Gravitation Zero – Tribut für Pina Bausch
Solingen/ Mit der Ausstellung „Himmel und Hölle“ (Sammlung Serke im Besitz der Else Lasker-Schüler-Stiftung Verbrannte und verbannte Dichter – für ein Zentrum der verfolgten Künste“ ) wurde im Jahr 2008 im Kunstmuseum Solingen das Museum der verfolgten Künste etabliert. Das Museum befasst sich seitdem intensiv mit Lebensschicksalen von Künstlern, mit ihrer Verfolgung und der Unterdrückung ihrer Werke.
Die Sammlung dieses bedeutenden deutschen Museums umfasst viele herausragende Werke von Künstlern, die Opfer historischen Unrechts wurden oder von Künstlern, denen diese Schicksale nicht gleichgültig waren und die mit künstlerischen Mitteln Zeugnis darüber ablegten.
Das ist auch die Intention des tschechischen Multimedia-Künstlers Daniel Pešta, in dessen Werk sich zwei solcher Lebenserfahrungen verbinden: das Leben in kommunistischer Unfreiheit, in dem er als Künstler gesellschaftlich und künstlerisch isoliert war, die Reaktion auf den Regimewechsel und das sich anschließende Leben in der freien Welt. In seinen Bildern, Kunstharzobjekten, „Genetischen Codes“, Videos und Assemblagen berührt Pešta auf seine sehr persönliche Weise – und doch ohne Pathos und Vorurteile – Bereiche der menschlichen Existenz.
Dabei biedert er sich nicht an, sondern analysiert Individuen und die Gesellschaft auf einer psychologischen Ebene, er deckt Unrecht auf und relativiert die „Moral“. Ihm ist bewusst, dass zwischen „Himmel“ und „Hölle“ nur eine gedachte gläserne Wand existiert, durch die die einen die anderen in einer einzigen Realität sehen.
Die Ausstellung in Solingen findet in einer Art träumerischem Nebel statt, dessen Atmosphäre Parallelen zu einigen Choreographien von Pina Bausch aufweisen. So ist es kein Zufall, dass Pešta dieser Tänzerin und Choreographin aus Wuppertal mit einer der wichtigsten Rauminstallationen, Gravitation Zero, huldigt. Zwölf Figuren finden sich dort in eingefrorener Bewegung. Ihre Gesichtsausdrücke sind ambivalent, von einem inneren Licht erleuchtet, wodurch sie gute Zeiten prophezeien, oder vielleicht doch eher dunkle Geheimnisse verbergen?
Die Ausstellung „Gravitation Zero“ im Kunstmuseum Solingen knüpft an die Ausstellungen Peštas an, die im Prager Museum Montanelli und im Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück zu sehen waren.
Der in Prag und Frankfurt am Main lebende und arbeitende Daniel Pešta ist Mitglied im tschechischen Künstlerverein Mánes, nimmt an bedeutenden Biennalen zeitgenössischer Kunst (Mexico City, Chicago, Florenz, Prag) teil und ist für sein freies Schaffen und seine Bücher mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden.
Ein Katalog ist im Museumsshop erhältlich. Informationen zur Ausstellung erteilt Dr. R. Jessewitsch unter 0212-2581412.