Rheinische Post, 21.09.2013
Solingen (RP). Die Verfolgung durch die Nationalsozialisten zwang Tausende Künstler in die Emigration. An ihre Schicksale und Werke erinnert das Projekt "Künste im Exil". Es setze neue Impulse bei der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit, erklärte Kulturstaatsminister Bernd Neumann zum Start der virtuellen Ausstellung.
Hajo Jahn (rechts) von der Else-Gesellschaft und Museumsleiter Dr. Rolf Jessewitsch. Foto: mak (Archiv)
Die Bundesregierung will mit dem Projekt "Künste im Exil" einen wesentlichen Schritt dazu leisten, Leben und Werk exilierter Künstler und Intellektueller besser zugänglich zu machen. Über 8000 Kulturschaffende – Bildende Künstler, Fotografen, Schriftsteller, Architekten, Theater- und Filmregisseure, Tänzer, Schauspieler und Musiker – emigrierten aus dem national-sozialistischen Machtbereich. Nach dem Ende des Krieges wurde das Schaffen von Künstlern und Literaten, die während des Nationalsozialismus verfolgt, verfemt, entrechtet und ins Exil getrieben worden waren, hierzulande verdrängt, teilweise sogar vergessen.
Mit dem Thema "Exil" beschäftigen sich seit Jahren zahlreiche Forschungseinrichtungen, Archive und Ausstellungshäuser. Dazu gehören neben den Jüdischen Museen in Frankfurt, Berlin und München unter anderem das Bundesarchiv, das Marbacher Literaturarchiv, die Akademie der Künste, die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und das Kunstmuseum Solingen. Die Arbeit dieser Einrichtungen werde jetzt erstmalig, so Neumann, "zusammengeschlossen und aus einer neuen Perspektive zugänglich gemacht". Entstanden ist ein Netzwerk, dessen Ergebnisse nun im vir-tuellen Museum digital aufbereitet und erschlossen werden. Der Schwer-punkt liegt dabei auf der Vertreibung aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Berücksichtigt werden auch spätere Exile, aus der ehemaligen DDR und Osteuropa.
Staatsminister Bernd Neumann begrüßte im Bundeskanzleramt auch Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller: "Sie, liebe Herta Müller, haben, gemeinsam mit der Else-Lasker-Schüler-Gesell-schaft und dem ,Zentrum der verfolgten Künste' im Kunstmuseum Solingen, einen entscheiden-den Anstoß für die Gründung des Netzwerks ,Künste im Exil' gegeben."