflichten, eine permanente Spende zu stiften, um eine Wohnung im "Else-Haus" anzumieten? In dieser Wohnung könnte bis zu einer späteren Gesamtnutzung ein(e) verfolgte Dichter(in) jeweils für eine festgelegte Zeit gratis wohnen, wenn die Fianzierung gesichert ist.
Auskünfte über das ELS-Büro: 0202-305198 oder per Mail: vorstand@else-lasker-schueler-gesellschaft. de
Die Bemühungen der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, die Immobilie zu kaufen oder zu mieten, um daraus ein Dichterhaus zu machen wie für Heinrich Heine in Düsseldorf oder Heinrich Böll in der Nähe von Köln, gehen dennoch weiter. Doch dazu bedarf es wenigstens der Unterstützung von "Fans" des prinzen Jussuf..
Das Geburtshaus der Dichterin, ebenfalls in Elberfeld, ist im Krieg zerstört worden. Dort, an der Wuppertaler Herzogstraße 29, befindet sich heute die Buchhandlung Nettesheim. Eine Bronzetafel mit dem Gedicht "Weltflucht" erinnert an die Künstlerin - das tun wir u.a. auf dieser Homepage mit einen "Stadtspaziergang" auf den Spuren von Else Lasker-Schüler. Dabei stellen wir auch das ELS-Archiv in der Zentralbibliothek, Kolpingstraße 8 vor.
Wichtige Autographen und Originalzeichnungen, die dort aufbewahrt werden, sind zum Teil gemeinsam mit der Stadtbibliothek angeschafft oder allein von der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft erworben und als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt worden. Sie sind dort zu besichtigen. Allerdings bittet Henry Schneider, der das Archiv betreut, um Voranmeldung. Entweder schriftlich (Kolpingstr. 8, 42103 Wuppertal) oder telefonisch unter 0202-563-2162.
Ein fröhliches, farbiges Denkmal im Sinne der Dichterin von Israel Staatspreisträger Igael Tumarkin entworfen und mit dem Satz "Gott wo bist Du?" zum Nachdenken anregend, wurde nie realisiert. Dabei hatte der Künstler, der aus Deutschland stammt, sein Werk über die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft gratis angeboten. Wuppertal lehnte das Angebot mit der Begründung ab, ein Denk-Mal reiche. Sollte sich ein Sponsor (für die Materialkosten) und ein Platz finden, würden wir diese Plastik gern nach Berlin oder Zürich vermitteln.
Die Menschen im Vordergrund machen einen Größenvergleich deutlich: Diese Stele wäre ein unübersehbares Denkmal für Else Lasker-Schüler. Wo ist der Mäzen, die Mäzenin, die die Mittel für eine Realisierung in Berlin oder Zürich zur Verfügung stellt?
Auf der Bronzeplatte an der Buchhandlung Nettesheim Ecke Herzogstraße/Bankstraße in W.-Elberfeld ist das Gedicht "Weltflucht" und der folgende Text zu lesen:
"Vormals stand hier das Geburtshaus der bedeutenden expressionistischen Lyrikerin Else Lasker-Schüler. Geboren am 11. Februar 1869, verbrachte sie Kindheit und Jugend in der Sadowastraße 7. Als Jüdin bekam sie frühzeitig die Verfolgung durch den Nationalsozialismus zu spüren. Sie emigrierte 1933 in die Schweiz und starb am 22. Januar 1945 in Jerusalem."
Weltflucht
Ich will ins Grenzenlose
zu mir zurück,
schon blüht die Herbstzeitlose
meiner Seele,
vielleicht - ist’s schon zu spät
zurück!
O, ich sterbe unter Euch!
Da ihr mich erstickt mit Euch.
Fäden möchte ich um mich ziehn-
Wirrwarr endend!
Beirrend,
Euch verwirrend,
Um zu entfliehn
Meinwärts!
Else Lasker-Schüler
Copyright: Suhrkamp Verlag.
PS: Das von der ELS-Gesellschaft und Stiftung "Verbrannter und verbannte Dichter/Künstler" gemeinsam mit dem PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren angestrebte "Zentrum für verfolgte Künste" soll, wenn möglich, den Namen der Künstlerin tragen, weil ihr Schicksal exemplarisch dafür ist, was Intellektuellen in der Nazizeit angetan wurde und noch immer in Diktaturen widerfährt.
In Solingen ist mit dem "Zentrum für verfolgte Künste" im Kunstmuseum Solingen ein erster Schritt zur Realisierung erfolgt und mit der (Bilder-) Sammlung Schneider ein Grundstock gelegt worden, dank auch durch die unterstützung einer Bürgerstiftung.