Die Stadt Wittlich hat bekanntlich ein großes Problem im Umgang mit der Schenkung von Georg Meistermann-Werken, die ihr von der Witwe Edeltrud Meistermann vermacht worden ist. Die Probleme eskalierten 2010 mit dem Versuch im damaligen Georg-Meistermann-Museum den ortsansässigen Bildhauer Hanns Scherl zu jubilieren. Dieser war NSDAP-Mitglied und Oberscharführer der Hitler-Jugend und schuf auch nach 1945 weiter Werke im Sinne und der Tradition der Nationalsozialistischen Kunstideologie. Dieser Skandal führte zum Ende des Georg-Meistermann-Museums, da der Namenspatron Meistermann sich der NS-Regime widersetzte und sich nach 1945 stets für die Freiheit der Kunst einsetzte. Dies ist weitgehend bekannt und wissenschaftlich aufgearbeitet
Aber auch danach tat sich die Stadtverwaltung schwer mit der Pflege der Meistermann-Schenkung. 2011 wurden ein Märchenbuch und Fensterkartons zerschnitten und fragmentarisch in der Ausstellung zum 100. Geburtstag präsentiert. Ein Triptychon wurde als Einzelbilder aufgehängt und dadurch im Inhalt verfälscht. Dies wäre nie im Sinne des Urhebers gewesen. Auf einer Schrifttafel behauptete man jedoch, diese Urheberrechte zu respektieren. War dies reiner Dilettantismus oder steckte gar Spott dahinter?
Man versuchte zudem den Verkauf des umfangreichen Katalogs „Das Leben des Menschen ist eingehüllt in Farbe – Georg Meistermann zum 100. Geburtstag“ zu verhindern, der anlässlich Museumsausstellungen in Solingen, Bayreuth und Linnich zu verhindern. In diesem Katalog sind der skandalösen Umstände, die zum Ende des Georg-Meistermann-Museums führten, wissenschaftlich aufgearbeitet worden.
2012 wurden die Arbeiten Georg-Meistermanns in der Wittlicher „Galerie für Moderne Kunst“ erstmalig mit Gesellen-Arbeiten der Schreiner zugestellt. Es verwundert Außenstehende, dass überhaupt Schreiner-Gesellenstücke in einer „Galerie für Modere Kunst“ ausstellt werden. Das Ausstellungsprogramm der Kulturverwaltung ist in Hinsicht auf moderne Kunst völlig konzeptlos. Dies wurde auch durch andere Ausstellungen belegt.
2013 wiederholte man die „Schreiner-Präsentation“ und behauptet, dass die Gesellenstücke durch die Meistermann-Werke geehrt würden. Man verstellte aber gerade diese Kunstwerke mit den Gesellenstücken. Man fragt sich abermals, ob es sich nur um Dilettantismus handeln kann. Und dieses Zustellen der Bilder machte man in gesteigerter Form, da man die Räume mit einer Sonderausstellung nicht in die Schreiner-Präsentation miteinbezog. Dort zeigte man eine Ausstellung des Malers Fritz Quandt, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Trierer Raum hauptsächlich als Dekorationsmaler tätig war. Warum die Schreiner-Gesellenstücke nicht nach der Quandt-Ausstellung ausgestellt wurden, die nur noch wenige Tagen andauern sollte, oder auch mit dessen Werken „geehrt“ wurden, bleibt ein Rätsel.
Dieses respektlose Zustellen von Meistermann-Werken veranlasste die Wittlicher Georg-Meistermann-Gesellschaft und den Nachlassverwalter Dr. Justinus Maria Calleen zu öffentlichen Stellungnahmen, die die Form der Präsentation und das Vorgehen der Wittlicher Kulturverwaltung kritisierte. Daraufhin erschien im Trierischen Volksfreund am 20./21. Juli 2013 der Artikel „Die hohe Kunst des Streitens“. Dort wurde der Eindruck erweckt, dass die Schreiner-Präsentation an sich ein Problem sei. Die gewählt Foto-Auswahl ließ die chaotischen Verhältnisse auch nur im Mindesten erahnen. Die Aussagen des Kulturverwaltung wurden in keiner Weise gegenrecherchiert oder hinterfragt.
In der Folgezeit erschienen dann Leserbriefe, die sich teils beleidigend gegenüber der Georg-Meistermann-Gesellschaft und auch dem Werk des international anerkannten Künstlers äußerten. Es meldeten sich Personen zu Wort, die ohne Kenntnisse über Georg Meistermann behaupteten, dass sich dieser über eine solche Zusammenstellung gefreut hätte. Ein Leserbriefautor schlug sogar vor, die Georg-Meistermann-Schule nach dem NSDAP-Mitglied und Oberscharführer der Hitlerjugend Hanns Scherl umzubenennen. Dies ist im Jahre 2013 sicherlich ein einzigartiger Vorschlag. Er zeigt aber, wie stark dort einige Personen in „der Tradition verhaftet“ sind.
Ein von mir am 1. August 2013 verfasster Leserbrief wurde trotz mehrmaligen Nachfragen nicht veröffentlicht. Auch eine Antwort erhielt ich von Redaktion des Trierischen Volksfreundes nicht. Die Auswahl der veröffentlichten Leserbriefe gibt somit nicht das Spektrum der geäußerten Meinungen wieder. Der Leserbrief und meine entsprechenden Nachfragen können Sie hier nachlesen.
Norbert Küpper, Kunsthistoriker MA, Köln
Schlimmer geht’s nimmer [oder: Wittlichs kulturpolitische Unfähigkeiten]
Nachdem die Stadt Wittlich ihre „Galerie für moderne Kunst“ aufgegeben hat, stellt sie alles aus, was ihr beliebt. Auch ohne Konzept sollte sie zu einer durchdachten Ausstellungsarbeit fähig sein.
Wieso legte man die Schreiner-Gesellen-Ausstellung auf die letzten Tage der zuerst geplanten Fritz-Quant-Werkschau? Die 350 Besucher der Gesellen-Präsentation will man zusammen mit der schlecht besuchten Quant-Ausstellung verrechnen! Eine längere Ausstellungszeit im freien 1. Stock hätte den Schreinern-Gesellen viel mehr gebracht als die Abstell- und Rumpelkammerpräsentation! Stattdessen hat man die Gesellen für eine populistische Quotenstrategie politisch instrumentalisiert!
Die Sorgfaltspflicht gegenüber der international bedeutenden Georg-Meistermann-Schenkung vernachlässigt die Stadt seit Jahren! Spätestens seit dem großen TV-Artikel (7.3.2013) von Stefan Hentschel weiß jeder, dass die Nazi-Kunstwerke des NSDAP-Mitgliedes und ehemaligen Oberscharführers der Hitler-Jugend (Offiziersrang!), Hanns Scherl, nicht mit Georg Meistermann zusammen ausgestellt werden können. Statt aufzuklären, wird seit 1945 die NS-Scherl-Biografie von der Stadt permanent verleugnet.
Jetzt fordert man die GM-Schule in Scherl-Schule umzubenennen. Die Scherl-NS-Verleugnungen der Stadt zeigen ihre “Früchte”. 2011 zerschnitt die Stadt GMs Märchenbuch und einige Fenster-Kartons! Bereits 2012 wurden die Schreiner-Gesellenstücke völlig wahl- und konzeptlos vor die Meistermann-Werke abgestellt. Dafür verantwortlich ist ausschließlich die Stadt. Dieses Jahr wurde es noch wilder und chaotischer, weil alles ohne jeden Grund auf das Erdgeschoss komprimierte wurde.
Da die Stadt Wittlich nicht daran interessiert ist, fach- und sachgerecht mit der Meistermann-Schenkung umzugehen, sollte sie diese der Meistermann-Familie zurückgeben. Dann würde die Stadtverwaltung nicht nur ehrlich handeln, sondern sie müsste sich nicht mehr als ständiges Opfer ihrer eigenen, kulturpolitischen Unfähigkeiten präsentieren.
Norbert Küpper, Kunsthistoriker MA, Köln
8.August2013:
Sehr geehrte Redaktion!
Mit der unten angehängten Nachricht hatte ich Ihnen am Donnerstag, den 1. August 2013, meinen Leserbrief zu dem Artikel „Die hohe Kunst des Streitens“ zugesendet. Da dieser bis jetzt noch nicht abgedruckt wurde, sende ich Ihnen diesen nochmals zu, um sicher zu gehen, dass er angekommen ist. Da Frau Blaedel in einem Leserbrief von Herrn Henkel unangebracht hart angegangen wurde, bitte ich Sie hiermit nochmals um die Veröffentlichung, damit ihre Argumentation gestützt wird. Dieser Leserbrief zeigt auch, dass in Wittlich „die hohe Kunst des Streitens“ schnell in Beschimpfung mündet, denn die Äußerungen zu Herrn Krames sind nicht an sachliche Argumente gebunden, sondern diskreditieren ihn als Person. Wenn Herr Henrath nun 2013 auch noch die Umbenennung einer Schule nach einem NSDAP-Mitglied und Oberscharführer der HJ fordert, ist dies wohl bundesweit einmalig (im negativen Sinn). Mein Leserbrief stellt dagegen sachlich Argumente in den Vordergrund und kann daher zu einer inhaltlichen Diskussion beitragen.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Küpper, Kunsthistoriker MA, Köln
10. August 2013:
Sehr geehrte Redaktion!
Mit Befremden muss ich feststellen, dass mein seit 1. August vorliegender Leserbrief noch nicht veröffentlicht wurde. Da am 8. August ein weiterer Leserbrief zu „Die hohe Kunst des Streitens“ erschienen ist, scheint das Interesse an dem Thema noch nicht abgeflaut zu sein. Wieso allerdings dann Leserbriefe abgedruckt werden, die aus Unkenntnis über Leben und Werk von Georg Meistermann falsche Behauptungen aufstellen, finde ich erstaunlich. Der Schreinermeister Hayer behauptet, dass Meistermann sich angesichts des Verhaltens seines Enkels im Grab herumdrehen würde. Nun weiß jeder, der sich etwas mit der Meistermann-Biographie beschäftigt hat, dass er eine Gleichsetzung von Kunst und Handwerk, wie sie Herr Hayer vollzieht, abgelehnt hätte. Nicht aus einer Verachtung des Handwerks, wie sie in den Leserbriefen fälschlicherweise Herrn Calleen und der Georg-Meistermann-Gesellschaft vorgeworfen wird. Sondern schlicht und einfach aus seiner Lebenserfahrung der NS-Zeit. Denn gerade die Nationalsozialisten degradierten den Künstler zur rein ausführenden Kraft der großen Propaganda-Ideen, die die Parteiführung ausarbeitete, und hoben gleichzeitig die Handwerker in den Künstlerstand. Gegen diese Unterordnung unter das Führerprinzip hat sich Georg Meistermann immer für die Freiheit der Kunst eingesetzt. Somit basieren die Meinungen der abgedruckten Leserbriefe gewollt oder ungewollt auf falschen Annahmen und enden in Diskreditierung anderer Personen.
Umso unverständlicher ist, dass mein Brief bis heute nicht abgedruckt wurde. Schließlich verneine ich nicht das Recht einer guten Handwerker-Ausstellung, sondern verweise nur auf die belegten Unfähigkeiten in der Wittlicher Kulturverwaltung. Dazu zählt auch, dass die Kulturverwaltung noch aufgrund des Ausstellungs“konzeptes“ nicht konsequent den Namen „Galerie für moderne Kunst“ vom „Alten Rathaus“ entfernt hat (was im Internetauftritt der Stadt schon stellenweise geschieht und man nur noch „Altes Rathaus“ schreibt). Aber vor Allem ist die nachlässige Pflege der Meistermann-Schenkung zu nennen.
Meinen Leserbreif finden Sie nochmals unten an diese Nachricht angehängt.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Küpper, Kunsthistoriker MA, Köln
15. August 2013:
Sehr geehrter Herr Reinhart! Sehr geehrter Herr Ross!
Lieder muss ich feststellen, dass mein Leserbrief, den ich Ihnen am 1. August zugesendet habe, immer noch nicht veröffentlicht wurde. Wie Sie anhand der unten angehängten e-mails entnehmen können, habe ich mehrmals auf die Wichtigkeit der Veröffentlichung hingewiesen. Denn die veröffentlichten Leserbriefe weisen doch auf erhebliche Informationslücken seitens der Verfasser über Kunstausstellung im Allgemeinen und Georg Meistermann im Besonderen auf. In Wittlich wird über die Präsentation der Schreiner-Gesellen weiterhin heftig diskutiert. Daher kann die Auswahl der veröffentlichten Leserbriefe in keiner Weise die verschiedenen Meinungen in der Bevölkerung widergeben. Denn sonst gäbe es keine Diskussion. Der von mir verfasste Leserbrief stellt die, auch von Frau Blaedel angesprochenen, Kritikpunkte an der Kulturpolitik der Stadt Wittlich nochmals klar heraus. Wieso werden den Lesern solche über die im Artikel angesprochenen hinausgehenden Informationen vorenthalten?
Der Leserbrief ist weiterhin an diese e-mail unten zum Abdruck angehängt.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Küpper
Raum-7e -Schreiner-Ausst vor GM